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Special | Indien | Start-ups

Start-ups sind ein wichtiger Teil der indischen Wirtschaft

Indien hat ein leistungsfähiges Start-up-Ökosystem aufgebaut. Guter Zugang zu Kapital ist einer der Gründe dafür. Unterschiede zu Deutschland sind zu beachten. 

Von Florian Wenke | Mumbai

  • Steckbrief Start-ups in Indien

    Indien ist derzeit die am schnellsten wachsende große Volkswirtschaft der Welt und beeindruckt auch mit der größten Bevölkerung der Erde. Das Land hat in den vergangenen Jahren an wirtschaftlicher Bedeutung für Deutschland gewonnen, was sich beispielsweise im bilateral Handel widerspiegelt. 

    Trotz bisher geringer Ausgaben für Forschung und Entwicklung hat sich Indien als wichtiger Standort für die jungen Unternehmen etabliert. Die indische Start-up-Landschaft wird von Fachleuten als gut entwickelt eingeschätzt. Inzwischen zählt der Subkontinent zu den drei größten Start-up-Ökosystemen weltweit.

    Von Florian Wenke | Mumbai

  • Der Markt ist anspruchsvoll

    Indiens Start-up-Ökosystem gehört zu den größten der Welt. Es gibt klare regionale Schwerpunkte und vor allem im Dienstleistungsbereich sind die Unternehmen stark.

    Unter Experten gilt das indische Start-up-Ökosystem als gut entwickelt, mittlerweile ist es das drittgrößte weltweit. Ende Juni 2025 gab es laut Regierungsangaben 180.540 Start-ups. Zwar legt das Department for Promotion of Industry and Internal Trade großzügige Kriterien für diese Bezeichnung an, dennoch ist die Menge Ausdruck des Gründergeistes im Land. 

    Allein im 1. Halbjahr 2025 kamen 22.834 Unternehmen neu dazu, darunter fünf Start-ups mit einer Bewertung von mehr als 1 Milliarde US-Dollar (US$), sogenannte Unicorns. Insgesamt zählte das Informationsportal Inc42 bis Ende Juni 2025 in Indien 124 Unicorns. Deutschland brachte laut der Informationsplattform Tracxn bis Juni 2025 insgesamt 48 Einhörner hervor, davon bislang zwei im Jahr 2025. 

    Der Fokus liegt auf Software

    Indien gibt im internationalen Vergleich wenig Geld für Forschung und Entwicklung (F&E) aus. Laut World Intellectual Property Organization betrugen die Ausgaben für F&E 2023 rund 0,7 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Der Vergleichswert für Deutschland liegt bei 3,1 Prozent und für China bei 2,4 Prozent. Zudem sind die F&E-Ausgaben überwiegend staatlich finanziert, die Privatwirtschaft hat nur einen Anteil von 34 Prozent. Das spiegelt sich in der Start-up-Branche wider. Deep-Tech-Unternehmen sind Mangelware, denn hierfür sind hohe Investitionen und große Ausgaben für F&E nötig, die viele Gründer in Indien scheuen. 

    Viel häufiger sind Unternehmen anzutreffen, die mehrheitlich softwaregetriebene Produkte im Bereich Business-to-Consumer anbieten. Dazu zählen etwa Onlinemarktplätze. Die Unternehmen liefern zumeist mit wenig Kapitaleinsatz schnelle Erfolge. Dies zeigt sich auch beim Blick auf die bisher größten Start-ups des Landes. Hier dominieren Unternehmen mit Dienstleistungen für private Konsumenten. 

    Es bleibt abzuwarten, inwiefern sich die Bemühungen der indischen Regierung, das verarbeitende Gewerbe zu fördern, auch in Wachstum für Start-ups in den Bereichen Hardware und Smart Manufacturing widerspiegelt. Der Fokus vieler Start-ups liegt eher auf Lösungen und Dienstleistungen für Endverbraucher. Das wird sich so schnell nicht ändern.

