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Wasser- und Abfallwirtschaft haben hohen Nachholbedarf

Eine nachhaltige Wasserversorgung und –entsorgung ist für das Wachstum Ghanas von großer Bedeutung. Wichtig ist auch eine geordnete Bewirtschaftung von Abfällen und mehr Recycling.

Von Corinna Päffgen | Accra

Ausbau des Wassersektors geplant

Eine nachhaltige Wasserversorgung und –entsorgung ist für das weitere wirtschaftliche und soziale Wachstum Ghanas von großer Bedeutung. Zwar hat sich der Zugang zu Trinkwasser in den letzten Jahren verbessert. Entwässerungs-, Hygiene- und Sanitärdienste sind allerdings noch vielerorts unzureichend.

Die Regierung Ghanas hat sich deshalb mit der National Water Policy (2007), der National Environmental Sanitation Policy (2009) sowie dem Water Sector Strategic Development Plan (2012-2025) das Ziel gesetzt, bis 2025 eine nachhaltige Wasser- und sanitäre Grundversorgung für alle bereitzustellen. Der Investitionsbedarf ist hoch, die Weltgesundheitsorganisation schätzte im Jahr 2018 den Investitionsbedarf allein für den Bereich der Wasserversorgung bis 2025 auf etwa 11,5 Milliarden US-Dollar (US$).

Derzeit werden einige Wasserversorgungsprojekte im Bereich Infrastruktur und Trinkwassergewinnung beziehungsweise -aufbereitung umgesetzt, unter anderem unter Beteiligung deutscher oder europäischer Unternehmen.

Wasserversorgung und Abwasserentsorgung noch unterentwickelt

Die Wassernachfrage übersteigt das Angebot deutlich. Die Gründe sind vielfältig: Wasserverluste wegen maroder Leitungen und Diebstahl, schlechte Planung und Missmanagement. In vielen Städten sind die Wasserleitungen veraltet, die dadurch verursachten Wasserverluste werden auf fast 50 Prozent geschätzt. Die für die städtische Wasserversorgung zuständige Ghana Water Corporation (GWC) möchte die Verluste bis zum Jahr 2030 auf 25 Prozent reduzieren.

Nachholbedarf besteht zudem im Abwassermanagement. Der überwiegende Teil der Bevölkerung nutzt Sickergruben. Ungefähr zwanzig Millionen Ghanaern fehlen angemessene sanitäre Einrichtungen. Lediglich 15 Prozent der Haushalte haben eine eigene Toilette mit entsprechender Entsorgung.

Systeme für die Abwasser- und Fäkalschlammbehandlung gibt es noch wenig. Lediglich rund 10 Prozent des Abwasser werden wiederaufbereitet. In den vergangenen Jahrzehnten wurden eine Reihe von Kläranlagen für Abwasser und Fäkalienschlamm gebaut, viele davon sind jedoch nicht in Betrieb. Ansonsten werden in Ghana hauptsächlich Stabilisierungsteiche für die Abwasser- und Fäkalienschlammbehandlung eingesetzt

Chancen für deutsche Unternehmen

Insbesondere im rasch wachsenden Großraum Accra-Tema birgt die Wasserver- und -entsorgung in den kommenden Jahren Potenzial. Dort dürfte die GWC weiterhin in Kooperation mit ausländischen Gebern investieren. Für deutsche Unternehmen bietet sich eine Reihe von Möglichkeiten. Dazu gehören unter anderem Beratungsleistungen im Bereich Datenerfassung und Wasserforschung, die Lieferung von Chemikalien für Wasseraufbereitungsanlagen, der Bau und die Ausstattung von Laboren, innovative Technologien für Regenwasseraufbereitungsanlagen sowie die Lieferung von Solar- und Biogaspumpen und Rohrleitungssystemen.

Zudem setzt der Water Sector Strategic Development Plan auf die Einbindung des Privatsektors über Public-Private-Partnerships (PPP), die in sämtlichen Bereich möglich sind: In der städtischen und ländlichen Wasserversorgung, im Abwassermanagement und der Abwasserbehandlung. Eine Beteiligung kann über Dienstleistungs-, Franchise- oder Konzessionsverträge erfolgen.

Weitere Informationen zum Wassersektor bietet der GTAI-Artikel "Große Herausforderungen und hoher Investitionsbedarf".

Abfallsektor soll modernisiert werden

Eine schnell wachsende Bevölkerung sowie abfallintensive Wirtschaftsbereiche wie die Konsumgüterindustrie, der Einzelhandel und der Bausektor sorgen für ein wachsendes Abfallaufkommen. Ein übergeordnetes Konzept zum Aufbau einer Kreislaufwirtschaft existiert bislang noch nicht. Allerdings hat Ghana hat bereits seit einiger Zeit die Modernisierung des Abfallsektors auf der politischen Agenda und begonnen, einen umfassenden regulatorischen Rahmen zu schaffen. Zuletzt wurden die National Solid Waste Management Strategy (2020) und die National Plastics Management  Policy (2020) verabschiedet.

