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Special | Italien | Start-ups

Mehr Geld im Spiel

Die Geldquellen für Start-ups in Italien sprudelten 2021 stärker als in den Vorjahren. Die Regierung pumpt Wagniskapital in den Markt, die Fonds spezialisieren sich. 

Von Oliver Döhne | Mailand

Mit rund 1,4 Milliarden Euro stieg die Start-up-Finanzierung in Italien im Jahr 2021 auf einen neuen Rekordwert, auch wenn Italien diesbezüglich weiter hinter anderen größeren europäischen Ländern zurückliegt. Die staatliche Förderbank Cdp investiert mit zunehmenden Beträgen in Start-ups, Fonds und in das Ökosystem. Laut Experten fehlt es aber noch insbesondere an schlagkräftigen Scale-up-Finanzierungen. 

Zinslose Darlehen für den Start

Ein Stepstone für junge Start-up-Vorhaben in Italien ist das Smart & Start-Programm, das die Investitionsförderagentur Invitalia im Auftrag des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung durchführt. Über Smart & Start können Start-ups zinsfreie Darlehen zwischen 100.000 und 1,5 Millionen Euro erhalten und damit sowohl bis zu 80 Prozent ihrer Investitionen als auch ihre Betriebskosten finanzieren. Für Start-ups im Süden des Landes sowie von Frauen oder Gründern unter 35 Jahren geführten liegt dieser Prozentsatz sogar bei 90 Prozent.

Über Crowdfunding flossen 2021 in Italien in 164 Kampagnen auf 54 Plattformen insgesamt 108 Millionen Euro in Start-ups. Im Vergleich zu 2020 stieg der Anteil von Kampagnen, die ihr Ziel erreichten, deutlich auf rund 90 Prozent. Wichtigste Plattformen sind Mamacrowd, Opstart, Crowdfundme und Backtowork24. Opstart bietet dabei neben Equity Crowdfunding auch Debt und Lending Crowdfunding-Instrumente an. 

Business Angels haben sich in Italien in den drei Verbänden Italian Business Angels Network, Italian Angels for Growth und Club degli Investitori organisiert. 

Mehr Wagniskapital

Ein spürbarer Fortschritt beim Thema Wagniskapital ist seit der Gründung der Cdp Venture Capital im Jahr 2019 festzustellen. Cdp Venture Capital gehört zu 70 Prozent der staatlichen Förderbank cdp und zu 30 Prozent Invitalia. Cdp investiert über mittlerweile neun Fonds direkt und indirekt in innovative Technologieunternehmen sowie in Venture Capital-Fonds und das dazugehörige Ökosystem. Anfang 2022 stockte die italienische Regierung die Mittel für Cdp Venture Capital um rund 2,5 Milliarden Euro auf. 

Cdp Venture Capital fördert Start-ups in unterschiedlichen Phasen: Von der Pre-Seed-Phase (Boost Innovation-Fund), über die Seed- und Early-Stage-Phase (Accelerator Fund) bis hin zu Start-ups, deren Geschäftsmodell sich auf dem Markt bewiesen hat (C Round) und die sich in einer fortgeschrittenen Phase der technischen Entwicklung befinden (Evolution Fund). Mit dem Relaunch Start-up Fund engagiert sich Cdp bei jungen Unternehmen, die gerade aus einer Finanzierungsrunde herauskommen, für das Scale-Up steht der Corporate Partner Fund.

Zudem investiert Cdp in Innovationshubs, in Forschungs- und Entwicklungszentren sowie in Venture Capital-Fonds, die sich auf solche spezialisiert haben. Beispiele aus dem Portfolio von Cdp Venture Capital sind die Start-ups Innovheart (Medizintechnik), 2Hire (digital Mobility), WeSchool (EdTech) und Sardex (Fintech). 

Private Risikokapitalfonds werden aktiver

Eine zunehmende Zahl von Venture Capital-Fonds bieten Start-ups eine erste Finanzierung, oft begleitet durch Tutoren, Zugang zum Kontaktnetzwerk, Büroräume und Inkubator- oder Accelerator-Programme. 

Zu den aktivsten privaten Venture Capital-Fonds in Italien gehören P101, Innogest, Vertis, United Ventures, LVenture Group und 360 Capital. P101 aus Mailand investiert im Durchschnitt 1 Million bis 10 Millionen Euro in die Early Stage digitaler, skalierbarer Start-ups, zum Beispiel in Casavo (PropTech) und Musement (Tourismus). 360 Capital investiert in der Seed-Phase im Durchschnitt 150.000 bis 2 Millionen Euro und in der A/B-Phase zwischen 2 Millionen und 10 Millionen Euro in Start-ups der Bereiche Deeptech, Robotik, Business Process Automation, Massenkonsumgüterdistruption.

Frühere Investitionen gingen unter anderem an Italiens ehemalige Unicorns Yoox (Online-Mode) und Eataly (Food). Vertis aus Neapel investiert unter anderem in Scale-ups und in Start-ups mit Aktivitäten in Süditalien. LVenture Group aus Rom hat nach eigenen Angaben bisher 99 Millionen Euro in Start-ups investiert. Der Fokus liegt auf der Seed- und Post-Seed-Phase digitaler, global skalierbarer Hightech-Firmen. 

Zu beobachten ist eine zunehmende Spezialisierung der Fonds, sodass Start-ups auch in vermeintlichen Nischen nicht mehr nur im Ausland nach Kapital suchen müssen. Beispiele sind der SpaceTech-Venture Capital-Fonds von Primo Miglio der MadTech-Fonds von Blacksheep oder der Seed-Fonds von Prana Ventures. 

Industrieunternehmen fördern Start-ups

Zudem legen Industriekonzerne Open Innovation-Programme und Corporate Venture Capital-Fonds auf, mit denen sie zielgerichtet Innovationen durch Start-ups für selbst benötigtes Industrie-Knowhow fördern. Am aktivsten sind hier Energie- und Mischkonzerne, Versicherungen, Immobilienfirmen sowie Unternehmen aus den Sparten Nahrungsmittel, Automotive, Media, Telekommunikation, Handel und Luftfahrt. Eigene Corporate Venture Fonds haben unter anderem der Versorger a2a (Energiewende, Kreislaufwirtschaft, Smart City), der Telekommunikationsanbieter TIM (5G, Cybersecurity, IoT, Data & Analytics) und der Metallverarbeiter CLN (New Materials, Automotive, Robotik, Cleantech). Auch mittelständische Unternehmen fördern Start-ups, um sich Innovationen ins Haus zu holen. 

Die Deutsch-Italienische Handelskammer Mailand veranstaltet jährlich den Wettbewerb Business meets Innovation, in denen Start-ups Lösungen für vorformulierte Aufgabenstellungen von Industrieunternehmen entwickeln. Pitch-Wettbewerbe finden auch regelmäßig im Rahmen von Events statt. Beispiels sind der Italian Space Start-up Competition, der Start-up Italia Open Summit, Plug and Play Italy oder das Web Marketing Festival. 

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