Mehr zu:
Kenia / ChinaSeidenstraße / Digitale Wirtschaft / Industrie 4.0 / Transport und Logistik, übergreifend
Branchen
Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?
Special Kenia Seidenstraße
Kenia ist nicht ein Zentrum des Smart Manufacturing und kommt dabei ohne chinesische Beteiligung aus. IT-basierte Baumaschinenwartung läuft zäh, mehr tut sich in der Logistik.
08.12.2020
Von Ulrich Binkert | Bonn
Aus Kenias Industrie gibt es kaum Informationen über Projekte, die sich dem „Smart Manufacturing“ zuordnen ließen. Über chinesische Aktivitäten in diesem Segment ist nichts bekannt.
Nach einer Meldung vom Oktober 2020 plant der führende kenianische Lebensmittelproduzent Bidco, seine diversen Fabriken auf IT-Basis zu verbinden. Damit wolle man die Produktion abstimmen und Ausfallzeiten mindern. Fragen zu Details ließ Bidco indes unbeantwortet. Das Unternehmen installierte in seinem neuesten Werk in Ruiru-Kiambu jüngst eine „smarte Stromversorgung“ des französischen Anlagenbauers Schneider Electric.
Bereits 2018 vermeldete Rhombus, der kenianische Vertreter des chinesischen Baumaschinenkonzerns Sany, die afrikaweit erste Vereinbarung zum Vertrieb von „Irootech“. Dieses Sany-System sammelt per Internet of Things (IoT) Daten der ausgelieferten Baumaschinen, um so deren Wartung und andere Parameter zu optimieren. Auf Kontaktaufnahmen zu dem Thema reagierte Rhombus allerdings nicht.
Die System Xrea Industrial Internet Platform des konkurrierenden chinesischen Baumaschinenherstellers XCMG wird in Kenia nicht angeboten, heißt es bei der XCMG-Vertretung in Kenia auf telefonische Nachfrage. Sany und XCMG gehören in Kenia zu den führenden Anbietern von Baumaschinen. Der zu Sany gehörende deutsche Betonpumpenhersteller Putzmeister will Marktinformationen zufolge 2021 sein entsprechendes System Putzmeister Machine Cockpit in Südafrika einführen.
In Kenias Logistik spielt IT zumindest bei der Abwicklung des Außenhandels eine größere Rolle. Im größten Hafen Mombasa nahm der Zoll 2017 drei Warenscanner in Betrieb, deren Beschaffung China finanziell unterstützt hatte. Kenias Zollverwaltung bezeichnen ausländische Logistiker als „voll digitalisiert“. Grundlage dafür ist das seit 2019 eingeführte Integrated Customs Management System (ICMS). Allerdings liegen keine Hinweise auf eine chinesische Beteiligung zu Einführung oder Betrieb dieses Systems vor.
Verbunden mit dem ICMS ist ein System zur GPS-basierten Nachverfolgung von Containern: Mithilfe von Ortungsgeräten sind Zoll- und Steuerbehörden genau über den Verbleib der Ware in Kenia - und auch in den angrenzenden Ländern der East African Community - informiert. Auch für Frachten innerhalb Kenias ohne eine Beteiligung des Zolls und dessen ICMS setzen Speditionen und Logistiker solche Trackingsysteme ein. Den Service dafür erbringen nach Branchenangaben ein knappes Dutzend Unternehmen. Führend dabei sind den Angaben zufolge die kenianische Security Group Africa (SGA) und die schweizerische SGS.
SGA nutzt für sein Frachtverfolgungsgeschäft ausschließlich Hardware des chinesischen Unternehmens Jointech, sagt ein Vertreter von SGA. Dieser Lieferant erneuere und erweitere seine Technik laufend. Als Software für das System nutze man Wialon der belarussischen Firma Gurtam. In anderen Geschäftsfeldern - der Sicherheitsdienstleister SGA ist mit über 17.000 Mitarbeitern breit diversifiziert - setze man Hardware des chinesischen Anbieters Concox ein.
Ansonsten ist verschiedenen befragten Branchenvertretern keine nennenswerte Beteiligung chinesischer Firmen in IT-Lösungen für Kenias Logistik bekannt. Hintergrund dafür ist auch, dass in Kenias Logistikmarkt chinesische Anbieter wie Sinotrans noch keine Rolle spielen.
Ein ausländischer Logistiker zweifelt zudem die gelegentlich angebotenen „IT-basierten Lösungen“ für die Branche an. So würden die GPS-Daten der georteten Container und Lkw angesichts der niedrigen Lohnkosten üblicherweise manuell überwacht. Nur selten erfolge dies auf einem IT-basierten „Track&Trace-System“ wie in Europa.
Dieser Beitrag gehört zu: