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Special | Japan | Robotik

Branchenüberblick: Roboter sind unverzichtbar

Japan wird den Einsatz von Robotern im Industrie- und Servicebereich ausweiten. Die einheimischen Branchenhersteller mischen auch beim weltweiten Absatz weiter vorne mit.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Japan investiert bereits seit Jahrzehnten in die Entwicklung und den Einsatz von Robotern, um Arbeitsproduktivität zu steigern. Auch die Qualität von Erzeugnissen soll verbessert werden. Hoch gesteckte Dekarbonisierungsziele und der aktuelle Arbeitskräftemangel intensivieren den Druck, noch stärker zu automatisieren. Neben Industrierobotern tritt die Entwicklung und der Einsatz von Servicerobotern nun in den Fokus.

Die Coronapandemie hat den Bedarf insbesondere für Roboter mit Hygiene- oder Sicherheitsaufgaben und anderen Dienstleistungen kurzfristig steigen lassen. Viele japanische Start-ups sind im Segment Serviceroboter aktiv, die zunehmend komplexere Aktivitäten ausführen und mit Menschen gefahrlos interagieren können. Dies erweitert deren Einsatzmöglichkeiten auch außerhalb geschlossener Systeme wie Lagerhäuser. Langfristig führt die demographische Entwicklung Japans dazu, auf Roboter als Universalhelfer zurückzugreifen.

Industrieroboter bleiben gefragt

Der Absatz von Servicerobotern soll den von Industrierobotern im Laufe der 2020er Jahre übersteigen. Zwar fallen in verschiedenen Marktanalysen die Bereiche, die mit Servicerobotern umfasst werden, und damit die Marktgröße unterschiedlich aus. Jedoch ist der Tenor der gleiche: Das Segment soll im jährlichen Durchschnitt zweistellige Zuwachsraten beim Absatzwert aufweisen.

Trotzdem werden weiterhin die Verkäufe von Industrierobotern bei Unternehmen im Fokus bleiben – denn damit lassen sich profitable Geschäfte machen. Bei der Herstellung von Industrierobotern sind Japans Branchenunternehmen weltweit führend. Dazu zählen unter anderem bekannte Namen wie Fanuc, Yaskawa, Kawasaki, Mitsubishi, Yamaha und Daifuku.

Japan ist weltweit drittwichtigster Absatzmarkt

In Japan selbst ist die Neuinstallation von Robotern im Jahr 2020 mit rund 38.700 Einheiten gegenüber dem bislang stärksten Jahr 2018 mit circa 55.000 Einheiten zwar zurückgegangen. Jedoch war laut Angaben der International Federation of Robotics (IFR) die japanische Installationsrate mit mehr als 10 Prozent immer noch die zweithöchste weltweit, übertroffen nur von China. Der Bestand an Industrierobotern in Nippon lag im Jahr 2020 bei circa 340.000 Einheiten, was im globalen Vergleich 12 Prozent des weltweiten Bestands entsprach. Die Industrieroboterdichte in Japan verzeichnete IFR im Jahr 2020 mit 390 Robotern per 10.000 Arbeitskräften, wodurch der Archipel international auf Platz drei und damit einen Platz vor Deutschland rangiert.

Aus Deutschland sind einige Unternehmen im Robotikbereich in Japan unterwegs. Dazu gehört beispielsweise IDS Imaging Development Systems, die kamerabasierte Bildverarbeitungslösungen anbieten. Auch die IBG/Goeke Technology Group, die Automatisierungs- und Robotik-Lösungen entwickelt, hat eine eigene Niederlassung in Yokohama, Japan. Von dort betreut sie ihre japanische Kunden. Für weitere Komponenten und Systemintegration greifen japanische Hersteller ebenfalls zum Teil auf deutsche Anbieter zurück.

Kapazitätsausbau findet überwiegend in China statt

Laut dem Branchenanalysehaus Interact Analysis sollen Japan und China den weltweiten Markt für Roboterteile auch in den nächsten Jahren bestimmen. Zwar wird erwartet, dass bei der mengenmäßigen Produktion China im Jahr 2022 an Japan vorbeizieht. Jedoch soll Japan bei der wertmäßigen Lieferung von Komponenten weiter Spitzenreiter sein. Für Sensoren, Elektromotoren, Untersetzungsgetriebe und Sensoren sind insbesondere Firmen wie Nidec und Harmonic Drive Systems wichtige Lieferanten.

Beispielsweise will Nidec seine Produktionskapazität für Untersetzungsgetriebe deutlich erhöhen, wie das Unternehmen im April 2022 meldete. Diese Komponente, die bei Gelenken für Roboterarme zum Einsatz kommt, wird in einem Werk in den Philippinen hergestellt. In die Erweiterung der Produktion von 30.000 auf 80.000 Einheiten pro Monat investiert Nidec circa 80 Millionen US-Dollar (US$).

Die größten Produktionskapazitäten bauen Japans Branchenfirmen jedoch in China auf. So erweitert beispielsweise Fanuc seine Montagekapazitäten von Robotern für rund 240 Millionen US$ in Shanghai. Der wichtigste Lieferant von Servomotoren, Yaskawa Electric, will 2022 seine Kapazität für Roboterteile erhöhen und investiert dazu rund 50 Millionen US$ in der Provinz Jiangsu. Der größte japanische Hersteller von Automatisierungslösungen für die Logistik, Daifuku, will ebenfalls in der Provinz Jiangsu expandieren und dort Fördertechnologien für die Produktion von Halbleitern und Displays herstellen. Die neue Fabrik soll 2023 in Betrieb gehen.

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