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Special | Kenia | Klimawandel lokal

In Kenia könnte das Wasser bald knapp werden

Bereits seit einigen Jahren werden die Auswirkungen des Klimawandels in Kenia sichtbar - mit Folgen für die Wasserversorgung und die Landwirtschaft.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Landeskenner berichten bereits seit langem von spürbaren Klimaveränderungen, mit zum Teil drastischen Folgen für die Wirtschaft. Am häufigsten wird von sich verschiebenden und kürzer ausfallenden Regenzeiten berichtet, mit Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Dafür werden die Regenfälle immer heftiger und Überschwemmungen zerstören die Infrastruktur. An der Küste des Indischen Ozeans steigt der Meeresspiegel. Dass die dort gelegenen Touristenorte und Strandhotels zunehmend in die Befestigung der Küste investieren, ist nur eine Auswirkung des Anstiegs.

Die Regierung ist sich des Problems bewusst und legt im Rahmen des seit 2012 alle fünf Jahre aktualisierten National Climate Change Action Plan Maßnahmen fest. Das zuständige Ministry of Environment erarbeitet in diesem Jahr einen neuen Plan, in dem aber keine drastischen Veränderungen zu erwarten sind. Für vorausschauende Großprojekte fehlt dem hoch verschuldeten Staat das Geld. Die kenianische Regierung hofft, dass insbesondere internationale Geberorganisationen mit Kapital und Know-how unterstützen.  

Wasserversorgung: Drohende Engpässe bei wachsender Bevölkerung

Erratische Regenfälle führen zu abnehmenden Pegelständen in den Flüssen. Auch die Verdunstung von Oberflächenwasser nimmt bei höheren Temperaturen zu. An der Küste ist der steigende Meeresspiegel dafür verantwortlich, dass zunehmend Salzwasser aus dem Indischen Ozean in das Grundwasser gelangt. All dies sorgt dafür, dass die ohnehin geringe Trinkwasserverfügbarkeit Kenias von derzeit etwa 600 Kubikmeter pro Kopf jährlich bis zum Jahr 2030 auf etwa 400 Kubikmeter sinken dürfte. Gleichzeitig nimmt die Bevölkerung um etwa 1,2 Millionen Menschen im Jahr zu.

Das Wasserversorgungsnetz muss dringend ausgebaut werden. Die Regierung hat bereits massiv in den Bau zusätzlicher Dämme investiert. Dieser Trend dürfte anhalten. Auch die bislang vernachlässigte Abwasseraufbereitung dürfte an Gewicht gewinnen. Gefragt sind zudem Maßnahmen und Geschäftsmodelle zur Reduzierung des Trinkwasserverbrauchs. So verwenden zum Beispiel Autowäscher immer noch Trinkwasser aus dem Netz, weil es künstlich billig gehalten wird. Für all diese Maßnahmen wären auch private Investoren wichtig, diese stehen angesichts der staatlichen Dominanz im Sektor keinesfalls Schlange. Detaillierte Informationen zu den Entwicklungen liefert der GTAI-Bericht über den Wassersektor in Kenia.

Energiesektor: Geothermie sorgt für Entlastung

Im Energiesektor hat Kenia wohl die größten Fortschritte vollzogen. Weil der Wasserstand in den Flüssen rückläufig ist und daher weniger Strom aus Wasserkraft erzeugt werden kann, setzte Kenia in den letzten Jahren immer mehr auf Geothermie-Kraftwerke. Weil Geothermie als erneuerbare Energie gilt, gewinnt Kenia schon heute seinen Netzstrom fast vollständig aus erneuerbarer Energie. Gleichwohl steigt die Stromnachfrage aufgrund des Bevölkerungswachstums sowie der zunehmend nachgefragten Kühlsysteme.

Industrieunternehmen könnten also unter Verwendung von Netzstrom vergleichsweise klimaneutral produzieren und dafür "carbon credits" erhalten. Angesichts seines "grünen" Stroms dürfte Kenias Regierung großes Interesse an einer Wiederbelebung des internationalen Emissionshandels im Rahmen des "Sustainable Development Mechanism" haben. Das ostafrikanische Land würde damit unter Umständen an Attraktivität für industrielle Ansiedlungen gewinnen. 

In ländlichen Gegenden werden für das Kochen zudem energieeffiziente Öfen verwendet, um die Verwendung von Kerosin oder Kohle zu reduzieren. Auch Bioethanol wird verstärkt verwendet. Für Licht kommt zunehmend Solartechnik zum Einsatz. Detaillierte Informationen zu den Entwicklungen liefert der GTAI-Bericht über den Energiesektor.

Landwirtschaft: Ernteverluste durch veränderte Regenfälle

Kenias Wirtschaft wird vom Agrarsektor dominiert und dieser leidet bereits heute unter dem Klimawandel, denn die Landwirtschaft hängt stark von Regenfällen ab. Gerade die im Norden gelegenen ariden und semiariden Regionen des Landes leiden unter Dürren, die zuletzt in immer kürzeren Intervallen alle drei bis fünf Jahre auftreten. Mit der dort dominierenden Milch- und Viehwirtschaft kann die Nahrungsmittelversorgung immer weniger gewährleistet werden. Die Regierung will die Viehhirten in der Region umschulen, damit sie ihr Geld in anderen Bereichen verdienen können. Jedoch ist dies ein schwieriges und langwieriges Unterfangen.

Auch das Agrar-Kernland Kenias, wo unter anderem Mais sowie Tee und Kaffee für den Export angebaut werden, ist von kürzeren und zeitlich verschobenen Regenzeiten betroffen. Aufgrund des wärmeren Klimas müssen Produkte wie Tee in immer höher gelegenen Regionen angebaut werden. Gleichzeitig wächst der Nahrungsmittelbedarf, sodass Reis, Weizen, Mais, Zucker und Milchprodukte zunehmend importiert werden müssen. Denn die heimische Landwirtschaft kann mit dem Bevölkerungswachstum nicht Schritt halten.

Es bedarf daher dringend neuer Investitionen in den Ausbau der Agrarproduktion, um die Nahrungsmittelversorgung zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang dürfte verstärkt Kapital in künstliche Bewässerungssysteme fließen. Detaillierte Informationen zu den Entwicklungen liefert der GTAI-Bericht über den Agrarsektor in Kenia.

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest (GTAI): Publikationen zu Kenia

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Ostafrika

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen mit Kompetenzzentrum "Energie und Umwelt"

KfW Kenia

Deutsche Entwicklungsbank mit Förderschwerpunkten in den Bereichen "Landwirtschaft", "Wasser" und "Energie"

GIZ Kenia

Die GIZ legt bei ihren Fördermaßnahmen einen Schwerpunkt auf den Bereich "Umwelt und Klimawandel"

Exportinitiative Umwelttechnologien

Informationen zur Exportinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz

Ministry of Environment & Forestry

Umweltministerium

Ministry of Water

Für den Wasser- und Abwassersektor zuständiges Ministerium

Ministry of Energy

Energieministerium

Ministry of Agriculture, Livestock, Fisheries and Co-operatives

Landwirtschaftsministerium

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