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Branche kompakt | Marokko | Kfz-Industrie

Marokkos Kfz-Industrie produziert für Europa

Die Fahrzeugmontage wächst rasant, getragen von ausländischen Investitionen und Exportmöglichkeiten in die gesamte Welt. 

Von Ullrich Umann | Casablanca

Ausblick der Kfz-Branche in Marokko

Bewertung:

  • Gute Wirtschaftskonjunktur, verbesserte Finanzierungen für Käufer und stabile Fahrzeugpreise steigern die Nachfrage.
  • Vorbereitung auf die Fußball-WM, boomender Tourismus, florierendes Handwerk und Logistikgewerbe führen zu Flottenerweiterungen.
  • Kaufanreize für e-Fahrzeuge und Erweiterung des Netzes an Ladesäulen lassen Markt für alternative Antriebe anspringen.
  • Renault Group und Stellantis bauen Pkw-Montage massiv aus.
  • Erste Montagelinien für Lkw entstehen.
  • Deutsche Wirtschaft investiert in die marokkanische Zulieferindustrie.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Juli, 2025

  • Markttrends

    Marokko ist ein interessanter Absatzmarkt für die deutsche und internationale Automobilindustrie. Die Sparte Pkw führt die Verkaufszahlen an,  gefolgt von Nfz; Reisebusse floppen.

    Das Absatzwachstum bei fabrikneuen Pkw wird 2025 voraussichtlich im zweistelligen Prozentbereich liegen. Zugute kommen diesem Aufwärtstrend die allgemeine Konjunkturlage, bessere Finanzierungsmöglichkeiten für private Autokäufer, konstante Neuwagenpreise, ein erweitertes Marken- und Modellangebot sowie eine verbesserte Verfügbarkeit von Fahrzeugen in den Autohäusern. 

    9,22 %

    betrug der Zuwachs bei den Fahrzeugverkäufen im Jahr 2024.

    Neue Pkw-Marken heizen Wettbewerb an

    Der Wettbewerb unter den Fahrzeugherstellern spitzt sich durch den Markteintritt immer neuer, vor allem indischer und chinesischer Automobilmarken zu, wobei sich die Anbieterzahl insbesondere in den beiden Marktsegmenten SUV und Pickup vergrößert. Was die Antriebsarten angeht, können Kunden unter einer breiten Palette an Verbrennungsmotoren, hybriden sowie rein elektrischen Lösungen wählen - obgleich das Interesse an Elektrofahrzeugen bislang überschaubar bleibt.

    Von den Verkaufszahlen her führen die Marken Dacia und Renault das Rennen an. Der drittplatzierte Hersteller Hyundai startete zwar eine rasante Aufholjagd. Doch bleibt der Abstand zu den beiden führenden Marken groß. Es folgen auf den Plätzen Peugeot, Volkswagen, Toyota und Kia.

    Dacia allein erzielte 2024 einen Marktanteil von 25 Prozent, vor allem dank der beiden Modelle Sandero und Logan. Deren Preis-Leistungs-Verhältnis traf und trifft offensichtlich den Nerv vieler Kunden. Pkw der Marke Renault, hier vor allem die Modelle Express und Clio, brachten es 2024 auf einen Marktanteil von 18 Prozent. Die Renault Group als Dachmarke von Dacia und Renault weist somit von den Verkaufszahlen her einen Marktanteil von kumuliert 43 Prozent aus. 

    Zumal die Pkw-Modelle Dacia Sandero und Logan sowie der Renault Express in den zwei marokkanischen Renault-Werken in Tanger und Casablanca kostengünstig montiert werden. Der in Marokko ebenfalls populäre Renault Clio wird dagegen aus der Türkei und aus Slowenien eingeführt.

    Hyundai hielt 2024 trotz rückläufiger Umsätze im Vergleich zum Vorjahr seinen dritten Platz dank einer Kombination aus modernem Design, zuverlässiger Technik und attraktivem Preis. Anders als bei der Renault Group führt Hyundai ausnahmslos alle Fahrzeuge ein, und zwar aus der Türkei und aus der Tschechischen Republik.

    Deutsche Fahrzeugmarken dominieren das Premiumsegment, das für sich betrachtet knapp 11 Prozent an allen verkauften Neufahrzeuge hält. Audi sicherte sich innerhalb des Premiumsegments im Jahr 2024 mit 28 Prozent aller Zulassungen die Spitzenposition, knapp vor BMW mit 27 Prozent und Mercedes-Benz mit 18 Prozent.

    Absatz von Pkw nach Herstellern in MarokkoStückzahl; Marktanteil und Veränderung in Prozent; Stand 2024

    Hersteller

    Absatzzahl

    Veränderung 2024/2023

    Marktanteil 2024

    Gesamt

    157.139

    8

    100

    Dacia

    39.331

    16

    25,0

    Renault

    28.348

    7

    18,0

    Hyundai

    13.087

    -13

    8,3

    Peugeot

    11.209

    -11

    7,1

    Volkswagen

    10.838

    17

    6,9

    Opel

    8.054

    10

    5,1

    Citroen

    7.644

    28

    4,9

    Rest

    38.628

    k.A.

    24,6

    Quelle: l’Association des Importateurs de Véhicules au Maroc (AIVAM)

     

    Die optimistischen Verkaufsprognosen für den Pkw-Markt im Jahr 2025 werden durch die Statistik aus dem ersten Halbjahr gestützt: von Januar bis einschließlich Juni wechselten 112.026 fabrikneue Pkw den Besitzer, wie der Verband der Automobilimporteure AIVAM bekanntgab. Das entsprach einer Steigerung um 36,1 Prozent im Vergleich zum analogen Vorjahreszeitraum. Der Absatz dürfte laut gleicher Quelle bis Ende 2025 auf 180.000 Einheiten steigen, eventuell sogar darüber hinaus. 

    Tourismus und Bauvorhaben steigern Nfz-Nachfrage

    Der marokkanischen Nutzfahrzeugmarkt wächst 2025 ebenfalls deutlich. Leichte Nutzfahrzeuge profitieren vom Aufschwung im Tourismus, während schwere Lastkraftwagen durch umfangreiche Infrastrukturprojekte gefragt sind. Die amtliche Statistik kann jedoch für Lkw aufgrund fehlender überprüfbarer Datenquellen keine verlässlichen Verkaufszahlen vorlegen.

    Beobachter halten einen Aufschwung 2025 bei den leichten Nutzfahrzeugen im zweistelligen Prozentbereich als gesichert. Bereits 2024 hatte AIVAM 19.262 verkaufte Einheiten registriert, was ein Plus von 24,3 Prozent im Vorjahresvergleich bedeutete. 

    Im laufenden Jahr führen zum einen der Tourismus zu einer höheren Nachfrage nach Fahrzeugen für den Personentransport, etwa Kleinbusse und Shuttle-Dienste. Zum anderen kurbeln Handwerksbetriebe, Lieferdienste und anderer Unternehmen die Verkäufe von Kastenwagen und Pickups an.

    Traditionell dominieren bei Nutzfahrzeugen französische und asiatische Hersteller: Renault erreichte 2024 auch hier den ersten Platz. Gleichzeitig drängen die indische Tata und die chinesische Dongfeng auf den Markt, was den Wettbewerb verschärft.

    Die umfangreichen öffentlichen Infrastrukturvorhaben erzeugen eine stete Nachfrage nach schweren Baufahrzeugen, Kippern und Betonmischfahrzeugen. Darüber hinaus verlängerte die Regierung im April 2024 die Anmeldefrist zu vergünstigten Bedingungen für Lkw und Baufahrzeuge, wodurch die Flottenmodernisierung gefördert wird. Auch werden mehr Lkw als früher in Marokko montiert, unter anderem durch die marokkanische Premium Group. 

    Absatzförderung für Reisebusse floppt

    Dem Markt für Reisebusse sollte 2024 eigentlich eine Abwrackprämie neuen Schwung verleihen, doch floppte dieser Versuch. Obwohl die Regierung für den Zeitraum von 2024 bis 2026 ein jährliches Budget von 20 Millionen Euro für Abwrackprämien für den Kauf fabrikneuer Busse bereitstellt, wurden 2024 nur zwei Fahrzeuge erneuert – jeweils eins in Meknes und in Tanger. Vor allem die hohen Anschaffungskosten für ein Neufahrzeug von mindestens 240.000 Euro dämpfen die Nachfrage.

    Von Ullrich Umann | Casablanca

  • E-Mobility

    Der Markt für alternative Antriebe zeigt eine klare Präferenz für ökonomische Lösungen, wobei die Entwicklung von praktischen Erwägungen getrieben wird. 

