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Branchen | Kasachstan | Tourismus

Vom Transitland zum Reiseziel: Kasachstan setzt auf Tourismus

Kasachstan meldete 2024 einen Besucherrekord. Um seine Natur- und Kulturschätze noch zugänglicher zu machen, wird die touristische Infrastruktur weiter ausgebaut.

Von Viktor Ebel | Almaty

Kasachstan, der neuntgrößte Flächenstaat der Welt, ist bekannt für seine weiten und vielfältigen Landschaften. Wer schon einmal nach Ostasien geflogen ist, dürfte über sie hinweggeflogen sein. Zudem durchqueren viele Warenlieferungen das zentralasiatische Land auf dem Weg zwischen Europa und China. Nun entscheiden sich auch immer mehr Menschen für eine Reise nach Kasachstan. Beobachter schreiben dem Tourismus ein großes Wachstumspotenzial zu.

2,7 %

betrug der Anteil des Tourismus am Bruttoinlandsprodukt 2023 in Kasachstan, gegenüber 9 Prozent im globalen Durchschnitt.

Im Jahr 2024 hat das Land laut kasachischem Statistikamt erstmals über 15 Millionen ausländische Besucher gezählt, ein Plus von 66 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das ist vor allem auf verbesserte Rahmenbedingungen bei Reisen nach Kasachstan zurückzuführen. Um noch mehr ausländische Gäste ins Land zu locken, will die Regierung die touristische Infrastruktur weiter verbessern. Mit privaten Investoren wird der Bau von Tourismus- und Hotelkomplexen verhandelt.

Mehr Flugverbindungen und weniger Visumsbeschränkungen

Kasachstans Ruf bei internationalen Touristen hat sich in den letzten Jahren verbessert. Neue Flugrouten und Visafreiheit mit mittlerweile 83 Staaten machen das Land zugänglicher für Reisende, die die unberührte Natur, Skipisten oder Spektakel wie die World Nomad Games (2024 in Astana) besuchen wollen. Im Reise- und Tourismusindex 2024 des World Economic Forum gab es dafür Rang 52 von 119, womit sich Kasachstan um 14 Plätze verbessern konnte. Der Reiseverlag Lonely Planet nahm Kasachstan in die Top-10 der spannendsten Reiseziele für 2025 auf.

Die meisten ausländischen Besucher in Kasachstan stammen aus den Nachbarländern. Vor allem bei chinesischen Touristen besteht ein großes Wachstumspotenzial. Zudem geben sie im Schnitt mehr aus. Die Bruttoanlageinvestitionen in die Branche, die 2024 um 20 Prozent auf 1,8 Milliarden US-Dollar (US$) gestiegen sind, dürften in den nächsten Jahren weiter zulegen. Neben dem Ausbau bestehender Tourismusdestinationen wartet die Steppenrepublik auch mit neuen Konzepten auf.

Berge und Nationalparks sind Kasachstans Vorzeigeobjekte

Das gefragteste Reiseziel in Kasachstan ist die an das Tien-Shan-Gebirge grenzende Stadt Almaty, die in unmittelbarer Nähe zu mehreren Wander- und Skigebieten liegt. Gerade im Winter stoßen die Pisten aber aufgrund der steigenden Nachfrage aus dem In- und Ausland an ihre Grenzen. In den nächsten Jahren ist geplant, die beiden größten Skiressorts Shymbulak und Oi-Qaragay über ein Netz moderner Gondelbahnen zum Almaty Mountain Cluster zu vereinen. In den Tälern und Schluchten der Umgebung sollen bis 2029 dutzende neuer Pistenkilometer erschlossen werden.