Abfallentsorgung nur teilweise organisiert

Pro Tag werden nach Angaben der Weltbank in Ghana 0,51 kg pro Person an Abfall produziert. Das bedeutet bei einer Bevölkerung von 32 Millionen Menschen ein Abfallaufkommen von rund 6 Millionen Tonnen pro Jahr.

Organische Abfälle stellen mit etwa 60 Prozent den größten Anteil an der Gesamtabfallmenge dar. Kunststoffe machen 14 Prozent, Papier 5 Prozent am gesamten Aufkommen aus, Metalle und Glas jeweils 3 Prozent.

Die Kommunalverwaltungen sind für das Sammeln und Entsorgen von Siedlungsabfällen zuständig, die in der Regel Verträge mit privaten Unternehmen abschließen. Daneben übernehmen Akteure des informellen Sektors das Sammeln und Sortieren von Abfällen, um an Wertstoffe zu gelangen. Die Abholung von Abfällen ist in städtischen Gegenden relativ gut organisiert, selten in ruralen Gegenden. So liegt die von der Weltbank geschätzte Abfallabholungsquote für die Hauptstadt Accra bei 83 Prozent, insgesamt werden in Ghana jedoch nur rund 20 Prozent des Abfalls gesammelt.

Hauptentsorgungswege sind ungeordnete und geordnete Deponien, die internationalen Standards in der Regel nicht entsprechen. Nach Schätzungen von Branchenkennern wird nur etwa 30 Prozent des Abfalls auf geordneten Deponien abgelagert. Weitere Entsorgungswege sind wilde Müllkippen, der Straßenrand, Abwasserkanäle sowie die offene Verbrennung einschließlich toxischer Abfälle.

Verwertung findet noch wenig statt

Mülltrennung und Wiederverwertung finden noch wenig statt, nur langsam werden entsprechende Kapazitäten aufgebaut. So wurden mehrere Abfallsortier- und Kompostieranlagen vom ghanaischen Unternehmen Zoomlion eröffnet, dem quasi eine Monopolstellung im Abfallsektor zukommt. Daneben gibt es noch rund 25 Unternehmen, die Kunststoffe recyceln. Jedoch werden bislang weniger als 10 Prozent des Plastikmülls wiederverwertet, produziert werden in Ghana fast 1 Million Tonnen jährlich.

Rund um die Behandlung von wertvollen Metallen, die sich oft in Elektroschrott finden, hat sich eine lukrative, größtenteils informelle Industrie entwickelt, in der etwa 35.000 Menschen tätig sind. Das im informellen Sektor weit verbreitete Abbrennen der Kunststoffanteile zum Auslösen der Metalle ist dabei hochgradig gesundheits- und umweltschädlich. Die bekannte Deponie für E-Schrott „Agbogbloshie“ in Accra ist zwar mittlerweile geschlossen, jedoch werden die Aktivitäten an anderen Orten weiter fortgesetzt.

Die energetische Verwertung steht ebenfalls am Anfang. Bislang existiert in Ashaiman (Accra) eine Biogas-Anlage, die aus Klärschlamm und organischen Abfällen Strom gewinnt. Im Rahmen eines „Waste2Energy“ - Kooperationsprojekts unter Leitung der Universität Rostock wurde 2022 zudem eine Hybrid-Fotovoltaik-Biogas-Müllverbrennungsanlage eingeweiht. Die Pilotanlage verfügt unter anderem über eine Sortieranlage für gemischte Abfälle und eine Kompostanlage und produziert neben sauberem Strom auch Düngemittel.

Geschäftsmöglichkeiten sind vielfältig

Chancen für deutsche Unternehmen bieten sich vor allem bei der Entsorgung und Verwertung von Abfällen. Diese reichen von der Abfallwirtschaftsplanung über den Bau und die Planung von Recycling-, Sortier- und Kompostieranlagen bis hin zur Deponiewirtschaft. Dafür werden Maschinen und Anlagen sowie entsprechende Technologien benötigt. Der Bedarf an Beratungsleistungen und Schulungen für Fachpersonal wird ebenfalls steigen.

Internationale Geber stellen regelmäßig Gelder für Projekte im Abfallsektor bereit, Unternehmen sollte hierzu auf Ausschreibungen achten.

Informationen zu aktuellen internationalen Ausschreibungen und Entwicklungsprojekten bietet die GTAI-Ausschreibungsdatenbank.

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