    Im Jahr 2024 dominieren Vollhybride (HEV) mit 8.190 verkauften Einheiten deutlich das Segment der alternativen Antriebe. Unangefochtener Marktführer war hier Toyota mit einem Marktanteil von 46 Prozent. Der Erfolg der HEVs erklärt sich durch ihre einfache Handhabung, da sie keine Verhaltensänderung vom Fahrer erfordern und nicht von einer Ladeinfrastruktur abhängig sind. Für viele marokkanische Käufer stellen sie somit den idealen Kompromiss dar, um Kraftstoff zu sparen, ohne sich Gedanken über Reichweite oder Ladepunkte machen zu müssen.

    Marokkaner bevorzugen Hybridantriebe

    Das Segment der Plug-in-Hybride (PHEV) erreichte 2024 ein Volumen von 1.819 Einheiten, angeführt vom chinesischen Hersteller BYD mit einem Marktanteil von 32 Prozent. Diese Fahrzeuge bieten zwar die Möglichkeit, kurze Strecken rein elektrisch zu fahren, setzen jedoch bereits eine Lademöglichkeit voraus, um ihr Potenzial voll auszuschöpfen.

    Obwohl der Markt für rein batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) mit 1.125 verkauften Einheiten und einem Gesamtmarktanteil von nur 0,6 Prozent noch eine Nische darstellt, verzeichnet er das stärkste Wachstum mit einer Verdopplung der Verkäufe gegenüber dem Vorjahr (plus 143 Prozent). Überraschenderweise wird dieses Segment nicht von etablierten Premium-Marken, sondern von Dacia angeführt, dessen erschwingliches Modell Spring einen Marktanteil von 40,2 Prozent im BEV-Segment erreichte.

    Kaufanreize für Elektrofahrzeuge

    Marokko bietet finanzielle Anreize für den Kauf von reinen Elektrofahrzeugen. Der Staat zahlt jedoch keine direkten Kaufprämien wie in Europa. Stattdessen fördert er die Elektromobilität durch erhebliche Steuer- und Abgabenvorteile. Der Staat erlässt zum Beispiel die Mehrwertsteuer (TVA) von 20 Prozent. 

    Zudem entfallen bei der Einfuhr von Elektrofahrzeugen die Zollgebühren. Dies senkt den Anschaffungspreis im Vergleich zu Verbrennern erheblich. Halter von Elektroautos zahlen außerdem keine jährliche Kfz-Steuer (Vignette). Sie müssen lediglich eine Befreiungsbescheinigung bei der Steuerverwaltung beantragen. Neben diesen Anreizen konzentriert sich die Regierung auf den Ausbau der lokalen Produktion von Batterien und der landesweiten Ladeinfrastruktur.

    Von Ullrich Umann | Casablanca

  • Branchenstruktur

    Marokkos Automobilproduktion wächst zweistellig. Inzwischen ist das Land die Nummer eins in Afrika. Auch Elektromobilität ist kein Fremdwort mehr.

    Die Fahrzeugmontage entwickelt sich rasant. Drei Automobilfabriken liefern jährlich mehr als 600.000 Pkw aus, womit das Königreich von den Stückzahlen her der wichtigste Standort dieses Industriezweigs in Afrika geworden ist und Südafrika hinter sich gelassen hat. Die mit Abstand wichtigsten OEM (Original Equiment Manufacturer) im Bereich Pkw und zweisitziger Elektroautos sind die Renault Group und Stellantis. Weiterhin startete die marokkanische Premium Group im Januar 2025 in Casablanca die Serienfertigung von Lkw des Modells X6000 der chinesischen Marke Shacman. Pressemeldungen zufolge erwägt nun auch der chinesische Wettbewerber Duongfeng in Marokko eine Lkw-Montage zu errichten.

    Wogegen die in der Vergangenheit breit angekündigte Serienfertigung eines rein marokkanischen Pkw der Marke Neo Motors nicht wirklich Tritt gefasst hat: Ein aus Frankreich heimgekehrter marokkanischer Ingenieur wollte in den Nähe von Rabat mit Staatshilfe ein Werk für 5.000 Pkw pro Jahr, wahlweise mit Elektroantrieb oder Brennstoffzelle errichten. Das eigenwillige Fahrzeugdesign hatte man sich eigens von einem Ingenieurbüro in Italien entwerfen lassen. Doch wurden amtlichen Verlautbarungen nach im Jahr 2024 erst 40 Fahrzeuge ausgeliefert.

