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Branchen | Indien | Textilien und Bekleidung

Textilwirtschaft und Bekleidung in Indien

Indien deckt die gesamte Wertschöpfungskette der Textilwirtschaft ab. Mit staatlicher Unterstützung soll die Branche international noch wettbewerbsfähiger werden.

Von Boris Alex | New Delhi

  • Indien ist einer der größten Faserproduzenten der Welt

    Der Großteil der von den indischen Textilunternehmen benötigten Fasern wird lokal hergestellt. Baumwolle dominiert, aber die Produktion von Chemiefasern soll ausgebaut werden.

    Indien ist für die Faserproduktion der Textil- und Bekleidungsindustrie eines der bedeutendsten Länder. Der Subkontinent zählt sowohl bei Pflanzenfasern wie Baumwolle und Jute als auch bei tierischen Fasern wie Wolle und Seide zu den führenden Herstellern. Bei Chemiefasern gehört Indien ebenfalls mit zu den wichtigsten Erzeugerländern. Die Fasern gehen nicht nur in die heimische Textilindustrie, sondern auch in den Export. Das Land ist damit ein wichtiges Glied in der globalen Lieferkette der Textilwirtschaft.

    Indien liegt bei Baumwollproduktion mit an der Spitze

    Bei den Pflanzenfasern dominiert Baumwolle. Nach Angaben der staatlichen Cotton Corporation of India befanden sich im Finanzjahr 2022/2023 (1. April bis 31. März) mit rund 13 Millionen Hektar etwa ein Drittel der weltweiten Baumwollanbaufläche in Indien. In dem Zeitraum wurden insgesamt 5,8 Millionen Tonnen des Rohstoffs geerntet, von denen 10 Prozent in den Export gingen. Die wichtigsten Anbauregionen waren die zentralindischen Bundesstaaten Gujarat und Maharashtra, auf die rund die Hälfte des Ertrags entfielen, sowie Telangana und Karnataka im Süden und Rajasthan im Norden.

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    Da die Baumwollernte noch wenig mechanisiert ist, liegt Indien beim Ertrag je Hektar mit 447 Kilogramm im Finanzjahr 2022/2023 hinter anderen wichtigen Anbauländern. In China und Australien werden auf einem Hektar um die 2.000 Kilogramm, in der Türkei und Brasilien rund 1.800 Kilogramm erzielt, so die Daten des United States Department of Agriculture.

    Auch organische Baumwolle wird in Indien angebaut. Nach Angaben des Ministry of Textile (MOT) waren es 2020/2021 rund 811.000 Tonnen und damit fast eineinhalbmal so viel wie in der Vorperiode.

    Baumwoll- und Juteanbau sind wichtig für den Agrarsektor

    Jute ist bei einer Anbaufläche von 673.000 Hektar die bedeutendste Naturfaser neben Baumwolle. Mit einer Produktion von 1,8 Millionen Tonnen lag Indien 2021/2022 weltweit an der Spitze, so die Daten des MOT. Auch hier gehen etwa 10 Prozent in den Export. Die Produktion beider Naturfasern ist nach wie vor kleinbäuerlich geprägt. So gibt es auf dem Subkontinent 5,8 Millionen Baumwollfarmer. In der gesamten Wertschöpfungskette sind 40 Millionen bis 50 Millionen Menschen tätig. Mit dem Juteanbau sind 4 Millionen Familienbetriebe beschäftigt, weitere 700.000 Menschen sind in der Weiterverarbeitung tätig.

    Auch für die Herstellung von tierischen Fasern ist Indien ein wichtiger Standort. Bei der Produktion von Rohseide belegte das Land 2021/2022 mit rund 35.000 Tonnen den zweiten Platz weltweit hinter China. Ein Drittel wurden im südindischen Bundesstaat Karnataka, weitere 25 Prozent im benachbarten Andhra Pradesh erzeugt. Die Rohseide wird nahezu vollständig lokal zu Garnen und Textilien weiterverarbeitet. Indien exportierte 2021/2022 Produkte aus Seide im Wert von 250 Millionen US-Dollar (US$).

