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20250515_140209 20250515_140209 | © Carsten Ehlers

Special | Malawi | Global Gateway

Bessere Chancen für EU-Unternehmen bei Projekten in Malawi

Die EU setzt neue Prioritäten: weniger Straßenbau, dafür mehr Energieprojekte und Ausbau der digitalen Infrastruktur. GTAI bietet eine aktuelle Projektübersicht.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

An diversen prominenten Verkehrskreuzungen in Malawis Hauptstadt Lilongwe bewirbt die EU auf großen Werbeplakaten ihre "Global Gateway“ Initiative. Auch im Radio und auf Social Media gibt es Spots. "Kukulitsa Malawi Umodzi" lautet der gesungene Slogan in der heimischen Sprache Chichewa, auf Englisch "Let’s grow Malawi together“. Die bei der EU für Global Gateway zuständigen Mitarbeiter in Malawi bestätigen, dass es wenige Länder gibt, in denen so aktiv Werbung betrieben wird.

Mit einem jährlichen Pro-Kopf-Einkommen von gut 500 US-Dollar zählt Malawi zu den ärmsten Ländern der Welt. Das Land ist stark auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen – etwa von Weltbank, Afrikanischer Entwicklungsbank, EU und KfW. In Lilongwe wirbt auch 'China Aid‘ an vielen Bushaltestellen. Mit China steht die EU im Wettbewerb. Gerade jetzt, wo sich die USA durch die Abwicklung von USAid zunehmend aus der Entwicklungszusammenarbeit herausziehen und auch die Finanzierung von UN-Organisationen mit Fragezeichen versehen ist, wird die Hilfe der beiden großen Geber China und EU überlebenswichtig. Die EU betreibt in Lilongwe eine große Delegation. Mehr Informationen liefert die Webseite der EU in Malawi.

"Connectivity" ist für Malawi besonders wichtig

Die EU-Initiative Global Gateway setzt auf grenzüberschreitende Projekte. Diese sind in Malawi besonders wichtig, denn das Land verfügt über keinen eigenen Meerzugang. Der Güterverkehr des Landes hängt von funktionierenden transnationalen Transportkorridoren ab.

Der Fokus der Global-Gateway-Projekte verlagert sich in Malawi jedoch in Richtung Energie und Digitalinfrastruktur. Bei der Durchführung dieser Investitionen sieht man größere Beteiligungschancen für Firmen aus der EU, als beispielsweise im Straßenbau, wo häufig die günstigen chinesischen Baufirmen den Zuschlag erhalten. Mit dem Ausbau der wichtigen malawischen Nord-Süd-Straße M1 und des Nacala-Korridors laufen aktuell noch zwei Transportprojekte. Dabei dürfte es im Transportbereich seitens der EU jedoch bleiben.

Projekte im Bereich Stromversorgung

Eastern Backbone Power Transmission 

Die EU hat Mitte 2024 einen Betrag von 85 Millionen Euro für den Bau einer Hochspannungsleitung mit 132 Kilovolt von Nkhoma nach Chinteche und von Nkhotakota nach Kanyika bereitgestellt. Beteiligt ist auch die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB). Ende 2026 oder Anfang 2027 könnten die Ausschreibungen für das Projekt erfolgen. Die Stromleitungen sollen von Stahlmasten getragen werden, die die 42 Jahre alten Holzmasten ersetzen. Die Leitung soll auch energieintensive Unternehmen im Bereich der Agroindustrie und im Bergbau mit Strom versorgen. Betrieben werden die Leitungen vom malawischen Stromversorger Escom. Der Bergbau Malawis könnte in den kommenden Jahren einen Schub bekommen - wenn die Stromversorgung gesichert ist.

Mozambique-Malawi-Interconnector

Die über 218 Kilometer verlaufende 400 Kilovolt-Hochspannungsleitung soll noch im Jahr 2025 nach mehreren Verzögerungen in Dienst genommen werden. Sie verläuft von Motambo (Mosambik) zur Verteilerstation in Phombeya (Malawi). Malawi kann dadurch 120 Megawatt Strom aus Mosambik importieren.

Zambia-Malawi-Interconnector

Gebaut wird auch eine Verbindung mit 400 Kilovolt über eine Distanz von 184 Kilometern von Sambia nach Malawi. Die Hochspannungsleitung verläuft von der Nkhoma-Verteilerstation in Lilongwe (Malawi) zur sambischen Verteilerstation Chipata West. Die Kosten werden auf 110 Millionen US$ beziffert. Ausschreibungen könnten im Jahr 2026 veröffentlicht werden.

Mpatamanga Wasserkraftwerk

Das Kraftwerk mit einer Kapazität von 350 Megawatt soll insgesamt etwa 1,6 Milliarden US$ kosten und wird von diversen Gebern bezuschusst, unter anderem auch durch die zur Weltbank gehörende IFC und die deutsche KfW. Der Baubeginn ist für 2026 vorgesehen. Mpatamanga gilt als Vorzeigeprojekt, weil es gelungen ist, im Rahmen eines Public Private Partnership (PPP) private Investoren mit ins Boot zu holen. Die französischen Unternehmen EDF und TotalEnergies sollen Mpatamanga betreiben.

Weitere Maßnahmen im Energiebereich werden hinzukommen

An weiteren Projekten im Energiesektor will sich die EU im Rahmen einer Co-Finanzierung beteiligen, darunter die Reparatur beziehungsweise den Ausbau der drei existierenden Wasserkraftwerke Kapichira, Nkula und Wovwe. 

Auch der Stromversorger Escom soll bei der Verbesserung seiner Managementkapazitäten beraten werden. Hierfür werden technische Berater benötigt, die Escom unter anderem bei der Digitalisierung unterstützen. Mit EU-Ausschreibungen kann frühestens 2027 gerechnet werden. 

Auch für die benötigten Hochspannungsleitungen zur Stromversorgung geplanter Minen kann sich die EU eine Unterstützung vorstellen. Diverse Bergbauinvestoren machen ihr Engagement in Malawi davon abhängig. Der Stromversorger Escom wird das aus eigenen Mitteln nicht finanzieren können. 

Informationen über Projekte und Ausschreibungen

Bei der Umsetzung von geberfinanzierten Vorhaben schreiben die Staaten die benötigten Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen oft international aus.

GTAI informiert tagesaktuell mit Projektfrühinformationen und Hinweisen auf Ausschreibungen über die vielfältigen Geschäftschancen in der internationalen Zusammenarbeit. Die kostenfreie Datenbank ist nach Land, Branche und Geber filterbar.

Unser E-Mail-Service Tenders & Projects Daily liefert Ihnen täglich die neuesten öffentlichen Ausschreibungen und Projekte aus der ganzen Welt - direkt in Ihr Postfach.

Gute Chancen bei digitaler Infrastruktur

Wie im Energiesektor sieht die EU gute Beteiligungschancen für EU-Firmen beim Ausbau der IKT-Infrastruktur. Das liegt auch daran, dass chinesische Zulieferer wie Huawei und ZE in punkto Cybersicherheit als Hochrisikozulieferer eingestuft werden und damit bei den Ausschreibungen raus wären.

Im Auge hat die EU konkret ein Glasfaserkabel vom mosambikanischen Hafen Nacala nach Liwonde in Malawi. Das Kabel würde die Bandbreite für Malawi deutlich erweitern und könnte das teure Internet billiger machen. Angestrebt ist ein Public Private Partnership (PPP). Ebenfalls angedacht wird seitens der EU eine stärkere Verbindung nach Sambia sowie der Bau von Datenzentren. 

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