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Special | Kasachstan | Wasser - Die knappe Ressource

Kampf gegen Wasserknappheit hat hohe Priorität für Kasachstan

Wegen des Klimawandels und der veralteten Infrastruktur wird Wasser in Kasachstan knapp. Die Regierung fördert eine effiziente Bewässerung. Wasserbauwerke werden modernisiert.

Von Viktor Ebel, Jan Triebel | Almaty, Bonn

Trotz gewisser Fortschritte besteht in vielen kasachischen Kommunen bei der Wasserversorgung und insbesondere bei der Aufbereitung von Abwässern nach wie vor ein hoher Ausbau- und Sanierungsbedarf. Internationale Entwicklungsbanken beziffern den Investitionsbedarf der Kommunen für die Wasserversorgung auf jährlich 2,8 Milliarden US-Dollar (US$) und im Bereich Abwasserbehandlung auf 1,3 Milliarden US$.

15 %

weniger Wasser könnten Kasachstan im Jahr 2030 laut Weltbank zur Verfügung stehen.

Auch im Agrarsektor ist der Nachholbedarf groß, vor allem dort, wo die Landwirtschaft ohne künstliche Bewässerung nicht auskommt. Der Klimawandel verschärft die Situation zusätzlich. Die kasachische Regierung reagiert auf die Wasserproblematik und kündigte 2024 an, in den nächsten Jahren zahlreiche Wasserbauwerke zu modernisieren oder neu zu bauen und tausende Kilometer von Bewässerungskanälen zu digitalisieren. Wassersparende Lösungen werden besonders gefragt sein.

Im Entwicklungsplan für die Wasserwirtschaft im Zeitraum 2024 bis 2028 heißt es, dass Investitionen in Höhe von 3,3 Milliarden US$ aus dem staatlichen Budget und den kommunalen Haushalten für Projekte rund ums Wasser vorgesehen sind. Neben der öffentlichen Hand sind mehrere Geberbanken aktiv, um mit Krediten in Höhe von 2,5 Milliarden US$ Wasserprojekte zu finanzieren. Die transparenten Ausschreibungsmodalitäten bei diesen Finanzierungen eröffnen auch deutschen Unternehmen Chancen als Ausrüstungslieferant oder im Bereich Consulting.

Großer Bedarf lockt deutsche Unternehmen nach Kasachstan

Die AHK Zentralasien organisiert vom 15. bis 19. September 2025 eine Geschäftsanbahnungsreise für deutsche Unternehmen aus der Wasserwirtschaft nach Kasachstan. Deutsche Firmen können dort ihre Technologien und Lösungsansätze präsentieren. Das Programm umfasst unter anderem B2B-Treffen und Rundtischgespräche mit Ministerien und Verbänden.

Hoher Verschleiß trübt Versorgungsqualität bei Trinkwasser 

Bei Trinkwasser sieht es auf den ersten Blick recht gut aus: Der durchschnittliche Versorgungsgrad der städtischen Bevölkerung stieg innerhalb von zehn Jahren von 85 auf 99 Prozent im Jahr 2023, auf dem Land sogar von 48 auf 97 Prozent. Und der Ausbau der Netze geht weiter, sodass sich die Anschlussdichte in den nächsten Jahren der Marke von 100 Prozent weiter annähern dürfte.

Ein Problem bei der Trinkwasserversorgung in den Städten ist der hohe Modernisierungsbedarf der Anlagen für Wassertransport und -aufbereitung. Diese werden häufig bereits seit mehreren Jahrzehnten genutzt. In den Unterhalt der Technik wurde aber oftmals nicht ausreichend investiert.

Der Sanierungsbedarf wird anhand der auftretenden Wasserverluste deutlich: Im Jahr 2023 gingen bei Trinkwasser knapp 14 Prozent wegen Lecks an den Leitungen auf dem Weg zum Endverbraucher verloren. Damit haben sich die landesweiten Verluste in den letzten Jahren zwar leicht verringert, fallen aber immer noch recht hoch aus. Das trifft auch auf die 2-Millionen-Metropole Almaty zu, wo gut zwei Drittel des insgesamt rund 3.900 Kilometer langen Trinkwassernetzes modernisiert werden müssen.

Befuellung von Wasser in einen Behandlungstank fuer Hydrotestung Klaeranlage | © Gettyimages/CUHRIG

Wassersektor bietet Exportchancen

Wasser wird weltweit knapper. Staaten, Industrie und Landwirtschaft müssen sich darauf einstellen. Das bringt Geschäftschancen für deutsche Unternehmen im Wassersektor.

Sanierungs- und Ausbaubedarf bei Abwassernetzen noch größer

Auch für das etwa 2.100 Kilometer lange Kanalnetz in Almaty besteht ein beträchtlicher Sanierungsbedarf. In den meisten anderen Städten sieht es bei der Entsorgung von Abwässern kaum besser aus. Von den landesweit über 18.000 Kilometern Abwassernetzen galten 2024 etwa 42 Prozent als verschlissen, was Unfälle und Umweltverschmutzung zur Folge hat.