    Julian Zix Leiter des German Indian Startup Exchange Program (GINSEP)

    Gleiches gilt für aktuelle Wachstumstrends. Zuletzt sind insbesondere Unternehmen im Bereich Quick Commerce (Lieferung innerhalb von Minuten nach der Onlinebestellung) stark gewachsen. Auch bei FinTech ist Indien ein dynamisch wachsender Markt. 

    Business-to-Consumer dominiertTop Start-ups in Indien
    Name

    Kapitalbeschaffung in Milliarden US$

    Branche

    Anmerkung
    Flipkart

    14,0

    OnlinehandelIndische Version von Amazon
    BYJU'S

    6,0

    EdTechUnternehmen befindet sich im Insolvenz- und Restrukturierungsverfahren
    Paytm

    4,9

    FintechDigitale Zahlungsplattform
    Ola

    4,7

    Travel TechIndische Version von Uber
    Zomato

    4,6

    FoodtechLieferservice für Essen aus Restaurants, hat 2020 Uber Eats Indien übernommen. Zunehmend auch im Bereich Quick Commerce aktiv
    ReNew Energy

    4,1

    Clean TechBetreiber von Projekten im Bereich erneuerbarer Energien (Wind, Wasser, Solar-Fotovoltaik)
    OYO

    3,7

    Travel TechDigitale Vermittlung von Übernachtungsmöglichkeiten
    Swiggy

    3,6

    Food TechLieferservice für Essen aus Restaurants. Zunehmend auch im Bereich Quick Commerce aktiv
    Quelle: Inc42 2025

    Künstliche Intelligenz (KI) treibt auch in Indien Start-ups um. Indien ist bei der Entwicklung eigener Modelle noch am Anfang. Start-ups und andere Unternehmen konzentrieren sich eher auf die Entwicklung von Anwendungsfällen, vor allem im Bereich Enterprise Tech. Hier kommt insbesondere generative KI zum Einsatz, bei der bereits bestehende Modelle als Plattform dienen. Zusätzlich zu KI sehen Experten aktuell die Bereiche ClimateTech sowie Elektromobilität, Robotik, Halbleiter und SpaceTech als besonders vielversprechend für Start-ups.    

    Es geht meist ohne Inkubatoren und Acceleratoren

    Inkubatoren spielen für das Start-up-Ökosystem nur eine geringe Rolle. Eine Studie des Indian Institute of Technology (IIT) Bangalore und des IIT Madras kam 2024 zu dem Ergebnis, dass nur 8,2 Prozent der Start-ups im Land Inkubatoren nutzen. Von den jungen Unternehmen, die es tun, nutzen 98 Prozent lediglich 10 Prozent der geschätzt 1.100 Inkubatoren im Land. 

    Vor allem Start-ups aus den Bereichen DeepTech und BioTech nutzen Inkubatoren, so die Experten. Das dürfte daran liegen, dass in diesen Bereichen oft spezielle Räumlichkeiten und Apparate benötigt werden, zum Beispiel Labore und die dazugehörige Ausstattung. Dafür sind hohe Anschaffungskosten notwendig, die mit Hilfe eines Inkubators deutlich verringert werden können. 

    Auffallend ist die räumliche Verteilung der Inkubatoren. Laut Experten sind 45 Prozent der Einrichtungen in den südlichen Bundesstaaten zu finden. Zudem sind sie häufig an akademische Einrichtungen angeschlossen, insbesondere an den IIT. So verfügt das IIT Bombay mit der Society for Innovation & Entrepreneurship über einen bekannten Inkubator.    

    Auswahl an Inkubatoren in Indien
    NameFokusAnmerkungen
    NSRCEL in BangaloreBranchenübergreifendAngegliedert an das IIM Bangalore
    Technology Business Incubator der Foundation for Innovation and Technology Transfer in New DelhiBranchenübergreifendAngegliedert an das IIT Delhi
    SINE in MumbaiBranchenübergreifend, aber mit Fokus auf Tech, DeepTechAngegliedert an das IIT Bombay
    Venture Center in PuneBranchenübergreifend, aber mit Fokus auf HealthTech, GreenTech, AgriTechEntstanden auf Initiative des National Chemical Laboratory
    Villgro in Chennai Branchenübergreifend, aber Fokus auf Social Enterprise Start-ups, vor allem im Bereich AgriTech und HealthTechAngesiedelt auf dem IIT Madras Research Park 
    T-Hub in HyderabadBranchenübergreifendOperiert als Public-Private-Partnership-Modell
    Quelle: Recherche von Germany Trade & Invest 2025

    Acceleratoren sind noch weniger verbreitet als Inkubatoren. Sie sind eher in der Privatwirtschaft und an Geldgeber angedockt. 

