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Special Kasachstan Coronavirus
Während der Coronakrise greifen in Kasachstan weiterhin Quarantäneregeln. Bis auf kleinere Einschränkungen läuft der Güterverkehr zumeist reibungslos. (Stand: 15. März 2021)
Von Jan Triebel | Almaty
In Kasachstan sind Landtransporte mit der Eisenbahn und Lieferungen per Lkw aus dem Ausland möglich. Bis auf Weiteres gilt, dass "sozial bedeutsame Waren" über einen "grünen Zollkorridor" an der Grenze beschleunigt abgefertigt werden. Dabei handelt es sich laut kasachischer Regierung vor allem um eine breite Palette an Grundnahrungsmitteln, für die im Rahmen des "grünen Korridors" auch Einfuhrzölle wegfallen. Andererseits gibt es gewisse Besonderheiten, die Spediteure und Frachtführer beachten müssen.
Diese betreffen alle einreisenden Lkw-Fahrer. Unter Beachtung der aktuellen Hygiene- und Quarantänevorschriften ist ein Grenzübertritt nach Kasachstan und die anschließende Weiterfahrt zum Bestimmungsort (auch im Transit in andere Staaten) nur nach umfangreichen Desinfektionsmaßnahmen der Transportmittel möglich.
Die Fahrer der Lkw haben beim Grenzübertritt nach Kasachstan einen negativen PCR-Test vorzulegen, sich einer Temperaturmessung zu unterziehen und einen Fragebogen auszufüllen. Generell sind die Fahrer verpflichtet, einen Reisepass mit sich zu führen. Insbesondere für Fahrer aus Kasachstan, Russland und Kirgisistan reichte vor der Verhängung des Notstands ein nationales Ausweisdokument für die Ein- und Ausreise aus.
Lkw, die kasachisches Territorium im Transit durchqueren und von ausländischen Fahrern gelenkt werden, können die Grenze derzeit nur an festgelegten Übergängen überqueren. Mittlerweile wurden ausgewählte Abfertigungsstellen wiedereröffnet, womit sich die Zahl der geöffneten Grenzübergänge auf 33 erhöhte. An der kasachisch-kirgisischen Grenze etwa können aktuell alle sieben Grenzübergänge uneingeschränkt angefahren werden.
An der Grenze zu China stehen theoretisch alle acht bestehenden Abfertigungsstellen zur Verfügung. An drei von diesen ruhte der Lkw-Verkehr jedoch lange Zeit. Zwar hatte Kasachstan diese für grenzüberschreitende Transporte wieder zugelassen, nicht aber die chinesische Seite. Seit Ende Oktober 2020 läuft die Abfertigung immerhin am Grenzübergang Bachty wieder. Unverändert geschlossen bleiben jedoch Kolschat und Maikaptschagai.
Für Lieferrouten, die über die Russische Föderation verlaufen, kommen derzeit 14 Abfertigungspunkte für Lkw infrage. An den Grenzen Kasachstans mit Usbekistan sind es drei, mit Turkmenistan einer.
Diese Einschränkung gilt indes nicht für Gütertransporte per Lkw, die für Ziele innerhalb Kasachstans bestimmt sind. Für diese kann, unabhängig von der Nationalität des Fahrers, jeder geöffnete kasachische Grenzübergang genutzt werden. Vorübergehend geschlossen sind an der Grenze zu Russland zehn Übergänge, zu Usbekistan zwei.
Bei Lieferungen innerhalb des Landes waren in der Zwischenzeit zahlreiche größere Städte und zum Teil ganze Gebiete unter Quarantäne gestellt, was deren Erreichbarkeit unterschiedlich stark beeinträchtigt hatte. In Abhängigkeit von der Entwicklung des Infektionsgeschehens kann es nach wie vor örtlich zu Sperrzonen kommen.
Für Aqtau und Quryq, die beiden kasachischen Häfen am Kaspischen Meer, ist weiterhin ein verschärftes Grenzabfertigungsregime vorgesehen. Der Personenverkehr ist verboten, davon ausgenommen sind Lkw-Fahrer. Bei der Abfertigung von Gütertransporten per Lkw sind umfangreiche Desinfektionsmaßnahmen vorzunehmen. Zu den zwischenzeitlich ohne größere Unterbrechung verkehrenden Liniendiensten zwischen Kasachstan sowie Aserbaidschan und Russland kam im November 2020 eine neue Verbindung per RoRo-Schiffen zwischen Quryq und dem iranischen Hafen Amirabad hinzu. Von den kasachischen Häfen aus werden in Iran seit einiger Zeit zudem die Kaspi-Häfen Bandar Anzali und Astara wieder angefahren.
Der Güterverkehr per Eisenbahn aus Europa nach Kasachstan rollt weitestgehend ohne größere Probleme. Dies trifft auch auf den über Kasachstan abgewickelten Transitverkehr per Container zwischen China und Europa zu, der hauptsächlich am wichtigsten Grenzbahnhof Altynkol (Khorgos) abgefertigt wird.
Weniger erfreulich sieht es derzeit am Bahnhof Dostyk aus, dem zweiten wichtigen Bahnhof für den Warenumschlag zwischen Kasachstan und China. Hier kommt es laut der Frachttochter der kasachischen Eisenbahn KTZ-Grusowyje perewoski seit einiger Zeit zu teilweise größeren Verzögerungen bei der Abfertigung in Richtung China.
Die Verzögerungen gehen in erster Linie auf die Abfertigungspraxis der chinesischen Behörden zurück, die coronabedingt insbesondere seit Herbst 2020 durch wesentlich verschärfte Kontrollen gekennzeichnet ist. Im Vergleich zu früher werden die Züge wesentlich aufwändiger überprüft, was nicht selten auch die eingehende Beschau einzelner Waggons und eine detaillierte Überprüfung der Ladung einschließen kann.
Auf kasachischer Seite der Grenze hat dieses Procedere zu einem Rückstau von zwischenzeitlich mehreren Tausend Waggons, darunter nicht wenige beladen mit verderblichen Waren, geführt. Für zahlreiche, vor allem kasachische Frachtführer bedeutet dieser Missstand, dass sie einerseits ihre vertraglich fixierten Lieferzusagen kaum noch erfüllen können. Andererseits fehlen ihnen die Waggons auch, um sie im Rahmen anderer Lieferverträge einsetzen zu können.
Zwar bemühen sich beide Seiten dem Vernehmen nach seit längerem um eine beschleunigte Abfertigung an der Grenze. Trotzdem sah sich KTZ-Grusowyje perewoski dazu gezwungen, im März 2021 den Güterverkehr mit Zielort Dostyk vorübergehend stark einzuschränken.
Angesichts der Coronapandemie erlassen Staaten weltweit besondere Maßnahmen für den Warenverkehr. Welche Änderungen Sie beim Warenimport und -export beachten sollten, lesen Sie in unserer Berichterstattung zu Kasachstan.