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Branchen | Japan | Bau, übergreifend

Kostendruck bremst die Bauindustrie

Steigende Baukosten lassen die Auftraggebenden in Japan vorsichtiger werden. Hohe Immobilienpreise und Großprojekte ziehen aber weiter Investoren an.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Japans Bauwirtschaft schießt in die Höhe. So sollen in absehbarer Zeit neue Hochhauskomplexe die Skyline in Tokyo zieren. In der Hauptstadt entstehen dabei die höchsten Wolkenkratzer des Archipels. Zugleich erklimmen die Preise Rekordstände. Die Branche will zudem mit dem Baustoff Holz hoch hinaus. Dieser erfreut sich wegen seiner klimafreundlichen Eigenschaften steigender Beliebtheit.

Das für die Bauwirtschaft zuständige Ministry of Land, Transport, Infrastructure and Tourism (MLIT) geht für das Fiskaljahr 2022 (1. April bis 31. März) von einem Zuwachs der Bauinvestitionen von 0,6 Prozent gegenüber dem Fiskaljahr 2021 aus. Dabei sollte die offizielle Statistik für das Fiskaljahr 2021 ein realistischeres Bild abgeben. Denn im Frühjahr 2022 musste die Behörde eingestehen, dass sie die wertmäßige Höhe von Bauanträgen zwischen 2013 und 2020 unkorrekt und nach oben übertrieben ausgewiesen hatte.

Baubeginne sinken

Daher ist die Statistik der Baubeginne ein besserer Indikator für die gegenwärtige Lage der Branche. Im Fiskaljahr 2021 wuchs zum ersten Mal seit 2016 die Zahl der gestarteten Bauvorhaben. Allerdings schrumpfte in den ersten fünf Monaten des Fiskaljahrs 2022 dann sowohl die Anzahl der Neubauten als auch die zu errichtende Fläche.

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Es ist zu erwarten, dass dieser Abwärtstrend auch im Gesamtjahr anhält, da die stark gestiegenen Preise für Baumaterialien und Energie die Wachstumserwartungen geschmälert haben. Die weitaus überwiegende Nachfrage nach Bauleistungen geht von privaten Auftraggebenden aus. Sie profitieren nach wie vor von geringen Zinsen. Dennoch ist damit zu rechnen, dass Bauträger viele, vor allem kleinere Bauvorhaben verschieben, denn die zu erwartenden Kostensteigerungen lassen sie vorsichtig werden.

Bauinvestitionen steigen

Das muss sich nicht notwendigerweise in den Bauinvestitionen gleichermaßen abzeichnen. Laut dem Branchenforschungsinstitut RICE (Research Institute of Construction and Economy) sollen die Bauinvestitionen auf Yen-Basis im Fiskaljahr 2023 steigen, wenn auch etwas geringer als im Fiskaljahr 2022. Vor allem der Bereich der Bauwirtschaft, der sich auf den Verkauf von Gebäuden fokussiert, verbucht derweil Rekordstände: Die Quadratmeterpreise haben in Tokyo im Jahr 2021 den Spitzenwert erreicht, den sie beim Platzen der Bubble Economy der 1990er Jahre markiert hatten. Auch wenn die japanische Bevölkerung insgesamt schrumpft, scheint die Nachfrage nach Wohnraum nach wie vor vorhanden zu sein.

Einige Großprojekte befinden sich schon seit längerem in Planung und werden wohl in jedem Fall durchgezogen. Dazu gehört etwa der Ausbau der U-Bahn-Strecken in Osaka (Naniwasuji-Linie bis zum Jahr 2031) und Tokyo (Yurakucho-Linie bis Mitte 2030). Mit dem Rückbau der Hochstraße im Geschäftsviertel Nihombashi wie auch mit der Modernisierung des Stadtteils Yaesu in der Nähe des Tokioter Hauptbahnhofs soll sich das Stadtbild der Metropole verändern.

Stadterneuerung stabilisiert

Die Stadterneuerung spielt bei den Bauaktivitäten in Japan eine besondere Rolle. Vor allem in Tokyo ist die Veränderung des Stadtbildes durch neue Hochhäuser in verschiedenen Distrikten der Metropole greifbar. Mit 330 Metern wird ab 2023 in Tokyo der höchste Skyscraper des Archipels, der A Tower des Immobilienkonzerns Mori, fertiggestellt sein. Ihm folgt bis 2027 in der Nähe des Tokioter Hauptbahnhofs mit 390 Metern Höhe der Torch Tower des Immobilienkonzerns Mitsubishi Estate.

Diese Skyscraper werden als Glas- und Stahlkonstruktionen errichtet. Dabei ziehen überwiegend aus Holz errichtete Gebäude neuerdings die Aufmerksamkeit auf sich. So hat ein lokaler Versicherungskonzern einen 100 Meter hohen Gebäudekomplex im Maronouchi-Distrikt in Auftrag gegeben. Das ungefähr 130.000 Quadratmeter große Objekt soll ab Anfang 2029 den Hauptfirmensitz beherbergen.

Holz wird zum begehrten Baustoff

Bereits gegenwärtig existieren in Japan mehrere aus Holz oder Hybridmaterialien errichtete mehrstöckige Gebäude. In Zukunft sollen es deutlich mehr werden, da die Bauindustrie dekarbonisieren muss. Als ein Vorzeigeprojekt hat der Baukonzern Obayashi im Sommer 2022 in Yokohama ein elfstöckiges Hochhaus auf Holzbasis fertiggestellt. Der Konzern etabliert sich als einer der Vorreiter für die Holzverwendung.

Laut Obayashi würde ein vergleichbares Gebäude mit herkömmlicher Glas- und Stahlkonstruktion über die gesamte Lebensdauer, von der Materialproduktion bis zum Abriss und Recycling, etwa 60 Prozent höhere Kohlendioxidemissionen verursachen. Das Problem ausreichender Feuerresistenz ist anscheinend gelöst. Jedoch sind die Kosten von Holz- und Hybridkonstruktionen noch 30 Prozent bis 40 Prozent höher als andere Bauweisen.

Holzeinsatz ist Kostenfrage

Aber die Bauauftraggebenden schreckt dies nicht ab. Immerhin lassen sich so die Treibhausgasemissionen senken und das Image eines Gebäudes steigern. Die japanische Regierung fördert den Einsatz von Holz in der Bauwirtschaft für Nicht-Wohngebäude mit größeren Gebäudehöhen. Niedrige Wohngebäude, wie Einfamilienhäuser, werden ohnehin auf Basis von Holzstrukturen errichtet.

Eine stärkere Nutzung von Holz als Baustoff wird gegenwärtig eher von fehlendem Material begrenzt. In Japan existieren nur wenige Hersteller von den speziellen, feuerresistenten Laminaten, die in Holz- und Holzhybrid-Gebäuden benötigt werden. Laut dem Ministry of Agriculture, Forestry and Fisheries (MAFF) existierten im Jahr 2021 insgesamt 15 Fabriken für Furnierschichtholz und elf für Brettsperrholz. Nur ein Teil dieser Fertigungsstätten verfügt über die Produktionsausrüstung, um große Teile zu fertigen.

Zudem importiert Japan normalerweise viel Bauholz für Dachkonstruktionen und Schichthölzer aus Russland. Die Sanktionen gegen Russland ließen die japanischen Holzeinfuhren deutlich einbrechen. Japans Baufirmen müssen daher auf einheimisches und teureres Holz zurückgreifen, was die Preise für Holzbaustoffe in die Höhe getrieben hat. Hinzu kommen internationale Liefer- und Logistikprobleme.

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