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Wirtschaftsumfeld | Israel | Kooperation mit Jordanien

Israel bringt Wirtschaftsprojekte mit Jordanien voran

Die israelische Regierung hat die Fertigstellung der Industriezone an der gemeinsamen Grenze beschlossen. Auch der Kanal vom Roten zum Toten Meer kommt wieder auf die Tagesordnung.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Ende Juli 2022 hat die israelische Regierung beschlossen, das Jordan-Gateway-Projekt zur Schaffung einer gemeinsamen jordanisch-israelischen Industriezone "beschleunigt" abzuschließen. Das Vorhaben weist ein erhebliches wirtschaftliches Potenzial auf, hat jedoch unter langjährigen Verzögerungen gelitten.

König und Premier vereinbarten Details

Israel würde mit dem Abschluss des Projekts auf seiner Seite der Grenze sein Interesse am Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen zu Jordanien unterstreichen. Die Bedeutung der Industriezone lässt sich auch daran erkennen, dass Israels Ministerpräsident Yair Lapid und Jordaniens König Abdullah II. die letzten Details der gemeinsamen Industriezone persönlich miteinander vereinbarten.

Das Jordan-Gateway-Projekt wurde schon beim Abschluss des Friedensabkommens zwischen den beiden Ländern 1994 anvisiert und 1998 offiziell vereinbart. Allerdings berief die israelische Regierung erst 2012 einen Lenkungsausschuss ein, um das Vorhaben voranzubringen. Seitdem ist auf israelischer Seite nicht allzu viel geschehen.

Offen für Weltwirtschaft

Jordan Gateway ist als freie Zone konzipiert und liegt im nördlichen Abschnitt der gemeinsamen Grenze zwischen Tirat Zvi (Israel) und Pella (Jordanien). Die Zone soll die Zusammenarbeit zwischen Israel und Jordanien fördern, in die Weltwirtschaft integriert werden und für Beschäftigung sorgen. Die Produktionsstätten sollen sich in Jordanien befinden. Deshalb ist der jordanische Teil der Industriezone mit 700.000 Quadratmetern deutlich größer als der israelische, der 245.000 Quadratmeter umfassen soll.

Jordanien hat seinen Standort bereits gebaut, doch konnte dieser wegen der ausbleibenden Regelung auf der israelischen Seite sein Potenzial bisher nicht ausschöpfen. Nun will Israel, so der Regierungsbeschluss, ein Geschäftsterminal in seinen Teil der gemeinsamen Zone bauen und in Betrieb nehmen.

Das Projekt soll jordanisch-israelische Initiativen für industrielle Fertigung, Technologie und grenzübergreifende Handelsbeziehungen fördern. Jordan Gateway steht auch Investoren aus Drittländern offen. Ihnen könnte sogar eine Schlüsselrolle für den Erfolg des Vorhabens zukommen. Schätzungen zufolge dürfte die Industriezone rund 10.000 Arbeitsplätze in Jordanien schaffen.

Rotes Meer soll das Tote Meer retten

Ein weiteres Vorhaben, das Israel wieder auf die Tagesordnung setzt, ist der Bau einer Wasserleitung vom Roten zum Toten Meer. Die Grundzüge des Projekts wurden bereits vor längerer Zeit unter Beteiligung der Weltbank ausgearbeitet. Danach soll Wasser in großen Mengen aus dem Roten Meer ins Tote Meer geleitet werden. Ziel des Vorhabens ist es, das schnelle Austrocknen des Toten Meeres zumindest zu verlangsamen und den Wasserspiegel zu stabilisieren.

Laut Planung wird die Wasserleitung komplett auf jordanischem Gebiet verlaufen. Da das Tote Meer jedoch drei Anlieger hat - Israel, Jordanien und die Palästinensischen Gebiete - wird die Zuleitung von Meerwasser in den Salzsee als gemeinsames Projekt dieser drei Parteien betrachtet.

Wasserleitung von großer wirtschaftlicher Bedeutung für Jordanien

Jordanien misst dem Projekt auch darüber hinaus große Bedeutung bei. Ein Teil des aus dem Roten Meer zugeleiteten Wassers soll entsalzt werden, um die Wasserversorgung des Haschemitischen Königreichs zu verbessern. Jordanien könnte das Gefälle von inzwischen rund 440 Metern zwischen dem Meeresspiegel am Roten Meer und dem Toten Meer zur Energieerzeugung nutzen.

Bereits der investitionsintensive Bau der Leitung würde Jordaniens Wirtschaft neue Impulse verleihen. Verzögerungen auf israelischer Seite führten dazu, dass das Mitte des vergangenen Jahrzehnts vereinbarte Projekt nicht weiterverfolgt wurde. Dadurch wurden die israelisch-jordanischen Beziehungen auch auf politischer Ebene belastet.

Strategisches Signal für bilaterale Zusammenarbeit

Im Juni 2022 legte das israelische Umweltschutzministerium jedoch eine Studie vor, die den Bau des "Red-Dead"-Projekts, wie die Wasserleitung auch genannt wird, ausdrücklich empfiehlt. Zwar betont die Empfehlung, dass es sich um ein langfristiges Projekt handele.  Allerdings könne die Phase der Detailplanung und der Durchführung bereits 2025 anlaufen und die Wasserzuleitung zum Toten Meer 2035 beginnen. Daher ist die neue israelische Initiative ein strategisches Signal für die Beziehungen zwischen den beiden Ländern.

Eine Realisierung des Projekts würde auch für ausländische, darunter auch deutsche Unternehmen Geschäftschancen schaffen. Das gilt nicht nur für die Verlegung der Rohrleitung und den Bau von Entsalzungs- und Wasserkraftanlagen.

Vielmehr bringt das Projekt auch große ökologische Herausforderungen mit sich. Zu diesen gehören nicht zuletzt die Risiken der Vermischung von Wasser aus dem Roten Meer mit dem Wasser des Salzsees. Die Minimierung der Umweltschädigung würde den Einsatz moderner Wasser- und Umwelttechnologie verlangen.

Bedeutendes Kooperationspotenzial

Der israelische Wille, Jordan Gateway und "Red-Dead" voranzubringen, gesellt sich zu einer im November 2021 unterzeichneten israelisch-jordanischen Absichtserklärung zu einem Abkommen im Bereich der Wasser- und Energieversorgung hinzu. Im Rahmen der anvisierten Vereinbarung soll Jordanien Israel mit Strom aus einer 600-Megawatt-Solaranlage versorgen. Im Gegenzug will Israel Jordanien jährlich 200 Millionen Kubikmeter entsalztes Wasser zukommen lassen.

Ein solcher Austausch würde die Stärken beider Seiten nutzen. Jordanien verfügt über weitaus größere Bodenreserven für Solaranlagen als Israel. Dagegen hat Israel Meerwasserentsalzung zu einem wichtigen Wirtschaftsbereich ausgebaut und könnte für das unter Wasserarmut leidende Jordanien zu einem bedeutenden Lieferanten werden.

Der Warenhandel zwischen den beiden Ländern ist bisher begrenzt und lag 2021 laut israelischer Außenhandelsstatistik bei 169 Millionen US-Dollar. Allerdings ist das Potenzial für die wirtschaftliche Zusammenarbeit und gemeinsame Projekte ebenso wie für das Engagement ausländischer Partner erheblich.

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