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Indien benötigt Stromspeicher für die Energiewende

Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien wächst der Bedarf an Pump- und Batteriespeichern. Die indische Regierung hat Förderprogramme für Kraftwerke aufgesetzt. 

Von Boris Alex | New Delhi

In Indien boomen die erneuerbaren Energien, und auch die Elektromobilität befindet sich auf Wachstumskurs. Um die tageszeit- und witterungsbedingten Differenzen zwischen der Stromerzeugung aus Solar- und Windkraft und der Stromnachfrage ausgleichen zu können, braucht das Land noch dringend Stromspeicher. Indien dürfte bis 2050 nach China das Land mit dem höchsten Zubau bei Stromspeicherkapazitäten in der Asien-Pazifik-Region sein, so eine Prognose von Moody's Investor Service. Die indische Regierung hat erst kürzlich ein Förderprogramm für Investitionen in Stromspeicheranlagen aufgelegt. 

Investitionsbedarf bis 2032 liegt in Milliardenhöhe

Die staatliche Elektrizitätsbehörde Central Electricity Authority (CEA) schätzt in ihrem "National Electricity Plan 2022-2032" den jährlichen Stromspeicherbedarf bis zum Ende des Finanzjahres 2026/2027 (1. April bis 31. März) auf 82 Gigawattstunden. Davon könnten 48 Gigawattstunden von Pumpspeicher- und 34 Gigawattstunden von stationären Batteriespeicherkraftwerken bereitgestellt werden. Bis Ende 2031/2032 soll der Bedarf weiter auf 411 Gigawattstunden pro Jahr steigen bis 2047 sogar bis auf jährlich 2.380 Gigawattstunden. Das Investitionsvolumen beziffert CEA bis 2032 auf 58 Milliarden US-Dollar (US$). Davon entfallen 16 Milliarden US$ auf den Bau und Betrieb von Pumpspeichern, die restlichen 42 Milliarden US$ auf Batteriespeicherkraftwerke.

Indien steht beim Aufbau seiner Stromspeicherinfrastruktur noch ganz am Anfang. Laut CEA gibt es im ganzen Land erst acht Pumpspeicherkraftwerke mit einer Leistung von 4,7 Gigawatt. Davon befinden sich allerdings nur sechs Anlagen mit 3,3 Gigawatt im Betrieb. Die anderen beiden Kraftwerke im Bundesstaat Gujarat mit insgesamt 1,4 Gigawatt sind zwar fertiggestellt, laufen aber wegen technischer Probleme noch nicht im Pumpmodus. Weitere drei Anlagen mit einer Kapazität von insgesamt 2,7 Gigawatt sind derzeit im Bau. Die CEA schätzt das technisch mögliche Potenzial für Pumpspeicher in Indien auf knapp 100 Gigawatt.

Privatsektor zeigt Interesse an Pumpspeicherkraftwerken

Das mit 1,2 Gigawatt größte Einzelvorhaben, das "Pinnapuram Integrated Renewable Energy Project" im Bundesstaat Andhra Pradesh, ist die erste integrierte Anlage, in der Strom aus Wind- und Solarenergie erzeugt und dann in einem Pumpspeicherkraftwerk gespeichert werden soll. Der indische Energiekonzern Greenko hat im Januar 2023 angekündigt, ein weiteres Kraftwerk im Bundesstaat Madhya Pradesh bauen zu wollen. Nach Einschätzung der Ratingagentur Fitch dürfte in diesem Segment wie auch bei den erneuerbaren Energien der Großteil der Investitionen aus dem Privatsektor kommen.

Ende 2022 befanden sich landesweit 23 Pumpspeichervorhaben mit einer Gesamtleistung von 25,6 Gigawatt in der Projektpipeline. Der Großteil davon befindet sich noch in frühen Planungsstadien, so die Analyse der CEA. Die Energiesparte des Mischkonzerns JSW hatte im Oktober 2022 eine Vereinbarung mit der Regierung des Bundesstaats Maharashtra zum Bau eines Kraftwerks mit 960 Megawatt geschlossen. Das Unternehmen hat zudem Interesse am Bau von weiteren Pumpspeicherkraftwerken in Chhattisgarh (1.000 Megawatt) und Telangana (1.500 Megawatt) bekundet. Adani Green Energy hat im Dezember 2022 die Genehmigung zum Bau einer Anlage mit 1.600 Megawatt in Andhra Pradesh erhalten.

Investitionen in Pumpspeicher sollen erleichtert werden

Indiens Regierung ist bemüht, die Rahmenbedingungen für Investitionen in Pumpspeicher zu verbessern. Das zuständige Ministry of Power hat im April 2023 einen Entwurf der Richtlinien zur Förderung von Pumpspeicherkraftwerken vorgestellt. Diese sehen unter anderem ein beschleunigtes Genehmigungsverfahren und Anreize wie geringere Steuern und Abgaben für die Investoren und Unterstützung beim Landerwerb vor. Zudem soll es künftig möglich sein, Pumpspeicherkraftwerke auch in stillgelegten Minen zu bauen.

Förderprogramm für Batteriespeicherkraftwerke gestartet

Der Großteil des Speicherbedarfs soll durch netzgebundene Batteriespeicherkraftwerke gedeckt werden. Laut CEA könnte dieser Anteil bis zum Finanzjahr 2031/2032 auf 236 Gigawattstunden steigen. Um ihn zu decken, müssten Anlagen mit einer Leistung von 47 Gigawatt ins Netz integriert werden. Zur Bewältigung dieser Mammutaufgabe hat die indische Regierung Anfang September 2023 ein Förderprogramm für Batteriespeicherkraftwerke ins Leben gerufen. Bis 2032 sollen Anlagen mit einer Kapazität von insgesamt 4 Gigawattstunden pro Jahr gefördert werden.

Den Investitionsbedarf schätzt das Ministry of Power auf insgesamt 1,1 Milliarden US$. Die Projekte werden im Rahmen einer Brückenfinanzierung (Viability Gap Funding) mit bis zu 40 Prozent der Kapitalkosten gefördert. Hierfür stehen bis 2032 öffentliche Mittel in Höhe von rund 450 Millionen US$ zur Verfügung. Ziel ist es, die Kosten für die Speicherung (Levelized Cost of Storage) von 1 Kilowattstunde für die Projektentwickler auf 6,6 bis 7,9 US$-Cent zu drücken.

Bei Akkus ist Indien auf Importe angewiesen

Die Akkumulatoren müssen die Projektentwickler nahezu vollständig im Ausland beziehen. Indien importierte 2022 Lithium-Ionen-Akkus im Wert von 1,3 Milliarden US$ vor allem aus China. Zwar haben indische Großkonzerne wie Tata und Reliance Industries angekündigt, in die Produktion von Akkumulatoren einzusteigen. Doch auch dann müssten die meisten Rohstoffe im Ausland bezogen werden und der Großteil der Wertschöpfung verbliebe in anderen Ländern.

Dass der indische Markt in diesem Segment auch für deutsche Unternehmen interessant ist, wurde auf der "Battery Show India" in Greater Noida deutlich. Dort stellten Anfang Oktober 2023 Chemieunternehmen wie BASF, Evonik oder Henkel und Technologiekonzerne wie Siemens oder Brückner Maschinenbau ihre Lösungen im Bereich Stromspeichertechnik vor.

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