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Branche kompakt | Ägypten | Kfz-Industrie

Ägypten will zu einem Zentrum der Automobilindustrie werden

Nach dem Vorbild Marokkos sieht sich auch Ägypten als regionaler Standort für die Produktion von Autos. Bisher gewinnt vor allem die lokale Montage an Schwung

Von Marcus Knupp | Berlin

 Ausblick der Kfz-Branche in Ägypten

Bewertung:

 

  • Der Ausbau der lokalen Automobilindustrie gehört zu den Prioritäten der ägyptischen Industriestrategie.
  • Zahlreiche Hersteller, darunter viele aus China, montieren Fahrzeuge vor Ort oder haben dies angekündigt.
  • Der ägyptische Markt ist durch die geringe Kaufkraft begrenzt. Das Land kann aber als günstiger Produktionsstandort für die Golfregion dienen.

 

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: August 2025

  • Markttrends

    Der Autoabsatz in Ägypten hat 2024 die Trendwende geschafft und erholt sich 2025 deutlich.

    Ägypten investiert derzeit massiv in seine Verkehrsinfrastruktur. Neben Häfen, Flughäfen und dem Eisenbahnnetz werden auch die Fernstraßen und urbanen Schnellstraßen erheblich ausgebaut. Siedlungserweiterungen wie das östlich der alten Metropole gelegene New Cairo oder die neue administrative Hauptstadt erhalten zwar auch Bahnanschlüsse, sind vom Grundkonzept aber viel stärker auf das Auto ausgelegt als die gewachsenen Altstädte. Potenziell steigt damit die Notwendigkeit, aber auch die Anwendbarkeit von Kraftfahrzeugen.

    64

    Fahrzeuge gibt es in Ägypten pro 1.000 Einwohner (Deutschland 627).

    Mit über 116 Millionen Einwohnern ist Ägypten das bevölkerungsreichste Land in Nordafrika und dem Nahen Osten. Das Marktvolumen bleibt aber dennoch recht begrenzt, da das Pro-Kopf-Einkommen mit circa 3.500 US-Dollar pro Jahr auf einem erheblich niedrigeren Niveau liegt als etwa in den arabischen Golfstaaten. In den Jahren 2022 und 2023 hatten zudem Devisenprobleme und Lieferengpässe zu einer deutlichen Verteuerung von Neuwagen geführt. In der Folge waren insbesondere im Jahr 2023 die Verkäufe stark eingebrochen. Insgesamt ist der ägyptische Automarkt sehr volatil mit erheblichen Schwankungen der Verkaufszahlen von Jahr zu Jahr.

    Mit nur 64 Autos pro 1.000 Einwohner ist die Motorisierungsdichte in Ägypten extrem niedrig – nicht nur im Vergleich zu Europa, sondern auch zu anderen nordafrikanischen Ländern wie Marokko oder Algerien. Zusammen mit der Bevölkerungsentwicklung und dem in den kommenden Jahren erwarteten Wirtschaftswachstum von real 4 bis über 5 Prozent pro Jahr deutet dies auf ein ausgeprägtes Wachstumspotenzial beim Absatz von Kraftfahrzeugen hin.

    Autokonjunktur belebt sich 2025 weiter

    Seit 2024 hat sich die Lage auf dem ägyptischen Automarkt spürbar entspannt. Die Abwertung des Ägyptischen Pfundes im März und die Freigabe des Wechselkurses haben zusammen mit hohen Zuflüssen ausländischer Investitionen und internationaler Finanzhilfen die Devisenknappheit gelindert – eine Knappheit, die das Wirtschaftsleben in den Jahren zuvor stark gebremst hatte. Auch die Lieferketten haben sich nach der Coronazeit stabilisiert. Mit der Verbesserung der Marktbedingungen haben die Anbieter die lokale Montage von Fahrzeugen gesteigert. Gleichzeitig sind neue Modelle auf den Markt gekommen. Diese Ausweitung des Angebots hat 2025 den Wettbewerb unter den Anbietern verstärkt und die Verkaufspreise zum Teil deutlich sinken lassen.