    Auswahl an Acceleratoren in Indien
    NameFokusAnmerkungen
    SIGMA in BangaloreSocial Start-ups mit Fokus auf HealthTech, CleanTech, AgriTech, EdTech-
    India Accelerator in Gurugram und NoidaSektor-agnostischHat weitere Standorte in Indien, zum Beispiel in Pune
    100 Unicorns in MumbaiSektor-agnostischVerbindung von Venture Capital und Accelerator
    Founder Institute in PuneSektor-agnostischAbleger eines global agierenden Acceleratoren-Programms
    The Startup Centre in Chennai Sektor-agnostischKeine Webseite vorhanden
    Spark10 in HyderabadSektor-agnostischAbleger eines Unternehmens aus dem Vereinigten Königreich
    Quelle: Recherche von Germany Trade & Invest 2025

    Wenige Städte vereinigen viel Start-up-Power

    Allgemein ist die indische Start-up-Landschaft stark geclustert. Die wichtigsten Standorte sind Bangalore, die Hauptstadtregion in und um New Delhi, Mumbai und Pune. Außerdem sind Chennai und Hyderabad wichtige große Zentren der Szene. 

    Die Bedeutung der mittelgroßen Städte wächst jedoch. Oft finden Unternehmen hier einfacher Fachkräfte und das zu geringeren Kosten. Mitarbeitende schätzen zudem die niedrigeren Lebenshaltungskosten. Gleichzeitig entstehen in diesem Umfeld viele Start-ups mit sozialem oder ökologischem Anspruch, die gezielt einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten wollen.

    Lokale Lösungen sind gesucht 

    Branchenvertreter sehen ihre unternehmerische Zukunft überwiegend in Indien. Für den Standort sprechen das Reservoir an IT-Fachkräften und die große Offenheit gegenüber neuen Technologien. 

    Hinzu kommt der riesige Binnenmarkt. Dieser ist gleichzeitig auch ein Grund für den eher geringen Internationalisierungsgrad der indischen Start-up-Szene. Zudem sind viele der Geschäftsmodelle speziell auf den indischen Markt zugeschnitten, was den Eintritt für Start-ups aus dem Ausland anspruchsvoll macht.  

    Staat hilft mit Förderungen

    Eine Reihe von Maßnahmen der indischen Zentralregierung soll helfen, das Start-up-Ökosystem zu stärken. Gebündelt sind sie unter der "Startup India Initiative". So gibt es Möglichkeiten einer Anschubfinanzierung in der Gründungsphase sowie Kreditgarantien, Steuervergünstigungen und beschleunigte Verfahren zum Schutz von Patenten und geistigem Eigentum. 

    Weiterhin möchte die Regierung in New Delhi bei Ausschreibungen verstärkt auf die Produkte und Dienstleistungen lokaler Start-ups zurückgreifen. Zusätzlich unterstützen Regierungsangaben zufolge 31 Bundesstaaten und Unionsterritorien Start-ups mit eigenen Strategien. Grundsätzlich stehen die Förderungen allen Start-ups offen, allerdings müssen die Firmen mehrheitlich in indischem Besitz und in Indien registriert sein.

    Termine der wichtigsten Start-up-Events in Indien

    Von Florian Wenke | Mumbai

  • Indiens Start-ups finden professionelle Geldgeber

    Start-ups finden in Indien gute Finanzierungsbedingungen, müssen aber mehr auf Profitabilität achten. Der Aktienmarkt gewinnt an Attraktivität bei der Geldbeschaffung. 

