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Marokko fördert Lithiumabbau als Basis für Batteriefertigung

Mit eigenen Lithiumvorkommen und Investitionen in die Verarbeitung entsteht in Marokko ein neuer Standort für die Batterieproduktion.

Von Ullrich Umann | Casablanca

Dass Batterien in den Ländern gefertigt werden, in denen die benötigten Rohstoffe vorkommen, ist bisher eher die Ausnahme. Zwar gibt es in Afrika oder Südamerika große Vorkommen an Mangan, Kobalt oder Lithium. Aufbereitet werden die Mineralien dann aber fast immer in Ostasien, vor allem in China. Dort findet auch die Herstellung der Batterien statt.

Marokko will nun die Schritte auf seinem Territorium vereinen und setzt dabei in erster Linie auf chinesische Hilfe. Wenn alles gut läuft, könnte sich das Königreich in den kommenden Jahren zu einem strategischen Akteur in der globalen Batteriefertigung entwickeln. Eine Basis dafür ist die Erschließung vielversprechender Lithiumvorkommen. Für diese gibt es noch keine öffentlich bestätigte Reserveschätzungen, wie sie etwa vom United States Geological Survey (USGS) für andere Länder veröffentlicht werden. Die Lithiumvorkommen befinden sich noch im Explorationsstadium. Die marokkanische Regierung und internationale Partner zeigen allerdings großes Interesse, die Vorkommen zu erschließen, insbesondere im Kontext der lokalen Batterieproduktion und der Elektroautoindustrie.

Beteiligungschancen im Bergbau

Die Lithiumvorkommen in Marokko befinden sich nach Angaben der nationalen Agentur für Kohlenwasserstoffe und Bergbau (Office National des Hydrocarbures et des Mines; ONHYM) hauptsächlich in Festgestein. Dabei handelt es sich um Pegmatite, ein vulkanisches Ganggestein und ebenfalls auf Vulkanismus zurückgehende sedimentäre Formationen. Deren häufiges Vorkommen in Marokko deutet auf ein robustes und breit gefächertes Potenzial hin.

Zu den Schlüsselstandorten zählen 1) der Zenaga-Inlier im Antiatlas-Gebirge, wo lithiumhaltige Phosphate in paläoproterozoischen Pegmatiten (Alter: 2,5 Milliarden bis 1,6 Milliarden Jahre) identifiziert wurden, und 2) das Gebiet Sidi Bou Othmane bei Marrakesch mit hunderten variszischen Lithium-Pegmatit-Körpern (Alter: 420 Millionen bis 200 Millionen Jahre). Neben diesen Pegmatiten bergen laut ONHYM auch vulkano-sedimentäre Lagerstätten Potenzial, etwa in Jbel Rhassoul, wo Lithium in Tonen gebunden ist. Diese Lagerstätte konnte mit Hilfe moderner Säurelaugungstechniken neu bewertet werden.

Zentraler Akteur und Ansprechpartner für die Wirtschaft ist die staatliche ONHYM. Die Agentur geht zur Erschließung jeder einzelnen Lithiumlagerstätte gesonderte strategische Partnerschaften mit in- und ausländischen Bergbauunternehmen ein. Einen Anfang machte ONHYM bei der Erschließung der Lithiumlagerstätte Bir El Mammy. An diesem Standort kooperiert die Agentur seit November 2024 mit dem auf die Exploration von Gold und Lithium spezialisierten Bergbauunternehmen LARC Morocco SAS und seinem kanadischen Mutterhaus Lithium Africa Resources Corp. Die Investitionen in dieses Vorhaben bezifferte LARC Morocco SAS mit zunächst 3,5 Millionen Euro.

Überblick über identifizierte Lithiumlagerstätten in Marokko

Lagerstättentyp

Standort

Wichtige geologische Merkmale/Minerale

Status

Pegmatit

Zenaga-Inlier (Antiatlas)

Assoziiert mit Taznakht-Granit (2032 Ma); zonierte Linsen/Gänge; Li-Phosphate (Triphylin, Tavorit, Ferrisicklerit); LCT-Typ

Vielversprechend

Pegmatit

Sidi Bou Othmane (bei Marrakesch)

Variszisches Alter; zonale Verteilung; Li-reiche Minerale (Ferrisicklerit, Montebrasit, Lepidolith, Elbaite)

Vielversprechend

Pegmatit

Bir El Mammy (Region Dakhla-Oued Ed-Dahab)