    Zustrom von Kfz-Zulieferern reißt nicht ab

    Anders als bei Neo Motors geht es in der Kfz-Zulieferindustrie dynamisch zu. In dem Industriezweig haben sich mehr als 260 in- und ausländische Hersteller etabliert, die sowohl für die im Land befindlichen OEM als auch für den Export in Richtung Europa produzieren. Die Zahl der Arbeitskräfte übersteigt inzwischen in der gesamten Automobilindustrie bereits die 250.000-Marke mit Tendenz nach oben. Die größte Herausforderung und zugleich aber auch die größte Chance für die Zukunft liegt in der Vertiefung der Wertschöpfungskette durch den Aufbau lokaler Tier-2- und Tier-3-Lieferanten. 

    Der Hersteller von Bordelektrik aus Deutschland, Leoni, ist mit 16.000 Mitarbeitern sogar einer der größten Betriebe dieser Branche. Dass die Zulieferbranche weiterhin interessant für die deutsche Wirtschaft ist, zeigen auch die jüngsten Ansiedlungen aus dem Jahr 2025: So eröffneten ZF Lifetec und die Fränkische Industrial Pipes eigene Niederlassungen in Marokko. Zu den weiteren deutschen Investoren gehören unter anderem Stahlschmidt Cable Systems, Benteler, Helukabel, Kostal, Kromberg & Schubert, BCS Automotive Interface Solutions und Continental.

    Darüber hinaus hat die Regierung seit Jahresbeginn 2025 acht Investitionsvereinbarungen im Gesamtwert von 170 Millionen Euro unterzeichnet. Diese Vereinbarungen betreffen hauptsächlich die Produktion von Kabelbäumen und elektrischen Systemen. Zu den Investoren gehören unter anderem die Unternehmen Yazaki, Sumitomo, Lear und TE Connectivity.

    Batteriefertigung leitet Zeitalter der e-Mobility ein

    Als eine brandneue Geschäftssparte innerhalb der Zulieferindustrie wird aktuell die Fertigung von Anoden, Katoden und Kfz-Batterien mit Hilfe chinesischer und zum Teil auch koreanischer Investoren aufgebaut. Damit rückt Marokko zu einem strategischen Akteur in der globalen Batteriefertigung auf und wird zu einem wichtigen Zulieferer für europäische Hersteller von Elektrofahrzeugen. Dem Königreich kommen dabei die inländische Förderung von Phosphat und Lithium zugute, womit die gesamte Wertschöpfungskette zur Herstellung von Lithium-Phosphat-Ferro-Akkumulatoren, von den Rohstoffen bis hin zum fertigen Produkt abgedeckt werden kann. 

    Anders als Europa, als der mit Abstand wichtigste Zielmarkt für die marokkanische Automobilindustrie, fällt Nordamerika für marokkanische Exporte kaum ins Gewicht, obgleich Marokko mit den USA über ein Freihandelsabkommen verfügt. Das liegt vor allem an den beiden OEM im Königreich: Die Renault Group ist in den USA überhaupt nicht vertreten und Stellantis nur zum Teil, nämlich mit den Marken GM und Fiat, nicht jedoch mit den Brands Peugeot, Citroen und Opel. 

    Staat setzt Anreize

    Die marokkanische Regierung spielt eine proaktive Rolle bei der Entwicklung des Automobilsektors. Sie setzt gezielt Förderungen und Anreize wie Ausbildungsbeihilfen, kostengünstiges Bauland, temporäre Steuerferien und Zollbefreiungen für Investitionsgüter etc. ein, um den Zustrom von ausländischen Direktinvestitionen in die Automobilindustrie zu halten beziehungsweise sogar noch zu steigern. Eigens wurden die Sonderwirtschaftszonen Atlantic Free Zone in Kenitra und Tanger Automotive City eingerichtet, in denen sich Zulieferbetriebe um die OEM Renault und Stellantis herum niedergelassen haben und auch weiterhin niederlassen. Zumal beide OEM die Pkw-Montage massiv ausbauen. Aus diesem Grund sehen die Geschäftschancen für neue Zulieferbetriebe aktuell äußerst günstig aus, wie der Werksleiter von Stellantis, Mounir Kharbouche, gegenüber der GTAI klarstellte. Ähnlich positiv antwortete die Renault Group in Tanger auf eine GTAI-Anfrage. 

    Wichtige Investitionen und Produktionskapazitäten in der AutomobilindustrieInvestitionen in Millionen Euro

    Unternehmen/Projekt

    Art der Investition/Fokus

    Investition

    Produktionskapazität/Ziel

    Zieljahr

    Stellantis

    Verdopplung der Produktion

    300

    500.000 Fahrzeuge/Jahr

    2027

    Renault Gruppe

    Gesamte Produktionskapazität

    k.A.

