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Branchen | Frankreich | Bauwirtschaft

Branchenstruktur

Die großen französischen Bauunternehmen dominieren die Bauwirtschaft des Landes. Deutsche Unternehmen sind als Zulieferer aktiv.

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

Der französische Bausektor ist stark und international hervorragend aufgestellt. Mit den drei Baukonzernen Vinci, Bouygues und Eiffage ist Frankreich gleich dreimal unter den Top-20 der größten Bauunternehmen der Welt vertreten, so Deloitte in seinem Global Powers for Construction 2023-Ranking.

Die französische Bauindustrie zählte 2022 nach Angaben der FFB insgesamt 427.000 Unternehmen. Der Großteil (94 Prozent) hat zehn oder weniger Mitarbeitende, nur etwa 200 Betriebe beschäftigen mehr als 200 Personen. Von den insgesamt 1,73 Millionen Beschäftigten sind 506.000 im Bauhandwerk beschäftigt. Die Baubranche erwirtschaftete 2022 etwa 76 Milliarden Euro im Neubau und 90 Milliarden Euro in der Instandhaltung und Renovierung, insgesamt damit 166 Milliarden Euro (vor Steuern).
 

Großkonzerne auch auf Auslandsmärkten aktiv

Größere Aufträge insbesondere im Infrastruktur- aber auch im Großgebäudebereich werden in den meisten Fällen von den führenden französischen Baukonzernen Vinci, Bouygues oder Eiffage übernommen. Als Teil großer Konglomerate sind diese Gruppen auch in anderen Bereichen tätig, darunter als Immobilienentwickler, Betreiber von Parkhäusern, Konzessionär für Autobahnen und Flughäfen, aber auch in der Telekommunikation oder im Medienbereich.

Wichtige Branchenunternehmen in Frankreich

Unternehmen

Sparte

Umsatz 2022 in Mio. Euro

Vinci ConstructionHoch- und Tiefbau

29.252

Bouygues *)Hoch- und Tiefbau

28.696

ColasHoch- und Tiefbau

15.529

Eiffage *)Hoch- und Tiefbau, Energie

14.587

FayatHoch- und Tiefbau, Baumaterial

5.300

NGEHoch- und Tiefbau

3.085

Spie Batignolles *)Hoch- und Tiefbau, Energie

2.234

Demathieu Bard GroupHoch- und Tiefbau

1.752

LegendreHoch- und Tiefbau, Energie, Immobilien

930

* ohne Immobiliengeschäfte.Quelle: Geschäftsberichte, Recherche GTAI

Vor allem Vinci, Bouygues und Eiffage sind im Ausland sehr aktiv. Der Gesamtwert der im Ausland erbrachten Bauleistungen französischer Unternehmen betrug 2021 nach Angaben des FFB im Gebäudebau 7,1 Milliarden Euro, ein Rückgang von 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 

Die Auslandsaktivität litt nach den bereits schwachen Zahlen im Jahr 2021 auch 2022 und 2023 vor allem unter der zögerlichen Entwicklung in China. Langandauernde und strikte Pandemiebekämpfungsmaßnahmen sowie die internationale Abschottung des Landes hatte bis Mitte 2023 zu massiven Beeinträchtigungen ausländischer Bauaktivitäten geführt. Die schwache chinesische Konjunktur, insbesondere die kriselnde Bauwirtschaft in China, wird aber auch 2024 seinen Schatten auf die Auslandsaktivitäten französischer Großkonzerne werfen.   

Deutsche Unternehmen im Baumaterialsektor gut vertreten

Auch im Bereich Baumaterialien verfügt das Land über international aufgestellte Konzerne. Lafarge und Holcim zählen zu den Schwergewichten der Zement- und Betonbranche. Arcelor Mittal ist im Stahlsegment führend, Saint Gobain einer der weltweit wichtigsten Glashersteller.

Deutsche Unternehmen sind im Land gut aufgestellt. Die Knauf-Gruppe produziert in Frankreich an seinen bislang noch 13 Standorten unter anderem Isolierungs-, Decken und Kunststofflösungen. Zwar hat Knauf im Juni 2023 angekündigt, vier Werke aus dem Kunststoffsegment zu schließen. Allerdings expandiert der Konzern im Bereich Isolierung und Gipsplatten. Im März 2024 wird das neue Gipsplattenwerk in Fos-sur-Mer eröffnet werden. Im Mai 2023 hatte Knauf zudem angekündigt, 100 Millionen Euro in eine Produktionsanlage für Akustik-Deckenplatten in seiner bereits bestehenden Produktion in Illange zu investieren.

Die deutsche Heidelberg Materials Group ist mit den Tochtergesellschaften Ciments Calcia, GSM, Unibeton und Socli wichtiger Anbieter von Baumaterialien, vor allem in den Sparten Zement, Transportbeton und Kalk. Die Pumpenhersteller KSB und Wilo sind in Frankreich mit eigenen Produktionsstätten vor Ort aktiv und profitieren von der Neuorientierung zu mehr Energieeffizienz und Dekarbonisierung im Gebäudebereich. 

Baumaterialsektor muss dekarbonisieren

Die gesamte Branche für Baumaterialien steht in einem ambitionierten Prozess der Dekarbonisierung von Produktion und Produkten. Dies gilt nicht nur für die großen Emittenten der Zement-, Stahl- und Glasindustrie, sondern zieht sich quer durch alle Industriesparten. Der Stahlkonzern ArcelorMittal wird mit staatlicher Förderung 1,8 Milliarden Euro in den klimafreundlichen Umbau seiner Produktion investieren. Hoffman Green Ciment plant, bis Ende 2024 eine neue Anlage zur Herstellung von kohlenstofffreiem Zement mit einer Kapazität von 250.000 Tonnen pro Jahr in Betrieb zu nehmen. Die strengeren Anforderungen an die Klimafreundlichkeit neuer Bauwerke durch die RE 2020 sowie steigende Ansprüche der Kunden in eine bessere Klimabilanz am Bau setzt den Sektor unter Innovationsdruck. 

Start-ups wie Neolithe springen in die Bresche. Das Jungunternehmen hat eine Technologie zur nachhaltigen Behandlung von Industrieabfällen entwickelt. Durch ein Behandlungsverfahren, das mehr Kohlenstoff bindet als emittiert, wandelt das Start-up nicht recyclebare Abfälle wie Bauschutt in Granulate zur Verwendung in nicht-strukturellem Beton oder in Kiesbetten um. Das Unternehmen geht in die Industrialisierungsphase und konnte bereits Bouygues Immobilier als Kunden gewinnen. 

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