Marokko ist ein interessanter Absatzmarkt für die deutsche und internationale Automobilindustrie. Die Sparte Pkw führt die Verkaufszahlen an, gefolgt von Nfz; Reisebusse floppen.
Das Absatzwachstum bei fabrikneuen Pkw wird 2025 voraussichtlich im zweistelligen Prozentbereich liegen. Zugute kommen diesem Aufwärtstrend die allgemeine Konjunkturlage, bessere Finanzierungsmöglichkeiten für private Autokäufer, konstante Neuwagenpreise, ein erweitertes Marken- und Modellangebot sowie eine verbesserte Verfügbarkeit von Fahrzeugen in den Autohäusern.
9,22
%
betrug der Zuwachs bei den Fahrzeugverkäufen im Jahr 2024.
Neue Pkw-Marken heizen Wettbewerb an
Der Wettbewerb unter den Fahrzeugherstellern spitzt sich durch den Markteintritt immer neuer, vor allem indischer und chinesischer Automobilmarken zu, wobei sich die Anbieterzahl insbesondere in den beiden Marktsegmenten SUV und Pickup vergrößert. Was die Antriebsarten angeht, können Kunden unter einer breiten Palette an Verbrennungsmotoren, hybriden sowie rein elektrischen Lösungen wählen - obgleich das Interesse an Elektrofahrzeugen bislang überschaubar bleibt.
Von den Verkaufszahlen her führen die Marken Dacia und Renault das Rennen an. Der drittplatzierte Hersteller Hyundai startete zwar eine rasante Aufholjagd. Doch bleibt der Abstand zu den beiden führenden Marken groß. Es folgen auf den Plätzen Peugeot, Volkswagen, Toyota und Kia.
Dacia allein erzielte 2024 einen Marktanteil von 25 Prozent, vor allem dank der beiden Modelle Sandero und Logan. Deren Preis-Leistungs-Verhältnis traf und trifft offensichtlich den Nerv vieler Kunden. Pkw der Marke Renault, hier vor allem die Modelle Express und Clio, brachten es 2024 auf einen Marktanteil von 18 Prozent. Die Renault Group als Dachmarke von Dacia und Renault weist somit von den Verkaufszahlen her einen Marktanteil von kumuliert 43 Prozent aus.
Zumal die Pkw-Modelle Dacia Sandero und Logan sowie der Renault Express in den zwei marokkanischen Renault-Werken in Tanger und Casablanca kostengünstig montiert werden. Der in Marokko ebenfalls populäre Renault Clio wird dagegen aus der Türkei und aus Slowenien eingeführt.
Hyundai hielt 2024 trotz rückläufiger Umsätze im Vergleich zum Vorjahr seinen dritten Platz dank einer Kombination aus modernem Design, zuverlässiger Technik und attraktivem Preis. Anders als bei der Renault Group führt Hyundai ausnahmslos alle Fahrzeuge ein, und zwar aus der Türkei und aus der Tschechischen Republik.
Deutsche Fahrzeugmarken dominieren das Premiumsegment, das für sich betrachtet knapp 11 Prozent an allen verkauften Neufahrzeuge hält. Audi sicherte sich innerhalb des Premiumsegments im Jahr 2024 mit 28 Prozent aller Zulassungen die Spitzenposition, knapp vor BMW mit 27 Prozent und Mercedes-Benz mit 18 Prozent.
Absatz von Pkw nach Herstellern in MarokkoStückzahl; Marktanteil und Veränderung in Prozent; Stand 2024Hersteller | Absatzzahl | Veränderung 2024/2023 | Marktanteil 2024 |
---|
Gesamt | 157.139 | 8 | 100 |
Dacia | 39.331 | 16 | 25,0 |
Renault | 28.348 | 7 | 18,0 |
Hyundai | 13.087 | -13 | 8,3 |
Peugeot | 11.209 | -11 | 7,1 |
Volkswagen | 10.838 | 17 | 6,9 |
Opel | 8.054 | 10 | 5,1 |
Citroen | 7.644 | 28 | 4,9 |
Rest | 38.628 | k.A. | 24,6 |
Quelle: l’Association des Importateurs de Véhicules au Maroc (AIVAM)
Die optimistischen Verkaufsprognosen für den Pkw-Markt im Jahr 2025 werden durch die Statistik aus dem ersten Halbjahr gestützt: von Januar bis einschließlich Juni wechselten 112.026 fabrikneue Pkw den Besitzer, wie der Verband der Automobilimporteure AIVAM bekanntgab. Das entsprach einer Steigerung um 36,1 Prozent im Vergleich zum analogen Vorjahreszeitraum. Der Absatz dürfte laut gleicher Quelle bis Ende 2025 auf 180.000 Einheiten steigen, eventuell sogar darüber hinaus.
Tourismus und Bauvorhaben steigern Nfz-Nachfrage
Der marokkanischen Nutzfahrzeugmarkt wächst 2025 ebenfalls deutlich. Leichte Nutzfahrzeuge profitieren vom Aufschwung im Tourismus, während schwere Lastkraftwagen durch umfangreiche Infrastrukturprojekte gefragt sind. Die amtliche Statistik kann jedoch für Lkw aufgrund fehlender überprüfbarer Datenquellen keine verlässlichen Verkaufszahlen vorlegen.
Beobachter halten einen Aufschwung 2025 bei den leichten Nutzfahrzeugen im zweistelligen Prozentbereich als gesichert. Bereits 2024 hatte AIVAM 19.262 verkaufte Einheiten registriert, was ein Plus von 24,3 Prozent im Vorjahresvergleich bedeutete.
Im laufenden Jahr führen zum einen der Tourismus zu einer höheren Nachfrage nach Fahrzeugen für den Personentransport, etwa Kleinbusse und Shuttle-Dienste. Zum anderen kurbeln Handwerksbetriebe, Lieferdienste und anderer Unternehmen die Verkäufe von Kastenwagen und Pickups an.
Traditionell dominieren bei Nutzfahrzeugen französische und asiatische Hersteller: Renault erreichte 2024 auch hier den ersten Platz. Gleichzeitig drängen die indische Tata und die chinesische Dongfeng auf den Markt, was den Wettbewerb verschärft.
Die umfangreichen öffentlichen Infrastrukturvorhaben erzeugen eine stete Nachfrage nach schweren Baufahrzeugen, Kippern und Betonmischfahrzeugen. Darüber hinaus verlängerte die Regierung im April 2024 die Anmeldefrist zu vergünstigten Bedingungen für Lkw und Baufahrzeuge, wodurch die Flottenmodernisierung gefördert wird. Auch werden mehr Lkw als früher in Marokko montiert, unter anderem durch die marokkanische Premium Group.
Absatzförderung für Reisebusse floppt
Dem Markt für Reisebusse sollte 2024 eigentlich eine Abwrackprämie neuen Schwung verleihen, doch floppte dieser Versuch. Obwohl die Regierung für den Zeitraum von 2024 bis 2026 ein jährliches Budget von 20 Millionen Euro für Abwrackprämien für den Kauf fabrikneuer Busse bereitstellt, wurden 2024 nur zwei Fahrzeuge erneuert – jeweils eins in Meknes und in Tanger. Vor allem die hohen Anschaffungskosten für ein Neufahrzeug von mindestens 240.000 Euro dämpfen die Nachfrage.
Von Ullrich Umann
|
Casablanca