    Im 1. Halbjahr 2025 verzeichnete der Branchenverband AMIC (Automotive Marketing Information Council) laut Pressemeldungen einen Anstieg des Absatzes gegenüber 2024 um 96,6 Prozent auf 74.490 verkaufte Fahrzeuge (Pkw, Lkw und Busse). Mit dieser annähernden Verdopplung der Verkäufe setzt sich die im vorangegangenen Jahr begonnene Erholung beschleunigt fort und übertrifft damit die Erwartungen einiger Branchenprognosen. So hatte etwa die Economist Intelligence Unit in ihrem Bericht zum Automobilsektor in Ägypten vom März 2025 noch ein graduelles Anwachsen des Pkw-Absatzes erwartet. Der Ehrenvorsitzende von AMIC, Raafat Masrouga, bezifferte das Marktpotenzial gegenüber dem Nachrichtenportal Ahram online im August 2025 mit 600.000 bis 700.000 Fahrzeugen im Jahr.

    Preiswerte Autos beherrschen den Markt

    Rund 70 Prozent der in Ägypten verkauften Autos fallen nach Aussagen von Branchenvertretern in die Kategorie preiswerter Autos mit einem Preis von maximal 1 Millionen Ägyptischen Pfund, umgerechnet etwa 20.000 Euro. Importe aus asiatischen Ländern und lokal montierte Kompaktwagen dominieren daher den Markt. Den Gesamtabsatz 2024 beziffert AMIC laut Pressemeldungen auf 102.249 Einheiten. Davon waren 81.475 Pkw, 13.387 Lastwagen und 3.387 Busse. Dabei wird für die Nutzfahrzeuge nicht nach Gewichtsklassen unterschieden. Die Zahl verkaufter schwerer Nutzfahrzeuge (Lkw und Busse) wird an anderer Stelle mit 5.404 angegeben. Der Anstieg im 1. Halbjahr 2025 betrifft alle Fahrzeugkategorien.

    Anbieter aus China können seit einigen Jahren steigende Marktanteile auf sich verbuchen. Unter den zehn meistverkauften Marken waren 2024 mit Chery, MG und BYD drei chinesische Unternehmen. Mit Renault auf Platz 9 lag nur ein europäischer Hersteller in der Spitzengruppe. Hierbei handelt es sich allerdings überwiegend um Modelle, die in Europa unter der Marke Dacia angeboten und zum Teil in Marokko gefertigt werden.

     

    Absatz von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen nach Herstellern in Ägypten Stückzahl; Marktanteil in Prozent

    Hersteller

    Absatz

    Marktanteil 2024

    Nissan

    16.279

    15,9

    Chery

    13.708

    13,4

    Hyundai

    11.617

    11,4

    Chevrolet

    9.219

    9,0

    Toyota

    9.211

    9,0

    MG

    7.646

    7,5

    BYD

    4.785

    4,7

    Quelle: AMIC 2025

    Fahrzeugbestand erhöht sich langsam

    Den Bestand von Fahrzeugen in Ägypten gibt das ägyptische Statistikamt Capmas für das Jahr 2024 insgesamt mit 7,2 Millionen an (2020: 6,92 Millionen). Davon waren 5,74 Millionen Pkw, 1,21 Millionen Lkw, davon 175.410 über 3,5 Tonnen, und 174.648 Busse. Im öffentlichen Dienst der Kommunen, Provinzen und der Zentralregierung befanden sich 84.291 Fahrzeuge. Die Zahl der zugelassenen sonstigen Motorfahrzeuge, vor allem Motorräder und Tuktuks belief sich auf 3,1 Millionen. Der Anteil elektrisch angetriebener Autos lag bei 0,08 Prozent (8.560 Stück); hinzu kommen 2.586 Hybride (0,03 Prozent). Diesel spielt beim Antrieb von Pkw praktisch keine Rolle, häufiger ist die Konversion auf Autogas (Anteil 1,7 Prozent). Zum Durchschnittsalter der Fahrzeuge liegt keine amtliche Zahl vor.  

