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Wirtschaftsumfeld I Ghana

Ghana – gefestigte Demokratie mit Integrationsbestrebungen

Ghana gilt vielen als Stabilitätsanker der Region. Maßnahmen zur Beschäftigungsförderung sind jedoch notwendig, um das volle wirtschaftliche Potenzial des Landes zu heben.

Von Kristina Droll (GIZ, Eschborn)

Die Republik Ghana ist ein Staat in Westafrika, der sich über eine Fläche von 238.533 Quadratkilometern erstreckt. Ghana ist damit flächenmäßig fast so groß wie Großbritannien, der einstigen Kolonialmacht in Ghana. Das Land grenzt im Westen an Côte d’Ivoire, im Norden an Burkina Faso, im Osten an Togo und im Süden an den Golf von Guinea, an dessen Küste auch die Hauptstadt Accra liegt. Das Klima in Ghana ist tropisch, wird also von Regen- und Trockenzeit bestimmt. Der Süden des Landes ist von immergrünen Regenwäldern geprägt, während der trockenere Norden vor allem Savannenlandschaften aufweist. Größter Binnensee Ghanas ist der Volta-Stausee, der gleichzeitig das größte, künstlich angelegte Gewässer der Welt darstellt.

Politisch ist das Land in 16 Regionen, diese wiederum in 261 kleinere Distrikte, Städte und Gemeinden unterteilt. Jede Region stellt eine eigene Verwaltung. Lokale Parlamente und Verwaltungseinheiten in den Distrikten tragen zu einer dezentralisierten Machtverteilung bei. Das Land mit seinen rund 33,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern gilt als Vielvölkerstaat. Dabei machen die Akan-Völker mit knapp 50 Prozent den größten Anteil an der Bevölkerung aus. Weitere ethnische Gruppen sind die Ga, die im Großraum Accra und im Südosten leben, und die Guan, Gurma, Grusi und Mande-Busanga, die überwiegend in den nördlichen Landesteilen vertreten sind.

Von der Kolonie in eine stabile Demokratie

Das Gebiet des heutigen Ghanas mit seinen reichen Goldvorkommen war ab dem Jahr 1901 britische Kronkolonie, nachdem sich zuvor bereits unterschiedliche europäische Kolonialmächte an der sogenannten „Goldküste“ niedergelassen hatten. Als erstes Land Afrikas erlangte es 1957 die Unabhängigkeit. Wenngleich der junge Staat in den Jahren danach von politischen Umstürzen und Militärregierungen geprägt war, war Ghana seither in keinerlei kriegerische Auseinandersetzung verwickelt – im Gegensatz zu vielen anderen afrikanischen Staaten. Leutnant Jerry John Rawlings, der sich 1981 an die Macht putschte, führte 1992 eine demokratische Verfassung sowie das Mehrparteiensystem ein.

Die von Rawlings gegründete Partei National Democratic Congress (NDC) sowie die New Patriotic Party (NPP) sind heute die beiden wichtigsten Parteien im Land, deren Mehrheitsverhältnisse sich regelmäßig abwechseln. Gemäß der Verfassung ist Ghana seit 1993 eine Präsidialrepublik im Commonwealth, deren Präsident und Parlament alle vier Jahre gewählt werden. Staatspräsident und zugleich Regierungschef ist seit 2017 Nana Akufo-Addo. Zuletzt wurde er bei der Präsidentschaftswahl im Dezember 2020 im Amt bestätigt – eine Wiederwahl des Präsidenten ist per Verfassung einmalig möglich. Wahlen finden in Ghana in der Regel alle vier Jahre statt.

Regionale Zusammenarbeit soll Wirtschaft stärken

Die aktuelle Regierung strebt die Industrialisierung und Modernisierung an. Erreichen möchte sie dies vor allem durch die Förderung der Privatwirtschaft. Die zugrunde liegende Reformstrategie namens „Ghana beyond Aid“ beschreibt das übergeordnete Ziel, langfristig nicht mehr auf internationale Unterstützung angewiesen sein zu müssen. Aktuell ist die Ungleichheit im Land jedoch hoch. Während die Küstenregionen und Städte wirtschaftliches Wachstum erfahren, sind die nördlichen Landesteile von dieser Entwicklung abgehängt. So beträgt der Anteil der Menschen, die in Armut leben, in ländlichen Regionen 40 Prozent, wohingegen er in städtischen Gebieten bei zehn Prozent liegt. Zwar gehört Ghana seit 2010 zu den Ländern mit niedrigem mittleren Einkommen und konnte in den letzten Jahren einige Entwicklungsfortschritte verzeichnen: beispielsweise bei der Trinkwasserversorgung, der Grundbildung und der medizinischen Versorgung von Schwangeren.

Dennoch sind durch das Wirtschaftswachstum der letzten Jahre noch nicht mehr Arbeitsplätze entstanden. So sind rund 90 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung im informellen Sektor tätig. Der Großteil dieser Menschen verfügt nicht über eine qualifizierte Berufsausbildung oder über soziale Absicherung. Weitere innenpolitische Herausforderungen liegen derzeit in der hohen Inflationsrate, klimabedingten Extremwetterereignissen mit Ernteausfällen als Folge sowie dem illegalen Schürfen von Gold.

Außenpolitisch setzt sich das Land stark für die Zusammenarbeit in der Afrikanischen Union und der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS ein. Auch das Sekretariat der noch recht jungen afrikanischen Freihandelszone (African Continental Freetrade Area, AfCFTA) liegt seit 2020 in Accra. Bis zum Inkrafttreten eines Wirtschaftspartnerschaftsabkommens mit der EU, für das sich Ghana im Rahmen der ECOWAS stark gemacht hat, gilt zwischen dem Land und der Europäischen Union ein Übergangsabkommen zur Handelserleichterung.

Ghanaisch-deutsche Zusammenarbeit

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit (EZ) unterstützt Ghana auf seinem Modernisierungskurs. Oberstes Ziel der Zusammenarbeit ist es, das Wirtschaftswachstum zu fördern und den Status Ghanas als Land mittleren Einkommens zu festigen. Maßnahmen konzentrieren sich deshalb auf die Verbesserung der Rahmenbedingungen für private Investitionen, vor allem im Bereich erneuerbare Energien und Energieeffizienz sowie die Förderung der beruflichen Bildung und Beschäftigung. Auch die Erhöhung der staatlichen Eigeneinnahmen und die Stärkung der Transparenz und Rechenschaftslegung des Staats gehören zu den Arbeitsfeldern der EZ. Insgesamt sagte Deutschland zuletzt im November 2022 82,02 Millionen Euro für die ghanaisch-deutsche EZ zu.  

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