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Kanadas Ex- und Importe steigen wieder. Die Grenzen sind für den Warenverkehr geöffnet und das neue nordamerikanische Handelsabkommen CUSMA ist seit 1. Juli in Kraft.
27.01.2021
Von Daniel Lenkeit | Toronto
Der kanadische Warenhandel durchläuft bisher eine V-förmige Erholungsphase. Die Güterimporte gingen weniger stark zurück und kamen Ende 2020 schneller aus der Krise als die Exporte. Der Dienstleistungshandel erholt sich von dem pandemiebedingten Rückgang dagegen nur langsam. Die Auswirkungen der zweiten Coronawelle auf den Außenhandel insgesamt sind noch nicht absehbar, sollten aber milder sein als unter den weitreichenden Einschränkungen für die Wirtschaft zu Beginn der Pandemie im März 2020.
Kanadische Exporteure waren nach einer Umfrage der Economic Development Bank (EDC) Kanadas im Dezember deutlich optimistischer in Bezug auf ihre Handelsgeschäfte als noch im Juni 2020. Da verzeichnete der Trade Confidence Index der EDC seinen niedrigsten Stand seit Beginn dieser Aufzeichnung. Die Erholung erstreckt sich, so die EDC, über alle Sektoren und Provinzen.
In der von der EDC halbjährlich durchgeführten Erhebung wurde im Juni neben der Coronakrise vor allem der spürbar stärker werdende Protektionismus wichtiger Handelspartner (USA, China) als Grund für gedämpfte Erwartungen angegeben. Die Befürchtung, dass globale Handelshemmnisse den kanadischen Außenhandel schädigen, blieb auch in der aktuellen Umfrage hoch. Etwa 50 Prozent der befragten Unternehmen erwarten eine Zunahme des Protektionismus und ein Drittel der Befragten sehen die kanadisch-chinesischen Spannungen in der Handelspolitik als geschäftsschädigend.
Noch immer produzieren 80 Prozent der handeltreibenden Unternehmen unter ihrem Vorkrisenlevel. Die Coronapandemie sehen 65 Prozent als Grund für den schwächeren Umsatz. Zudem glauben zwei Drittel der Unternehmen, dass die Krise länger als ein Jahr andauern und die Erholung nur unter zeitweisen Rückschlägen verlaufen wird.
Die Daten der kanadischen Bahnunternehmen zum Gütertransport geben zumindest Hoffnung, dass der Corona-Schock im produzierenden Gewerbe abklingt. Die kanadischen Haushalte - durch staatliche Maßnahmen gestützt - konsumieren wieder nahe des Vorkrisenlevels, und seit dem Sommer 2020 können auch viele exportabhängige Unternehmen wieder aufatmen.
Ein Blick auf den Umsatzindikator Revenue Ton Mile (RTM) der Eisenbahnen im Gütertransport zeigt, dass die Nachfrage nach Kanadas wichtigsten Exportgütern wie Energie-, Chemie-, Metall- und Automobilausfuhren sich nach dem Sommer 2020 schnell erholen konnte. Die Nachfrage nach Nahrungsmitteln und Konsumgütern zog ebenso wieder an und vor allem Getreide und Gütertransporte lagen von September bis Dezember 2020 deutlich über den Vorjahreswerten. Kurzum, die Binnennachfrage hat sich bei fast allen Gütern schnell erholt. Während die Exportnachfrage in einzelnen Sektoren wie Energie noch stockt, liegt sie in anderen, wie Getreide und Düngemittel, sogar über dem Vorkrisenniveau.
Von März bis Mai 2020 lagen Kanadas Importe etwa 30 Prozent niedriger als im Vorjahr, die Exporte circa 23 Prozent. Seit Juni erfolgt eine schnelle und stete Erholung des Handels. Von Juni bis November (aktuellste Zahlen) importiere das Land nur etwa 5 Prozent weniger Güter als im Vorjahreszeitraum. Und im Novembervergleich konnten die Importe erstmals seit Ausbruch der Krise einen Zuwachs zum Vorjahr verzeichnen. Die kanadischen Exporte hingegen liegen noch immer etwa 9 Prozent unter dem Vorjahresniveau und erholen sich langsamer, weswegen das Handelsbilanzdefizit schneller steigt.
Die Importe von Maschinen und Ausrüstungen erholten sich von Juni bis Oktober relativ schnell und mussten erst im November 2020 wieder einen kleinen Dämpfer hinnehmen. Noch scheint die Nachfrage nach Ausrüstungsgütern ihrem Niveau aus den Vorjahren hinterherzulaufen. Die Unsicherheit des Pandemieverlaufs lässt kanadischen Unternehmen weiter vorsichtig investieren und es ist davon auszugehen, dass die gedämpfte Nachfrage nach Ausrüstungsgütern auch im ersten Quartal 2021 anhalten wird.
Für den kanadischen Außenhandel 2020 bedeutet die Coronaepidemie insgesamt einen herben Einschnitt. Die Handelsvolumen von Ex- und Importen im 2. Quartal 2020 sanken auf das niedrigste Niveau seit zehn Jahren. Und auch wenn das 3. und 4. Quartal im Zeichen des Aufschwungs standen, erwarten die meisten Ökonomen einen Rückgang der Importe um 12 Prozent und Exporte um 10 Prozent für 2020.
Seit dem 1. Juli 2020 ist der Nafta-Nachfolger CUSMA in Kraft. So bezeichnet man in Kanada das in Deutschland als USMCA bekannte Abkommen. Ein großes Ziel des Freihandelsabkommens ist es, Anreize für die Automobilproduktion in Nordamerika zu schaffen. Das auf 16 Jahre befristete Abkommen soll mit seinen Regeln auch den Investitionsstandort Kanada langfristig stärken.
Ein- und Ausfuhrbeschränkungen im Warenverkehr haben sich durch die Corona Pandemie grundsätzlich nicht geändert. Kanada ist bestrebt, den freien Waren- und Dienstleistungsverkehr über seine Grenzen aufrecht zu erhalten.
Die Grenzübergänge in die USA sind geöffnet. Allerdings beschränken die Provinzen für einige Grenzposten die Betriebszeiten aufgrund der Coronakrise.
Die kanadische Regierung hat unter dem Quarantäne-Gesetz für alle Personen die nach Kanada einreisen Beschränkungen angeordnet. Ausgenommen davon sind Personen, die für die Beförderung von Gütern sowie für essentielle Dienstleistungen notwendig sind. Alle Transportwege über Land, Schiene, Luft und Wasser sind weiterhin offen, um nationale und internationale Lieferketten in Takt zu halten.
Für zusätzliche Informationen zu aktuellen Zollbestimmungen dienen die Customs Notices und die allgemeinen Informationen zum Grenzverkehr für Gewerbetreibende der Canadian Border Services Agency.
Welche Änderungen Sie beim Warenimport und -Export beachten sollten, lesen Sie in unserer Berichterstattung zu Kanada.