    Indien ist der neuntgrößte Wollproduzent weltweit. Im Jahr 2021/2022 wurden 33.100 Tonnen hergestellt. Drei Viertel der Wolle werden im nordindischen Rajasthan sowie in Jammu und Kaschmir gewonnen und vor allem zu Teppichen und Bekleidung weiterverarbeitet. Indien exportierte 2021/2022 Wollerzeugnisse im Wert von 1,6 Milliarden US$. Um die Branche wettbewerbsfähiger zu machen, hat die Regierung das Förderprogramm Integrated Wool Development Programme aufgelegt.

    Produktion von Chemiefasern wird gefördert

    Mit seiner breit aufgestellten Chemie- und Petrochemiebranche verfügt Indien über eine leistungsstarke Industriebasis für die Herstellung von Chemiefasern. Laut Angaben der Industrievereinigung Chemiefaser lag der Subkontinent 2022 mit einer Produktion von 6 Millionen Tonnen und einem Marktanteil von 8 Prozent weltweit auf dem zweiten Platz hinter China. Den Anteil von Polyester an allen Chemiefasern beziffert die Association of Man-Made Fibre Industry of India auf 78 Prozent, weitere 17 Prozent entfallen auf Viskose.

    Der Großteil der in Indien für die Textilindustrie produzierten Chemiefasern wird lokal zu Garnen, Textilien und Bekleidung verarbeitet. Den Exportwert von Erzeugnissen aus Polyester und Viskose sowie von Produkten mit Chemiefaseranteilen gibt The Synthetic and Rayon Textile Export Promotion Council für 2021/2022 mit 6,3 Milliarden US$ an. Filamentgarne aus Polyester hatten mit 1,3 Milliarden US$ den größten Anteil an den Gesamtausfuhren. Zu den wichtigsten Absatzmärkten zählen die USA, Bangladesch und die Türkei.

    Um die weltweit steigende Nachfrage nach Textilien und Bekleidung aus Chemiefasern zu bedienen, hat die indische Regierung deren Produktion in ihr Industrieförderprogramm "Production-Linked Incentives" aufgenommen. Die 64 teilnehmenden Unternehmen wollen zusammen 2,4 Milliarden US$ in neue Produktionskapazitäten investieren, so die Angaben des MOT. Dies dürfte sich laut Textilministerium auch positiv auf die Produktion von Chemiefasern auswirken.

    Beim Textilrecycling ist noch Luft nach oben

    In Indien fallen jedes Jahr 8 Millionen Tonnen Textilabfälle an. Die Hälfte davon sind Gebrauchttextilien (post-consumer), weitere 42 Prozent fallen im Herstellungsprozess (pre-consumer) an, der Rest sind Importe. Etwa 60 Prozent der Textilabfälle bestehen aus Baumwolle und -mischungen, gefolgt von Chemiefasern mit 20 Prozent und Mischgeweben. Zwar ist über die Jahre im informellen Sektor eine Kreislaufwirtschaft für die Textilindustrie entstanden, es gibt aber noch Entwicklungspotenzial, so die Nichtregierungsorganisation Fashion for Good.

    Während gut 80 Prozent des "pre-consumer"-Abfalls re- oder downcycelt werden, sind es beim "post-consumer"-Abfall nur 6 Prozent. Zwar wird hier rund die Hälfte als Second-Hand-Kleidung wiederverwertet. Allerdings enden 43 Prozent der Textilien auf Deponien und in Müllverbrennungsanlagen. Der Großteil der Textilabfälle werden in Panipat im Norden und in Tirupur im Süden des Landes verarbeitet. Dort befinden sich auch wichtige Cluster der Bekleidungsindustrie.


    Von Boris Alex | New Delhi

  • Vorstufenbetriebe müssen effizienter werden

    Indien zählt zu den größten Herstellern und Exporteuren von Garnen und Stoffen. Doch in vielen Spinnereien und Webereien wird mit technisch veralteten Maschinen produziert.

    Indien deckt die gesamte Wertschöpfungskette in der Textilindustrie – von der Faser bis zur Konfektion – ab. In den Vorstufenbetrieben wie der Produktion von Garnen und textilen Flächen liegt Indien weltweit hinter China auf Rang 2, so die Angaben der India Spinning Mill Owners Association. Zwar ist der Großteil der lokalen Betriebe nach wie vor mit der Weiterverarbeitung von Baumwolle beschäftigt, aber auch Garne und textile Flächen aus Chemiefasern werden in Indien hergestellt. Den Umsatz in Spinnereien, Webereien und Veredelungsbetrieben schätzt Statista auf insgesamt 50 Milliarden US-Dollar (US$) pro Jahr.