    Start-ups in Indien finden einen einfachen und zügigen Zugang zu Kapital. Für 2024 meldet die auf Technologie spezialisierte Informationsplattform Inc42 Mittelzuflüsse an Start-ups in Höhe von schätzungsweise 12 Milliarden US-Dollar (US$). Die finanziellen Mittel verteilten sich auf 993 Transaktionen, die durchschnittliche Transaktionsgröße liegt bei rund 2,7 Millionen US$. Inc42 geht davon aus, dass 2025 zwischen 14 Milliarden und 15 Milliarden US$ investiert werden.

    Der Finanzierungsweg unterscheidet sich nach Unternehmensalter

    Traditionell finanzieren sich indische Start-ups in der Startkapitalphase durch den Verkauf von Unternehmensanteilen an Investoren. Dafür verfügt Indien über sogenannte "Angel Investors". Diese zahlungskräftigen Investoren sind oft in Netzwerken zusammengeschlossen, zum Beispiel AngelList India oder Indian Angel Network. 

    Investoren sind grundsätzlich im ganzen Land zu finden, in größerer Zahl jedoch in Start-up-Metropolen wie Bangalore oder Mumbai. Häufig sind Netzwerke für die Finanzierung in der Startkapitalphase ausschlaggebend. Alumni von prestigeträchtigen Bildungseinrichtungen wie den Indian Institute of Technology oder Indian Institute of Management sowie ehemalige Mitarbeitende bekannter Unternehmen verfügen häufig über gute Kontakte. Für sie öffnen sich die Türen von Entscheidern meist deutlich einfacher.

    Für viele Start-ups sind in der Startkapitalphase zudem staatliche Zuschüsse wichtig. Dazu zählen finanzielle Unterstützungsleistungen der Zentralregierung und auch Hilfen auf Ebene der Bundesstaaten. Auch durch Gelder von Family Offices kommen Start-ups an Geld.

    Venture Capital Fonds geben Mittel an Start-ups in Wachstumsphase

    Unternehmen in der Wachstumsphase bekommen Gelder überwiegend von Risikokapitalgebern. Das können Venture Capital Fonds (VC) sein, wie beispielsweise 35 North Ventures. Laut der Unternehmensberatung Bain & Company investierten VC alleine 2024 rund 13,7 Milliarden US$ in Indien. Hierunter fallen auch Investitionen in etablierte Unternehmen. Das Netzwerk an VC in Indien ist dicht und professionell. Die Investitionsgesellschaften verfügen über erhebliche Mittel. Im Jahr 2024 verfügte das VC 35 North Ventures über geschätzt 60 Millionen US$. 

    Hinzu kommen international aktive Firmen, wie Investmentfonds einzelner Länder, etwa Temasek aus Singapur. Auch Ableger von Venture Capital Fonds wie Peak XV Partners geben Mittel aus. Der VC gehört zu dem in den USA beheimateten Schwergewicht Sequoia Capital Operations. 

    Zum Teil sind auch Venture Debt Firmen bedeutsam. Dabei verkaufen Start-ups keine Unternehmensanteile an die Investoren, sondern nehmen Kredite bei diesen auf. Diese müssen später zurückgezahlt werden, allerdings werden so die Eigentümeranteile am Start-up nicht verwässert. Im 1. Halbjahr 2025 betrug der Anteil von Eigenkapitalfinanzierung 92 Prozent gegenüber einem Anteil von 8 Prozent von Schuldenfinanzierung. 

    Der indische Aktienmarkt ist für ältere Start-ups interessant

    Gereifte Unternehmen, sogenannte "Late Stage Start-ups", suchen in Indien zunehmend den Weg an die Börse. Der indische Aktienmarkt hat sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt und eröffnet Start-ups neben dem Prestige eigener Aktien auch den Zugang zu teils hohen Summen. So konnte Swiggy 2025 beim Börsengang 1,4 Milliarden US$ erzielen. 

    Experten erwarten, dass unter anderem das FinTech-Start-up Pine Labs, der Onlinehändler Meesho oder das als Plattform für Auftragsfertigung dienende Unternehmen Zetwerk bald an der Börse gelistet werden.   

    Investoren schauen auf profitable Geschäftsmodelle 

    Die Jahre 2021 und 2022 waren von niedrigen Zinsen geprägt. Hier vergaben Investoren ihre Mittel einfacher. Mittlerweile achten sie mehr auf Profitabilität der Start-ups. Das hat sowohl bei Investoren als auch bei Start-ups zu mehr Professionalität und einer Marktbereinigung geführt. Die jungen Unternehmen haben erkannt, dass nicht mehr nur ein gutes Produkt zählt, sondern auch das Management sowie professionelle Strukturen beim Thema Finanzen und Verwaltung des Start-ups.

    Profitabilität von Start-ups hat für Geldgeber seit 2023 an Bedeutung gewonnen. Das hat für eine Konsolidierung und auch Professionalisierung bei vielen Start-ups gesorgt und damit das Ökosystem insgesamt leistungsfähiger gemacht.

    Julian Zix Leiter des German Indian Startup Exchange Program (GINSEP)

    Den Stärken des Ökosystems entsprechend lagen die Schwerpunkte der Investitionen in den vergangenen Jahren vor allem in den Bereichen Onlinehandel, FinTech, Enterprise Tech und Verbraucherdienstleistungen.

    Deutsche Start-ups können potenziell auch in Indien Investoren finden. Allerdings sollten sie über ein lokal erfolgreiches Produkt und entsprechende Präsenz vor Ort verfügen. Dafür müssen langfristig belastbare Netzwerke aufgebaut werden. Die Mehrzahl der Investoren beschäftigt sich mit Start-ups, die Produkte und Lösungen für den indischen Markt anbieten. 

    Von Florian Wenke | Mumbai

  • "In Indien steht oft die Geschwindigkeit im Vordergrund"

    Indien bietet hochqualifizierte Techtalente, die in Deutschland rar sind – und viele weitere Gründe für eine Expansion, berichtet die Geschäftsführerin des Start-ups Ankercloud.

    Judith Evers, Geschäftsführerin, Ankercloud GmbH Judith Evers, Geschäftsführerin, Ankercloud GmbH | © Ankercloud GmbH

    Judith Evers ist die Geschäftsführerin von Ankercloud. Das Unternehmen wurde 2018 gegründete und sitzt in Berlin. Seit 2019 ist Ankercloud über ein eigenständiges Unternehmen in Bangalore in Indien aktiv. Die Firma ist spezialisiert auf Cloud- und Datenlösungen und hilft Unternehmen, die Digitalisierung voranzutreiben, Kosten zu optimieren, ihre Skalierbarkeit zu erhöhen und regulatorische Sicherheit zu gewährleisten.

    Frau Evers, woher kommt der Bezug zu Indien bei Ankercloud?

    Mein Mann ist Inder und zugleich der Unternehmensgründer von Ankercloud. Ich selbst habe mehrere Jahre in Indien gelebt und gearbeitet – das Land ist für mich zu einer zweiten Heimat geworden. Dadurch kenne ich die Potenziale vor Ort sehr gut, und es war für uns selbstverständlich, das deutsch-indische Potenzial nicht nur privat, sondern auch beruflich zu leben und zu nutzen.

    Wenn Sie von Potenzial sprechen, was meinen Sie damit?

    In Deutschland herrscht häufig noch das Klischee, dass Indien vor allem für Massenproduktion und günstiges Outsourcing einfacher Tätigkeiten steht – viele denken dabei an Callcenter. Tatsächlich hat sich das Land aber rasant weiterentwickelt und ist heute ein globales Technologiezentrum, insbesondere im Bereich digitaler Dienstleistungen und Hightech. Indien verfügt über einen riesigen Pool an hochqualifizierten Techtalenten, die in Deutschland kaum zu finden sind. Dieses Potenzial nutzen wir gezielt.

    Warum hat sich Ankercloud entschlossen, so schnell nach der Gründung in Deutschland auch nach Indien zu expandieren? 

    Ein wichtiger Grund für die Gründung in Indien war die Verfügbarkeit von Fachkräften. Insbesondere im IT-Bereich oder bei den von uns gesuchten Cloud-Spezialisten war und ist es für uns einfacher, Mitarbeiter in Indien als in Deutschland zu finden. In Indien werden schlichtweg mehr davon ausgebildet und schon an den Colleges und Universitäten wird viel Praxiswissen vermittelt. Die Leute sind daher sehr viel schneller einsatzbereit. Außerdem haben wir Kunden in Indien und den USA, auch die können wir durch unseren Standort im Land einfach bedienen. 

    Worin unterscheidet sich das indische vom deutschen Start-up-Ökosystem? 

    In Indien steht oft die Geschwindigkeit im Vordergrund – man legt schnell los, testet Ideen und optimiert dann in kurzen Iterationen weiter. Dieser Ansatz passt hervorragend zu den rasanten Entwicklungen im Bereich künstliche Intelligenz, wo Flexibilität und Anpassungsfähigkeit entscheidend sind.

    Im Gegensatz dazu versucht man in Deutschland häufig, Produkte und Lösungen von Anfang an zu perfektionieren, was zwar Gründlichkeit garantiert, aber manchmal zu langsam für den internationalen Wettbewerb ist. Das indische Start-up-Ökosystem ist dadurch besonders dynamisch, risikofreudig und offen für neue Technologien. Chancen werden aktiv genutzt und Innovationen schnell adaptiert.

    Was würden Sie deutschen Start-ups oder auch ganz allgemein deutschen Unternehmen vor dem Markteintritt in Indien raten?

    Indien ist ein riesiges und äußerst vielfältiges Land, das weit über die bekannten Metropolen wie Mumbai oder Delhi hinausgeht. Deutsche Unternehmen sollten sich intensiv und langfristig mit dem Markt auseinandersetzen – ein kurzer Besuch reicht nicht, um die Komplexität und die regionalen Unterschiede wirklich zu verstehen.
    Kulturelle Sensibilität und die Bereitschaft, sich an lokale Gegebenheiten anzupassen, sind essenziell. Ich glaube an das enorme Potenzial der deutsch-indischen Zusammenarbeit, aber es ist auch klar: Nachhaltiger Erfolg entsteht nur, wenn man kontinuierlich in Beziehungen und Verständnis investiert und den Markt aktiv mitgestaltet.

    Von Florian Wenke | Mumbai

  • Kontaktadressen

    In Indien ist es wichtig, die richtigen Ansprechpartner zu kennen. Netzwerke sind essenziell. 

    Bezeichnung

    Anmerkung

    Startup IndiaSammelpunkt für alle Aktivitäten des Department for Promotion of Industry and Internal Trade (DPIIT) der indischen Regierung zum Thema Start-ups
    Bharat Startup and Innovation Society (BSIS)Interessenvertretung; Indische Start-up- und Innovationsgesellschaft
    Startup Association of IndiaInteressenvertretung; Start-up-Verband Indien
    Start-ups Council of IndiaInteressenvertretung; Indischer Rat für Start-ups
    Entrepreneurs Association of India (EAI)Interessenvertretung; Unternehmerverband Indien
    Indian Science and Technology Entrepreneur Parks and Business Incubator Association (ISBA)Zusammenschluss von Inkubatoren
    Headstart Community für Early-Stage Start-ups
    Centre of Excellence for Innovation, Entrepreneurship and Startups; Confederation of Indian Industry (CII CIES)Start-up-Aktivitäten des Unternehmensverbandes CII
    Federation of Indian Chambers of Commerce and Industry (FICCI) for StartupsStart-up-Aktivitäten des Unternehmensverbandes FICCI
    National Association of Software and Services Companies (NASSCOM)Verband der Software- und Dienstleistungswirtschaft in Indien, mit dem Teilprogramm NASSCOM Startups involviert
    German Indian Startup Exchange Program (GINSEP)Programm für den Austausch zwischen deutschen und indischen Start-ups
    German AcceleratorVom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unterstütze Einrichtung, die deutschen Start-ups bei der Internationalisierung hilft
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