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Special | China | Seidenstraße

Neue Belt and Road-Projekte fokussieren sich auf Afrika

Projekte der neuen Seidenstraßen nahmen im 3. Quartal 2021 Fahrt auf. Irak und Großbritannien sind wichtige Partnerländer.

Von Marcus Hernig | Bonn

Von Juli bis September 2021 konnte Germany Trade & Invest in chinesischen Quellen insgesamt 235 Projekte der Belt and Road Initiative (BRI) identifizieren, bei denen chinesische Unternehmen eine Ausschreibung gewonnen oder einen Vertrag unterzeichnet haben beziehungsweise für die ein Memorandum of Understanding (MoU) abgeschlossen wurde.

Das entspricht durchschnittlich 78 gemeldeten Projekten pro Monat. Im 1. Halbjahr waren es insgesamt 270 Projekte oder pro Monat durchschnittlich 45 gemeldete Projekte. Auch wenn berücksichtigt werden muss, dass einige der Projekte aus dem 2. Quartal erst im aktuellen Berichtszeitraum unterzeichnet wurden, stieg die Zahl der Projektvorhaben im 3. Quartal 2021.

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Energie und Transportinfrastruktur bleiben Schwerpunkte

Die gelisteten 85 Projekte des Energiesektors umfassen Kohle, Erdöl und Gas genauso als Energieträger wie Wasser, Wind und Sonne. Weitere 58 Projekte weltweit können den Branchen Straßen-, Brücken-, Hafen-, Eisenbahn- und U-Bahn-Bau zugeordnet werden. Damit machen beide Infrastrukturbereiche rund 60 Prozent aller beschlossenen und geplanten BRI-Projekte Chinas aus – ein leichter Rückgang gegenüber dem 1. Halbjahr 2021 mit 66,7 Prozent.

Anzahl der BRI-Projekte von Juli bis September 2021 nach Branchen

Branche

Anzahl der BRI-Projekte

Energie

85

Transport/Verkehr

58

Industrie/Bergbau

40

Immobilien

32

Umwelt/Gesundheit/Bildung

15

Informations- und Kommunikationstechnologie

5

Gesamt

235

Quelle: Seetao.com, BHI.com.cn, Yidaiyilu.gov.cn, Recherchen von Germany Trade & Invest

Chinas Banken sind nicht die einzigen Finanzierungsquellen

Projekte chinesischer Staatsfirmen werden nicht nur von chinesischen Kreditinstituten finanziert. Die Firmen gewinnen auch Ausschreibungen internationaler Entwicklungsbanken, darunter der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Diese finanziert beispielsweise in Namibia Infrastrukturvorhaben mit der International Economic and Trading Corporation (IETC) aus Jiangxi als Projektnehmer. Auch die Weltbank, die African Development Bank oder japanische Geldgeber werden als Investoren für Projekte genannt, die chinesische Staatsfirmen ausführen.

Afrika setzt weiter auf neue Infrastruktur

Von Juli bis September 2021 wurden weitere Verträge zu Infrastrukturmaßnahmen in Afrika entworfen oder besiegelt. Von den 89 erfassten Seidenstraßenprojekten im Berichtszeitraum sollen 32 die unzureichende Versorgung mit Straßen, Bahnstrecken, Hafeneinrichtungen und modernen Stadtkonzepten verbessern. Weitere 24 Projekte unterstützen den Aufbau neuer Kraftwerke und Energieinfrastrukturen, zum Teil unter Nutzung erneuerbarer Energien.

Ebenfalls bedeutsam für den Kontinent sind Stadtplanungsprojekte, wie die Fortsetzung der Investitionen in die Immobilienprojekte der Planstadt New Alamein in Ägypten im Umfang von 800 Millionen US-Dollar (US$) oder der Aufbau der Ökostadt Victoria in der Nähe von Ugandas Hauptstadt Kampala.

