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Special Japan Seidenstraße
Im Logistikbereich haben relativ junge chinesische Anbieter von automatisierten Systemen den Markteintritt in Japan geschafft.
08.12.2020
Von Jürgen Maurer | Tokyo
Japan und China verbindet ein reger Handelsaustausch, der eine gut funktionierende Logistik erfordert. Dabei ist der Handel im E-Commerce mit privaten Kunden bislang mehr eine Einbahnstraße von Japan nach China. Im E-Commerce zwischen Unternehmen erzielen Warenlieferungen aus China höhere Anteile, da beispielsweise viele Informations- und Kommunikationsgeräte in China hergestellt werden.
Die Investitionen in neue und modernisierte Lagerhäuser in Japan steigen und damit auch die Nachfrage nach Ausrüstung und Systemlösungen. Chinesische Firmen sind dabei sehr aktiv und weiten auch in Japan ihre Aktivitäten aus. Angesichts der Tatsache, dass Nippon selbst international große Logistikausrüster aufweist, ist dies sicherlich kein leichtes Unterfangen. Mindestens drei, relativ junge Unternehmen aus China können bereits mit Referenzprojekten in Japan aufwarten.
Die chinesischen Anbieter präsentieren dabei flexible, mobile Transportroboter in E-Commerceverteilzentren, die preislich die Konkurrenz schlagen können. Geek Plus und Quicktron bringen die fahrbaren Regale zu den Pick- und Packpersonen. Mittels Künstlicher Intelligenz finden die Transportroboter die erforderlichen Regale.
Solche Roboter von Geek Plus und Quicktron werden beispielsweise in Logistikzentren von Prologis in Japan eingesetzt. Prologis ist einer der großen Anbieter von Logistikflächen mit landesweit etwa 100 Zentren. Auf die Lösung von Geek Plus greifen zudem auch Unternehmen wie Sagawa und Daiwa House zurück.
Dabei ist Geek Plus bereits seit 2017 als Lieferant von Lagerhausrobotern in Japan eingeführt worden. Quicktron ist 2019 in den Markt eingestiegen. Ein weiterer Anbieter aus China, LiBiao Robot, ist 2019 durch Mitsui Global Logistics in einem Distributionszentrum in Japan eingeführt worden. Dabei handelt es sich um autonome Sortierroboter.
Die Nachfrage nach autonomen Robotersystemen und anderen Lösungen wird in den nächsten Jahren weiter steigen, da die Unternehmen in Japan ihre Lieferprozesse optimieren wollen, um nicht zuletzt dem Arbeitskräftemangel zu begegnen. Laut dem Marktforschungsinstitut Fuji Keizai soll allein in Japan der Markt für Logistiksysteme der nächsten Generation bis 2025 auf knapp 36 Milliarden US-Dollar steigen.
Abgesehen von solchen Robotersystemen sind chinesische Firmen nur vereinzelt im Logistikbereich in Japan tätig. Sie haben keine Distributionszentren, arbeiten jedoch eng mit japanischen Transportdienstleistern zusammen, welche die Distribution chinesischer Waren in Japan durchführen, wie Yamato, Sagawa und Japan Post.
Kein chinesisches Unternehmen hat - wie Amazon - eine eigene Online-Shopping-Mall oder ein eigenes Distributionsnetz in Japan aufgebaut. Der neben Alibaba größte E-Commercekonzern Chinas, die JD.COM, hat eine Partnerschaft mit Yamato als Logistikdienstleister. Zudem ist JD.COM mit dem japanischen Onlineunternehmen Rakuten seit 2019 in einer Kooperation, um für die Kundenversorgung bis zur Haustür autonome Systeme auszuprobieren, wie kleine Lieferroboter oder Drohnen. Ob es japanische oder chinesische Drohnen sein werden, ist nicht bekannt.
Im Transportbereich hat auch keine der großen Reedereien Chinas, Cosco und China Merchant Shipping, Anteile an Häfen oder eigene designierte Hafenterminals in Japan. Dies dürfte angesichts der gegenwärtigen Investitionsrahmenbedingungen auch in den nächsten Jahren nicht zu erwarten sein.
Denn Japan hat, um seine nationalen Interessen zu schützen und Firmenübernahmen durch nicht erwünschte Investoren zu vermeiden, 2020 seine Kontrollfunktion verstärkt. Sobald eine ausländische Firma Anteile von mehr als 1 Prozent (vorher: 10 Prozent) an einer japanischen Firma erwerben will, ist dies meldepflichtig und muss von der Regierung zugelassen werden.
Diese Sperrklausel, die bislang vor allem für Waffen, Luftfahrtgesellschaften und die Nuklearindustrie galt, wurde auf einige andere Branchen mit Schlüsseltechnologien ausgeweitet. Ohne Frage spielen dabei der Handelskonflikt zwischen den USA und China wie auch der Schutz der eigenen Infrastruktur, etwa bei 5G, eine Rolle. Japan hat damit auch Chinas Belt and Road Initiative im Blick.
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