    500.000 Fahrzeuge/Jahr

    2025

    NEO Motors

    Produktion einer neuen Marke

    50

    5.000 Fahrzeuge/Jahr (Fokus auf lokalen Markt)

    2023

    Yazaki (Meknès, Kénitra, Tanger)

    Erweiterungen Kabelbaum-/Elektrosysteme

    74

    k.A.

    k.A.

    Sumitomo (Casablanca)

    Erweiterung Kabelbäume

    14

    k.A.

    k.A.

    Lear (Meknès, Tanger)

    Kabelbäume, Terminals/Steckverbinder

    47

    k.A.

    k.A.

    TE Connectivity (Tanger)

    Spritzguss und Montage von Steckverbindern

    20

    k.A.

    k.A.

    Quelle: GTAI-Recherche, marokkanische Presse

    Schlüsselinvestitionen und Wachstumsaussichten 

    Die Renault Group strebt mit ihren beiden Werken in Tanger und Casablanca (SOMACA) eine Steigerung der Stückzahlen von aktuell 415.000 auf über 500.000 Fahrzeugen bis Ende 2025 an. Der Wettbewerber Stellantis verkündete im Juli 2024, dass die Produktion in Kenitra bis 2027 auf 500.000 Fahrzeuge pro Jahr verdoppelt wird. Die Investitionen dafür belaufen sich auf über 300 Millionen Euro. Zudem sollen in Kenitra neben dem Peugeot 2008, dem Citroen Ami, Opel Rocks und FIAT Topolino künftig auch der FIAT Panda sowie ein e-Transportdreirad, FIAT Tris, montiert werden. Im Unterschied zu Renault unterhält Stellantis auch eine Montagelinie für Motoren, mit denen der Peugeot 208 bestückt wird. In der Planung befindet sich unbestätigten Meldungen nach aber auch eine Batteriefertigung, womit Stellantis die lokale Wertschöpfungstiefe an seiner Fahrzeugmontage auf über 80 Prozent steigern würde. Renault bezieht dagegen alle Antriebe aus Spanien.

    Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile nach MarokkoIn Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent
     

    2023

    Veränderung 2023/2022

    aus Deutschland

    SITC 778.3 Kfz-Elektrik

    215,5

    15,1

    4,1

    SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc.

    3.093,5

    29,3

    49,4

    SITC 773.13 Zündkabelsätze

    332,7

    29,4

    50,5

    SITC 713.2 Motoren

    1.307,6

    16,3

    15,5

    Summe

    4.949,3

    25,0

    119,5

    Quelle: UN-Comtrade

     

     

     

    Von Ullrich Umann | Casablanca

  • Rahmenbedingungen

    Für Unternehmen, die Fahrzeuge oder Komponenten nach Marokko importieren, ist ein fundiertes Verständnis der lokalen regulatorischen Landschaft unerlässlich. 

    Der Prozess der Einfuhr und Zulassung von Fahrzeugen ist klar strukturiert, erfordert jedoch eine sorgfältige Vorbereitung und die Kenntnis der zuständigen Behörden sowie der geltenden Vorschriften. Die regulatorische Verantwortung ist auf mehrere spezialisierte Stellen verteilt. Die zentrale Behörde für alle Einfuhrfragen ist die dem Finanzministerium unterstellte Zoll- und Steuerverwaltung (Administration des Douanes et Impôts Indirects, ADII). Sie erhebt nicht nur Zölle und Steuern wie die Mehrwertsteuer (TVA) und die interne Verbrauchssteuer (TIC), sondern kontrolliert auch die Warenströme. 

    Technische Zulassung unabdingbar

    Für die technische Zulassung von Fahrzeugen ist das Nationale Prüf- und Homologationszentrum (Centre National d’Essais et d’Homologation, CNEH) zuständig. Es prüft, ob Neufahrzeuge und importierte Gebrauchtwagen den marokkanischen Vorschriften entsprechen; ohne positive Homologation ist eine Zulassung nicht möglich. Ergänzend dazu entwickelt das Marokkanische Institut für Normung (Institut Marocain de Normalisation, IMANOR) die nationalen Normen (NM), die oft mit internationalen Standards harmonisiert sind. 

