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Special | Israel | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Energie: Erdgas statt Erdöl, Sonne statt Erdgas

Strom soll bald nur noch mit Erdgas und erneuerbaren Energien erzeugt werden. Außerhalb des Elektrizitätssektors spielen Erdöl und Kohle bisher eine bedeutende Rolle.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Beim Energiemix setzt Israel vorwiegend auf Erdgas und Fotovoltaik. Am weitesten fortgeschritten beim Übergang auf diese Energieträger ist die Stromerzeugung. Sie soll im Laufe dieses Jahrzehnts vollständig auf Erdgas und erneuerbare Energien umgestellt werden, wobei es sich bei Letzterem fast nur um Fotovoltaik handelt.

Energieversorgung

Außerhalb der Stromwirtschaft sind Erdöl und Kohle noch immer wichtig

Langsamer als bei der Stromerzeugung schreitet die Umstellung der Energieversorgung der gewerblichen Wirtschaft auf Erdgas voran. Zwar ist der Anschluss von Energiegroßverbrauchern in der Industrie an die Erdgasversorgung weitgehend abgeschlossen. Allerdings befindet sich die Umstellung bei Verbrauchern, die nicht über das Transportnetz, sondern über das unter niedrigerem Druck arbeitende Verteilungsnetz versorgt werden, erst in der Anfangsphase. Mithilfe des Verteilungsnetzes kann eine große Zahl von Kunden auf Erdgas umgestellt werden. Das gilt für die Industrie ebenso wie für andere Bereiche, beispielsweise Handelszentren, Hotels oder Krankenhäuser.

Auf längere Sicht wird auch die Umstellung von Privathaushalten, die heute verflüssigtes Petroleumgas (LPG) nutzen, auf Erdgas angestrebt. Allerdings ist der Gasverbrauch der Haushalte relativ niedrig, sodass dieser Aufgabe wahrscheinlich keine hohe Priorität zukommen wird.

Im Gesamtbild spielen Erdöl und Kohle bei der Gesamtenergieversorgung noch immer eine wichtige Rolle. Im Jahr 2021 entfielen auf Öl 35,7 Prozent der primären Energieversorgung, während Kohle einen Beitrag von 16,2 Prozent leistete. Erdgas schlug mit 43,1 Prozent zu Buche. Diese Zahlen zeigen, dass das Potenzial für die Umstellung der Energieversorgung auf Erdgas noch bei Weitem nicht erschöpft ist.

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Energieeffizienzprogramm braucht neue Impulse

Grundsätzlich strebt Israel eine umfassende Erhöhung der Energieeffizienz an. Die Grundlagen der für diesen Zweck formulierten Politik wurden in einem Ende 2020 vom Energieministerium vorgelegten nationalen Programm zur Energieeffizienz festgelegt. Im Oktober 2021 wurde das Programm durch einen Regierungsbeschluss für verbindlich erklärt.

Danach soll der Energieverbrauch 2030 um 17 Prozent niedriger liegen, als es nach dem Business-as-usual-Szenario der Fall wäre. In absoluten Zahlen sollen 2025 rund 6 Terawattstunden und 2030 bei konsequenter Durchsetzung des Programms 17,5 Terawattstunden eingespart werden.

Den größten Beitrag zur Energieeffizienz verspricht sich die Regierung von der schnellen Markteinführung elektrischer Kraftfahrzeuge. Ein weiterer wichtiger Punkt ist höhere Energieeffizienz in der Industrie wie im Dienstleistungsbereich. Dabei fördert die Regierung, vor allem mithilfe des Energieministeriums, betriebliche Maßnahmen zu effizienterer Energienutzung.

Energieeffizienz steigt zu langsam

Indessen stößt das Energieeffizienzprogramm auf Schwierigkeiten. Beispielsweise hat Israel die seit Längerem anvisierte CO₂-Steuer bisher nicht eingeführt. Damit fehlt eine bedeutende Finanzierungsquelle für die Förderung der Energieeffizienz und Senkung der Treibhausgasemissionen.

Im April 2023 erklärte das Umweltschutzministerium, Israel werde nicht ein einziges seiner klimapolitischen Ziele für 2030 erreichen, wenn die gegenwärtigen Trends anhalten. Umweltministerin Idit Silman forderte deshalb einen „entschlossenen und kontinuierlichen“ Aktionsplan und dessen konsequente Durchsetzung. Dies sei ohne die bisher ausbleibende Verabschiedung eines Klimagesetzes nicht zu erreichen.

Eine verlangsamte Durchsetzung der Energieeffizienzmaßnahmen beeinträchtigt naturgemäß auch die Investitionen der gewerblichen Wirtschaft wie der Einrichtungen des öffentlichen Sektors in diesem Bereich. Das bedeutet aber nicht, dass solche Investitionen zum Stillstand kommen. Vielfach rentieren sie sich auch ohne Regierungsbeihilfen.

Importbedarf an Investitionsgütern und Know-how

Hinzu kommt, dass Israel Anlagen, Maschinen und Ausrüstungen für Energieeffizienzmaßnahmen weitgehend importiert. Das verschafft ausländischen Lieferanten relevanter Technik Geschäftschancen.

In vielen Fällen werden auch technologische Lösungen und Beratungsdienste im Ausland erworben. Deutsche Klimatechnik genießt in Israel einen hervorragenden Ruf.

Stromerzeugung

Strom aus Erdgas und Fotovoltaik

Im Jahr 2021 lag der Anteil der Kohle an der Stromerzeugung bei 22,8 Prozent. Erdgas schlug mit 69,2 Prozent und erneuerbare Energien mit 7,7 Prozent zu Buche. Auf andere Energieträger entfielen nur 0,3 Prozent.

Damit war Erdöl bereits ausrangiert. Bis 2030 soll auch der Anteil der Kohle auf null sinken. Zugleich steigt der Anteil von Erdgas an der Stromerzeugung bis 2025 laut aktueller Planung (Programm bis 2030) auf 70 Prozent. Die erneuerbaren Energien sollen am Ende des Jahrzehnts 30 Prozent bestreiten.

Für die weitere Zukunft ist geplant, dass der Anteil erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung auf Kosten von Erdgas steigt. Vorerst aber gilt der vermehrte Rückgriff auf Erdgas als ein klimapolitischer Fortschritt, da dadurch die noch stärker umweltbelastenden Energieträger Erdöl und Kohle ersetzt werden.

Fotovoltaische Energie hat die Nase vorn

Trotz ihres zum Teil stockenden Ausbaus bleibt Fotovoltaik der Stützpfeiler der erneuerbaren Energien. Zum einen sind andere Arten der erneuerbaren Energien im Lande nicht vorhanden oder nicht in nennenswertem Umfang nutzbar.

Zum anderen liegt Israel in einer der einstrahlungsintensivsten Regionen der Welt, sodass die Nutzung der Sonnenenergie geradezu zwangsläufig ist. Dabei konnte sich Fotovoltaik gegen thermosolare Technologie durchsetzen.

Noch vor einem Jahrzehnt galt die Solarthermie als ein ernst zu nehmender Konkurrent für Fotovoltaik. Dank rapider Senkung der Erzeugungskosten fotovoltaischen Stroms erwies sich sie sich aber schnell als nicht wettbewerbsfähig. Ein Großteil der ursprünglich geplanten thermosolaren Kraftwerke wurde durch Fotovoltaikprojekte ersetzt. In absehbarer Zeit sind keine neuen thermosolaren Kapazitäten vorgesehen.

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