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Skyline of Dublin City, Ireland. Looking from Liberty Hall towards the Custom House and docklands area of the city. Skyline of Dublin City, Ireland | © GettyImages/David Soanes Photography

Special Irland Wege aus der Coronakrise

Steigende Binnennachfrage gibt Wirtschaft weiter Antrieb

Irland lockert die Einschränkungen des öffentlichen Lebens schrittweise. Dank der sich erholenden Binnennachfrage sind die konjunkturellen Aussichten positiv.

Von Marc Lehnfeld, Torsten Pauly | Dublin

  • Konjunktur und wichtigste Branchen

    Die irische Wirtschaft zeigte sich in der Coronakrise resilient. Im Jahr 2021 könnte das Land zu den am schnellsten wachsenden Wirtschaften der EU gehören. (Stand: 23. August 2021)

    Die irische Wirtschaft wird 2021 zu den Zugpferden der Europäischen Union (EU) beim ökonomischen Aufholprozess nach der Coronakrise gehören. Laut Prognosen der EU-Kommission soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Irlands 2021 real um 7,2 Prozent zulegen und damit den zweiten Platz hinter Spitzenreiter Rumänien mit 7,4 Prozent einnehmen. Noch positiver sind die Erwartungen irischer Analysehäuser mit BIP-Wachstumsraten von über acht Prozentpunkten.

    Gutes Auslandsgeschäft verhindert Wirtschaftseinbruch 2020

    Schon in der Coronakrise zeigte sich die irische Wirtschaft äußerst resilient und beendete das Jahr 2020 ohne Wachstumseinbruch. Während das BIP insgesamt um 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen konnte, zeigten sich aber deutliche Unterschiede innerhalb der Volkswirtschaft. So hat das Wachstum vor allem auf den Aktivitäten multinationaler Konzerne und ihrem auch durch die Krise starken Exportgeschäft beruht, während die bereinigte irische Binnennachfrage nach Angaben des irischen Statistikamts um 3,5 Prozent gefallen ist.

    Das starke Prognosewachstum 2021 spiegelt dabei auch die Erholung der Binnennachfrage wider, die laut irischer Zentralbank und der Allied Irish Bank (AIB) 2021 um 1,4 Prozent beziehungsweise 4,0 Prozent zulegen könnte und auf einer breiten Erholung der realwirtschaftlichen Bruttoanlageinvestitionen und des Privatkonsums fußt. Insgesamt kommen viele irischen Branchen gut durch die Krise. Irlands Industrie profitiert von seinem Branchenmix mit vielen Hightech-Sparten

    Die Binnennachfrage bleibt im 1. Quartal 2021 noch schwach, gewinnt aber laut "Economist’s Weekly Market View" der AIB bereits deutlich an Fahrt. Das unterstreichen die Rekordwerte beim Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Industrie und den Dienstleistungssektor. Deutlich steigende Immobilienfinanzierungen und Baustarts zeigen die positive Entwicklung im Wohnungsbau, während die Einzelhandelsumsätze im 2. Quartal 2021 bereits 10 Prozent über dem Vorkrisenniveau liegen. Die für den 2. September 2021 geplante Veröffentlichung des irischen Statistikamts über das BIP-Quartalswachstum könnte dann auch zu einer Prognosekorrektur zum Wirtschaftswachstum bei den Analysten der Europäischen Kommission führen.

    Brexit birgt für Irland nicht nur Risiken

    Der Anfang 2021 vollzogene Austritt des Vereinigten Königreichs aus dem EU-Binnenmarkt und der Zollunion bleibt für die irische Wirtschaft weiter eine Herausforderung. Ralf Lissek, Geschäftsführer der Deutsch-Irischen Industrie- und Handelskammer, erwartet nicht nur eine erschwerte Belieferung des britischen Marktes. "Auch der irische Handel mit dem europäischen Kontinent verändert sich. Eigentlich ist ein Lkw mit Fähren über die Irische See und die Nordsee und einer zwischenzeitlichen Fahrt durch Großbritannien doppelt so schnell unterwegs wie mit einer direkten Schiffsverbindung durch den Ärmelkanal. Doch Grenzabfertigungen machen den britischen Transit länger, teurer und unberechenbarer. Deutlich mehr Direktverbindungen sind die Folge."

