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Großes Kino: Japans Filmbranche floriert

Anime und international prämierte Streifen lassen Japans Kinokassen klingeln. Aber auch das Merchandising und Streaming machen das Filmgeschäft des Archipels lukrativ.

Von Christiane Süßel | Bonn

Die japanische Bevölkerung ist dafür berühmt, Comics (Manga) und Computerspiele zu lieben. Weit weniger bekannt ist, dass die Japaner wahre Cineasten sind. So lag das Inselreich laut den Marktforschern von IHS 2021 bei den Ticketverkäufen an der Kinokasse weltweit auf Platz fünf, hinter China, den USA, Indien und Russland. Bei der Zahl der im Land produzierten Filme rangierte Japan 2015 laut IHS Markit sogar auf Rang vier, hinter den Filmgroßmächten Indien, USA und China.

Japanischer Kinomarkt wächst

In jedem Fall klingeln die Kinokassen: 2021 kostete eine Eintrittskarte im Schnitt 1.410 Yen (umgerechnet rund 9,8 Euro). Ein Indiz dafür, dass der japanische Kinomarkt floriert, ist die seit der Jahrtausendwende um 45 Prozent gestiegene Anzahl von Kinoleinwänden im Land: Im Jahr 2021 waren es insgesamt 3.648 Screens. Zu den größten Kinoketten zählen Aeon Cinema, Toho Cinemas, United Cinemas und Cineplex.

Dominiert wird der Filmmarkt von den vier nationalen Produktionsgesellschaften Toho, Toei, Shochiku und Kadokawa, die in der Motion Picture Producers Association of Japan (MPPAJ) organisiert sind. Für das Jahr 2019 beziffert die Agency for Cultural Affairs den Wert der Produktion von audiovisuellen und interaktiven Medien insgesamt mit umgerechnet gut 59,4 Milliarden US-Dollar (US$). Die japanische Regierung unterstützt die einheimische Filmindustrie. So flossen 2019 umgerechnet rund 24,5 Millionen US$ an Subventionen in die Kassen der Filmproduzenten.

Internationale Preise dienen als Zugpferde

Das japanische Kino der Gegenwart ist von Regisseuren wie Hirokazu Koreeda und Naomi Kawase geprägt, die auch einem internationalen Publikum bekannt sind. Koreedas "Like Father, Like Son" holte 2013 bei den Filmfestspielen im französischen Cannes den Preis der Jury. Ryusuke Hamaguchi heimste 2022 mit seinem Streifen "Drive my Car" den Oscar als bester internationaler Film ein.

Die internationale Anerkennung japanischer Filmemacher wie auch die steigende Produktion von Trickfilmen (Anime, kurz vom englischen Animation) verhilft dem japanischen Kino zu einer Renaissance. Singles und junge Menschen treffen sich heutzutage lieber mit Freunden zu einem Kinobesuch, als alleine zu Hause zu hocken, erklärt MPPAJ. Schließlich befördern auch die sozialen Medien das Renommee von Filmen und damit den Anreiz, diese zu schauen.

Auswahl für Kinoliebhaber ist sehr vielfältig

2019 verbuchten die japanischen Kinos mit 195 Millionen Besuchern ein Rekordjahr. Im Zuge der Pandemie brachen die Kinobesuche 2020 jedoch ein und erholten sich 2021 nur leicht. Nahmen die Kinobesitzer 2019 umgerechnet noch 1,9 Milliarden US$ ein, so waren es zuletzt nur noch 1,2 Milliarden US$. Diese Flaute dürfte 2022 ein Ende haben.

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Im Rekordjahr 2019 flimmerten laut MPPAJ 1.278 neue Streifen über die Kinoleinwände. Das waren doppelt so viele wie im Jahr 2000. Nicht nur einheimische Filme sind Publikumsmagnete: Knapp die Hälfte der in japanischen Filmpalästen 2021 gezeigten 959 Streifen waren ausländische Produktionen. Allerdings spielten ausländische Filme 2020 und 2021 deutlich weniger Geld ein als inländische Produktionen. Im Jahr 2021 lag der Anteil der Ticketverkäufe der ausländischen Streifen bei nur noch 21 Prozent.

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Anime sind Kassenschlager

Das schillerndste Segment des japanischen Films sind Anime, eine japanische Bezeichnung für Trickfilme. Spätestens mit dem Oscar für "Chihiros Reise ins Zauberland" schaffte Hayao Miyazaki 2003 den internationalen Durchbruch und bietet seither mit seinem Studio Ghibli Disney standhaft Paroli.

Längst hat das Anime-Genre eine Schar extremer Fans - Otakus - um sich versammelt. Ein Drittel dieser Anime-Fans frönt seiner Leidenschaft mehr als zehn Stunden in der Woche. Die Anime-Umsätze der Filmproduzenten beziffert das Marktforschungsinstitut Yano Research im Finanzjahr 2021 mit umgerechnet 1,9 Milliarden US$ und prognostiziert für 2022 ein Plus auf Basis der Landeswährung von rund 6 Prozent.

In einer 2022 erstellten Umfrage zählte Yano Research rund 6,9 Millionen Anime-Otakus. Sie geben im Jahr im Schnitt 35.799 Yen oder umgerechnet 264 US$ für ihr Hobby aus. Das ist ein sattes Wachstum von rund einem Drittel gegenüber 2020.

Einnahmen rund um Animes

Lukrativ sind im Anime-Filmbusiness vor allem das Merchandising- und Lizenz-Geschäft mit den Charakteren. Das Vertragsvolumen bei Lizenzen lag 2021 bei 9,6 Milliarden US$, auf Yen-Basis ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 3 Prozent. Die Merchandising-Umsätze wuchsen um knapp 2 Prozent auf 9,2 Milliarden US$.

Die Experten von Yano Research beobachten, dass vor allem japanische Anime-Produzenten immer öfter ihre Filme an internationale Streaming-Plattformen verkaufen. Anbieter wie Netflix (USA), Tencent und bilibili (beide China) nehmen seit 2015 den japanischen Markt verstärkt ins Visier. Der japanische Markt für Video-Streaming hat sich zwischen 2017 und 2020 verdoppelt und lag 2020 bei rund 2,7 Milliarden US$. Zu den lokalen Größen zählen unter anderem die Plattformen TVer, Abema, GYAO! und U-NEXT.

Neue Technik verändert die Filmindustrie

Das klassische Kino erlebt seit Jahren eine technische Transformation. Wie auch in der Welt der Computerspiele ist die 3D-Technik längst etabliert. Wie lebensecht solche 3D-Inhalte sein können, beweist die überdimensionierte Animation einer Katze am Bahnhof Shinjuku in Tokyo. In 4K-Auflösung schnurrt sie von oben auf die Passanten herunter.

Tatsächlich ist die 3D-Technik ein Wachstumsmarkt und das nicht nur für das Metaversum und Virtual Reality-Inhalte. Sie eröffnet Anwendungsmöglichkeiten im Sport und in der Medizin. Im Fokus der Filmindustrie stehen Systeme zur Erfassung von Bewegungen, sogenannte Motion Capturing Systems. Mit Sensoren visualisieren sie Bewegungen von Menschen oder Tieren.

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