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Indiens Start-ups finden professionelle Geldgeber

Start-ups finden in Indien gute Finanzierungsbedingungen, müssen aber mehr auf Profitabilität achten. Der Aktienmarkt gewinnt an Attraktivität bei der Geldbeschaffung. 

Von Florian Wenke | Mumbai

Start-ups in Indien finden einen einfachen und zügigen Zugang zu Kapital. Für 2024 meldet die auf Technologie spezialisierte Informationsplattform Inc42 Mittelzuflüsse an Start-ups in Höhe von schätzungsweise 12 Milliarden US-Dollar (US$). Die finanziellen Mittel verteilten sich auf 993 Transaktionen, die durchschnittliche Transaktionsgröße liegt bei rund 2,7 Millionen US$. Inc42 geht davon aus, dass 2025 zwischen 14 Milliarden und 15 Milliarden US$ investiert werden.

Der Finanzierungsweg unterscheidet sich nach Unternehmensalter

Traditionell finanzieren sich indische Start-ups in der Startkapitalphase durch den Verkauf von Unternehmensanteilen an Investoren. Dafür verfügt Indien über sogenannte "Angel Investors". Diese zahlungskräftigen Investoren sind oft in Netzwerken zusammengeschlossen, zum Beispiel AngelList India oder Indian Angel Network. 

Investoren sind grundsätzlich im ganzen Land zu finden, in größerer Zahl jedoch in Start-up-Metropolen wie Bangalore oder Mumbai. Häufig sind Netzwerke für die Finanzierung in der Startkapitalphase ausschlaggebend. Alumni von prestigeträchtigen Bildungseinrichtungen wie den Indian Institute of Technology oder Indian Institute of Management sowie ehemalige Mitarbeitende bekannter Unternehmen verfügen häufig über gute Kontakte. Für sie öffnen sich die Türen von Entscheidern meist deutlich einfacher.

Für viele Start-ups sind in der Startkapitalphase zudem staatliche Zuschüsse wichtig. Dazu zählen finanzielle Unterstützungsleistungen der Zentralregierung und auch Hilfen auf Ebene der Bundesstaaten. Auch durch Gelder von Family Offices kommen Start-ups an Geld.

Venture Capital Fonds geben Mittel an Start-ups in Wachstumsphase

Unternehmen in der Wachstumsphase bekommen Gelder überwiegend von Risikokapitalgebern. Das können Venture Capital Fonds (VC) sein, wie beispielsweise 35 North Ventures. Laut der Unternehmensberatung Bain & Company investierten VC alleine 2024 rund 13,7 Milliarden US$ in Indien. Hierunter fallen auch Investitionen in etablierte Unternehmen. Das Netzwerk an VC in Indien ist dicht und professionell. Die Investitionsgesellschaften verfügen über erhebliche Mittel. Im Jahr 2024 verfügte das VC 35 North Ventures über geschätzt 60 Millionen US$. 

Hinzu kommen international aktive Firmen, wie Investmentfonds einzelner Länder, etwa Temasek aus Singapur. Auch Ableger von Venture Capital Fonds wie Peak XV Partners geben Mittel aus. Der VC gehört zu dem in den USA beheimateten Schwergewicht Sequoia Capital Operations. 

Zum Teil sind auch Venture Debt Firmen bedeutsam. Dabei verkaufen Start-ups keine Unternehmensanteile an die Investoren, sondern nehmen Kredite bei diesen auf. Diese müssen später zurückgezahlt werden, allerdings werden so die Eigentümeranteile am Start-up nicht verwässert. Im 1. Halbjahr 2025 betrug der Anteil von Eigenkapitalfinanzierung 92 Prozent gegenüber einem Anteil von 8 Prozent von Schuldenfinanzierung. 

Der indische Aktienmarkt ist für ältere Start-ups interessant

Gereifte Unternehmen, sogenannte "Late Stage Start-ups", suchen in Indien zunehmend den Weg an die Börse. Der indische Aktienmarkt hat sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt und eröffnet Start-ups neben dem Prestige eigener Aktien auch den Zugang zu teils hohen Summen. So konnte Swiggy 2025 beim Börsengang 1,4 Milliarden US$ erzielen. 

Experten erwarten, dass unter anderem das FinTech-Start-up Pine Labs, der Onlinehändler Meesho oder das als Plattform für Auftragsfertigung dienende Unternehmen Zetwerk bald an der Börse gelistet werden.   

Investoren schauen auf profitable Geschäftsmodelle 

Die Jahre 2021 und 2022 waren von niedrigen Zinsen geprägt. Hier vergaben Investoren ihre Mittel einfacher. Mittlerweile achten sie mehr auf Profitabilität der Start-ups. Das hat sowohl bei Investoren als auch bei Start-ups zu mehr Professionalität und einer Marktbereinigung geführt. Die jungen Unternehmen haben erkannt, dass nicht mehr nur ein gutes Produkt zählt, sondern auch das Management sowie professionelle Strukturen beim Thema Finanzen und Verwaltung des Start-ups.

Profitabilität von Start-ups hat für Geldgeber seit 2023 an Bedeutung gewonnen. Das hat für eine Konsolidierung und auch Professionalisierung bei vielen Start-ups gesorgt und damit das Ökosystem insgesamt leistungsfähiger gemacht.

Julian Zix Leiter des German Indian Startup Exchange Program (GINSEP)

Den Stärken des Ökosystems entsprechend lagen die Schwerpunkte der Investitionen in den vergangenen Jahren vor allem in den Bereichen Onlinehandel, FinTech, Enterprise Tech und Verbraucherdienstleistungen.

Deutsche Start-ups können potenziell auch in Indien Investoren finden. Allerdings sollten sie über ein lokal erfolgreiches Produkt und entsprechende Präsenz vor Ort verfügen. Dafür müssen langfristig belastbare Netzwerke aufgebaut werden. Die Mehrzahl der Investoren beschäftigt sich mit Start-ups, die Produkte und Lösungen für den indischen Markt anbieten. 

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