    Profitieren sollte der deutsch-irische Handel. Lissek: "Wir erwarten einen brexitbedingten Anstieg. Eine Studie in unserem Auftrag hat ergeben, dass der administrative und logistische Aufwand Produkte aus dem Vereinigten Königreich in der EU verteuert. Daher sollten irische Einkäufer britische durch deutsche Importe ersetzen. Auch deutsche Kunden können britische gegen irische Waren austauschen."

    Erste Auswirkungen des Brexits auf den Handel zeichnen sich bereits ab. Nach Angaben des irischen Statistikamts CSO gingen die irischen Importe aus dem Vereinigten Königreich in den ersten fünf Monaten 2021 um 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Durch die stufenweise Einführung des britischen Zollregimes im laufenden Jahr ist auch auf irischer Seite mit einem Rückgang der Exporte auf die britische Insel und wachsenden Handelsströmen auf das europäische Festland zu rechnen.

    Pharmaindustrie profitiert von weltweiter Nachfrage

    Für 2021 rechnen die Pharma- und Chemieunternehmen mit Wachstum, der vom Export getrieben wird. Die Arzneimittelhersteller haben 2019 etwa 40 Prozent aller industriellen Nettoverkaufserlöse erwirtschaftet und sind damit der mit Abstand wichtigste Zweig im verarbeitenden Gewerbe. In der Branche dominieren ausländische, meist angelsächsische Konzerne, die in Irland für den Weltmarkt produzieren. Auch 2020 gab es ein kräftiges Plus, dank einer Exportsteigerung von 25,4 Prozent.

    Sehr bedeutend ist auch die Chemieindustrie, die 2019 weitere 15,9 Prozent aller industriellen Nettoverkaufserlöse erbracht hat. Die Branche leidet jedoch unter der weltweiten Coronakrise und musste 2020 einen Ausfuhrrückgang um 7,5 Prozent verzeichnen.

    Nahrungsmittelhersteller legen moderat zu

    Der Umsatz der Nahrungsmittelverarbeiter ist in der Coronapandemie stabil geblieben und war zwischen November 2020 und Januar 2021 um 0,2 Prozent geringer als vor Jahresfrist. Allerdings ist der Nahrungsmittel- und Getränkeexport 2020 um 4 Prozent gesunken, was der Unterbrechung von Lieferketten geschuldet ist. Die Ausfuhr in das Vereinigte Königreich, dem traditionell wichtigsten Auslandsmarkt der irischen Nahrungsmittel- und Getränkeanbieter, hat sogar um 4,8 Prozent abgenommen.

    Für 2021 ist mit einer erneut stabilen Umsatzentwicklung in der Nahrungsmittelindustrie zu rechnen. Der Brexit erfordert jedoch die weitere Erschließung neuer Märkte.

    IT-Sektor kommt Digitalisierungsschub zugute

    Irland ist ein wichtiger Standort für die Informations- und Kommunikationstechnikbranche (IKT). Deren Beitrag zur landesweiten Bruttowertschöpfung war 2019 in Irland mit 14,9 Prozent fast dreimal so hoch wie im EU-Durchschnitt (5,1 Prozent). Dies liegt auch an der Präsenz von Weltmarktführern.

    Die IKT-Anbieter profitieren vom Digitalisierungsschub, den die Coronapandemie ausgelöst hat. Ihre erbrachten Dienstleistungen haben sich 2020 um 6,9 Prozent erhöht. Auch für 2021 ist mit einem guten Wachstum zu rechnen.

    Von Marc Lehnfeld | Dublin

  • Konjunktur- und Hilfsprogramme

    Die irische Regierung hat viele Unterstützungsprogramme aufgelegt, um Unternehmen mit pandemiebedingten Umsatzausfällen zu helfen. (Stand: 2. Juni 2021)

    Unternehmen, die aufgrund pandemiebedingter Einschränkungen der Regierung schließen oder Absatzeinbrüche verzeichnen mussten, erhalten im Covid Restrictions Support Scheme Kompensationen. Diese richten sich nach dem vorherigen Durchschnitt. Es gibt jedoch Obergrenzen: Bis zu einem Umsatz von 20.000 Euro pro Woche werden 10 Prozent, darüber 5 Prozent erstattet.

    Zudem hat die Regierung das mit 2 Milliarden Euro dotierte Programm Covid-19 Credit Guarantee Scheme aufgelegt, das sich ebenfalls an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) wendet und Kredite von bis zu sechs Jahren und 1 Million Euro absichert.

    Das Förderprogramm SBCI Covid-19 Working Capital Scheme richtet sich an Unternehmen mit maximal 499 Arbeitnehmern. Diese können Kredite von bis zu 1,5 Millionen Euro zu günstigen Konditionen aufnehmen.

    Für Mikrounternehmen mit bis zu zehn Mitarbeitern gibt es im Rahmen von Microfinance Ireland günstige Darlehen von bis zu 25.000 Euro.

    Ferner können Firmen mit mehr als zehn Beschäftigten, die Liquiditätsengpässe haben, einen rückzahlbaren öffentlichen Vorschuss, der je nach Umsatz bis zu 800.000 Euro beträgt, aus dem Sustaining Enterprise Fund erhalten. Dieser ist mit 180 Millionen Euro aufgelegt. Den Sustaining Enterprise Fund verwaltet die Exportförderagentur Enterprise Ireland.

    Unternehmen mit coronabedingten finanziellen Schwierigkeiten können zudem eine Reihe von Steuervergünstigungen beantragen. Die Eintreibung von Schulden ist bis auf Weiteres ausgesetzt.

    Unternehmen können für in der Pandemie unterbeschäftigte Mitarbeiter auch Lohnzuschüsse von - je nach Bruttolohn - bis zu 203 Euro pro Woche erhalten. Hierfür gibt es seit September 2020 und noch bis März 2021 das Employment Wage Subsidy Scheme, welches das vorher gültige Temporary COVID-19 Wage Subsidy Scheme ersetzt.

    Zudem hat die irische Regierung anlässlich der Coronapandemie bis Juni 2021 ein spezielles Arbeitslosengeld aufgelegt. Selbstständige und abhängig Beschäftigte, die wegen Covid-19 ihre Tätigkeit nicht ausüben können, erhalten demnach bis zu 350 Euro pro Woche.

    Selbstständige bekommen im Enterprise-Support-Grant-Programm eine Unterstützung von 1.000 Euro.

    Förderpakete zur Ankurbelung der Konjunktur

    Im Juli 2020 hat die irische Regierung ein Programmbündel zur Stimulierung der Schaffung von Arbeitsplätzen aufgelegt, dass mit 7,4 Milliarden Euro dotiert ist.

    Der Pandemic Stabilisation and Recovery Fund hat ein Volumen von 2 Milliarden Euro und ermöglicht Investitionen in Unternehmen mit mindestens 250 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 50 Millionen Euro oder mehr.

    Das Future Growth Loan Scheme, das mit 800 Millionen Euro ausgestattet ist, finanziert strategische, langfristige Engagements von Firmen mit günstigen Krediten von bis zu 3 Millionen Euro und einer Laufzeit von bis zu zehn Jahren. Mit der Umsetzung ist die Vereinigung SBCI (Strategic Banking Cooperation of Ireland) beauftragt.

    Der von der Exportförderagentur Enterprise Ireland verwaltete Sustaining Enterprise Fund betreut auch das Sonderprogramm High Potential Start-Up (HPSU). Dieses investiert bis zu 800.000 Euro in junge, innovative Firmen, deren Geschäftspläne sich wegen Covid-19 nur verspätet realisieren lassen. Enterprise Ireland hat in der Coronakrise auch neue Förderprogramme aufgelegt. Der Covid-19 Business Financial Planning Grant unterstützt Finanzierungsstrategien von exportorientierten Firmen mit mehr als neun Mitarbeitern.

    Spezielle Branchenprogramme existieren es für Gastronomie, Landwirtschaft, Fischerei, Tourismus sowie den Handels-, Kultur-, Veranstaltungs-, Sport- und Designsektor.

    Darüber hinaus gibt es Maßnahmen für besonders stark von der Pandemie betroffene Regionen und Kommunen.

    Eine Übersicht aller Maßnahmen findet sich auf der Internetseite des Wirtschaftsministeriums.

