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Branchen | Indien | Spielwaren

Die lokale Spielzeugproduktion nimmt zu

Indiens Markt für Spielzeug wächst. Immer mehr Waren werden vor Ort hergestellt und ersetzen Importe. Die Unternehmen versuchen, höherwertige Produkte herzustellen.

Von Florian Wenke | Mumbai

Die indische Spielzeugindustrie ist ein wachsendes Milliardengeschäft. Unterschiedliche Quellen geben jedoch verschiedene Werte für die Marktgröße an. Industrievertreter schätzen sie auf 1,7 Milliarden US-Dollar (US$). Die staatliche Investitionsagentur Invest India beziffert die Größe des Markts auf 1,5 Milliarden US$ und prognostiziert einen Anstieg auf 2 Milliarden bis 3 Milliarden US$ bis 2024. Der Marktforscher IMARC hingegen gibt die derzeitige Marktgröße mit 1,4 Milliarden US$ an. Auch hier sagen die Experten eine deutliche Zunahme auf 2,7 Milliarden US$ im Jahr 2027 voraus. 

Die steigende Spielzeugnachfrage hat neben einer wachsenden Mittelschicht auch demografische Gründe. Laut den Vereinten Nationen beträgt Indiens Gesamtbevölkerung momentan 1,4 Milliarden Menschen, 25 Prozent sind unter 15 Jahre alt. Diese 350 Millionen Kinder und Jugendlichen sind eine wichtige Zielgruppe für den Absatz von Spielwaren.

Der Trend geht zu vernetzten und smarten Spielzeugen

Je nach Quellen unterscheidet sich die angegebene Branchenstruktur. Das regierungsnahe Indian Brand Equity Forum geht von 3.500 Firmen im Bereich Spielwaren aus. In anderen Quellen wird überwiegend die Zahl von 4.000 Firmen genannt. Branchenvertreter gehen davon aus, dass in der Spielzeugbranche rund 75 Prozent Kleinstunternehmen sind, gefolgt von 22 Prozent kleinen und mittleren Unternehmen – nur 3 Prozent sind Großbetriebe. Immer wieder wird bei Informationen zur Struktur der Branche auf den hohen Anteil des informellen Sektors hingewiesen. Dieser soll zwischen 60 und 90 Prozent liegen, wobei ein Wert am oberen Ende der Skala wahrscheinlich ist.

Viele der verkauften Spielwaren sind einfaches Plastikspielzeug. In der Herstellung kommen Verfahren wie Kunststoffguss, Formpressen und Spritzguss zum Einsatz. Allerdings versuchen einige Branchenunternehmen ihre Wertschöpfung zu vergrößern, indem sie neue Geschäftsbereiche wie Spielzeugdesign in ihr Angebot aufnehmen. Neben der entsprechenden Software kommen dabei teilweise auch 3D-Druckverfahren zum Einsatz. 

Hinzu kommt der Trend, neben dem Massenmarkt auch Spielzeug für spezielle Zwecke zu produzieren. Lernspielzeug und elektronische Spielwaren gehören dazu. Laut Angaben des Fachverbands Toy Association of India liegt das Augenmerk bei Lernspielzeug besonders auf einer mathematisch-naturwissenschaftlichen Ausrichtung. Bei elektronischen Spielsachen zeichnet sich Tendenzen zur Vernetzung und "Smart Toys" ab.

Einige der Spielzeughersteller haben bereits moderne Produktionsstandards erreicht und sind als Auftragsfertiger auch für deutsche Unternehmen tätig. 

Lokale Produktion verdrängt zunehmend Importe

Seit einiger Zeit versucht die indische Regierung eine größere wirtschaftliche Autonomie des Landes zu erreichen. Diese Strategie wird als "Atmanirbhar Bharat" bezeichnet. Dabei sollen zum einen Importe durch mehr lokale Produktion ersetzt und zum anderen Indien als Fertigungsstandort für den Export attraktiver werden. Beim Blick auf Spielwaren zeigt die Importsubstitution Erfolge, die Wareneinfuhren unter den Zolltarifnummern (HS-Kennung) 9503, 9504 und 9505 sinken seit dem Finanzjahr 2018/2019 (1. April bis 31. März) stetig.

