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Wirtschaftsausblick Malawi

Wirtschaftskrise in Malawi: Großprojekte sollen Wende bringen

Leere Supermarktregale und Devisenknappheit – Malawis Wirtschaft steckt in der Krise. Nach den Wahlen im September 2025 könnten Großprojekte für einen Umschwung sorgen.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Top Thema: Bergbau könnte Dynamik bringen

Malawi verfügt über bedeutende Vorkommen an mineralischen Rohstoffen. Gerade aufgrund des chronischen Handelsbilanzdefizits und der aktuellen Devisenknappheit wäre der Export von Rohstoffen eine Erleichterung für die Wirtschaft. Mehrere Großprojekte werden angegangen.

Die im Jahr 2014 stillgelegte Uranmine Kayelekera nimmt ihre Produktion gegen Ende des Jahres 2025 wieder auf. Darüber hinaus gibt es Vorkommen von Niobium, Rutil, Grafit, Ilmenit, Bauxit und seltenen Erden. Laut einem Anfang 2025 veröffentlichten Bericht der Weltbank könnten sieben aktuell geplante Minen zusammen Exporterlöse von etwa 30 bis 43 Milliarden US-Dollar (US$) zwischen 2025 und 2040 bringen.

Wirtschaftsentwicklung: Großprojekte könnten Wirtschaftskrise beenden

Malawi befindet sich in einer wirtschaftlichen Krise, die im Jahr 2025 stellenweise zu Nahrungsmittelknappheit im Land führt. Ein chronisches Handelsbilanzdefizit und seit der Pandemie nochmals massiv gestiegene Staatsschulden sorgen seit etwa 2023 für Devisenknappheit.

Die Zentralbank verschärft die Devisenknappheit, indem sie versucht, den Wechselkurs des Malawi-Kwacha zum US-Dollar halbwegs stabil zu halten. Auf dem Schwarzmarkt bekommt man für den US-Dollar aktuell mindestens das Doppelte des offiziellen Kurses. Laut diesem entspricht 1 US-Dollar etwa 1.733 Malawi-Kwacha. Die Inflation liegt seit mehr als einem Jahr bei etwa 30 Prozent. 

Supermarktregale sind nur spärlich gefüllt

Viele Produkte kommen gar nicht mehr ins Land, weil sie viel zu teuer wären. Für einige Produkte gibt es auch ein Importverbot. Die Supermarktregale in der Hauptstadt Lilongwe sind nur spärlich gefüllt. Ohnehin ist die Kaufkraft gering. Aktuell liegt das Pro-Kopf-Einkommen bei etwas über 500 US-Dollar (US$) im Jahr. Damit ist Malawi eines der ärmsten Länder der Welt.

Das Wirtschaftswachstum liegt seit der Pandemie unter dem Bevölkerungswachstum von jährlich rund 2,6 Prozent. Für 2025 und 2026 sind die Prognosen etwas optimistischer. Dennoch ist die Lage für für Unternehmen schwierig. Gerade viele KMU mussten in den letzten Jahren ihren Betrieb einstellen. 

Im September 2025 finden Wahlen in Malawi statt. Der seit 2020 regierende Präsident Lazarus Chakwara tritt erneut an, jedoch spricht die Stimmung in der Bevölkerung für einen Wechsel. Chakwara wird die Krise angelastet. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) legte im Mai 2025 seine Unterstützung vorerst auf Eis, weil die Staatsausgaben weiterhin viel zu hoch sind und es bisher nicht gelingt, zusätzliche Staatseinnahmen zu generieren. 

Allerdings könnte es im Jahr 2027 mit der Wirtschaft bergauf gehen, sofern einige der geplanten Großprojekte begonnen werden. In den Bereichen Bergbau und Infrastruktur sind Großprojekte in einem Umfang geplant, wie sie das Land wohl noch nicht gesehen hat. 

Größtes Vorhaben ist der Bau des Wasserkraftwerks Mpatamanga (350 Megawatt) für etwa 1,6 Milliarden US$. Mit im Boot sind nicht nur zahlreiche internationale Geber, sondern mit den französischen Unternehmen EDF und Total auch private Anteilseigner. Das Kraftwerk soll auch die Stromversorgung der geplanten Minen sicherstellen.

Global Gateway konzentriert sich auf Energie und Digitalisierung

Weitere Infrastrukturmaßnahmen werden von Gebern finanziert. Eine wichtige Rolle hierbei spielt neben China die Europäische Union, die über ihre Global Gateway-Initiative sehr präsent in Malawi ist und sich zunehmend auf Projekte in den Bereichen Energie und Digitalisierung konzentriert.

Beobachter hoffen, dass davon auch kleinere Unternehmen sich ermutigt fühlen nach Malawi zu kommen. Nicht zuletzt im Ökotourismus sowie in der Landwirtschaft werden Chancen gesehen.

Außenhandel leidet unter Devisenknappheit

Malawis Außenhandel ist von Herausforderungen geprägt. Aufgrund der Devisenknappheit gibt es für eine Reihe von Produkten ein Importverbot, vor allem bei Lebensmitteln. Devisen sind zum Beispiel für Maschinen nur schwer zum offiziellen Kurs zu bekommen. Die US-Regierung hat im April 2025 für Malawi einen Zollsatz von 17 Prozent angekündigt. Betroffen davon sind Exportgüter wie Tabak, Tee und Kaffee. In die EU kann Malawi zollfrei exportieren, weil das Land unter die "Everything-But-Arms"-Initiative fällt.

Der Handel ist aufgrund der abgelegenen Lage Malawis ohne eigenen Meerzugang teuer. Genutzt werden die Häfen in Daressalam (Tansania), Nacala und Beira (beide Mosambik) sowie Durban (Südafrika). Von allen Häfen ist ein Lkw-Transport von über 1.000 Kilometern notwendig. Der Weg über Südafrika bietet den Vorteil, dass deutsche Unternehmen dort eigene Lager betreiben, in denen man zwischenlagern kann. 

 

Deutsche Perspektive: Viele Unternehmen betreuen Malawi von Südafrika aus

Als Absatzmarkt ist das Land in einigen Branchen von begrenztem Interesse und kann in der Regel von den regional zuständigen Niederlassungen in Südafrika aus betreut werden. Deutsche Unternehmen sind vor Ort kaum vertreten. Bayer ist als Zulieferer von Agrochemie lokal präsent und beliefert unter anderem Plantagen. Hersteller von Bau- oder Landmaschinen haben Partnerschaften mit lokalen Distributoren.

Mit zuletzt 34,6 Millionen Euro lag der deutsche Export auch im Vergleich zu anderen afrikanischen Ländern auf einem niedrigen Niveau. Chancen dürften mittelfristig bei Bergbau- und Landtechnik sowie Ausrüstungen für den Energiesektor bestehen. Das Geschäft ist stark projektabhängig. Attraktiv ist Deutschland umgekehrt als Absatzmarkt für medizinisches Cannabis, in dessen Produktion gerade einige Farmen bei Lilongwe investieren.

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