     

    Von Marcus Knupp | Berlin

  • E-Mobility

    Bei der Modernisierung seiner Fahrzeugindustrie priorisiert Ägypten Elektroautos. Für chinesische Anbieter kann dies ein Weg in die MENA-Region und nach Europa sein.

    Ende des Jahres 2024 waren in Ägypten 8.560 batterieelektrisch angetriebene Kfz und 2.586 Hybridfahrzeuge zugelassen. Das waren zusammen 0.11 Prozent des Fahrzeugbestandes. Elektroautos sind damit bisher ein absolutes Nischenprodukt. Dies soll sich jedoch schnell ändern. Die Regierung hat eine Ausbaustrategie vorgelegt. In den Metropolen haben private Anbieter mit dem Aufbau von Ladenetzen begonnen. Und vor allem chinesische Automobilhersteller kündigen die Fertigung von Elektroautos vor Ort an. Wie ist der aktuelle Stand?

    Elektroautos als Teil der Industrialisierungsstrategie

    Die 2019 vorgestellte ägyptische Strategie zur E-Mobilität hat drei übergeordnete Ziele gesetzt: die Stärkung der lokalen Produktion, den Aufbau einer Ladeinfrastruktur und die Erneuerung des Fahrzeugbestands. Die weltwirtschaftlichen Verwerfungen im Zuge der Coronakrise und die Devisenprobleme Ägyptens der letzten Jahre haben die Umsetzung zurückgeworfen. Nun rückt das Thema aber wieder in den Vordergrund. 

    Der Marktanteil von Elektroautos sollte demnach eigentlich bis 2025 auf 14 Prozent gestiegen sein und bis 2030 auf 36 Prozent steigen. Diese Werte werden sich aller Voraussicht nach nicht erreichen lassen. Aber das Engagement zahlreicher Hersteller zeigt in Übereinstimmung mit weltweiten Trends eine deutliche Belebung im Geschäft mit Elektroautos. Im Jahr 2024 haben gleich mehrere chinesische Hersteller Pläne vorgestellt, Elektroautos in Ägypten zu fertigen. 

    Lokale Montage von Elektroautos

    Alkan Auto vereinbarte eine Produktion mit der Beijing Automotive Industry Corporation (BAIC) ab Ende 2025. Die National Automotive Company (NATCO) führt die chinesische Marke Neta Auto in Ägypten ein und denkt über eine Montage zu einem späteren Zeitpunkt nach, so die Zeitung Al Mal. Die Vereinbarung des Anbieters von leichten Nutzfahrzeugen Jinbei zur Montage in Ägypten schließt ausdrücklich auch elektrische Lieferwagen und Kleinbusse ein. Auch die Montage von Autos der zur Shanghai Automotive Industry Corporation (SAIC) gehörenden Marke MG soll neben Verbrennern ebenfalls Elektroautos umfassen. GV Auto vereinbarte 2024 die Montage elektrisch angetriebener Fahrzeuge mit dem chinesischen Konzern FAW.

    Die Bedingungen für eine Förderung im Rahmen des Automotive Industry Development Program (AIDP) hat die ägyptische Regierung unterdessen Mitte 2025 gelockert. So beträgt die festgesetzte Mindestproduktion für Elektroautos nun lediglich 1.000 montierte Einheiten im Jahr anstelle von 10.000 bei Verbrennern. Der Mindestanteil lokal beschaffter Teile beträgt nur 10 Prozent anstelle von 20 Prozent.

    Suche nach dem richtigen Ladestandard

    Unruhe gab es Mitte 2025 um den technischen Standard der in Ägypten installierten Schnellladesäulen. Die Regulierungsbehörde für den Strommarkt Egyptera hat im April des Jahres beschlossen, dass alle öffentlichen Ladestationen dem europäischen Standard CCS2 entsprechen müssen. Dieser ist außer in Europa auch in den meisten Golfstaaten vorherrschend. Der größte Teil der bestehenden Ladesäulen funktioniert jedoch nach dem chinesischen Standard GB/T. 

    Auch rund 80 Prozent der Elektroautos auf den Straßen am Nil sind für den chinesischen Standard ausgerüstet, da ein Großteil der Fahrzeuge aus China stammt. Der Wechsel der Ladetechnik würde sie praktisch vom öffentlichen Schnellladenetz ausschließen, wie ein Vertreter des Dachverbandes der Handelskammern in Ägypten gegenüber dem Nachrichtenportal Enterprise sagte. Er mahnte eine Übergangsperiode an, damit Anbieter zumindest Adapter für die bestehende Flotte nachliefern können.

    Einen Aufschub bis zum Jahresende 2025 forderte im August auch die Arab Association for Electric Vehicles, nachdem die ägyptischen Zollbehörden bei der Einfuhr von Elektroautos den Nachweis der Kompatibilität mit dem CCS2-Standard verlangt hatten. Um gegebenenfalls die Umrüstung zu gewährleisten, soll der Import nur noch für den Vertrieb über lizenzierte Vertragshändler erfolgen.

    Ladeinfrastruktur wächst

    Unterdessen gehen die Anstrengungen zur Installation eines landesweiten Ladenetzes weiter. Im Februar 2025 haben das auf Infrastruktur spezialisierte Bauunternehmen Hassan Allam Utilities und der Ladeanbieter Infinity eine Vereinbarung mit den staatlichen Tankstellenbetreibern Misr Petroleum und Gastec unterschrieben. Tankstellen an strategischen Verkehrspunkten sollen landesweit mit Ladestationen ausgerüstet werden. 

    Marktführer Infinity meldete ebenfalls im Februar die Einrichtung seiner 200. Ladestation. Er verfügt damit über mehr als 700 Ladepunkte; bis Ende 2025 sollen es 1.000 sein. Einen Einstieg in den ägyptischen Markt plant der Ladenetzbetreiber Zero Carbon aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE).

    Von Marcus Knupp | Berlin

  • Branchenstruktur

    Ägypten will zu einem Produktionszentrum für Märkte in Afrika und Nahost aufsteigen. Bisher dominiert die Montage von Fahrzeugen für den lokalen Markt.

    Nach Angaben der Weltbank hatte der Bereich Maschinen und Transportausrüstungen 2020 nur einen Anteil von 3,48 Prozent an der industriellen Wertschöpfung in Ägypten. Im gesamtwirtschaftlichen Kontext spielt die Kfz-Industrie demnach keine wichtige Rolle. Im Rahmen der ägyptischen Entwicklungsstrategie, die die lokale Produktion in Sparten wie der Nahrungsmittelerzeugung, der Textilindustrie und eben auch dem Fahrzeugbau erhöhen will, erscheint die Branche jedoch deutlich prägnanter.

    Erste Schritte sind zum einen die Erhöhung des Anteils lokal produzierter Komponenten und zum anderen die Steigerung der Exporte von Kfz. Eine umfassendere Planung enthält das Automotive Industry Development Program (AIDP) mit dem Ziel, bis 2030 Ägypten in einen regionalen Hub für die Automobilindustrie auszubauen. Die Ansiedlung von Produktionsbetrieben der Automobilhersteller und der Kfz-Zulieferindustrie soll Ägypten zu einem zentralen Player der Branche für Afrika und den Nahen Osten machen.

    Viele Montagewerke mit kleinen Stückzahlen

    Die Gegenwart sieht noch anders aus. Zwar bauen lokale Unternehmen schon seit den 1960er Jahren Autos aus Teilesätzen zusammen. Die staatlichen ägyptischen Autowerke, später in El Nasr Automotive Manufacturing Company umbenannt, hatten 1962 mit dem Bau des Modells Ramses begonnen, das technisch auf dem deutschen Kleinwagen NSU Prinz basierte. In den 1970er Jahren startete El Nasr die langjährige Kooperation mit dem italienischen Fiat-Konzern. Weitere Marken kamen in den folgenden Jahrzehnten hinzu.

    Diese Grundstruktur bestimmt die Landschaft der ägyptischen Automobilindustrie noch heute. Allerdings sind zahlreiche private Unternehmen hinzugekommen, die Fahrzeuge diverser Marken für den ägyptischen Markt montieren. Lokal aus Teilen montierte Fahrzeuge haben aktuell einen Anteil von circa 60 Prozent an den verkauften Einheiten. Im Jahr 2024 waren über 15 Hersteller auf diese Weise auf dem ägyptischen Markt präsent. Gemäß Ankündigungen in der Presse über vereinbarte MoU (Memorandum of Understanding) könnten in naher Zukunft bis zu zehn weitere dazu kommen.

    Die Stückzahlen dieser Montagewerke bleiben bisher allerdings bescheiden. Meist bewegen sie sich im einstelligen Tausenderbereich. Die Gesamtzahl lokal montierter Fahrzeuge lag 2024 bei rund 60.000. Der Trend geht zwar nach oben, aber selbst der Marktführer 2024, Nissan, bleibt auch nach den Erweiterungen seines Werks 2025 bei einer Kapazität von etwas über 30.000 Fahrzeugen im Jahr. Im internationalen Kontext sind das immer noch kleine Stückzahlen. Die 2022 formulierte nationale Strategie zur Entwicklung der Automobilindustrie sieht vor, den Ausstoß bis 2030 auf 400.000 bis 500.000 zu steigern. Davon sollen 25 Prozent in den Export gehen.

    Steigendes Engagement chinesischer Hersteller

    Seit der Entspannung der Devisenversorgung im Frühjahr 2024 hat sich das Geschehen deutlich belebt. Praktisch monatlich gehen Ankündigungen weiterer Montagewerke durch die Presse. Vor allem chinesische Anbieter wollen auf diese Weise ihre Präsenz auf dem ägyptischen Markt erhöhen. Mittelfristig haben sie dabei den regionalen Markt im Blick, denn mit der Greater Arab Free Trade Area (Gafta) und der im Aufbau befindlichen African Continental Free Trade Area (AfCFTA) ermöglicht der Standort Ägypten den Zugang zu vielen weiteren Märkten.

    Auch das staatliche Unternehmen El Nasr hat nach 15 Jahren die Produktion wieder aufgenommen und produziert nun neben Lastwagen auch Busse der chinesischen Marke Yutong. Über die Montage von Pkw ist El Nasr Pressemeldungen zufolge mit Dongfeng im Gespräch. Das Traditionsunternehmen hat dazu mit der Al Safy Gruppe das Joint-Venture SN Automotive gegründet. Die Fabrik von Egyptian German Automotive in Sixth of October City montiert inzwischen zusätzlich zu circa 1.200 Mercedes-Fahrzeugen auch rund 3.000 Pkw der chinesischen Marke Exeed, einer Marke des Chery-Konzerns. 

    Die Al Mansour Gruppe will zusammen mit dem Autokonzern SAIC (Shanghai Automotive Industry Corporation) benzingetriebene und elektrische Fahrzeuge der Marke MG in Ägypten montieren und dazu 135 Millionen US-Dollar (US$) investieren. Bereits angelaufen ist zum Jahresbeginn 2025 die Montage des Modells Saga des malaysischen Herstellers Proton durch das Joint-Venture Ezz Alsewedy der Ezz Al Arab-Gruppe und dem Mischkonzern El Sewedy. Die jährliche Produktion ist hier mit 40.000 Einheiten angesetzt. Abou Ghaly Motors will 26 Millionen US$ in die Montage des in den VAE entwickelten Pickups Sandstorm S24 investieren.

    Wichtige Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in Ägyptenin Millionen US$

    Vorhaben

    Investitionssumme 

    Projektstand

    Anmerkungen

    GAC Motor-Werk

    300

    PlanungFahrzeugproduktion für lokalen Markt und Export durch GAC (China); Kooperation bisher mit Auto Jameel (MoU über Montage von 10.000-15.000 Einheiten im Jahr)
    Kasrawy Automontage

    123 

    PlanungMontage von Autos der Marken Jetour und Jac (China)
    Arab Organization for Industrialization (AOI, staatlich) und Stellantis

    116

    PlanungProduktionsstart des Modells Citroën C4X (7.000 Einheiten pro Jahr) im Juni 2025; weitere Modelle geplant
    Ezz Elsewedy Ausbau Montagewerk

    100

    PlanungVerdoppelung der Produktion von 40.000 auf 80.000 Einheiten; Gespräche mit weiteren Herstellern
    Auto Mobility Geely Montage

    100 

    ProduktionMontage von 10.000 Geely-Fahrzeugen im Jahr; JV aus Ali Alghanim (Kuwait), Mohamed Jusuf Naghi Group (Saudi Arabien) und Al Safi Group (Ägypten)
    Produktionsausweitung Nissan

    45 

    UmsetzungErweiterung der Kapazität von 25.000 auf 30.000 Einheiten im Jahr
    Jinbei Royal Egypt

    k.A.

    UmsetzungMontage von 3.000 leichten Nutzfahrzeugen der Marke Jinbei im Jahr, darunter auch solche mit elektrischem Antrieb
    Quelle: Pressemeldungen, Recherchen von Germany Trade & Invest

    Kfz-Teile stammen vor allem aus Asien

    Ein wesentlicher Kostenfaktor für die lokale Produktion ist der Import von Teilen und Komponenten aus dem Ausland. Insbesondere die Devisenknappheit in den vergangenen Jahren und Abwertungen des Ägyptischen Pfundes haben die Hersteller in der jüngsten Vergangenheit vor Herausforderungen gestellt. Ägypten ist daher sehr daran interessiert, den lokal gefertigten Anteil der montierten Fahrzeuge zu erhöhen.

    Das AIDP sah als Minimum zunächst einen Anteil von 45 Prozent vor. Diese Maßgabe hat das Industrieministerium ab Juli 2025 auf nur noch 20 Prozent reduziert. Beobachter sehen als möglichen Grund, dass der schnellen Ansiedlung weiterer Montagebetriebe aktuell Vorrang gegeben wird. Einige Montagebetriebe nennen aber bereits heute lokale Anteile von 50 Prozent und mehr. 

    Mit der Zunahme der produzierten Modelle und der Stückzahlen erhöht sich der Bedarf an Zulieferungen entsprechend. Die Einfuhren von Kfz-Teile wuchsen 2024 gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent. Bereits in Ägypten aktive Zulieferer planen, die Produktion auszuweiten. Neue Akteure kommen hinzu. Zu den jüngsten Investitionsvorhaben zählt eine von dem chinesischen Unternehmen China National Tire and Rubber Company geplante Reifenfabrik. Die Firma Mobica will die Fertigung von Autositzen verdoppeln, um die Montagewerke von Exeed und Geely-Fahrzeugen zu beliefern.

    Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile nach Ägypten in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent
     

    2024

    Veränderung 2024/2023

    aus Deutschland

    Kfz-Elektrik (HS 8511,8512) 

    100,6

    15,4

    3,0

    Karosserien, Stoßstangen etc. (HS 8706, 8707,8708) 

    832,0

    35,1

    33,2

    Zündkabelsätze (HS 8544.30) 

    17,2

    143,4

    0,2

    Motoren  (HS 8407.31-34, 8408.20) 

    99,1

    2,8

    12,4

    Summe

    1.048,8

    30,1

    48,8

    Quelle: ITC 2025

    Von Marcus Knupp | Berlin

  • Rahmenbedingungen

    Ägypten fördert Investitionen in die Automobilindustrie mit Zollvorteilen – vorausgesetzt, Unternehmen erfüllen strenge Produktions- und Herkunftskriterien.

    Das Automotive Industry Development Program (AIDP) sieht spezielle Förderungen für Investitionen in die Automobilproduktion vor. Um an dem Programm teilzunehmen, müssen Unternehmen mehrere Bedingungen erfüllen. Die geplante Produktionskapazität muss bei mindestens 10.000 Einheiten im Jahr liegen. Das Unternehmen soll ein international anerkannter Hersteller (OEM) sein oder mit einem solchen vertragliche Vereinbarungen über die Produktion geschlossen haben. Es muss die Fähigkeit und Kapazität mitbringen, um die erforderlichen Einfuhrverfahren abzuwickeln. Ein technisches Komitee des AIDP überwacht die Einhaltung der Konditionen.

    Regierungsprogramm bietet Sonderkonditionen

    Die Förderung besteht aus einem Zollguthaben von maximal 150.000 Ägyptischen Pfund (circa 3.000 Euro) pro Fahrzeug, das zur Begleichung anfallender Einfuhrabgaben verwendet werden kann. Seine Höhe richtet sich nach vier Kriterien: dem Anteil der lokalen Wertschöpfung, dem jährlichen Produktionsvolumen, dem Wert der Neuinvestitionen und der Art der Antriebstechnologie (Bemessung nach Emissionen). Ziel ist die Ansiedlung von Produktionen größerer Stückzahlen und der Übergang von der Montage von Komponenten (Semi Knocked Down, SKD) zur Montage aus Teilen (Completely Knocked Down, CKD). Damit verbunden sind der Bezug von mehr Teilen aus lokaler Fertigung und der Ausbau der Zulieferindustrie in Ägypten.

    Datenbank soll Überblick verschaffen

    Um die Anstrengungen beim Aufbau einer lokalen Wertschöpfungskette in der Automobilindustrie zu koordinieren, baut das ägyptische Ministerium für Handel und Industrie eine umfassende nationale Datenbank auf. Diese soll zentrale Bedarfe, Herausforderungen und Gelegenheiten identifizieren. Der Abgleich von technischen Erfordernissen der Hersteller mit den lokal verfügbaren Angeboten soll Lücken in der Lieferkette aufzeigen. In diesen Bereichen der Kfz-Zulieferindustrie hat die Förderung dann Priorität. Erste Ergebnisse der Aufstellung will das Ministerium im November 2025 vorstellen.

    Nach Abschluss eines Assoziierungsabkommens mit der EU 2004 ist der Abbau von Zollschranken zwischen Ägypten und den EU-Ländern weit fortgeschritten und eine Freihandelszone weitgehend umgesetzt. Für die Einfuhr von Kraftfahrzeugen sind neben der üblichen Zollanmeldung eine spezielle Zollerklärung für Kfz sowie eine Einfuhrgenehmigung des Transportministeriums erforderlich. Einfuhrzölle fallen für Fahrzeuge mit nachgewiesenem EU-Präferenzursprung nicht an. Der Import von Gebrauchtwagen ist stark eingeschränkt.

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

     

    Von Marcus Knupp | Berlin

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Ägypten

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministry of Trade and Industry

    Ministerium für Handel und Industrie
    Ministry of TransportVerkehrsministerium

    Automotive Marketing Information Council

    Industrievereinigung mit Marktinformationen (nicht frei zugänglich)
    Automotive Industry Development Program (AIDP)Regierungsprogramm zur Entwicklung der Automobilindustrie in Ägypten

    Autotech Egypt

    Messe für After-sales Service, jährlich im Oktober in Kairo (EIEC)
    TranspotechNutzfahrzeugmesse, alle zwei Jahre im November (2025)

     

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