    Indien produziert vor allem Baumwollgarne

    Bei der Garnproduktion dominieren Naturfasern. Im Finanzjahr 2019/2020 (1. April bis 31. März) lag ihr Anteil bei einem Gesamtausstoß von 7,1 Millionen Tonnen bei 80 Prozent. Davon waren 4 Millionen Tonnen Baumwollgarne und 1,7 Millionen Tonnen Garne aus anderen Naturfasern.

    Im gleichen Finanzjahr stellte Indien knapp 1,4 Millionen Tonnen Garne aus Chemiefasern her – vor allem aus Polyester, so die Angaben des Ministry of Textile. Das Segment legte damit gegenüber der Vorperiode um 16 Prozent zu.

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    Nicht nur die heimische Textilindustrie nimmt die Garne ab: Indien exportierte 2022 rund 1,6 Millionen Tonnen Garne (SITC 651) im Wert von 5,4 Milliarden US$. Dies entsprach gegenüber dem Vorjahr einem mengenmäßigen Rückgang um 35 Prozent und einem wertmäßigen Minus von 26 Prozent. Den größten Anteil hatten Baumwollgarne (SITC 651.3) mit einem Exportvolumen von 700.000 Tonnen und einem Ausfuhrwert von 3,3 Milliarden US$. Garne aus Chemiefasern (SITC 651.5 und 651.6) folgten mit rund 600.000 Tonnen im Wert von 1 Milliarde US$.

    Indische Exporte von ausgewählten Garnen (2022)

    Produkt (SITC-Code)

    Exportmenge in Tsd. Tonnen

    Exportwert in Mio. US$

    Wichtige Abnehmerländer, nach abnehmender Bedeutung sortiert

    Garne aus Baumwolle (andere als Nähgarne) (651.3)

    736

    3.318

    Bangladesch, Ägypten, Portugal, Peru, Türkei

    Garne aus synthetischen Filamenten (ausgenommen Nähgarne) (651.5)

    358

    617

    Türkei, Bangladesch, Argentinien, Brasilien, Marokko

    Andere Garne aus synthetischen Filamenten (ausgenommen Nähgarne) (651.6)

    197

    414

    Türkei, Brasilien, USA, Ägypten, Australien

    Garne aus Spinnfasern (ausgenommen Nähgarne) (651.8)

    230

    755

    Türkei, USA, Bangladesch, Brasilien, Marokko

    Garne aus textilen Fasern, anderweitig nicht genannt (651.9)

    43

    73

    Belgien, Brasilien, Italien, Marokko, Bangladesch

    Andere Garne (651.1; 651.2; 651.4; 651.7)

    19

    184

    -

    Garne gesamt (651) *)

    1.584

    5.361

    -

    * Abweichung durch Rundung.Quelle: UN Comtrade 2023

    Importe von Chemiefasergarnen steigen

    Der globale Trend hin zu Bekleidung aus Chemiefasern spiegelt sich in den sinkenden Ausfuhren von Baumwollgarnen wider. Gegenüber 2021 wurde nur noch knapp halb so viel exportiert. Zwar waren die Ausfuhren von Garnen aus Chemiefasern in den letzten Jahren ebenfalls rückläufig. Dies dürfte aber daran liegen, dass auch die heimische Textilindustrie verstärkt Chemiefasergarne verarbeitet. Die Importe in diesem Segment, vor allem aus China, sind in den letzten Jahren auf 421.000 Tonnen im Jahr 2022 stark gestiegen – fast dreimal so viel wie noch vor fünf Jahren. 

    Indische Importe von ausgewählten Garnen (2022)

    Produkt (SITC-Code)

    Importmenge in Tsd. Tonnen

    Importwert in Mio. US$

    Wichtige Bezugsländer, nach abnehmender Bedeutung sortiert

    Andere Garne aus synthetischen Filamenten (ausgenommen Nähgarne) (651.6)

    401

    857

    China, Südkorea, Thailand, Indonesien, Vietnam

    Garne aus textilen Fasern, anderweitig nicht genannt (651.9)

    197

    334

    China, Bangladesch, Malaysia, Vietnam

    Garne aus Spinnfasern (ausgenommen Nähgarne) (651.8)

    196

    530

    China, Nepal, Indonesien, Vietnam, Singapur

    Andere Garne (651.1; 651.2; 651.4; 651.7)

