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Special | Marokko | Start-ups

Start-ups profitieren überschaubar von lokalen Kapitalquellen

Die Finanzierungskanäle für junge, innovative Firmen in Marokko nehmen zwar zu. Wer hoch hinaus will, muss jedoch internationale Quellen anzapfen.

Von Michael Sauermost | Casablanca

Die Finanzierung stellt für marokkanische Gründer in spe eine oft unüberwindbare Hürde dar. Den Geschäftsbanken vor Ort wird generell nachgesagt, tendenziell risikoavers zu sein. Dies gilt allgemein für kleine und mittelständische Firmen und umso mehr für Start-ups. Es mangelt außerdem an anderen nationalen Finanzquellen wie Investmentfonds oder Venture-Capital. Auch im Ausland können sich die im Aufbau befindlichen Unternehmen nur sehr begrenzt finanzielle Mittel beschaffen. Die weitgehende Chancenlosigkeit bei der internationalen Kapitalbeschaffung stellt möglicherweise sogar die größte Hürde dar.

Mittelbeschaffung verläuft schleppend

Trotz zahlreicher Initiativen verbessern sich die Möglichkeiten der Mittelbeschaffung nur langsam. Laut der Plattform Disrupt Africa konnten marokkanische Start-ups im Jahr 2021 rund 28,42 Millionen US-Dollar (US$) an Kapital mobilisieren. Das war zwar mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr, entsprach jedoch nur einem Anteil von 1,3 Prozent der in Afrika investierten Summe. Nach Sektoren betrachtet dominierten Fintech, E-Commerce sowie PropTech. Sie machten zusammen etwa drei Viertel der finanzierten Start-ups und 95 Prozent der Finanzierung aus.

Im "2021 Africa Tech Venture Capital Report" belegte Marokko Rang 11. Gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich das vor Ort investierte Risikokapital von rund 11,2 Millionen auf 33 Millionen US$. Auf der anderen Seite bleibt der Abstand zu den führenden Ländern des Kontinents in diesem Ranking sehr groß. Nigeria kam auf Risikokapital in Höhe von 1,8 Milliarden US$. Dreistellige Millionensummen erzielten laut Partech Africa zudem Südafrika (832), Ägypten (652), Kenia (571) sowie Ghana (167).

Neue Finanzierungskanäle

Mittlerweile haben sich für Jungunternehmer neue Perspektiven ergeben, Zugriff auf institutionelle Fördermittel zu erhalten. Beispielsweise ist dies über den Risikokapitalfonds Maroc Numeric Fund (für Start-ups im Frühstadium) oder das Centre Marocain de l´Innovation et l´Entrepreneuriat Social (in der Wachstumsphase) möglich. