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Wirtschaftsumfeld | Indonesien | Außenhandel

Importe aus Deutschland und der EU boomen

Während Indonesiens Importe aus China zurückgehen, steigen die Einfuhren aus Deutschland und der EU. China bleibt aber der mit Abstand wichtigste Lieferant für den Archipel.

Von Frank Malerius | Jakarta

Indonesien hat nach Angaben des nationalen Statistikamtes Badan Pusat Statistik (BPS) im Jahr 2023 Waren im Wert von 221,9 Milliarden US-Dollar (US$) eingeführt. Das ist ein Minus von 6,6 Prozent gegenüber der Bestmarke ein Jahr zuvor, aber der mit Abstand zweithöchste Wert. Auf der Exportseite steht mit 258,8 Milliarden US$ (-11,3 Prozent) ebenfalls der zweitbeste Wert zu Buche. Das Außenhandelssaldo war im vierten Jahr infolge positiv, sank aber gegenüber dem Rekord von 2022 auf 36,9 Milliarden US$.

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Mehr Waren aus Europa, weniger aus Asien

Im Vergleich zum Vorjahr hat Indonesien nach Angaben seines Statistikamtes im Jahr 2023 um 21,6 Prozent mehr Waren aus Deutschland importiert (laut Destatis liegt das deutsche Exportplus nach Indonesien bei 14,3 Prozent). Importe aus der EU stiegen um 21,0 Prozent. Dagegen fielen die Lieferungen aus allen anderen wichtigen Bezugsländern, inklusive China. Diese Entwicklung geht gegen den Trend der vergangenen 20 Jahre, in denen die regionalen Lieferanten gegenüber den westlichen deutlich an Gewicht gewonnen hatten. China steigerte dabei seinen Importanteil von 6 Prozent im Jahr 2000 auf fast 30 Prozent und drängte damit vor allem den traditionellen indonesischen Technologiepartner Japan zurück. 

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Aus den bisher vorliegenden groben Handelszahlen ist nicht ersichtlich, auf welche Produktgruppen aus welchen Lieferländern diese Entwicklung zurückzuführen ist. Erst länderbezogene Daten können weiteren Aufschluss geben. Ob eine Trendwende bei der indonesischen Lieferantenstruktur bevorsteht, bleibt abzuwarten. 

Rekordimporte bei Maschinen, Nahrungsmitteln und Kfz

Mit Abstand wichtigstes indonesisches Importgut waren im Jahr 2023 Maschinen, mit dem Rekordwert von knapp 30 Milliarden US$. Ein Grund dafür dürfte der Nachholbedarf nach der Coronakrise sein. Die deutschen Maschinenlieferungen nach Indonesien waren die stärksten seit 2014, wenngleich kleiner als die Maschinenlieferungen in die deutlich kleineren Volkswirtschaften Malaysia und Thailand. Mittlerweile entfällt die Hälfte des indonesischen Importmarktes für Maschinen auf China. Dieser Anteil enthält jedoch auch die von deutschen Produzenten in der Volksrepublik hergestellten Maschinen. Der Maschinenbedarf des industriell schwach entwickelten Archipels dürfte in den kommenden Jahren nahe des gegenwärtigen Niveaus bleiben, denn es gibt dort praktisch keine eigene Maschinenproduktion. Auch Montage oder Teileproduktion sind allenfalls in kleinem Umfang vorhanden. 

Ebenfalls Rekordimporte gab es 2023 bei Nahrungsmitteln. Entsprechende Waren für 23,1 Milliarden US$ mussten eingeführt werden. Indonesien bezieht fast alle Grundnahrungsmittel aus dem Ausland und gehört insbesondere bei Weizen und Zucker zu den weltgrößten Importeuren. Alleine auf diese beiden Produkte entfielen 2023 mehr als 40 Prozent der Nahrungsmittelimporte. Weizen lässt sich im tropischen Archipel kaum anbauen. Die indonesische Zuckerproduktion ist schwach, soll aber ausgebaut werden. Zudem musste Indonesien mangels eigener Produktionskapazitäten Milch- und Milchprodukte im Wert von 1,5 Milliarden US$ einführen. Deutschland lieferte 2023 Milch im Wert von 28 Millionen US$, das entspricht einer Halbierung gegenüber 2022.

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Indonesiens Nahrungsmittelimporte steigen seit Jahren, der letzte Handelsüberschuss in diesem Segment datiert von 2006. Der Bedarf wird auch in den kommenden Jahren hoch bleiben, denn das jährliche Bevölkerungswachstum von fast 3 Millionen Menschen steigert die mengenmäßige Nachfrage, und der zunehmende Wohlstand erweitert das erwünschte Produktspektrum. Zudem ist die indonesische Landwirtschaft unterentwickelt. Ausnahme ist der Plantagenanbau von Cash Crops wie Palmöl oder Kautschuk, deren Anbaufläche die von Nahrungsmitteln deutlich übersteigt. Die Politik verspricht seit vielen Jahren, die Nahrungsmittelproduktion zu steigern, geschehen ist aber wenig.

Kräftig angezogen haben auch Importe von Kfz(-Teilen). Erstmals wurde die Marke von 11 Milliarden US$ überschritten. Dabei entfallen aber nur 20 Prozent der Lieferungen auf Pkw. Jeweils ein Drittel der Anteile sind Lkw, die unter anderem im boomenden Bergbausektor benötigt werden, sowie Teile. Letztere importieren die japanischen Hersteller für ihre steigende Exportproduktion aus ihren Fabriken in Japan, Thailand oder China. Deutschland exportierte 2023 Kfz im Rekordwert von 333 Millionen US$ nach Indonesien. Das entsprach fast einer Verdreifachung gegenüber 2022, ist aber nicht einmal halb so viel wie nach Thailand und Malaysia geliefert wurde. Denn Indonesien schottet seinen Kfz-Sektor mit hohem Importabgaben ab.

Hohe Rohstoffnachfrage stützt Außenhandelsquote

Ein wesentlicher Grund für das für indonesische Verhältnisse hohe Außenhandelsniveau sind auch die gefallenen, aber noch immer hohen Rohstoffpreise. So steigerte Indonesien 2023 die Menge seiner Kohleexporte, erzielte aber mit 42,7 Milliarden US$ um ein Viertel geringere Erlöse als noch 2022. Importseitig bleiben mangels eigener Verarbeitungskapazitäten petrochemische Produkte ein großer Posten: Mehr als 20 Milliarden US$ mussten 2023 für sie aufgewendet werden. Das ist zwar ein deutlicher Rückgang gegenüber 2022, aber noch immer der zweithöchste Wert seit dem Ölpreisschock der Jahre 2011 bis 2014. Größten Anteil daran haben Benzin und Diesel, die mit großen Summen für die Endverbraucher subventioniert werden. 

Schwacher Außenhandel im ASEAN-Vergleich

Dennoch ist Indonesien ein ausgesprochen kleiner Importmarkt. Die indonesische Außenhandelsquote (Außenhandel im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung) liegt bei gerade einmal 34 Prozent und damit deutlich unter der aller großen Volkswirtschaften der ASEAN. Selbst die industriell schwach entwickelten Philippinen liegen darüber. Hauptgründe dafür sind die geringe Einbindung des Archipels in globale Lieferketten und eine generell protektionistische Handelspolitik.

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