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Special | Kolumbien | Start-ups

Finanzierung wird breiter

Venture Capital und private Investoren gewinnen in Kolumbien an Bedeutung. Allerdings fließt das Geld meist an wenige große Akteure. Die Zinswende gefährdet die Branche.

Von Janosch Siepen | Bogotá

Abseits der großen Finanzierungsrunden für das Unicorn Rappi wachsen die Investitionen in das Start-up-Ökosystem Kolumbiens so stark wie nie zuvor. Allerdings konzentriert sich das Geld bislang auf eine kleine Zahl fortgeschrittener Start-ups. Zwar bieten zahlreiche Acceleratoren und die öffentliche Innovationsagentur INNpulsa Unterstützung für Start-ups. Unternehmer berichten jedoch, dass es für kleinere Start-ups schwierig sei, an Geld zu kommen. Viele Programme richten ihren Fokus vor allem auf inhaltliche Förderung.

Auswahl an öffentlichen Programmen für Start-ups in Kolumbien

Name

Beschreibung

Finanzierungsphase

CEmprende

Nationale Netzwerkförderung zwischen Privatwirtschaft, Wissenschaft und Staat zur Stärkung von Innovation und Unternehmertum

Pre-Seed, Seed, Frühphase, Skalierung, Konsolidierung

MiLAB

Nationales Innovationslabor, um Lösungen für die öffentliche Verwaltung zu finden und öffentliche Sektoren innovativer zu machen

Frühphase, Skalierung

MegaINN

Instrument zur Förderung von Unternehmenswachstum durch Innovation

Skalierung, Konsolidierung

Ruta de los Héroes

Nationale Initiative, um das Unternehmertum durch Konferenzen, Workshops und Wissensaustausch landesweit zu stärken

Pre-Seed, Seed, Frühphase

Núcleo E

Programm, um Unternehmen von prekären Bevölkerungsgruppen zu stärken, Fokus auf Wachstum und Nachhaltigkeit

Seed, Frühphase

Lab Digital

Fokussiert auf digitales Unternehmertum und die Generierung von sozialem und wirtschaftlichem Wert durch den strategischen Einsatz digitaler Technologien.

Pre-Seed, Seed, Frühphase, Skalierung

Aldea

Zielt auf die Schaffung eines Netzwerks von Unternehmen und den Erfahrungsaustausch zwischen diesen und Mentoren ab

Pre-Seed, Seed, Frühphase, Skalierung

Capital Lab

Das Programm soll Unternehmen stärken, um ihnen den Zugang zu Finanzierungen zu erleichtern.

Seed, Frühphase, Skalierung, Konsolidierung

Apps.co

Initiative des Informations- und Kommunikationsministeriums, um Unternehmen in der Digitalwirtschaft u.a. durch Mentoren zu stärken

Pre-Seed, Seed, Frühphase, Skalierung

Entorno

Regionalprogramm der Stadt Bogotá, um 600 Unternehmen wettbewerbsfähiger zu machen 

k.A.

Quelle: INNpulsa 2022; Recherchen von Germany Trade & Invest

Bekannte Fonds in Kolumbien aktiv

Kolumbiens Start-up-Szene wird für Venture Capital zunehmend interessanter. Die drei wichtigsten Fonds sind Wayra, Y Combinator und Monashees, so der Colombia Tech Report 2021. Wayra aus Spanien gehört zum Telefónica-Konzern und zählt insgesamt rund 400 Start-ups in seinem Portfolio. Einer der sieben Hubs des Fonds befindet sich in Bogotá. Seit 2011 hat dieser 3,5 Millionen US$ in 58 Tech-Unternehmen in Kolumbien investiert. 

Das Spitzengründungszentrum Y Combinator aus dem Silicon Valley hat mit Rappi, Platzi und Frubana drei der wertvollsten kolumbianischen Start-ups in seinem Portfolio. In der jüngsten Gruppe von Investments in lateinamerikanische Start-ups befinden sich sieben aus Kolumbien. Monashees aus Brasilien hat bislang in sechs kolumbianische Start-ups investiert, darunter das Unicorn Rappi sowie Addi. 

Neben großen Investmentfonds haben auch Firmen und private Acceleratoren inzwischen Instrumente und Wettbewerbe gestartet, um Start-ups zu unterstützen und am Erfolg vielversprechender Unternehmen teilzuhaben. 

Auswahl an privaten Programmen für Start-ups in Kolumbien

Name

Veranstalter

Beschreibung

Venture Client

Grupo Energía Bogotá (GEB)

Programm für Start-ups, das dazu beitragen soll, den Energiekonzern GEB innovativer zu machen

Startups Demoday

Platzi

Siebenwöchiges Programm mit Workshops, Schulungen, Mentoren; Teilnehmende stellen am Ende ihre Idee vor 100 Investoren vor

Propulsor 

Tetra Pak

Innovationsprogramm zur Förderung von Unternehmen in der nationalen Lebensmittel- und Getränkeindustrie 

ScaleUp

Endeavor Colombia

Förderprogramm für über 20 Unternehmen einschließlich Netzwerkmöglichkeiten und Mentoring

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Seit 2021 organisieren sich investitionsfreudige Personen in Kolumbien zunehmend. Hierzu zählt das 2021 gestartete Business Angel-Netzwerk "Red de Angeles Inversionistas", eine Initative der Fundación Bolívar Davivienda. Bisher nehmen rund 45 Investoren an dem Projekt teil, der Großteil davon aus Kolumbien. Ziel sei es, das Netz auf 150 Investoren auszuweiten. Bereits über 80 Start-ups kamen in den Genuss von Finanzspritzen zwischen 10.000 und 1 Million US$. Die Investitionen finden in der Regel in der Pre-Seed bis Serie A-Phase statt. Start-ups, die an dem Programm teilnehmen möchten, müssen eine gewisse Erfahrung und einen Mindestumsatz aufweisen.

Ziel ist oftmals die Vernetzung

In verschiedenen Branchen wie dem Energie- oder Nahrungsmittelsektor bestehen Möglichkeiten für Jungunternehmen, um sich weiterzubilden und Mittel für ihre Projekte einzuwerben. Ziel ist dabei oftmals nicht die direkte Finanzierung, sondern der Zugang zu Investoren und die Vernetzung.

Abseits dieser Einzelvorhaben gibt es mit der Internetplattform Innpactia ein niedrigschwelliges Angebot, um Start-ups die Finanzierung im Land zu erleichtern. Über Innpactia können sich nachhaltige und soziale Start-ups mit anderen Unternehmen, Beratern, Organisationen und Investoren vernetzen. Das Netzwerk soll den Unternehmen Investitionen zugänglicher machen und so soziale Projekte im Land vorantreiben.

Zinswende und globale Unsicherheit erschweren Zugang zu Finanzen

Trotz der zahlreichen Initiativen und der guten Zahlen des Sektors steht die Start-up-Szene vor schwierigen Zeiten. Branchenkenner rechnen 2022 mit einem Rückgang der privaten Investitionen in den Sektor um 70 Prozent. Dieser Trend zeichnet sich bereits seit Ende 2021 ab. Im April 2022 entließen bekannte Start-ups in Lateinamerika hunderte Beschäftigte. Die Aktienkurse großer Start-ups sind bereits deutlich gefallen. Die Gründe: Zentralbanken erhöhen aufgrund der hohen Inflation in vielen Ländern die Zinssätze, und Investoren ziehen sich zunehmend aus dem Hochrisikomarkt Lateinamerika zurück. Laut Experten trifft diese Entwicklung besonders Unicorns im Techbereich.

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