Die Ausstattung der Kommunen im Bereich Abwasserentsorgung und -behandlung hinkt der bei Trinkwasser deutlich hinterher. In Städten waren Ende 2022 rund 77 Prozent aller Haushalte an die zentrale Kanalisation angeschlossen, im ländlichen Raum waren es nur knapp 10 Prozent.

Laut Regierung sollte möglichst jede der insgesamt 89 Städte in Kasachstan über eine zentralisierte Entsorgung und Aufbereitung von Abwässern verfügen. Derzeit trifft dies vollumfänglich aber nur auf 21 Städte zu. In den anderen Städten sind Kläranlagen nur eingeschränkt nutzbar oder fehlen gänzlich. Die Regierung plant, in den nächsten fünf Jahren 45 neue Klärwerke zu bauen.

Kasachstan hat 2025 ein neues Wassergesetzbuch beschlossen

Die Novelle führt erstmalig das Konzept der Wassersicherheit ein, das den Schutz der Bevölkerung und der Wirtschaft vor den Risiken der Wasserknappheit und der Verschmutzung der Gewässer umfasst. Folgende Grundprinzipien werden festgehalten: 

  1. Anerkennung von Wasser als Lebensgrundlage und wirtschaftliche Entwicklung;
  2. Berücksichtigung des wirtschaftlichen Wertes von Wasserressourcen;
  3. Kombinierte Wasserbewirtschaftung von Oberflächen- und Grundwasser;
  4. Effiziente und nachhaltige Wassernutzung;
  5. Einbeziehung der Öffentlichkeit in Entscheidungsprozesse.

Mehrere Entwicklungsbanken in Kasachstans Wassersektor engagiert

Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) verfolgt bereits seit längerer Zeit mehrere Projekte zum Bau neuer Kläranlagen. Kredite der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) ermöglichten in den zurückliegenden Jahren ebenfalls einige Abwasservorhaben. Auch die Weltbank unterstützte finanziell eine Handvoll von Projekten. Frankreichs Entwicklungsagentur Agence Française de Développement stellt Mittel bereit, um die Wasserressourcen des Balchaschsees nachhaltig zu bewirtschaften.

Neu dabei ist die Islamische Entwicklungsbank (IsDB). Sie hat Ende 2024 angekündigt, über 1 Milliarde US$ in Kasachstans Wassersektor zu investieren, um in den nächsten Jahren neue Wasserreservoirs zu bauen und Kanäle zu modernisieren. In einer zweiten Projektphase sind weitere 1,6 Milliarden US$ vorgesehen. Das Vorhaben gilt als das größte in der Geschichte der IsDB.

Aktuelle Projekte in der Wasser-, Abwasser- und Bewässerungswirtschaft (Auswahl)

Projekt 

Projektwert (in Mio. US$)

Anmerkungen

Bau einer Wasserleitung vom Kanal K.I. Satpajew sowie Bau der Pump- und Filterstation Nr. 4 für die Wasserversorgung der Hauptstadt Astana

1.300

Umsetzung durch China Energy International Group und China Gezhouba Group Company Ltd
Bau von vier neuen und Instandsetzung von vier bestehenden Stauseen, Modernisierung von 115 Kanälen, einschließlich eines Projekts zur Speisung des Stausees von Astana

1.150

IDB
Maßnahmen zur Optimierung im Bereich Bewässerung ("Second Irrigation and Drainage Improvement Project")

343

Teilfinanzierung durch Weltbank; Ziel: moderne Bewässerungssysteme auf 100.000 ha landwirtschaftlicher Fläche; lokaler Partner: Ministerium für Wasserressourcen und Bewässerung

Modernisierung der Abwasserentsorgung in Aqtobe

123

Teilfinanzierung durch Kredit der EBRD; u.a. Kläranlage für rund 500.000 Personen; lokaler Partner: Aqtobe su-energy Group 

Modernisierung der Kläranlagen an den Standorten Scheskasgan, Satpajew, Balchasch, Schanatas, Stepnogorsk

60

Teilfinanzierung durch ADB; lokaler Partner: verschiedene kommunale Versorger

Instandsetzung von System zur Wasserversorgung/Bewässerung im Gebiet Schambyl

k.A.

Teilfinanzierung durch EBRD; lokaler Partner: Kaswodchos

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

Informationen über Projekte und Ausschreibungen

Geberinstitutionen schreiben Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen für Vorhaben im Wassersektor oft international aus. Auch deutsche Firmen können sich an der Planung und Umsetzung von Wasserprojekten beteiligen.

GTAI informiert tagesaktuell über Ausschreibungen weltweit im Bereich Wasser und Umwelt.

Kanäle und Reservoirs sollen saniert oder neu gebaut werden

Die Projekte der IsDB zielen unter anderem darauf ab, die Verluste, die durch Verdunsten und Versickern während des Wassertransports verursacht werden, zu reduzieren. Von dem zur Bewässerung bestimmten Wasser kommt oft weniger als die Hälfte auf den Feldern an. Der technische Zustand von Bewässerungskanälen und -reservoirs gilt häufig als schlecht. Um eine effiziente Nutzung des Wassers zu ermöglichen, sind nahezu zwei Drittel dieser Wasserbauwerke dringend instand zu setzen.

Umgang mit Wasser: Mehr Wiederverwendung, weniger Verluste stehen im FokusAnteil in Prozent
 

2024

2026

2028

2030

Wiederverwendung von Wasser (in Unternehmen)

k.A.

17

24

28

Wasserverluste durch Bewässerungskanäle (in der Landwirtschaft)

50

43

35

25

Quelle: Konzept für die Entwicklung des Systems zur Verwaltung der Wasserressourcen der Republik Kasachstan für die Jahre 2024 bis 2030

Insgesamt umfasst das Netz an Bewässerungssystemen in Kasachstan mehr als 35.000 Kilometer. Von den fast 1.400 Stützwasserbauwerken gelten 560 als reparaturbedürftig. Bis 2030 sollen 42 neue Stauseen gebaut sowie 37 bestehende instandgesetzt werden. Sie fungieren auch als Rückhaltebecken, welche Kasachstan aufgrund von zunehmenden Extremwetterereignissen wie den Überflutungen im Frühjahr 2024 braucht. Im Zuge der Modernisierungen will das zuständige Ministerium für Wasserressourcen auch den Betrieb der Wassersysteme digitalisieren.

Digitalisierung im kasachischen Wassersektor auf dem Vormarsch
 

2024

2026

2028

2030

Digitalisierung der wasserwirtschaftlichen Systeme (Anteil in %)

k.A.

10

24

40

Zahl der hydrologischen Stationen (auch an grenzüberschreitenden Flüssen)

377

377

399

419

Quelle: Konzept für die Entwicklung des Systems zur Verwaltung der Wasserressourcen der Republik Kasachstan für die Jahre 2024 bis 2030

Agrarbetriebe stellen zunehmend auf wassersparende Lösungen um

Um den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft weiter zu optimieren, werden in den nächsten Jahren verstärkt wassersparende Technologien zum Einsatz kommen. Landesweit müssen etwa 1,9 Millionen Hektar künstlich bewässert werden, um sie für den Anbau verschiedener Feldkulturen nutzen zu können. Wassersparende Technologien wie moderne Tropfbewässerungs- und Sprinklersysteme wurden 2024 auf etwa 460.000 Hektar, das sind etwa 24 Prozent der Bewässerungsfläche, eingesetzt.

Staat subventioniert Beschaffung moderner Bewässerungstechnik

Spätestens im Jahr 2028 sollen wassersparende Technologien auf etwa 1 Million Hektar Fläche zum Einsatz kommen. Um den Anteil schrittweise zu erhöhen, stellt die Regierung den Agrarbetrieben umfangreiche Subventionen in Höhe von 80 Prozent der Anschaffungskosten in Aussicht. Bisher waren es 50 Prozent.

Deutsche Flüssigkeitspumpen und Armaturen sind besonders gefragt

Hier ergeben sich vielfältige Geschäftschancen für deutsche Unternehmen. Besonders gefragt sind Technologien zur Optimierung von Wassergräben und Bewässerungssystemen. Effiziente Lösungen wie Tropf- und Sprinklerbewässerung können den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft reduzieren und die Erträge steigern.

Auch die Modernisierung und Optimierung von Wasserbauwerken bietet Chancen. Innovative Steuerungs- und Regelungstechniken können hierbei einen wesentlichen Beitrag leisten. Deutsche Technologien sind aufgrund ihrer hohen Qualität und Zuverlässigkeit besonders gefragt. Die Nachfrage nach Flüssigkeitspumpen und Armaturen aus Deutschland hat in den letzten Jahren zugenommen. Die Konkurrenz kommt aus China, den USA und aus anderen EU-Staaten. Der leichte Abschwung im Jahr 2024 ist auf einen Basiseffekt zurückzuführen.

Kontaktadressen
Zuständige BehördenAnmerkungen

Ministerium für Industrie und Bau

Zuständig für Industriepolitik und die Entwicklung von Industrieprogrammen im verarbeitenden Gewerbe

Komitee für Wohnungs- und Kommunalwirtschaft

Ist für die Entwicklung und Umsetzung staatlicher Politik im Bereich Wohnungswesen und städtische Infrastruktur zuständig

Ministerium für Wasserressourcen und Bewässerung

Unterstützt die Regierung bei Fragen zu den Themen, Wasserressourcen,- versorgung sowie Abwasserentsorgung und Bewässerung, überwacht und schützt diese

  -Abteilung für Wasserpolitik

Unterabteilung
  -Abteilung für GrundwasserUnterabteilung
KaswodchosStaatsunternehmen für Wasserbauwerke
Ministerium für LandwirtschaftEntwickelt und überwacht Programme und Projekte im landwirtschaftlichen Sektor, einschließlich Fischerei und Wasserwirtschaft
Ausschreibende Stellen 
GoszakupPortal für staatliche und kommunale Ausschreibungen
Zakup-SKPortal für Ausschreibungen des Staatsfonds Samruk-Kazyna

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