Energieprojekte werden in Asien vorangetrieben

In Südostasien spielt Kohle neben Wasser, Wind und Sonne bei der Energieerzeugung noch immer eine wichtige Rolle. In Indonesien, dem wichtigsten Kohleproduzenten der Region, übernimmt die Tsingshan Group mit knapp 320 Millionen US$ die Finanzierung von drei 380-Megawatt-Generatoren für den Kohlekraftwerks-Komplex Labota. In Vietnam betreibt China Harbour den Ausbau des Kohlekraftwerks Vung Ang 2.

Weitere 53 BRI-Projekte des Berichtszeitraums sind im Mittleren Osten sowie in Süd- und Zentralasien verortet. Irak ist mit zehn Projekten das Land mit den meisten neuen BRI-Aktivitäten in der Region. CITIC Construction konnte dort die Ausschreibung für den Aufbau des Schwerölkraftwerks Al-Khairat für sich entscheiden. Das Projekt gehört mit einem Volumen von rund 912 Millionen US$ zu den aktuell größten BRI-Projekten weltweit.

Pakistan, bekannt als einer der wichtigsten Abnehmer chinesischer Energie- und Transportinfrastruktur, realisiert gemeinsam mit Huawei das Ravi Urban Development Project nahe der Stadt Lahore. Dieses soll im Zuge eines Umweltprogramms einen „smart forest“ erhalten. Hierzu wurde zunächst ein Memorandum of Understanding unterzeichnet.

Unternehmenskäufe verschaffen China Aufträge in Südamerika

Süd- und Mittelamerika verzeichneten 18 verschiedene Projekte im Berichtszeitraum, darunter 13 Energieinfrastrukturprojekte. Damit entfallen 72 Prozent aller Aktivitäten in der Region auf die Energiebranche. Auch Wasserkraft- und Windkraftwerke in Brasilien und Argentinien gehören dazu.

Spektakulär wirkt sich die Übernahme der spanischen Firma GHESA durch Energy China im August aus. Damit ist der Energieriese verantwortlich für den Bau des neuen Flughafens von Cusco in Peru, der die achtfache Kapazität des Vorgängers erreichen und der größte Flughafen des Landes werden soll. Hinzu kommt die Übernahme des kanadischen Lithiumabbauspezialisten Millenial durch den chinesischen Batteriehersteller CATL für rund 300 Millionen US$ im September 2021. Dadurch sichert sich CATL Zugriff auf große Lithiumvorkommen in Argentinien.

Die Balkanstaaten, Russland und Großbritannien sind wichtige Partnerländer in Europa

Von den 26 neuen Projekten in Europa sind nur vier in der Europäischen Union angesiedelt: in Frankreich, Ungarn, Bulgarien und Polen. Die Hälfte der Aktivitäten in Europa kann dem Transport- und Energiesektor zugeordnet werden. Über 80 Prozent der Projekte sind in den Balkanstaaten, Russland, Ukraine und Belarus verortet.

Auch Großbritannien entwickelt sich nach dem Brexit zunehmend zu einem wichtigen Partner Chinas: Die Regierung Gibraltars unterzeichnete am 5. September 2021 einen Rahmenvertrag, der vorsieht, 15 Immobilienprojekte vom Neubau eines Stadions bis zum Bau von Seniorenheimen im Gesamtumfang von 720 Millionen US$ an Beijing Construction Engineering zu vergeben.

Papua-Neuguinea bleibt Hauptpartner in Ozeanien

In Ozeanien bauen chinesische Unternehmen hauptsächlich Straßen. Das größte Projekt bleibt der Autobahnbau in Papua-Neuguinea im Umfang von rund 160 Millionen US$. Dazu wurde ein neuer Zusatzvertrag unterzeichnet. Papua-Neuguinea ist weiterhin der wichtigste BRI-Partner in Ozeanien mit insgesamt drei von fünf Projekten, die dort im Berichtszeitraum aufgeführt werden. Fidschi und Vanuatu realisieren mit chinesischen Staatsfirmen den Bau weiterer Straßenabschnitte.

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