Auch immer mehr Kasachen ziehen einen Urlaub im eigenen Land vor. Die Zahl der Inlandstouristen nahm laut Pressemitteilung der Regierung 2024 um etwa 10 Prozent auf 10,5 Millionen zu. Um die Besucherströme besser über das Land zu verteilen, wurde 2025 mit dem Bau von drei neuen regionalen Flughäfen begonnen. Zwei von ihnen sollen die Nationalparks Ostkasachstans zugänglicher machen. Der dritte entsteht an der Küste des Kaspischen Meeres. Dort wollen Unternehmen etwa 260 Millionen US$ in die Entwicklung des heimischen Badetourismus investieren.

Ausgewählte Projekte in Kasachstans Tourismusbranche
ProjektnameStandort

Investitionsvolumen in Mio. US$

Fertigstellung

Almaty Mountain ClusterRegion Almaty

1.450

2029

Internationales Tourismuszentrum AstanaAstana

368

2026

Hotel- und Golfkomplex Kaspische RivieraRegion Mangystau

260

k.A.

Ressortkomplex in BurabaiRegion Akmola

279

k.A.

Tourismuszentrum KaskasuRegion Turkestan

74

k.A.

Drei neue regionale FlughäfenSaissansee, Katon-Karagay, Kendirli

k.A.

2025

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Weitere Landesteile sollen für Tourismus erschlossen werden

Eine Initiative in der Hauptstadt Astana sieht den Bau eines multifunktionalen Tourismusdistrikts samt Hotels, Ausgehviertel und Attraktionen vor. Auch hier werden Investitionen im dreistelligen Millionenbereich erwartet. Astana zieht viele Geschäfts- und Eventtouristen an und rangiert laut Zahlen des Ministeriums für Tourismus auf Platz 2 der meistbesuchten Regionen des Landes. Für noch mehr Besuchende könnte der Ausbau des nahegelegenen Nationalparks Burabai (Borowoje) sorgen, der um Hotels, Vergnügungsparks und Infrastruktur für E-Autos erweitert werden soll.

Neuer Standard für Ökotourismus mit einigen Fragezeichen

Gerade bei der Einführung neuer, in Kasachstan noch unerprobter Konzepte besteht Beratungsbedarf. Dasselbe gilt für die Themen Nachhaltigkeit und Ökotourismus. In Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen wurde ein neuer nationaler Ökotourismus-Standard ausgearbeitet, der zum 1. Juni 2025 in Kraft trat. Das Dokument definiert erstmals Prinzipien des Ökotourismus unter Berücksichtigung internationaler Erfahrungen. Eines der erklärten Ziele ist, die Auswirkungen des Tourismus auf die Umwelt zu minimieren.

Dass diese neue Richtlinie aber selbst in den höchsten Regierungskreisen noch nicht verinnerlicht wurde, zeigt das Beispiel der Hochebene Kok Zhailau. Das bei der Bevölkerung von Almaty beliebte Naherholungsgebiet soll dem Ausbau des Almaty Mountain Cluster zum Opfer fallen, wie Kasachstans Ministerpräsident Olschas Bektenow im Juli 2025 bekannt gab. Vor Jahren gab es bereits Pläne, Kok Zhailau als Skigebiet zu entwickeln. Nach Widerstand aus der Bevölkerung hatte Präsident Kassym-Schomart Tokajew die Bebauung des Gebiets 2019 verboten.

Preis und Leistung stehen oftmals nicht im Verhältnis

Ein Ungleichgewicht besteht nicht nur zwischen Umweltschutz und Wirtschaftsentwicklung. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis ist häufig unausgewogen. Zuletzt schaltete sich sogar Präsident Tokajew in die Diskussion ein und forderte, die Qualität der Infrastruktur und Dienstleistungen rund um den Alakolsee zu verbessern.

Mit mehr Wettbewerb in der Tourismusindustrie könnte in den nächsten Jahren die Nachfrage nach Beratungs- und Schulungsdiensten steigen. Die Regierung schätzt, dass die Zahl der Beschäftigten im Gastgewerbe von derzeit etwa 500.000 bis 2029 auf 800.000 ansteigen wird.

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