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Branchen | Kambodscha | Gesundheitswirtschaft

Private Anbieter geben den Ton an

Kambodscha hat die Gesundheitsausgaben pro Kopf in den letzten 20 Jahren versechsfacht. Medizinische Produkte und Pharma werden hauptsächlich importiert.

Von Thomas Hundt | Bangkok

Die Gesundheitsausgaben der Kambodschaner legten zwischen 2000 und 2021 von knapp 20 US-Dollar (US$) auf 120 US$ pro Kopf zu. Trotzdem liegt das Entwicklungsland unter den zehn Staaten der südostasiatischen Gemeinschaft Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) immer noch an drittletzter Stelle. Nur Laos und Myanmar geben pro Kopf weniger für Gesundheit aus.

Der Sektor weist einige Erfolge auf: Die Kindersterblichkeit ist zurückgegangen. Auch die früher noch sehr häufigen Fälle von übertragbaren Krankheiten wurden zurückgedrängt. Die Lebenserwartung der Menschen stieg seit dem Jahr 2000 um mehr als zehn Jahre an.

Rahmendaten zum Gesundheitssystem in Kambodscha

Indikator

Wert

Anteil der unter 14-Jährigen an der Gesamtbevölkerung (in Prozent; 2022)

29

Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung (in Prozent; 2022)

6

Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (in Jahren; 2021)

70

Gesundheitsausgaben pro Kopf (in US$; 2021)

120

Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (in Prozent; 2021)

8

Ärzte (Anzahl; 2019)

3.473

Zahnärzte (Anzahl; 2018)

1.385

Quelle: World Bank 2023; WHO 2023

Investitionen sind akut notwendig

Insbesondere die Covid-19-Pandemie zeigte die Schwachstellen im Gesundheitswesen auf. Nach Angaben der Asiatischen Entwicklungsbank benötigen von den insgesamt 116 staatlichen Provinz- und Distriktkrankenhäusern 81 dringend neue Laborausstattung und medizinische Ausrüstung. Die bestehende Ausstattung ist unzureichend oder veraltet. Zudem fehlt es an qualifiziertem Personal. 

Der Staat hat erkannt, dass er mehr investieren muss, um eine adäquate Versorgung zu gewährleisten. Gemäß der Verfassung sollen alle Bürgerinnen und Bürger angemessen medizinisch versorgt werden. Das öffentliche Gesundheitswesen ist aber nur schwach aufgestellt.

Laut einem staatlichen Investitionsprogramm sollen von 2023 bis 2025 umgerechnet 900 Millionen US$ in den Gesundheitssektor fließen. Das Gesundheitsministerium legte 2022 beispielsweise den Grundstein für das größte Krankenhaus des Landes. Das Techo Santepheap National Hospital in Phnom Penh eröffnete im Oktober 2023 und verfügt über 10.000 Betten. 

In der Vergangenheit bauten Japan, Frankreich, die Sowjetunion, Vietnam und andere Länder sogenannte Freundschaftshospitäler, deren Qualität sehr unterschiedlich ist. Südkorea stellt nun 66 Millionen US$ für ein Universitätskrankenhaus zur Verfügung. Das University of Health Sciences Hospital in Phnom Penh soll ab 2025 Mediziner ausbilden und Patienten versorgen. 

China hat ebenfalls Krankenhäuser errichtet. Das 300 Betten umfassende Cambodia-China Friendship Hospital in der Provinz Tboung Khmum wurde 2022 eröffnet und kostete 50 Millionen US$. Im gleichen Jahr nahm zudem das Cambodia-China Friendship Preah Kossamak Hospital in Phnom Penh mit 400 Betten den Betrieb auf.

Private Einrichtungen werden von Patienten bevorzugt

Die Gesundheitsversorgung in Kambodscha ist von sozialen Faktoren und verfügbaren Einkommen der Haushalte abhängig. Die Bevölkerung bezahlt ungefähr zwei Drittel der Gesundheitskosten aus ihrer eigenen Tasche. Den Rest finanzieren der Staat oder internationale Entwicklungsorganisationen. Etwa 85 Prozent der Patienten suchten 2021 private Gesundheitseinrichtungen auf davon gibt es schätzungsweise 8.000 Stück.

Der "National Social Security Fund", eine Pflichtversicherung für die 1,8 Millionen Arbeiter und Angestellten, bietet bei Krankheit und Unfällen einen Basisschutz. Angestellte und Betriebe schließen darüber hinaus private Zusatzversicherungen ab. Daher sind auch neue Kliniken und Krankenhäuser entstanden, die sich um Selbstzahler und Versicherte kümmern.

Wachsender Dentalbereich treibt Nachfrage nach Technik 

Wer es sich leisten kann, reist indes ins Ausland, um sich zum Beispiel in Vietnam, Thailand oder Singapur untersuchen und behandeln zu lassen. Krankenhausgesellschaften aus diesen Ländern haben wiederum in Kambodscha Niederlassungen errichtet, welche die zahlungskräftige Kundschaft vor Ort bedienen.

Der thailändische Gesundheitskonzern Bangkok Dusit Medical Services hat beispielsweise das Royal Phnom Penh Hospital und das Royal Angkor International Hospital errichtet. Die Raffles Medical Group aus Singapur betreibt in der kambodschanischen Hauptstadt eine Klinik und ein Repräsentanzbüro, das Kundenbeziehungen pflegt. Das Sunrise Japan Hospital in Phnom Penh wurde von japanischen Investoren errichtet.

Ausländische Staatsbürger haben auch Zahnarztpraxen errichtet. Zahnärztliche Behandlungen in Kambodscha sind günstig und erste Medizintouristen suchen bereits kambodschanische Zahnkliniken auf. Die Nachfrage nach Dentaltechnik dürfte zunehmen. 

Mehr Medizinprodukte im Markt 

Beim Gesundheitsministerium waren 2021 mehr als 27.000 Medizinprodukte registriert im Vergleich zu 2018 bedeutet das eine Steigerung von über 20 Prozent. Die meisten Produkte stammen aus dem Ausland und die Nachfrage legt – ausgehend von einem kleinen Niveau zu. Die Importe an Medizintechnik wuchsen von 31 Millionen US$ im Jahr 2019 auf 80 Millionen US$ zwei Jahre später. 

Einfuhren aus Deutschland erreichten 2021 rund 3,5 Millionen US$. Die Produkte aus der Bundesrepublik hatten bei Orthopädietechnik und zahnmedizinischen Instrumenten hohe Anteile an den Gesamtimporten.

Importe ausgewählter Medizinprodukte nach Kambodscha
Produkte (SITC-Code)

Importe (2021) in Mio. US$

Importanteil aus Deutschland (in %)

Andere Instrumente, Apparate und Geräte (872.29)

29,0

6,2

Röntgenapparate (774.2)

18,1

5,1

Therapiegeräte, Atmungsgeräte (872.3)

9,1

1,5

Elektrodiagnoseapparate und -geräte (774.1)

8,2

0,4

Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen (872.21)

5,8

2,6

Medizinmöbel (872.4)

5,4

0

 Sterilisierapparate (741.83)

2,7

0,7

Orthopädietechnik, Prothesen (899.6)

1,1

30,1

Ophthalmologische Instrumente (872.25)

0,6

11,0

Zahnmedizinische Instrumente (872.1)

0,1

26,2

Quelle: UN Comtrade 2023

Die medizinischen Produkte sind bei einer Abteilung des Gesundheitsministeriums, dem Department of Drugs and Food, zu registrieren. Sie werden nach vier international üblichen Risikoklassen eingestuft, die auch den Richtlinien der ASEAN entsprechen.

Arzneimittel werden importiert

Die Marktforschungsfirma Fitch Solutions schätzt den Pharmamarkt 2023 auf ungefähr 400 Millionen US$. China liefert rund zwei Drittel der Pharmazeutika. Arzneimittel kommen aus dem Ausland, weil in Kambodscha die lokale Produktion fehlt. 

Sowohl die pharmazeutischen Erzeugnisse, als auch deren Importeure und Händler müssen sich registrieren. Seit 2019 ist dies auch online im Cambodia Pharmaceutical Online Registration System möglich. Nicht alle Akteure sind ordnungsgemäß erfasst. Dem Vernehmen nach werden weiterhin gefälschte oder grau importierte Arzneimittel feilgeboten. 

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