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Marokkos Gaming-Industrie boomt

Der marokkanische Markt für Computerspiele weist eine bemerkenswerte Dynamik auf und bietet deutschen Unternehmen Beteiligungsmöglichkeiten. 

Von Ullrich Umann | Casablanca

In Marokko sorgt eine junge, technikbegeisterte Bevölkerung für ein erhebliches Wachstum der Gaming-Branche. Das Land strebt eine führende Rolle in der Spieleentwicklung in Afrika an, unter anderem, um Investitionen anzuziehen, aber auch zur Bekämpfung der exorbitant hohen Jugendarbeitslosigkeit. Ziel ist es, die Gaming-Industrie zu einem Eckpfeiler einer entstehenden digitalen Wirtschaft zu etablieren. Der Wirtschaftszweig nimmt eine zentrale Rolle in der Förderpolitik der Regierung ein. Federführend ist dabei das Ministerium für Jugend, Kultur und Kommunikation (Ministère de la Jeunesse, de la Culture et de la Communication). 

Dynamische Entwicklung der Spieleindustrie 

Das Wachstum der noch jungen Gaming-Branche ist für die Maßstäbe des Landes beeindruckend. Im Jahr 2023 erreichte der Umsatz 218,5 Millionen Euro, wie das US-Marktforschungsinstitut Allied Market Research ermittelt hat. Nach den Plänen staatlicher Stellen sollen sich die Einnahmen 2030 gegenüber 2023 auf über 500 Millionen Euro verdoppeln. Bereits bis 2027 ist jedoch ein Anstieg von rund 300 Millionen Euro zu erwarten. Eine breite Bevölkerungsbasis an Gamern trägt das Wachstum: Rund 23 Prozent der marokkanischen Bevölkerung spielen Videospiele, das entspricht mehreren Millionen aktiven Nutzern. Die Gaming-Community ist vor allem durch junge Menschen geprägt. Die Kerngruppe bildet die Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen in den urbanen Zentren.

Staatliche Investitionen unterstützen das Ökosystem 

Die Branche ist geprägt von kleinen und mittleren Studios, darunter das international erfolgreiche CN Studio und Rym Games, beide aus Casablanca. Zudem vernetzen sich zahlreiche Indie-Entwickler aktiv in der Moroccan Game Developers Community. Das Netzwerk nennt sich der Gamer-Szene "MGD by Daga".

Die Regierung fördert die lokale Entwicklerszene mit gezielten Investitionen. Ein zentrales Förderprojekt, in das die Regierung 26 Millionen Euro investiert, ist das aktuell entstehende Entwicklungs- und eSportzentrum Rabat Gaming City. Der entstehende Hub in der Hauptstadt Rabat wird ab Ende 2025 Trainingszentren, Co-Working-Spaces und vollausgestattete Produktionsstudios bereitstellen. Er ist als Anziehungspunkt für lokale und internationale Unternehmen konzipiert. Mit dem Projekt wird die Infrastruktur für die Spieleentwicklung noch einmal deutlich verbessert.

Um den Bedarf an Fachkräften zu decken, richtet die Regierung Ausbildungsgänge für Gamedesign, Programmierung und Virtuelle Realität ein, wobei sie die Unterstützung ausländischer Bildungseinrichtungen, wie der französischen Hochschule ISART DIGITAL erhält. Außerdem bietet das Boost'in Gaming-Programm aus dem Innov Invest Fund Finanzierungen von bis zu 50.000 Euro an. Ein weiteres Beispiel für die vielfältige Förderlandschaft ist der Video Game Incubator, der in Partnerschaft mit der französischen Botschaft neun Startups mit Training und Coaching unterstützt. 

Morocco Gaming Expo mit Bedeutung für ganz Afrika

Die starke Entwicklung der Branche macht sich in der Messelandschaft bemerkbar: Die zweite Ausgabe der Morocco Gaming Expo (2. bis 6. Juli 2025, Sportkomplex Moulay Abdellah in Rabat) hat sich als zentrales Ereignis für die wachsende Gaming-Industrie in Marokko und in Afrika etabliert. Die Expo brachte Entwickler, Investoren, Branchenexperten und Gaming-Enthusiasten zusammen. Ein Höhepunkt war die Unterzeichnung strategischer Partnerschaften: eine Kooperation mit dem südkoreanischen Unternehmen GXC und die Auswahl von fünf marokkanischen Startups für eine Partnerschaft mit Huawei. Diese Abkommen fördern den Wissenstransfer und ermöglichen lokalen Entwicklern Zugang zu globalen Märkten. 

In den Messehallen war das gesamte Spektrum der Branche, von Marken wie Samsung und Huawei bis zu lokalen Entwicklerstudios (z.B. Enigma) und Bildungseinrichtungen wie der Programmierschule 1337 zugegen. Konferenzen und Workshops befassten sich mit Themen wie der Zukunft der Gaming-Industrie in Afrika, der Rolle der künstlichen Intelligenz und Investitionsmöglichkeiten.

Chancen für die deutsche Spieleindustrie 

Für die deutsche Spieleindustrie eröffnet der marokkanische Markt vielfältige Perspektiven. Deutsche Investoren finden trotz der Fortschritte einen immer noch ungesättigten Markt vor, der hohe Wachstumsraten verspricht. Die marokkanische Regierung bietet ausländischen Investoren Anreize wie Steuererleichterungen und Unterstützung bei der Ansiedlung. Deutsche Firmen können zudem auf einen großen Pool talentierter Jugendlicher zugreifen, zumal die Regierung gezielt in deren Ausbildung investiert.

Ein Standortvorteil Marokkos sind die im Vergleich zu Deutschland geringeren Produktions- und Personalkosten. Die geografische Nähe zu Europa und eine wachsende Zahl englisch- und französischsprachiger Fachkräfte erleichtern die Kommunikation und Zusammenarbeit erheblich. Institutionen wie die Deutsch-Marokkanische Industrie- und Handelskammer (AHK Marokko) unterstützen deutsche Unternehmen aktiv beim Markteintritt und bei der Geschäftspartnersuche. Damit kann Marokko als vielversprechender Standort für Entwicklung, Outsourcing und sogar als Tor zum afrikanischen Kontinent dienen.

Herausforderungen bleiben 

Trotz der vielfältigen Chancen müssen deutsche Unternehmen bei einer Expansion nach Marokko spezifische Herausforderungen beachten: Gelegentlich langwierige administrative Prozesse erfordern Geduld und lokales Wissen. Unternehmer sollten sich auf mögliche Verzögerungen im Zahlungsverkehr einstellen. Es bestehen Beschränkungen für Vorauszahlungen. Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen, eine komplexe Mischung aus französischem, spanischem und islamischem Recht, sollten genau überprüft werden. 

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