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Branchen | Vietnam | Medizintechnik

Absatz von Medizintechnik springt langsam wieder an

Neue Regeln und Skandale hatten den Medizintechnikmarkt ausgebremst. Jetzt steigt der Absatz wieder. Künftig könnte auch der Import gebrauchter Technik aus der EU möglich werden.

Von Peter Buerstedde | Hanoi

Der vietnamesische Medizintechnikmarkt befindet sich seit 2022 in Aufruhr. Korruptionsskandale hatten zur Entlassung zahlreicher Politiker und Beamter geführt. Zudem hatte die Regierung Anbieter verpflichtet, verschiedene Produkte neu zu registrieren. Die Erteilung von Importlizenzen und Marktzulassungen für Medizintechnik sowie die Umsetzung staatlicher Infrastrukturprojekte im Gesundheitssektor wurden dadurch stark verlangsamt.  Für das Gesamtjahr 2023 zeichnet sich jedoch eine Markterholung ab, die 2024 zu einem starken Wachstum führen könnte.

Krankenhäuser kaufen wieder

Nach Aussagen von Vertretern hat sich die Absatzlage im Jahresverlauf 2023 verbessert. Viele Krankenhäuser haben die Beschaffungen wieder aufgenommen. Unternehmer auf der Branchenmesse Pharmedi Mitte September 2023 berichteten aber auch, dass staatliche Krankenhäuser bei Investitionen weiter sehr zurückhaltend agierten. Die Registrierung neuer Produkte sei weiter sehr langsam. Vertreter für Medizintechnik sprechen von acht bis zwölf Monaten für neue Produkte. Schneller geht es bei besonders dringend benötigten Geräten. Hier ziehe der Absatz auch wieder schneller an, so die Aussage eines Vertreter. 

Das Jahr 2024 gilt als besonders aussichtsreich. Durch die Hindernisse im Markt ist ein Nachfragerückstau entstanden. Krankenhäuser müssen versäumte Beschaffungen in den nächsten Jahren, vor allem aber 2024, nachholen. Ende 2024 droht allerdings erneut das Ende vieler Produktregistrierungen.

Import von Gebrauchttechnik künftig auch aus der EU

Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Vietnam (EVFTA) sieht vor, dass in bestimmten Produktkategorien (HS-Zolltarif Kapitel 84, 85, 87, 90, aber auch 9402) künftig auch reparierte, gebrauchte Technik aus der EU importiert werden kann. Das ist derzeit nicht möglich. Laut Abkommen sollte diese Möglichkeit bis August 2023 geschaffen werden. Noch fehlen aber die Umsetzungsvorschriften. 

Ein Vertreter deutscher Medizintechnik äußerte sich skeptisch zu den Chancen, die sich dadurch ergeben könnten und befürchtet eher eine ungeregelte Einfuhr gebrauchter Technik. Am 2. November 2023 sind die Umsetzungsvorschriften für gebrauchte Importwaren für das Freihandelsabkommen CPTPP veröffentlicht worden. Daran könnten sich auch die Vorschriften für das EVFTA orientieren.

Vietnam ist für Medizintechnik ein Importmarkt

Im Land wird überwiegend durch ausländische Firmen viel produziert, aber vor allem Verbrauchsmaterial und einfachere Ausrüstungen. Die Produktion geht weitgehend in die USA und China. Unter den ASEAN-Mitgliedsstaaten ist Vietnam der fünftgrößte Importmarkt. Die Einfuhren sind zuletzt langsamer gewachsen als in den führenden Absatzmärkten der Region.

Importe von Medizintechnik (in Mrd. US$)
Produkte (HS-Code)

2021

2022

Veränderung (in %)

Sterilisierapparate (8419.2)

19,6

12,1

-0,4

Elektrodiagnostik (9018.11-.20)

104,6

88,5

-0,2

Spritzen, Nadeln, Katheter (9018.31-39)

107,8

122,5

0,1

Zahnmedizin (9018.41, .49)

23,2

36,4

0,6

Andere Instrumente und Apparate (9018.9)

272,2

193,7

-0,3

Therapie-, Atmungsgeräte (9019, 9020)

224,0

198,9

-0,1

Orthopädie (9021)

261,0

371,4

0,4

Röntgenapparate (9022)

146,3

109,2

-0,3

Sonstige (8713, 9018.5, 9402)

49,3

56,4

0,1

Gesamt

1207,9

1188,9

0,0

Quelle: ASEANstats 2023

Die vietnamesischen Importe von Medizintechnik lagen im Jahr 2022 leicht unter dem Vorkrisenniveau von 2019. Deutschland ist das drittwichtigste Lieferland nach China und den USA und vor Südkorea. Deutsche Lieferungen spielen eine wichtige Rolle etwa in der Orthopädie (Anteil: 12,6 Prozent) und bei Röntgenapparaten und anderen bildgebenden Geräten (16,5 Prozent). 

Chinesische Anbieter legen zu

China ist mittlerweile Vietnams wichtigster Lieferant für Medizintechnik – unangefochten mit einem Anteil von 26 Prozent der Importe im Jahr 2022. Im Jahr 2017 lag die Volksrepublik noch an 4. Stelle mit rund 12 Prozent Importanteil. Deutschland hat im selben Zeitraum 4,5 Prozentpunkte eingebüßt und erreichte 2022 einen Lieferanteil von 10,4 Prozent. 

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Nach Aussagen von Medizintechnikvertretern auf der Messe Pharmedi sind die Produkte chinesischer Anbieter in den letzten Jahren besser geworden. Während der Coronakrise, als europäische Anbieter vielfach ausfielen, konnten chinesische Firmen in der Regel weiter liefern. Abnehmer in Vietnam, die vorher keine chinesischen Produkte gekauft hatten, mussten in der Krise darauf zurückgreifen und knüpften dadurch Verbindungen zu chinesischen Händlern. Diese drängten ihrerseits mit niedrigen Preisen und günstigen Zahlungszielen auf Auslandsmärkte wie Vietnam, da die Marktlage in China nicht mehr so dynamisch sei, so ein Unternehmer aus Taiwan. 

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