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Special | Kroatien | Klimaschutz im Dialog

Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Fokus

Die Baustoffindustrie zählt zu den energie- und ressourcenintensiven Branchen. Aber auch hier gibt es zahlreiche Strategien und Erfolge auf dem Weg zu mehr Klimaschutz.

Von Waldemar Lichter, Snjezana Buhin Peharec | Zagreb

Wir sprechen mit Ivan Ergović, dem Vorstandsvorsitzenden des kroatischen Zement- und Baustoffherstellers Nexe d.d., der auch Werke in den Nachbarländern Serbien und Bosnien und Herzegowina betreibt.

08.05.2020.., Zagreb - Ivan Ergovic, predsjednik Uprave Nexe grupe 08.05.2020.., Zagreb - Ivan Ergovic, predsjednik Uprave Nexe grupe | © Josip Regovic/PIXSELL

Wie trägt Ihr Unternehmen zum Umweltschutz und zur Anpassung an den Klimawandel bei?

Die Mission der NEXE-Gruppe besteht darin, verantwortungsbewusst eine bessere Zukunft aufzubauen. Durch die Erfüllung gesetzlicher Anforderungen, die Verbesserung von Geschäftsprozessen und die Sensibilisierung unserer Mitarbeiter nehmen wir direkten Einfluss auf die Vermeidung von Umweltbelastungen. Mit unseren Investitionsprojekten wollen wir den Anteil fossiler Brennstoffe reduzieren, die Energieeffizienz steigern und die Produktion dekarbonisieren. Das ist Teil unseres strategischen Denkens und Planens. Die Nexe-Gruppe will langfristig den CO2-Fußabdruck senken. Dazu führen wir neue Produktionsprozesse ein oder ändern bestehende, etwa indem wir alternative Roh- und Brennstoffe und hocheffiziente Produktionsanlagen einführen.

Was ist notwendig, damit das gelingt? Sind es eine gute Infrastruktur, besondere Kenntnisse oder ein günstiges regulatorisches Umfeld?

Um das bestmögliche Endergebnis im Sinne des Umweltschutzes zu erzielen, werden alle diese Elemente benötigt. Das regulatorische Umfeld legt den Rahmen fest, innerhalb dessen Unternehmer ihre Projekte entwickeln können. Gute Infrastruktur in Verbindung mit hochwertigem Know-how sind die Formel, um hier positive Ergebnisse zu erzielen. Wir wollen das Bewusstsein dafür schärfen, dass es wichtig ist, stärker in klimaneutrale Projekte zu investieren.

Welche konkreten Maßnahmen hat Ihr Unternehmen bisher ergriffen, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren?

Unser Zementwerk NEXE d.d. in Našice hat 2018 eine Anlage in Betrieb genommen, die alternative Brennstoffe nutzt. Dadurch wurde die Verwendung fossiler Brennstoffe Ende 2021 um 45 Prozent reduziert. Neue Investitionen werden diesen Anteil noch weiter steigern. Seit 2019 ist außerdem eine neue Verpackungslinie mit Ultraschall-Sackverschluss in Betrieb, die neben der Kapazitätssteigerung auch eine höhere Umweltfreundlichkeit der Verpackung ermöglicht.

Was passiert in den anderen Werken?

In einem anderen unserer Werke, der Dachziegelfabrik in Vinkovci, wurde 2020 der Tunnelofen modernisiert, was zusammen mit dem Umbau von Kammertrocknern den Verbrauch thermischer Energie und die CO2-Emissionen gesenkt hat. Der Energieverbrauch konnte um 25 Prozent reduziert werden. Alles in allem wurden 2021 in unseren Werken in Vinkovci, Našice und Koprivnica Projekte für 14,2 Millionen Euro zur Verbesserung der Energieeffizienz und zur stärkeren Nutzung erneuerbarer Energien auf den Weg gebracht. So werden beispielsweise Fotovoltaikanlagen mit einer Leistung von 4,5 Megawatt errichtet. Wir erwägen auch einige innovative Lösungen und Technologien, wie den Bau eines neuartigen Systems zur Extraktion von CO2-Emissionen (Carbon Capture, Utilization and Storage, CCUS) aus der Zementproduktion. Dieses CO2 kann dann als Rohstoff für die Industrie verwendet werden. Die geplanten Investitionen bei der NEXE-Gruppe für 2022 belaufen sich auf 30,9 Millionen Euro.

