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Branchen | Indien | Elektromobilität

Elektrische Busse treiben Indiens Verkehrswende voran

Bei der grünen Transformation des Personennahverkehrs in Indien spielen elektrische Busse eine wichtige Rolle. Subventionsprogramme unterstützen ihre Verbreitung.

Von Florian Wenke | Mumbai

Am 15. September 2023 stellte die Stadt Mumbai den Betrieb von dieselbetriebenen Doppeldeckerbussen im öffentlichen Personennahverkehr ein. Für mehr als 80 Jahre prägten die rot lackierten Selbstzünder mit ihrem markanten Design das Stadtbild. Zur Freude vieler Bewohner fahren aber weiterhin Doppeldeckerbusse durch die Küstenmetropole nun jedoch mit Elektroantrieb. Sie sind ein weithin sichtbares Zeichen für einen zunehmend elektrischen Busverkehr in Indien. 

Allerdings beteiligt sich Deutschland bisher kaum an dieser Entwicklung. So kommen die neuen Busse nicht von MAN oder Mercedes-Benz, sondern von Switch Mobility. Das Unternehmen entstand aus einem Zusammenschluss der Elektromobilitätssparte des indischen Fahrzeugbauers Ashok Leyland und der Firma Optare aus dem Vereinigten Königreich. Gebaut werden die "roten Riesen" nun in Ennore in Tamil Nadu, die Arbeiten an der Karosserie werden nahe Mumbai erledigt und die Batterien werden aus China zugeliefert.   

Neue Milliardenförderung für Elektrobusse läuft an

Der öffentliche Personennahverkehr in Indien soll in Zukunft grüner werden. Bei den Bussen dominieren noch dieselbetriebene Modelle die Statistik. Sie hatten 2023 einen Anteil von 87 Prozent an den neu zugelassenen Bussen. Elektrisch betriebene Modelle kamen im gleichen Jahr auf 5 Prozent. Die Ratingagentur ICRA prognostiziert, dass der Anteil an E-Fahrzeugen an der gesamten Busflotte bis zum Ende der Dekade auf 40 Prozent steigen könnte.

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Elektrische Modelle gewinnen zunehmend an Bedeutung und die Zulassungszahlen steigen. Im Jahr 2023 wurden laut amtlichen Zahlen 2.632 E-Busse zugelassen und damit mehr als je zuvor. Bis 2027 hat sich Indien 50.000 elektrische Busse zum Ziel gesetzt.

Im August 2023 verabschiedete die indische Regierung das speziell für Stadtbusse konzipierte Programm "PM-eBus Sewa". Die ambitionierte Förderung beläuft sich auf insgesamt rund 6,9 Milliarden US-Dollar (US$; Umrechnungskurs laut Federal Reserve Bank vom 22. Dezember 2023: 1 US$ = 83,12 indische Rupien). Die Zentralregierung will 2,4 Milliarden US$ beisteuern, der Rest soll durch Partnerschaften, beispielsweise mit Landesregierungen, erreicht werden. Mithilfe der Förderung will die indische Regierung die Anschaffung von 10.000 E-Bussen in 169 Städten unterschiedlicher Größe unterstützen. Das Programm soll zehn Jahre laufen. 

Marktanteile von Elektromodellen an den Gesamtverkäufen von Bussen
Finanzjahr

Marktanteil (in Prozent)

2022/2023

7

2024/2025*)

11 bis 13

2029/2030*)

40

Finanzjahr: 1. April bis 31. März; * Prognosen.Quelle: ICRA 2023

Im März 2024 endet die 2. Phase von "Faster Adoption and Manufacturing of (Hybrid &) Electric Vehicles in India" (FAME). Dabei handelt es sich um ein großes Subventionsprogramm der Zentralregierung mit Fokus auf Elektromobilität. Ein Programmziel war es, durch Zuschüsse den Kauf von 7.000 E-Bussen (abweichende Angaben lauten 7.090 E-Busse) zu unterstützen. Dieses Ziel wird mit hoher Wahrscheinlichkeit erreicht werden. Im Juli 2023 meldete das Ministry of Heavy Industries, dass positive Förderbescheide für 6.315 Busse ergangen waren. 

Derzeit ist unklar, ob es eine 3. Phase von FAME geben wird, allerdings ist dies wahrscheinlich. In indischen Medien kursierten zuletzt Meldungen, dass FAME III wieder für Busse relevant wird. Es wurde berichtet, dass rund 800.000 Dieselbusse (550.000 Busse privater Betreiber, 200.000 Busse staatlicher Betreiber und 50.000 Busse von Schulen und Unternehmen; geschätzt rund ein Drittel aller Busse in Indien) mit Unterstützung von FAME III bis 2030 durch elektrische Fahrzeuge ersetzt werden sollen. Ob und wie die Förderung kommt, wird sich aber erst im Verlauf des Jahres 2024 klären.

Busse spielen eine wichtige Rolle bei der Verkehrswende

Zukünftig werden deutlich mehr Busse mit grünen Kennzeichen in Indien fahren. Die weißen Zahlen und Buchstaben auf grünem Grund signalisieren, dass es sich um Elektrofahrzeuge handelt. Das vorhandene Wachstumspotenzial bietet deutschen Kfz-Zulieferern, Busherstellern und Anbietern von Ladeinfrastruktur Absatzchancen. 

Insbesondere in Indiens Städten ist die Verkehrswende in vollem Gang. Alleine in Mumbai nutzen laut Brihanmumbai Electricity Supply and Transport (BEST) Undertaking täglich durchschnittlich 2,9 Millionen Menschen einen Bus als Transportmittel. BEST Undertaking ist der öffentliche Transportanbieter für den Großraum Mumbai und verfügte Ende 2023 über schätzungsweise 3.000 Busse, davon waren nach eigenen Angaben 472 elektrische Fahrzeuge. 

In der Hauptstadt New Delhi waren im Sommer 2023 etwa 7.400 Busse im Einsatz. Ende 2023 betrug die dortige elektrische Busflotte circa 1.300 Stück. Die Fahrzeuge sind wichtig, als alleinstehendes Transportmittel und als Zubringer für Züge und Metros

Indische Firmen haben eine starke Marktstellung

Lokale Hersteller dominieren den Markt. Dazu zählen Unternehmen wie PMI Electro Mobility, Olectra Greentech oder Switch Mobility. Oft sind die Firmen erst wenige Jahre alt.

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Die starke Marktstellung der heimischen Unternehmen ist nicht zwangsläufig. Sie müssen sich immer wieder neu beweisen, denn die Beschaffung der Busse erfolgt zu einem großen Teil über öffentliche Ausschreibungen

Die Ausschreibungen in Indien sind online und teilweise direkt bei den zuständigen Transportunternehmen wie BEST Undertaking zu finden. New Delhi unterhält ebenfalls ein Ausschreibungsportal. Insbesondere beim Thema Elektrobusse werden größere Ausschreibungen auch über die Plattform des Staatsunternehmens Convergence Energy Services öffentlich gemacht.  

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