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Special Wasser- und Abwassertechnologie
Wegen der Wasserknappheit erschließt Israel alternative Quellen. Über die Hälfte der Wasserversorgung kommt aus Entsalzungs- und Kläranlagen.
06.01.2021
Von Wladimir Struminski | Jerusalem
Israel liegt in einer wasserarmen Region. Die Schätzungen der erneuerbaren natürlichen Wasserressourcen pro Jahr variieren, doch liegen sie bei jeder Schätzung weit unter der von den Vereinten Nationen als für die Wasserversorgung erforderlichen Menge von 500 Kubikmetern je Einwohner. Nach Angaben der Wasserbehörde (Water Authority) kann Israel auf insgesamt 1,2 Milliarden Kubikmeter erneuerbarer Wasserressourcen pro Jahr zurückgreifen. Bei einer Bevölkerung von 9,2 Millionen entspricht das rund 130 Kubikmeter je Einwohner.
Die Erschließung neuer natürlicher Wasserquellen ist nicht möglich. Noch schlimmer: Da die Bevölkerung um 1,9 bis 2 Prozent pro Jahr wächst, wird die je Einwohner verfügbare Wassermenge aus erneuerbaren natürlichen Ressourcen weiter sinken.
So verlässt sich Israel seit Langem nicht mehr nur auf natürliche Wasserressourcen. Nach den jüngsten verfügbaren Angaben des Zentralamts für Statistik (Central Bureau of Statistics) machte 2018 die Wasserentsalzung 28,4 Prozent der landesweiten Wasserversorgung aus.
Zu rund 90 Prozent handelte es sich dabei um in fünf Großanlagen für Meerwasserentsalzung erzeugtes Wasser. Der Rest der entsalzten Wassermenge verteilte sich auf kleinere Anlagen.
Die Reinigung und Wiederverwendung von Abwässern spielt eine relativ große Rolle. Nach Angaben der Wasserbehörde werden in Israel 94 Prozent aller Abwässer behandelt. Von der behandelten Abwassermenge wiederum sind 86 Prozent wiederverwendungsfähig. Im Gesamtergebnis werden 81 Prozent aller Abwässer wiederverwendet, womit Israel mit großem Abstand weltweit führend ist.
Im Jahr 2018 entfielen auf gereinigte Abwässer 22,6 Prozent der gesamten Wasserversorgung. Die gereinigten Abwässer werden hauptsächlich in der Landwirtschaft eingesetzt. Damit entfiel erstmals in Israels Geschichte die Mehrheit der Wasserversorgung (51 Prozent) nicht mehr auf natürliche Wasserquellen, sondern auf Entsalzung und Abwasserreinigung.
Trotz dieser Erfolge ist sparsamer Umgang mit Wasser in Israel oberstes Gebot. Das wird insbesondere durch effiziente Wassernutzung in der Landwirtschaft und anderen Wirtschaftssektoren erreicht. Dagegen sind die Bemühungen um eine Eindämmung des Wasserverbrauchs durch die Haushalte bisher weniger erfolgreich.
Die Wasserwirtschaft wird durch das Wassergesetz geregelt. Das 1959 verabschiedete und zuletzt 2017 novellierte Gesetz schafft den rechtlichen Rahmen für die Wasserpolitik unter Berücksichtigung der angespannten Wasserversorgung und regelt die Zuständigkeiten einzelner staatlicher Institutionen für die Wasserwirtschaft.
Auf Regierungsebene liegt die Verantwortung für die Wasserwirtschaft seit Mai 2020 beim neu geschaffenen Ministerium für höhere Bildung und Wasser (Ministry of Higher Education and Water Resources). Diese ungewöhnliche Konstruktion löste in den Medien und in der Öffentlichkeit einiges Befremden aus, sodass nicht ausgeschlossen erscheint, dass die Verantwortung für die Wasserwirtschaft nach den nächsten Wahlen anders geregelt wird.
Das für Wasser zuständige Ministerium trifft in der Regel in Zusammenarbeit mit dem Finanzministerium Grundsatzbeschlüsse wie etwa die Festlegung der Wasserentsalzungsziele oder Investitionen in den Ausbau des Wassernetzes. Für die Durchführung der Wasserpolitik ist die Wasserbehörde zuständig. Sie ist mit weitgehenden Befugnissen ausgestattet und setzt unter anderem die Wasserverbrauchsquoten für Landwirtschaft und Industrie fest und bestimmt die Wassertarife.
Der wichtigste Wasserversorger ist die staatseigne Wassergesellschaft Mekorot. Im Jahr 2018 stellte sie mit 666 Millionen Kubikmeter 29,3 Prozent der landesweiten Wasserversorgung. Weitere wichtige Wassererzeuger sind die fünf großen, an der Mittelmeerküste gelegenen Meerwasserentsalzungsanlagen, die insgesamt 585 Millionen Kubikmeter pro Jahr liefern. Der Rest verteilte sich auf kleinere Versorger.
Die kommunale Wasserwirtschaft wird von städtischen oder regionalen Wassergesellschaften (Wasserwerken) betreut. Im Jahr 2020 waren in Israel 56 solcher Gesellschaften tätig. Angesichts der überschaubaren Landesgröße legt das Wassergesetz fest, dass die Zahl der Wassergesellschaften bei nur 30 liegen soll. Indessen ist die dafür in vielen Fällen erforderliche Zusammenlegung einzelner Wasserwerke am Widerstand der Kommunen gescheitert.
Im Jahr 2019 waren im Lande insgesamt 78 Wasserklärwerke tätig. Die meisten von ihnen sind klein; 27 haben im Jahresverlauf sogar weniger als 1 Million Kubikmeter Abwässer gereinigt. Es gibt aber auch einen Riesen unter den Zwergen: Das Klärwerk Shafdan ist für die Reinigung der Abwässer des Großraums Tel Aviv zuständig und verzeichnete 2019 einen jährlichen Durchfluss von 145 Millionen Kubikmetern. Weit dahinter kam das Klärwerk von Haifa mit 41 Millionen Kubikmetern auf Rang zwei.
Bei der Vergabe von Aufträgen unterliegt der öffentlich aufgestellte Wassersektor der Ausschreibungspflicht, wobei Privatunternehmen in der Regel als durchführende Auftragnehmer auftreten. Die großen Meerwasserentsalzungsanlagen werden im Wege öffentlich-privater Partnerschaften gebaut, wobei die Lizenznehmer, in der Regel Konsortien, die Anlagen bauen und betreiben. Zwei der fünf Großanlagen wurden von Konsortien gebaut, denen jeweils ein ausländischer Partner angehörte: Veolia beziehungsweise Hutchison Whampoa.
Wasserversorger/Quelle | 2010 | 2017 | 2018 |
---|---|---|---|
1. Mekorot Water Company | 1.102 | 775 | 666 |
1.1. Wasserbohrungen | 544 | 535 | 451 |
1.2. See Genezareth | 167 | 34 | 18 |
1.3. Oberflächenwasser | 160 | 50 | 53 |
1.4. Gereinigte Abwässer | 231 | 156 | 144 |
2. Andere Wasserversorger | 918 | 1.532 | 1.605 |
2.1. Bohrungen | 292 | 327 | 318 |
2.2. Oberflächenwasser | 177 | 255 | 272 |
2.3. Gereinigte Abwässer | 185 | 364 | 370 |
2.4. Meerwasserentsalzung | 264 | 586 | 645 |
Insgesamt (1 + 2) | 2.020 | 2.307 | 2.271 |
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