    62

    432

    -

    Garne aus synthetischen Filamenten (ausgenommen Nähgarne) (651.5)

    20

    49

    China, Südkorea, Thailand, Türkei

    Garne aus Baumwolle (andere als Nähgarne) (651.3)

    19

    70

    Vietnam, China, Oman, Sri Lanka, Indonesien

    Garne gesamt (651)

    895

    2.272

    -

    Quelle: UN Comtrade 2023

    In Indien gibt es 3.500 Spinnereibetriebe mit insgesamt 50 Millionen Spindeln, so die Angaben der Indian Spinning Mill Owners Association (ISMOA). Mit gut 2.000 Spinnereien ist der Bundesstaat Tamil Nadu das Zentrum für die Garnherstellung aus Baumwolle. Weitere Cluster sind im Punjab und in Gujarat im Westen des Landes. Einer der größten Hersteller ist die staatliche National Textile Corporation, die landesweit 23 Spinnereien mit 768.000 Spindeln betreibt und 55.000 Tonnen Garn pro Jahr fertigt.

    Viele Spinnereien setzen alte Maschinen ein

    Die Branche steht vor großen Herausforderungen in den kommenden Jahren. Die starke Ausrichtung auf die Produktion von Baumwollgarnen geht zunehmend am Chemiefasertrend vorbei. Zwar erwartet die Ratingagentur ICRA, dass der Absatz von Baumwollgarnen im laufenden Finanzjahr 2023/2024 um 10 Prozent zulegen wird. Langfristig ist aber eine sinkende Nachfrage in diesem Segment wahrscheinlich.

    Hinzu kommt, dass in vielen indischen Spinnereien veraltete Technik zum Einsatz kommt. Etwa 15 Millionen Spindeln sollen älter als 20 Jahre sein, schätzt ISMOA. Für die Unternehmen wächst der Druck, die Garnproduktion effizienter zu machen. Das könnte in den nächsten Jahren Ersatzinvestitionen auslösen, so der Verband. Es gibt aber auch Neuinvestitionen in diesem Segment. Einer der größten Hersteller von Garnen aus Chemiefasern, BSL Limited, hatte Ende 2022 angekündigt, rund 18 Millionen US$ in eine neue Baumwollspinnerei mit 30.000 Spindeln zu investieren. Der Marktforscher Wazir Advisors prognostiziert, dass in den nächsten Jahren bis zu 4 Millionen neue Spindeln in Indien installiert werden.

    Modernisierungsdruck in Webereien wächst

    In der indischen Webindustrie zeichnet sich ein ähnliches Bild. Auch diese ist mit 3,5 Millionen Beschäftigten, davon 70 Prozent Frauen, ein wichtiger Vorstufenbetrieb in der Wertschöpfungskette des Textilsektors. Laut Branchenschätzungen gibt es in Indien 400.000 Webereibetriebe, in denen sich 2,5 Millionen Webmaschinen und 2,3 Millionen Handwebstühle im Einsatz befinden. Die wichtigsten Cluster für die Webindustrie sind Maharashtra mit knapp 40 Prozent der Betriebe, Tamil Nadu (22 Prozent) und Uttar Pradesh (15 Prozent). Das Produktionsvolumen von gewebten Stoffen beziffert Wazir Advisors für das Finanzjahr 2019/2020 auf 76,3 Milliarden Quadratmeter.

    Etwa 97 Prozent davon wird von kleinen und Kleinstbetrieben im informellen Sektor gefertigt, so die Analyse von NITI Aayog. Die staatliche Denkfabrik kommt zu dem Schluss, dass die indischen Webereien im internationalen Vergleich sowohl bei Produktivität als auch bei Qualität Wettbewerbern aus Vietnam und China hinterherhinken. Dies ist vor allem auf den geringeren Einsatz moderner Webtechniken zurückzuführen. So waren 2020 nur etwa 5 Prozent der Webmaschinen schützenlose Modelle, so die Angaben des Office of Textile Commissioner.

    Indien exportiert vor allem Baumwollstoffe

    Indien ist nicht nur bei Garnen, sondern auch bei Stoffen ein wichtiger Lieferant für die Textil- und Bekleidungsindustrien in Bangladesch und Sri Lanka. Gut ein Viertel der Exporte von Geweben aus Baumwolle im Gesamtwert von 2,3 Milliarden US$ gingen 2022 in die beiden Nachbarländer. Im Gegenzug importiert Indien vor allem Gewirke und Gestricke. Im Jahr 2022 waren es Waren im Wert von 782 Millionen. China ist mit einem Anteil von 70 Prozent das wichtigste Lieferland in diesem Segment. 