    Deutsche Firmen haben Zugang zu Fördermitteln

    Deutsche Unternehmen, die in Irland mit einer Niederlassung, Tochter oder dergleichen registriert sind, haben den gleichen Zugang zu Fördermitteln wie alle inländischen Unternehmen.

    Öffentliche Verschuldung steigt

    Irlands öffentliche Verschuldung hatte sich vor Ausbruch der Coronakrise mit dem starken Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 73,8 Prozent des BIP (2016) auf 57,4 Prozent des BIP (2019) reduziert. Im Zuge der Covid-19-Pandemie erwartet die Europäische Kommission für 2021 aber wieder eine Erhöhung auf 61,4 Prozent des BIP. Beim im Juli 2020 beschlossenen EU-Aufbaufonds ist Irland Nettozahler, der laut ersten Berechnungen insgesamt 15,7 Milliarden Euro mehr zur Verfügung stellen als erhalten wird.

    Irlands Impfkampagne

    Die Impfkampagne gewinnt in Irland an Fahrt, trägt aber noch nicht signifikant zu einer Konjunkturbelebung bei. Irland verimpft alle von der europäischen Arzneimittelagentur EMA zugelassenen Präparate. In Irland gibt es keine Impfstoffproduktion, obwohl die Hersteller Pfizer und Johnson & Johnson dort über Werke verfügen.

    Von Torsten Pauly | Berlin

  • Einschränkungen im Personenverkehr

    In Irland gibt es nur noch wenige coronabedingte Einschränkungen. Der Impfausweis hingegen hat ein Ablaufdatum. (Stand: 31. Januar 2022)

    Reisen nach Irland sind grundsätzlich möglich. Allerdings warnt das Auswärtige Amt vor "nicht notwendigen, touristischen Reisen". 

    Einreiseanmeldung und Impfnachweis genügen

    Die irische Regierung verlangt von allen Einreisenden eine Einreiseanmeldung (COVID-19 Passenger Locator Form) und einen Impf- beziehungsweise Genesenennachweis. Der Impfausweis hat seit dem 1. Februar ein Ablaufdatum. Wer nur eine oder zwei Impfungen hat, verliert den Status als geimpfte Person nach 270 Tagen. Booster-Impfungen haben aber kein Ablaufdatum. Einschlägig für den Nachweis sind neben dem europäischen Impfpass die in der Europäischen Union zugelassenen Impfstoffe. Wessen Nachweis abgelaufen ist oder wer ungeimpft einreist, muss ein negatives PCR-Testergebnis nachweisen. Die europaweiten Einreiseregeln können auch auf der europäischen Informationsplattform Re-Open abgerufen werden.

    Aktuelle Informationen zu Reisebeschränkungen

    Im öffentlichen Raum gelten weiterhin Einschränkungen

    In Irland gibt es keine Bewegungseinschränkungen mehr für Reisen innerhalb des Landes. Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) operiert wieder im Normalbetrieb und Geschäfte, Restaurants, Bars und Hotels sind bis abends um 20 Uhr geöffnet. Dort und an anderen Orten muss allerdings ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Mitte Februar könnte die Regierung die Maskenpflicht neu bewerten. Außerdem muss beim Betreten von Restaurants und Hotels oder beim Besuch von Veranstaltungen der Impfnachweis ("Covid pass") vorgezeigt werden. Veranstaltungen in geschlossenen Räumen dürfen nur vor 20 Uhr mit reduzierter Kapazität und erhöhten Auflagen stattfinden.

    Die Empfehlung, im Homeoffice zu arbeiten, gilt weiterhin, weshalb Geschäftstermine noch nicht regelmäßig in Präsenz organisiert werden können. Die Empfehlungen der Regierung für eine schrittweise und vorsichtige Rückkehr zu mehr Präsenzarbeit deuten darauf hin, dass die Arbeit zu Hause auch in den nächsten Wochen noch zum Standard gehören wird.

    Aktuelle Informationen zu Bewegungsbeschränkungen im Inland
    • Zu den aktuellen Maßnahmen informiert die irische Regierung auf Englisch
    • Die AHK hat eine Sonderseite eingerichtet

    Von Marc Lehnfeld | Dublin

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