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Kambodscha ist mehr als Angkor Wat

Der Fremdenverkehr in Kambodscha hofft auf die Rückkehr chinesischer Touristen – und baut Kapazitäten aus. Reisende sollen mehr sehen als Angkor. 

Von Thomas Hundt | Bangkok

Vor der Coronapandemie sorgten Reisende aus China für einen Einnahmenboom. Sie stellten damals die mit Abstand größte Gruppe unter den Einreisenden. Von Januar bis November 2023 kam jedoch nur noch jeder zehnte Gast aus China. Mehr als die Hälfte der insgesamt 4,9 Millionen Touristen, die in diesem Zeitraum einreisten, stammten aus den Nachbarländern Thailand (34 Prozent) und Vietnam (19 Prozent).

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Damit wieder mehr Reisende aus China kommen, hat das Tourismusministerium im Jahr 2023 die Strategie "China Ready" aufgelegt. Hotellerie und Reisebüros sollen ihre Angebote an den Geschmack der Chinesen anpassen und ihre Mitarbeitenden Mandarin lernen. Die Betriebe können sich dann vom Ministerium als "China Ready" zertifizieren lassen. Auch die Nutzung chinesischer Online-Bezahlsysteme und die Einreiseformalitäten für chinesische Gäste werden erleichtert.

Günstige Preise, aber schlecht ausgebaute Infrastruktur

Die Organisation Weltwirtschaftsforum stuft die Wettbewerbsfähigkeit des kambodschanischen Tourismussektors in ihrer Studie "Travel and Tourism Competitiveness Report 2021" auf Rang 79 von 117 Staaten ein. Der Standort hat sich gegenüber 2019 um drei Positionen verbessert.

Günstige Preise, gute Sicherheit und digitale Angebote werden in der Studie positiv bewertet. Unterdurchschnittlich fallen hingegen Bewertungen für die Infrastruktur aus. Als nachteilig sieht der Report die saisonal schwankende Nachfrage, zu Stoßzeiten seien beliebte Destinationen überfüllt. Hauptreisezeit ist in den Wintermonaten.

Investoren sind vorsichtig

Im Jahr 2021 gab es in Kambodscha laut dem Tourismusministerium 856 Hotels mit 46.363 Zimmern. Rund 40 Prozent befinden sich in der Hauptstadt Phnom Penh und circa 20 Prozent in Siem Reap. Vor der Pandemie waren es landesweit über 1.000 Hotels. 

Die Beratungsfirma Knight Frank berichtet, dass in Sihanoukville im Süden des Landes zwischen 2023 und 2025 insgesamt 45 neue Hotels mit knapp 11.000 Zimmern entstehen sollen. Sie würden das bisherige Angebot verdoppeln. Die meisten Immobilieninvestoren stammen aus China. Wegen der bestehenden Überkapazitäten investieren sie verhaltener, was einige Vorhaben verzögert.

Auch in der Hauptstadt sollten der Immobilienagentur CBRE zufolge im Jahr 2023 rund 1.500 Zimmer in neuen Hotels der Vier- und Fünf-Sterne-Kategorie hinzukommen. Im gehobenen Gastgewerbe gebe es aber Probleme, genügend ausgebildetes Personal zu finden.

Auch die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) im Hotel- und Gaststättengewerbe investieren vorsichtiger. Die staatliche Förderbank Small and Medium Enterprise Bank of Cambodia hat im Mai 2022 ein Budget von 150 Millionen US-Dollar (US$) für Förderkredite im Tourismusbereich aufgelegt. Bis Mai 2023 wurden jedoch nur rund 50 Mio. US$ von KMU abgerufen.

Luftverkehr in ausländischen Händen

Vor der Coronakrise flogen insgesamt 45 internationale Airlines nach Kambodscha und brachten 2019 über 10 Millionen Passagiere ins Land. Im Jahr 2023 waren es nur noch 27 Fluggesellschaften und Schätzungen nach 4,6 Millionen Passagiere, deutlich weniger als vor der Pandemie. 

Die heimischen Airlines Cambodia Angkor Air, Sky Angkor Airlines und Lanmei Airlines bedienen nur kurze In- und Auslandsstrecken. Sie betrieben 2023 insgesamt 13 Passagierflugzeuge. Die Billigfluggesellschaft AirAsia aus Malaysia setzt darauf, dass der Reiseverkehr zunimmt. Sie will zusammen mit der kambodschanischen Firma Sivilai das Gemeinschaftsunternehmen AirAsia Cambodia gründen und zur größten lokalen Fluggesellschaft aufsteigen. 

Drei neue Luxusressorts bei Tempelanlage Angkor geplant

Die Hälfte der ausländischen Touristen reist wegen Angkor Wat in das Königreich. UNESCO hat den archäologischen Park Angkor 1992 als Weltkulturerbe ausgezeichnet. Im Jahr 2023 wurden rund 1 Million Besucher erwartet, 2019 waren es circa 2,2 Millionen. Die berühmte Tempelanlage liegt vor den Toren der Stadt Siem Reap. Bis 2025 sollen dort drei neue Luxusunterkünfte – die Resorts Angsana Siem Reap und Angkor Grace sowie das Hotel Park Royal – öffnen. 

Die Kommune investiert zudem in neue Straßen und Infrastruktur. Der Siem Reap-Angkor International Airport nahm im Oktober 2023 den Betrieb auf und kann 7 Millionen Passagiere abfertigen. Rund um den Airport ist die Satellitenstadt "Grand Siem Reap" mit zusätzlicher Infrastruktur für Besucher und Reisende geplant.

Touristen verbrachten 2019 durchschnittlich 6 Tage in Kambodscha und gaben ungefähr 96 US$ pro Tag aus. Das Tourismusministerium möchte, dass ausländische Reisende auch den Rest des Landes erkunden und ihren Aufenthalt verlängern. Reiseveranstalter bieten bereits Touren in weniger erschlossene Gebiete oder sportliche Aktivitäten an. Nahe Sihanoukville ist die neue Stadt Ream City geplant mit Attraktionen wie einem Golfplatz oder einem Freizeitpark.

Touristen suchen Glück im Spiel

Ein weiteres Standbein des Tourismus ist das Glücksspiel. Nur Personen mit einem ausländischen Pass dürfen Casinos betreten. Das Geschäft brummte bis zur Pandemie. Im Jahr 2020 waren 193 Casinos von der zuständigen Glücksspielkommission (Commercial Gambling Management Commission of Cambodia) registriert. 

Illegale Spielbanken locken Glücksspielsüchtige und ein kriminelles Umfeld an. Die Regierung verordnete daher 2022 ein strengeres Vorgehen. Zudem verabschiedete sie neue Richtlinien für Casinobetriebe und erhöhte die Anforderungen an deren Mindestkapital.

Die meisten Casinos befinden sich in Sihanoukville. Das mit Abstand größte, der Resort-Casino-Komplex NagaWorld, ist allerdings in der Hauptstadt Phnom Penh. Es gehört der NagaCorp aus Hongkong. Diese meldete 2022 Einnahmen im Wert von 461 Millionen US$ in Kambodscha, ein Viertel des Umsatzes von 2019 (1,8 Milliarden US$). Die Fertigstellung der dritten, ungefähr 3,5 Milliarden US$ teuren Ausbaustufe des Komplexes hat die NagaCorp von 2025 auf 2029 verschoben.

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