Lithium-Cäsium-Tantal, Abbau des lithiumhaltigen Minerals Spodumen

Unter aktiver Exploration

Vulkano-sedimentär

Jbel Rhassoul (Nordosten, bei Missour)

Lithium in Tonen; erneutes Interesse durch Säurelaugungstechniken

Identifiziert, vielversprechend

Karbonatgestein

Allgemein (vorläufig)

Hohe Konzentrationen an Niob, Uran, Seltenen Erden; Lithiumpotenzial

Vorläufige Ergebnisse

Sedimentär

Allgemein (vorläufig)

Noch nicht vollständig erforscht; hohes Potenzial

Vorläufige Ergebnisse

Ton-Typ

Allgemein (vorläufig)

Strategische Ressource; technische und ökologische Herausforderungen

Aufkommend

Quelle: Office National des Hydrocarbures et des Mines (ONHYM) 2025; Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

Deutsch-Marokkanische Kooperation

Das wachsende Interesse der deutschen Wirtschaft an Marokkos Lithiumvorkommen und der dort geplanten Batteriefertigung manifestiert sich auf der Fachveranstaltung "Lithium Days 2025", die am 8. und 9. Oktober 2025 in Hamburg stattfindet. Marokko ist Partnerland der Veranstaltung und wird durch eine hochrangige Delegation vertreten sein, wie aus Regierungskreisen in Rabat zu vernehmen war.

Darüber hinaus gibt es eine deutsch-marokkanische Kooperation bei der Erforschung neuer Materialien für Kathoden. So arbeitet die Mohammed VI Polytechnic University (UM6P) in Rabat zusammen mit dem in Düsseldorf ansässigen Max-Planck-Institut für Nachhaltige Materialien (MPI SusMat) bereits seit mehreren Jahren an der Nutzung von Biomasse aus der Landwirtschaft als Ausgangsstoff für Natrium-Ionen-Batterien.

Investitionen in den Batteriestandort

Marokko entwickelt sich neben einer Quelle für Rohstoffe wie Lithium und Phosphat auch zu einem neuen Standort für die Batterieindustrie, angetrieben durch massive Investitionen von mindestens acht Unternehmen aus China. Diese Firmen errichten Produktionsstätten für Batterien, aber auch für deren Komponenten und Vorprodukte und tragen damit maßgeblich zur Positionierung des nordafrikanischen Königreichs innerhalb der europäischen Lieferketten für Elektrofahrzeuge und Batteriegroßspeicher bei.

Einer der prominentesten chinesischen Investoren ist mit Gotion High-Tech Co., Ltd. ein Unternehmen, an dem der Volkswagen-Konzern 24 Prozent der Anteile hält. Ein weiterer bedeutender Akteur ist die BTR New Material Group Co., Ltd., ein führender Hersteller von Batteriematerialien. Auch Shinzoom, ein Tochterunternehmen der Hunan Zhongke Electric Co., Ltd., hat eine erhebliche Investition in Höhe von 460 Millionen Euro für eine Anodenfabrik in Tanger angekündigt. Neben diesen Firmen wird in der marokkanischen Wirtschaftspresse von "Dutzenden" weiteren chinesischen Unternehmen und mehreren Zulieferern gesprochen, die sich im Umfeld der großen Projekte ansiedeln. So sollen allein im Windschatten von Gotion sieben weitere Zulieferfirmen Investitionen planen. Auch das Unternehmen Sunwoda, ein weiterer chinesischer Batteriehersteller, zieht den Aufbau einer Produktionsbasis in Marokko in Betracht.

Darüber hinaus engagieren sich auch Unternehmen aus Südkorea und Kanada in dem Maghreb-Land. Das südkoreanische Unternehmen LG Energy Solution investiert in die Herstellung von Vorprodukten für die Akkufertigung. LG Energy Solution ist bislang die prominenteste koreanische Firma, die sich öffentlich zu einem konkreten Projekt in der marokkanischen Akkufertigung bekannt hat. Ebenso haben andere Unternehmen aus Südkorea Investitionen in Marokko angekündigt. Die kanadische Firma Elcora Advanced Materials Corp. plant gemeinsam mit dem marokkanischen Unternehmen Mincape den Abbau von Vanadium und Mangan in Marokko und Westafrika sowie die Weiterverarbeitung dieser Metalle für die Batterieverwendung.

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