Mit welchen Herausforderungen waren Sie dabei konfrontiert und wie haben Sie diese gemeistert?

Eine von der Firma Apsolon in Zusammenarbeit mit der kroatischen Wirtschaftskammer durchgeführte Umfrage zum Thema grüne Transformation ergab, dass mehr als 60 Prozent der kroatischen Unternehmen keine Strategie dafür haben. Als größte Hemmnisse gelten dabei die Projektfinanzierung und die gesetzlichen Rahmenbedingungen. In der NEXE-Gruppe sind wir bereit, in Green Transition und Dekarbonisierung zu investieren. Dazu bereiten wir weiterhin Projekte vor, die aus verschiedenen EU-Fonds gefördert werden können. Dank dieser Finanzierungsform konnten seit 2018 schon Investitionsvorhaben von rund 16,5 Millionen Euro realisiert werden. Zahlreiche neue Projekte sind in Vorbereitung.

Konnten Sie die Projekte, die in Kroatien umgesetzt wurden, als Referenz für andere Niederlassungen in der Region nutzen?

Alle unsere Kenntnisse und Erfahrungen, die wir bei Projekten in Kroatien gesammelt haben, setzen wir auch in unseren NEXE-Unternehmen in Serbien sowie in Bosnien und Herzegowina um. In der Dachziegelfabrik in Serbien etwa haben wir 2021 den Trocknungsprozess automatisiert. Das Ergebnis ist ein deutlich reduzierter Energieverbrauch. Zugleich investierte das Ziegelwerk in Serbien in einen Tunnelofen. Das hat die Produktqualität gesteigert und zugleich auch die Energieeffizienz des Werks sowie den Umweltschutz.

Bieten Sie in Ihrem Sortiment bereits Baustoffe an, die einen geringeren CO2-Fußabdruck ermöglichen? Wie ist die Resonanz der Kunden auf solche innovativen Produkte?

Der europäische Green Deal stellt unsere Industrie vor die große Herausforderung, die CO2-Emissionen reduzieren zu müssen. Investitionen zur Entwicklung neuer Zementsorten mit weniger Klinker und damit weniger CO2-Emissionen  werden sicher die Zukunft sein. Wir sind stolz darauf, dass die Dachziegel unserer Fabrik in Novi Bečej und die Ziegel aus dem Werk in Sremski Karlovci über eine EPD-Umweltproduktdeklaration verfügen. Seit vielen Jahren haben wir in unserem Sortiment einen Thermoblock, der über hervorragende Wärmedämmeigenschaften verfügt. Das führt zu einem geringeren Energiebedarf in den Gebäuden, in denen sie verwendet werden.

Welchen Rat würden Sie deutschen Unternehmen geben, die an einer Geschäftstätigkeit in Kroatien im Bereich Umweltschutz interessiert sind?

Umweltschutz gewinnt bei den unternehmerischen Aktivitäten immer mehr an Bedeutung. Investitionen in Projekte in diesem Segment führen langfristig zu nachhaltigem Wirtschaften, unabhängig davon, ob es sich um kroatische oder ausländische Unternehmen handelt. Ich bin davon überzeugt: Investitionen in höhere Energieeffizienz und zur Verringerung der CO2-Emissionen werden immer mehr zu einem wichtigen Faktor für erfolgreiches Geschäft.

Weitere Informationen:
  • NEXE d.d. mit Sitz in der ostkroatischen Stadt Našice betreibt das zweitgrößte Zementwerk in Kroatien. Das Unternehmen zählt auch zu führenden Herstellern von Transportbeton im Land. Es ist Teil der NEXE-Gruppe, eines führenden regionalen Baustoffherstellers, zu dem 15 Unternehmen in Kroatien, Serbien sowie Bosnien und Herzegowina gehören. Klimaschutz ist in diesem Zweig ein besonders wichtiges Anliegen. Das Unternehmen nimmt das Thema ernst. NEXE ist eines von sechzehn großen kroatischen Unternehmen, die als erste ihre Unterstützung für den Klimapakt der Europäischen Union erklärt hatten.


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