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In Kenias Mobilfunk setzt der Marktführer fast ganz auf Huawei. Bei Glasfaser und neuerdings der maritimen IT-Anbindung haben die Chinesen mehr als einen Fuß in der Tür.
08.12.2020
Von Ulrich Binkert | Bonn
In Kenias Mobilfunkmarkt besitzt Huawei beim führenden Betreiber Safaricom mittlerweile fast ein Monopol. Der chinesische Konzern ist auch wichtigster Lieferant beim Branchendritten Telkom. Nur die Nummer zwei Airtel setzt noch weitgehend auf Technik von Ericsson.
Anbieter | Marktanteil mobil, Juni 2020 (Abonnenten, Anteil in %) | Mobilfunkmasten („base stations“, Anzahl) 1) | Ausrüster der Mobilfunkmasten (Anzahl) 1) |
---|---|---|---|
Safaricom | 64,2 | 5.300 | Huawei (80%), Ericsson, Nokia 2) |
Airtel | 26,8 | etwa 1.900 | Ericsson, Nokia 3) |
Telkom | 6,0 | etwa 2.800 | Huawei (etwa 1.600), ZTE (etwa 1.200) |
Equitel | 3,0 | k.A. | k.A. |
Für das künftige 5G-Netzwerk, wofür noch keine Lizenzen vergeben sind, wird sich Safaricom nach Einschätzung von Beobachtern ebenfalls auf Huawei-Technik stützen. Entsprechende Äußerungen des Safaricom-Chefs fanden sich im Februar 2020 auch in der Presse. Ein anderer führender Manager des Carriers wiegelt ab. Man habe tatsächlich schon 5G-Pilotprojekte mit Huawei durchgeführt, sei aber offen für eine spätere Zusammenarbeit auch mit anderen Techniklieferanten.
Zur Abdeckung einkommensschwacher ländlicher Gebiete installierte Safaricom 2018 die ersten „RuralStar“-Masten von Huawei. Diese solarbetrieben Stationen sind drahtlos an das Hauptnetz angeschlossen und bieten einen kostengünstigen, reduzierten 2G- und 3G-Service, der für die meisten Nutzer ausreicht. Seither hat Huawei das System, das es in gut 50 weiteren Ländern gibt, in Kenia auch in einer weiter reduzierten Form (RuralStar Lite) herausgebracht.
Bei der technischen Ausstattung für Breitbandleitungen in Kenia ist Huawei nach einer Brancheneinschätzung der wichtigste Lieferant. Der enge Huawei-Partner Safaricom beziffert seinen Marktanteil an Kenias „fiber connectivity“ mit rund einem Drittel. Bisher habe das Unternehmen rund 9.000 Kilometer Glasfaser-FTTH- und FTTB-Leitungen verlegt, also Verbindungen bis zu den Wohnungen beziehungsweise zu den Gebäuden. Die Technik stamme von einem halben Dutzend Lieferanten, darunter Huawei, wobei die Anbieter jeweils für bestimmte Territorien zuständig seien.
Unter den anderen großen Betreibern von Kenias Festnetz arbeitet Branchenangaben zufolge JTL mit chinesischer Technik, und zwar „zu 100 Prozent“ mit ZTE. Keine Angaben gibt es zu den Lieferanten von Liquid Telecom, nach eigenen Angaben größter Glasfasernetzbetreiber in Afrika und auch in Kenia stark vertreten. Dies gilt auch für Stromkonzern Kenya Power, dessen neu verlegte großen (Freiluft-) Leitungen seit einiger Zeit einen Faserstrang für die Datenübermittlung haben müssten.
Das Festnetz spielt in Kenias Telefonie, bei inzwischen weniger als 20.000 Anschlüssen, kaum mehr eine Rolle. Für Daten allerdings bevorzugten Unternehmenskunden laut dem leitenden Safaricom-Manager weiterhin feste Leitungen. Für sein Unternehmen genieße der Ausbau der Breitbandverbindungen im Land oberste Priorität, angesichts des Datenhungers der Haushalte und vor allem der Unternehmen.
Am Aufbau von Kenias National Optic Fibre Backbone Initiative (NOFBI) waren und sind chinesische Unternehmen maßgeblich beteiligt. An der ersten, 2009 abgeschlossenen Phase über 4.300 Kilometer entfielen nach Angaben der staatlichen Information and Communication Technology Authority im Osten des Landes noch große Strecken auf den französischen Konzern Sagem. Die restlichen Verbindungen bauten ZTE und Huawei.
Alleiniger Partner der seit 2014 laufenden, größtenteils abgeschlossenen zweiten NOFBI-Phase über 2.100 Kilometer ist Huawei. Diese Phase finanziert maßgeblich die chinesische Regierung, nach Presseberichten mit gut 100 Millionen US-Dollar (US$). Die Weltbank nennt eine Finanzierung durch Chinas Exim-Bank für den Bau eines nationalen Glasfasernetzes in Kenia, wofür Huawei 2012 eine 50 Millionen US$ schwere Ausschreibung gewonnen habe.
Eine Zusatzkomponente von NOFBI II umfasst die Erschließung Westkenias auch mit Blick auf den Nachbarn Südsudan: Ein Haupt-Glasfaserkabel wird verlegt unter anderem beim Ausbau der Straße von Lokichar nach Nadapal durch chinesische Auftragnehmer: Die 250 Kilometer lange Verbindung, deren Fertigstellung Mitte 2019 für 2020 vorgesehen war, ist durch die Weltbank finanziert.
Maritim ist Kenias Digitalsektor bisher über fünf Leitungen angeschlossen. Chinesische Investoren oder Hauptauftragnehmer sind nicht daran beteiligt - bei den zwei laufenden Projekten allerdings schon.
Leitung | Chinesische Beteiligung | Länge; Investitionen | Inbetriebnahme |
---|---|---|---|
2Africa | China Mobile | 37.000 km | 2023/2024 1) |
PEACE | Hengtong, Huawei | 12.000 km | 2021 1) |
Djibouti Africa Regional Express 1 (DARE1) | nein | 4.850 km; 80 Mio. US$ | 2020 2) |
Lower Indian Ocean Network 2 (LION2) | nein | 2.700 km; 57 Mio. Euro | 2012 |
Eastern Africa Submarine System (EASSy) | nein | 10.000 km, 235 Mio. US$ | 2010 |
SEACOM | nein | 17.000 km; 600 Mio. US$ | 2009 |
Easts African Marine Cable System (TEAMS) | nein | 4.900 km | 2009 |
Die 37.000 Kilometer lange 2Africa-Leitung soll Kenia und weitere Staaten Afrikas mit Europa und dem Nahen Osten verbinden, gaben die Partner im Mai 2020 bekannt. Einer davon ist China Mobile, Hauptauftragnehmer ist Alcatel Submarine Networks.
Huawei Marine Networks ist Hauptkontraktor für das Pakistan East Africa Connecting Europe (PEACE). Eigner und Investor der Linie ist eine Tochter der ebenfalls chinesischen Firma Hengtong Marine, die auch die Kabel liefert. Das 12.000 Kilometer lange Unterseekabel verbindet Frankreich, Kenia und Pakistan und in einer zweiten Phase auch Südafrika. Das Kabel soll nach Informationen vom Januar 2020 gegen Mitte 2021 in Betrieb gehen. Im März 2020 fanden Erkundungen zwischen dem kenianischen Landepunkt Mombasa und der Seychelleninsel Mahe statt.
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