    Indische Exporte von Zwischenprodukten (2022)

    Produkt (SITC-Code)

    Exportmenge in Tsd. Tonnen

    Exportwert in Mio. US$

    Wichtige Abnehmerländer, nach abnehmender Bedeutung sortiert

    Gewebe aus Baumwolle (652)

    201

    2.304

    Bangladesch, Sri Lanka, Senegal, USA, Vereinigte Arabische Emirate

    Gewebe aus synthetischen oder künstlichen Spinnstoffen (653)

    132

    1.617

    Vereinigte Arabische Emirate, Bangladesch, USA, Sri Lanka, Vereinigtes Königreich

    Gewirke und Gestricke (655)

    113

    697

    Sri Lanka, USA, Bangladesch, Südkorea, Dschibuti

    Tülle, Spitzen, Stickereien, Bänder, Posamentierwaren und dergleichen (656)

    26

    302

    Italien, USA, Senegal, Vereinigte Arabische Emirate, Sri Lanka

    Andere Gewebe (654)

    34

    296

    USA, Vereinigte Arabische Emirate, Vereinigtes Königreich, Deutschland, Italien

    Quelle: UN Comtrade 2023

    Indische Importe von Zwischenprodukten (2022)

    Produkt (SITC-Code)

    Importmenge in Tsd. Tonnen

    Importwert in Mio. US$

    Wichtige Bezugsländer, nach abnehmender Bedeutung sortiert

    Gewirke und Gestricke (655)

    326

    782

    China, Sri Lanka, Vietnam, Bangladesch

    Gewebe aus synthetischen oder künstlichen Spinnstoffen (653)

    44

    454

    China, Indonesien, Südkorea, Thailand

    Tülle, Spitzen, Stickereien, Bänder, Posamentierwaren und dergleichen (656)

    48

    258

    China, Hongkong, Sri Lanka, Vietnam

    Andere Gewebe (654)

    37

    229

    China, Nepal, Bangladesch, Italien, Vereinigtes Königreich

    Gewebe aus Baumwolle (652)

    16

    206

    China, Vietnam, Bangladesch, Italien, Hongkong

    Quelle: UN Comtrade 2023

    Von Boris Alex | New Delhi

  • Konfektion soll wettbewerbsfähiger werden

    Bei der Herstellung von Bekleidung schöpft Indien sein Potenzial noch nicht aus. Mit staatlichen Förderprogrammen soll die Branche fit für die Zukunft gemacht werden.

    Indien zählt zwar bei Bekleidung zu den größten Produktionsländern. Der Anteil am globalen Handel ist mit 3 Prozent im Jahr 2022 aber nicht nur im Vergleich zu China, sondern auch zu regionalen Konkurrenten wie Bangladesch und Vietnam gering. Die Regierung sieht in dem Segment noch Wachstumspotenzial und hat eine Reihe von Förderprogrammen aufgelegt, um die Branche wettbewerbsfähiger zu machen. Die wichtigsten Cluster für die Bekleidungsindustrie sind die Metropolregionen Delhi, Mumbai, Kolkata und Bangalore.

    Angesichts einer Bevölkerung von 1,4 Milliarden Menschen und einer wachsenden, konsumfreudigen Mittelschicht bietet der indische Binnenmarkt ein riesiges Absatzpotenzial – nicht für die heimischen Hersteller, sondern auch für ausländische Textilunternehmen. Seit der Öffnung des Einzelhandels für internationale Modeketten wie Zara, H&M oder Uniqlo vor gut zehn Jahren haben sich die Importe bis 2022 auf 2 Milliarden US-Dollar (US$) verfünffacht. Im Gegenzug lagen die indischen Exporte von konfektionierter Bekleidung im betrachteten Zeitraum nahezu konstant um die 17 Milliarden US$.