    Für bestimmte elektrische und elektronische Fahrzeugkomponenten ist IMANOR für die Vergabe des CMIM-Konformitätszeichens zuständig, das die Einhaltung grundlegender Sicherheitsanforderungen wie Niederspannung und EMV bestätigt und eine Voraussetzung für den Marktzugang darstellt.

    Standardisiertes Zollverfahren

    Der praktische Ablauf der Zollabfertigung (dédouanement) folgt einem standardisierten Verfahren, das über das elektronische System der ADII namens BADR abgewickelt wird. Ein Importeur oder sein Spediteur (transitaire) reicht eine Zollanmeldung mit allen erforderlichen Dokumenten ein. Der Zoll prüft die Unterlagen, berechnet die Abgaben und gibt die Ware nach deren Bezahlung frei. Um diesen Prozess zu erleichtern, bietet die ADII Online-Dienste an: Das Portal ADIL ermöglicht die Abfrage von Zollsätzen und Vorschriften für spezifische Waren, während der Simulator MCV eine präzise Schätzung der Abgaben für ein bestimmtes Fahrzeug erlaubt. Eine der strengsten Regeln ist die Altersgrenze von fünf Jahren für Gebrauchtfahrzeuge. Ältere Fahrzeuge können grundsätzlich nicht mehr für den marokkanischen Markt homologiert und dauerhaft importiert werden, um den lokalen Markt, die Umwelt und die Verkehrssicherheit zu schützen.

    Die Gesamtkosten der Einfuhr setzen sich aus mehreren Abgaben zusammen, deren Höhe von Fahrzeugtyp, Wert, Motorisierung und Herkunftsland abhängt. Der Einfuhrzoll (Droit d'Importation, DI) wird auf den Zollwert (Rechnungspreis plus Fracht- und Versicherungskosten) erhoben. Dank Freihandelsabkommen mit der EU können für Fahrzeuge europäischer Herkunft reduzierte oder keine Zölle anfallen. Die Mehrwertsteuer (TVA) wird auf die Summe aus Zollwert und Einfuhrzoll berechnet, wobei der Standardsatz 20 Prozent beträgt. 

    Ausnahmen für bestimmte Produktgruppen

    Es gibt jedoch wichtige Ausnahmen: Für als Kleinstwagen ("Voitures Économiques") klassifizierte Fahrzeuge wird der bisherige Satz von 9 Prozent im Jahr 2025 auf 10 Prozent im Folgejahr angehoben. Zur Förderung der Elektromobilität sind reine Elektrofahrzeuge (BEV) bei der Einfuhr vollständig von der TVA befreit. Zusätzlich wird auf bestimmte Produkte eine interne Verbrauchssteuer (Taxe Intérieure de Consommation, TIC) erhoben. Für den Automobilsektor ist dies besonders bei Reifen (4 Dirham pro kg) und Batterien relevant.

    Einfuhrabgaben für FahrzeugeStand 2025

    Kategorie / Produkt

    Einfuhrzoll (DI)

    Mehrwertsteuer (TVA)

    Interne Verbrauchssteuer (TIC)

    Anmerkungen / Quellen

    Standard-PKW

    Variabel (je nach Herkunft/Abkommen, z.B. 0 Prozent aus EU)

    20 Prozent

    Nicht anwendbar

    Die TVA wird auf (Zollwert + DI) berechnet.

    kleiner Pkw

    Variabel (je nach Herkunft/Abkommen, z.B. 0 Prozent aus EU)

    9 Prozent (2025), 10 Prozent (ab 2026)

    Nicht anwendbar

    Schrittweise Anhebung des TVA-Satzes von 7 auf 10 Prozent.

    Elektrofahrzeug (BEV)

    Variabel (je nach Herkunft/Abkommen, z.B. 0 Prozent aus EU)

    0 Prozent

    Nicht anwendbar

    Vollständige TVA-Befreiung zur Förderung der E-Mobilität. 

    Reifen

    Variabel (je nach Zolltarifposition)

    20 Prozent

    4 MDH/kg

    Die TIC wurde im Finanzgesetz 2024 von 3 auf 4 DH/kg erhöht.

    Batterien (Blei-Säure)

    Variabel (je nach Zolltarifposition)

    20 Prozent

    Anwendbar (spezifischer Satz)

    Die TIC wurde eingeführt, um die lokale Produktion zu schützen und das Recycling zu fördern.

    Quelle: Administration des Douanes et Impôts Indirects, ADII, Rabat, 2025

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Ullrich Umann | Casablanca

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