Malaysia will seine Abfallwirtschaft reformieren und künftig mehr Müll recyceln. Doch dafür muss erst einmal die Infrastruktur geschaffen werden. Das bietet Geschäftschancen.
Malaysias Abfallaufkommen ist seit 2012 um durchschnittlich 1 Prozent pro Jahr gestiegen und erreichte 2024 knapp 15 Millionen Tonnen. Bis 2035 könnte die Abfallmenge weiter auf 17 Millionen Tonnen zulegen, so die Prognose des Ministry of Housing and Local Government (KPKT). Die Recyclingquote hat sich im betrachteten Zeitraum auf zuletzt etwa 35 Prozent fast verdreifacht. Die Regierung will die Kreislaufwirtschaft neu organisieren, unter anderem durch die Einführung einer erweiterten Herstellerverantwortung (EPR). Allerdings sind sowohl die rechtlichen Rahmenbedingungen als auch die Zuständigkeiten sehr komplex.
80
%
der malaysischen Abfälle landen auf Deponien.
Organisation des Müllsektors je nach Bundesstaat unterschiedlich
In zehn der 16 Bundesstaaten und -territorien unterliegt die Abfallwirtschaft der Zentralregierung. In diesen, nach dem zugrundeliegenden Gesetz bezeichneten "Act 672 States" ist die staatliche Solid Waste and Public Cleansing Management Corporation (SWCorp) für die Organisation des Abfallsektors zuständig. Die SWCorp hat 2011 mit drei Hauptkonzessionären Verträge über die Sammlung, Behandlung und Entsorgung des Hausmülls in bestimmten Regionen geschlossen. Dabei sind die von den privaten Entsorgungsbetrieben zu erbringenden Dienstleistungen weitgehend standardisiert. In den übrigen, so genannten "Non Act States" unterliegt die Abfallwirtschaft den regionalen Gesetzgebungen und wird durch die jeweiligen Kommunalverwaltungen organisiert.
Rund 80 Prozent des gesamten Abfallaufkommens landen nach wie vor auf Müllhalden. Von den 136 offiziellen Deponien waren Mitte 2025 lediglich 22 geordnet, so die Daten des KPKT. Das Ministerium prognostiziert, dass spätestens 2050 die Deponiekapazitäten erschöpft sein werden. Bei den 22 Halden der SWCorp soll bereits 2041 die Grenze erreicht sein. Gemäß der Strategie für die Abfallwirtschaft (Circular Economy Blueprint for Solid Waste 2025-2035) sollen alle bestehenden Deponien versiegelt werden. Die Regierung will den Abfallsektor in eine echte Kreislaufwirtschaft überführen. Dazu muss in die Müllbehandlungs- und Entsorgungsinfrastruktur investiert werden. Zwar sind die Haushalte in vielen Kommunen verpflichtet, ihren Abfall nach Wertstoffen zu trennen, doch die wenigsten kommen dem nach. Stattdessen findet die Sortierung erst nach Abholung manuell statt, häufig durch den informellen Sektor.
Shoppingmalls werden zur Abfalltrennung verpflichtet
Anlagen zur mechanischen Trennung und Sortierung sind in Malaysia noch wenig verbreitet. Mit der angekündigten Einführung einer erweiterten Herstellerverantwortung (Extended Producer Responsibility, EPR), könnten sich Geschäftschancen für Anbieter von Ausrüstung und Lösungen in diesem Bereich ergeben. So müssen in einem ersten Schritt alle Einkaufszentren in den zehn "Act 762 States" ab dem 1. Januar 2026 über eine Infrastruktur zur Müllsammlung, -trennung und -sortierung verfügen, so die Vorgaben der Koordinierungsbehörde für die Abfallwirtschaft (National Circular Economy Council; NCEC). Dadurch soll die Wiederverwertungsquote von Wertstoffen wie Papier, Glas und Kunststoff erhöht werden.
Nach Aussage der Malaysian Recycling Alliance (MAREA) existiert bislang nur für wenige Wertstoffe, darunter Hartkunststoffe, Metalle und Papier, zumindest eine rudimentäre Wiederverwertungsinfrastruktur. Andere Stoffe wie Glas, Verbundmaterialien oder Folien enden größtenteils auf Deponien oder in Müllverbrennungsanlagen. In ganz Malaysia gibt es zurzeit vier kleinere Müllverbrennungsanlagen mit einer Kapazität von insgesamt 200 Tonnen und eine Waste-to-Energy-Anlage (WtE) mit 600 Tonnen pro Tag. Die zweite WtE-Anlage soll 2029 im Bundesstaat Malakka in Betrieb gehen und täglich 1.000 Tonnen Abfall in Strom umwandeln.
Bau von 18 Waste-to-Energy-Anlagen geplant
Die malaysische Regierung sieht die Energieerzeugung aus Abfall als wichtigen Baustein in ihrem künftigen Kreislaufwirtschaftssystem. Bis 2050 sollen weitere 18 WtE-Anlagen gebaut werden, so die Ankündigung des KPKT. Das Ministerium will Stromerzeugungskapazitäten von bis zu 600 Megawatt schaffen. Da diese Art der Energiegewinnung in Malaysia als erneuerbar eingestuft wird, würden die WtE-Anlagen auch dazu beitragen, dass das Land, wie von der Regierung anvisiert, bis 2050 klimaneutral ist. Denn bis dahin sollen 70 Prozent der Stromkapazitäten auf erneuerbare Energien entfallen.
Damit diese Anlagen wirtschaftlich betrieben werden können, müssen allerdings die Mülltrennung, -sammlung und -sortierung verbessert werden. Knapp die Hälfte der Siedlungsabfälle sind Lebensmittelreste, wodurch der Feuchtigkeitsgehalt der Feststoffabfälle bei schätzungsweise 60 Prozent liegt. Hinzu kommen die ganzjährig hohe Luftfeuchtigkeit und häufige Niederschläge. Deutschen Ausrüstungsanbietern mit Lösungen zur Abfalltrocknung und -verbrennung unter diesen Bedingungen könnten sich in den nächsten Jahren Chancen auf dem malaysischen Markt eröffnen, falls die Müllverbrennungs- und WtE-Projekte realisiert werden. Allerdings treffen die laufenden Vorhaben, wie die Anlage in Batu Arang (Selangor), bei den Gemeinden zum Teil auf heftigen Widerstand.
Elektronikschrottrecycling bietet Geschäftspotenzial
Mit der geplanten Einführung der erweiterten Herstellerverantwortung will Malaysia auch sein wachsendes Elektronikschrottproblem in den Griff bekommen. Schätzungen zufolge sollen 2025 rund 25 Millionen Elektro- und Elektronikgeräte - der Großteil davon Mobiltelefone - im Haushaltsmüll landen, etwa doppelt so viele wie noch vor zehn Jahren. Nur ein Fünftel der 365.000 Tonnen Elektronikschrotts wurden 2023 eingesammelt und davon wiederum 20 Prozent recycelt. Auch in diesem Segment eröffnen sich für Anbieter von Lösungen zur Verarbeitung, stofflicher Wiederverwertung und Entsorgung Geschäftschancen auf dem malaysischen Markt.
Ausgewählte Investitionsprojekte in der Abfallwirtschaft in Malaysiain Millionen US-Dollar| Projekt | Investition | Stand | Projektträger |
|---|
| Bau mehrerer Waste-to-Energy-Anlagen | 3.550 | Abschluss einer Absichtserklärung, bislang keine konkreten Projekte | Citaglobal, Shanghai SUS Environment (China) |
| Waste-to-Energy-Anlage in Batu Arang (Selangor) | 1.065 | Genehmigungsverfahren | YTL Power, Kumpulan Darul Ehsan Berhad |
| Abfallbehandlungsanlage für industriellen Sondermüll (Sabah) | 175 | Genehmigung durch Umweltbehörde erfolgt | E-Concern |
| Waste-to-Energy-Anlagen für Ölpalmabfälle | 165 | Pilotprojekt im Genehmigungsverfahren, insgesamt 20 Anlagen geplant | Bioeconomy Development Corporation, Polaris Bio Co (Südkorea) |
| Waste-to-Energy-Anlage in Sungai Udang (Malakka) | 160 | Baubeginn für 2026, Fertigstellung für 2029 geplant | Alam Flora Environmental Solutions |
| Abfallbehandlungsanlage in Kota Tinggi (Johor) | k.A. | Ausschreibungsverfahren | National Solid Waste Management Department |
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025
Von Boris Alex
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Kuala Lumpur