    Indiens Bekleidungsmarkt wächst jedes Jahr um 10 Prozent

    Der Großteil der Binnennachfrage wird über in Indien gefertigte Bekleidung bedient. Technopak Advisors gibt das Marktvolumen für das Finanzjahr 2019/2020 mit 64,5 Milliarden US$ an. Davon entfielen 40 Prozent auf Herren-, 36 Prozent auf Damen- und 22 Prozent auf Kinderbekleidung. Der Marktforscher prognostiziert, dass der indische Bekleidungsmarkt bis 2024/2025 auf 85 Milliarden US$ zulegen dürfte. Mit einem Plus von 73 Prozent auf 1,9 Milliarden US$ soll Sportbekleidung mehr als doppelt so stark wachsen wie die übrigen Segmente.

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    Die indische Produktion von Bekleidung und anderen Konfektionswaren (Made-ups) wie Heimtextilien wächst jedes Jahr zwischen 5 und 10 Prozent, so der Marktforscher Wazir Advisors. Die letzten verfügbaren Daten stammen aus dem Finanzjahr 2020/2021, in dem die Produktion coronabedingt ein deutliches Minus verbuchte. So ging die Herstellung von konfektionierten Kleidungsstücken um 27 Prozent auf 16 Milliarden Teile, die von anderen Konfektionswaren um 8 Prozent auf 2,2 Milliarden Tonnen zurück. Am Ende des Finanzjahres 2022/2023 hatte das Produktionsvolumen noch nicht wieder das Vorkrisenniveau erreicht. 

    Exportwert soll sich verdoppeln

    Indien will die Textil- und Bekleidungsexporte bis 2030 auf 100 Milliarden US$ mehr als verdoppeln. Um dieses Ziel zu erreichen, muss die Wettbewerbsfähigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette gesteigert werden. Denn viele Konkurrenten aus Bangladesch oder Vietnam produzieren oft nicht nur günstiger und qualitativ besser, sondern profitieren auch von niedrigeren Einfuhrzöllen auf den Hauptabsatzmärkten USA und in der EU.

    Um diesen Wettbewerbsnachteil auszugleichen, will die Regierung die fragmentierte Textilbranche stärker vertikal und horizontal integrieren. Den rund 1.700 großen und mittleren Unternehmen stehen 1,5 Millionen Klein- und Kleinstbetriebe gegenüber, die meisten davon aus dem informellen Sektor. Dort werden Verarbeitungsschritte oft manuell oder auf technisch veralteten Maschinen ausgeführt. Die Produktivität ist geringer und die Textil- und Bekleidungsartikel erfüllen oft nicht die Qualitätsstandards internationaler Kunden.

    Führende Textilunternehmen in Indien (Umsatz in Mio. US-Dollar)

    Unternehmen

    Produkte

    Umsatz 2022/2023

    Grasim Industries

    Fasern, Garne und Filamente aus Viskose

    3.416

    Vardhman Textiles

    Fasern, Garne, textile Flächen, Bekleidung

    1.251

    Alok Industries

    Garne, Stoffe, Heimtextilien

    860

    Trident Ltd.

    Garne, Heimtextilien

    798

    Raymond Ltd.

    Stoffe, Bekleidung

    735

    Welspun India

    Heimtextilien

    720

    Page Industries

    Unterwäsche, Strickwaren

    609

    KPR Mill

    Garne, Stoffe, Bekleidung

    602

    Bombay Dyeing & Manufacturing

    Fasern, Garne, Heimtextilien

    340

    Nitin Spinners

    Garne, Stoffe

    306

    Finanzjahr: 1. April bis 31. MärzQuelle: Moneycontrol 2023

    Mit Megaparks zur "5F Vision"

    Um eine bessere Verzahnung der Verarbeitungsstufen zu erreichen, will die Regierung sieben Mega-Textilparks in sieben Bundesstaaten errichten. Diese sollen dabei helfen, die "5F Vision" (Farm to Fibre to Factory to Fashion to Foreign) des Ministry of Textile (MOT) zu realisieren. Am Ende soll der Sektor über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg international wettbewerbsfähig sein. Das MOT will mit den Mega-Textilparks Investitionen in Höhe von 8,4 Milliarden US$ aus dem In- und Ausland anlocken und 2 Millionen Arbeitsplätze schaffen.

    Die Parks sollen zudem die Textilunternehmen dabei unterstützen, ihre Sortimente stärker auf Bekleidung aus Chemiefasern, statt wie bisher aus Baumwolle, auszurichten. Dieses Segment wird zusätzlich im Rahmen des Industrieförderprogramms "Production-Linked Incentives" mit 2,5 Milliarden US$ unterstützt. Insgesamt 64 Unternehmen haben sich dazu verpflichtet, jeweils mindestens 38 Millionen US$ in die Produktion von Bekleidung aus Kunstfasern sowie von technischen Textilien zu investieren.