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Der Rückgang der Importe hat auch mit restriktiveren Einfuhrbestimmungen zu tun. Anfang 2020 wurde der Importzoll für ausgewählte Spielwaren unter HS-Kennung 9503 von 20 Prozent auf 60 Prozent erhöht. Dadurch sanken die Importe in dieser Produktkategorie von 279 Millionen US$ im Finanzjahr 2019/2020 (davon 1,3 Millionen US$ aus Deutschland) auf 36 Millionen US$ im Jahr 2021/2022 (davon 0,3 Millionen US$ aus der Bundesrepublik). Insbesondere die Einfuhren aus China sollten durch die Maßnahme begrenzt werden – Indiens Wirtschaft will sich seit einiger Zeit von seinem Nachbarn entkoppeln.

Außerdem muss Spielzeug in Indien seit dem 1. Januar 2021 durch das Bureau of Indian Standards (vergleichbar mit dem Deutschen Institut für Normung) zertifiziert werden. Dies trug ebenfalls zur Verringerung der Gesamtimporte bei.

Infolge einer wachsenden Nachfrage und der weltweiten konjunkturellen Erholung nach der Coronapandemie konnten gleichzeitig die Exporte gesteigert werden.

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Immer wieder werden aus der Branche Forderungen nach zusätzlicher staatlicher Unterstützung in Form von Production-Linked Incentives laut. Mit dieser Art der Subvention, die meist an Mindestinvestitionen und vorgegeben Produktionssteigerungen geknüpft sind, fördert Indien bereits eine Reihe von Branchen. Die Regierung hat dem Druck der Spielzeugindustrie bisher nicht nachgegeben. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass der Staatshaushalt für das Finanzjahr 2023/2024 hierzu Neuerungen bereithält. Der Etat wird im Februar 2023 vorgestellt werden.

Neue Cluster werden durch Bundesstaaten gefördert

Laut der Unternehmensberatung KPMG gibt es indienweit rund 60 Cluster der Spielzeugbranche. Die Bundesstaaten unterstützen deren Bildung – so begann beispielsweise Mitte 2022 die Produktion in Koppal im Bundesstaat Karnataka. Die dortigen Unternehmen bekommen 30 Prozent des investierten Anlagevermögens erstattet. Andere Bundesstaaten versuchen ebenfalls, die Spielzeugfertigung anzusiedeln, etwa indem sie gesonderte Grundstücke für Industrieparks vormerken.  

Hinzu kommt die Förderung des traditionellen Handwerks durch das Scheme of Fund for Regeneration of Traditional Industries der Zentralregierung. Die Herstellung von Spielzeug hat eine lange Tradition im indischen Handwerk. Im Juli 2022 meldete New Delhi, dass bisher 19 Cluster mit Spielwaren, davon alleine neun im Bundesstaat Madhya Pradesh, mit umgerechnet 67 Millionen US$ (Wechselkurs laut Federal Reserve Bank vom 21. Oktober 2022: 1 US$ = 82,58 indische Rupien) unterstützt wurden. 

Kontakte

Netzwerke sind essenziell in Indien. Es ist wichtig, die richtigen Ansprechpartner zu kennen. Auch Messen sind geeignet, um Kontakte zu knüpfen und Geschäftsbeziehungen zu vertiefen. Mit der "Kids India" gibt es sogar einen Ableger der Spielwarenmesse Nürnberg.

Kontakte, Informationen und Anlaufstellen zum Thema Spielwaren in Indien

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Indien (Deutsch-Indische Handelskammer)

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Ministry of Micro, Small & Medium Enterprises

Ministerium für Kleinst-, Kleine und Mittlere Unternehmen

Ministry of Textiles

Ministerium für Textilien

Department of School Education & Literacy, Ministry of Education

Behörde für schulische Bildung und Alphabetisierung im Ministerium für Bildung

Department for Promotion of Industry and Internal Trade

Regierungsbehörde zur Förderung von Industrie und Binnenhandel

The All India Toy Manufacturers' Association

Gesamtindischer Verband der Spielzeughersteller

The Toy Association of India

Verband für Spielzeughersteller, -exporteure, -importeure, -händler (Großhändler, Distributoren und Einzelhändler) sowie Prüfstellen

The Sports Goods Export Promotion Council

Exportförderagentur für Sportartikel

Export Promotion Council for Handicrafts

Exportförderagentur für Kunsthandwerk

Bureau of Indian Standards

Institut für Normen und Standards

Kids India Magazine

Fachzeitschrift

Kids India

Fachmesse für Spielwaren (Ableger der Spielwarenmesse Nürnberg), Indien; Daten für 2023 noch nicht bekannt

Toy Biz International B2b Exhibition

Fachmesse für Spielwaren, 08.07.2023 - 11.07.2023, New Delhi, Indien

Khilona – India Toys & Games Fair

Fachmesse für Spielwaren, Indien; Daten für 2023 noch nicht bekannt

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