    Gute Aussichten für Produktion von Sport-Tech-Bekleidung

    Bei Bekleidung aus technischen Textilien bietet Indien Wachstumspotenzial. Das Produktionsvolumen in den Segmenten Cloth-Tech und Sport-Tech lag 2021/2022 bei jeweils rund 1 Milliarde US$. Bei letzterem dominieren Sportschuhe mit einem Anteil von 75 Prozent. Angesichts der positiven Nachfrageentwicklung bei Sportbekleidung – bis 2024/2025 soll das Marktvolumen auf knapp 2 Milliarden US$ zulegen – dürfte die Produktion hier ebenfalls anziehen, so eine Prognose von Invest India.

    Die Bemühungen der indischen Regierung, die Textilwirtschaft wettbewerbsfähiger zu machen, dürfte in den kommenden Jahren für einen Investitionsschub sorgen. Davon profitiert auch die Textilmaschinenbranche. Indien ist einer der wichtigsten Zielmärkte für dieses Segment – darunter auch für viele Anbieter aus Deutschland. Im Jahr 2022 importierte der Subkontinent Maschinen im Wert von 3,1 Milliarden US$. Knapp die Hälfte davon stammten aus China. Deutschland belegte mit 362 Millionen US$ den 2. Rang.

    Indische Importe von Textilmaschinen *) (2022)

    Lieferland

    Importwert in Mio. US-Dollar

    Anteil an Gesamtimporten in Prozent

    Gesamt

    3.109

    100

       China

    1.499

    48

       Deutschland

    362

    12

       Japan

    307

    10

       Italien

    186

    6

       Belgien

    162

    5

    * SITC 742.Quelle: UN Comtrade 2023

    Webmaschinen sind mit einem Anteil von 30 Prozent führend bei den Importen. Strick-, Spinn- und Nähmaschinen machen jeweils um die 20 Prozent des Einfuhrvolumens aus.

    Die lokale Produktion von Textilmaschinen und -zubehör beziffert die Textile Machinery Manufacturers' Association auf jährlich rund 1 Milliarde US$. Der Verband gibt die Zahl der Unternehmen in diesem Segment mit rund 3.000 Stück an. Der deutsche Weltmarktführer für industrielle Maschinennadeln, Groz-Beckert, ist seit mehr als 60 Jahren in Indien mit eigener Produktion vertreten.

    Von Boris Alex | New Delhi

  • Kontakte in der Textil- und Bekleidungsbranche in Indien

    In Indien ist es wichtig, die richtigen Ansprechpartner zu kennen. Netzwerke sind von hoher Bedeutung.

    Kontakte in der Textil- und Bekleidungsbranche in Indien

    Organisation

    Anmerkung

    Deutsche Institutionen

    Germany Trade & Invest

    Ansprechpartner für Informationen rund um Indien

    AHK Indien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Branchenverbände

    The Textile Association

    Verband für die Textilwirtschaft

    Cotton Textile Export Promotion Council

    Staatliche Interessenvertretung für die Baumwollindustrie

    Association of Man-Made Fibre Industry of India

    Fachverband für die Chemiefaserindustrie

    Clothing Manufacturers Association Of India

    Fachverband für die Bekleidungshersteller

    Apparel Export Promotion Council

    Staatliche Interessenvertretung für die Bekleidungsexporteure

    Textile Machinery Manufacturers' Association

    Fachverband für die Textilmaschinenindustrie

    Sonstige Ansprechpartner

    Office of the Textile Commissioner

    Statistiken zur indischen Textilindustrie

    Ministerien

    Ministry of Textile

    Textilministerium, zuständig für Förderprogramme

    Messen

    Garment Technology Expo

    Fachmesse für die Bekleidungsindustrie (03.11. bis 05.11.2023 in Bengaluru sowie 12.04. bis 14.04.2023 in Noida/New Delhi)

    Gartex Texprocess

    Fachmesse für Textilmaschinen (01.02. bis 03.02.2024 in Mumbai sowie 01.08. bis 03.08.2024 in New Delhi)

    Von Boris Alex | New Delhi

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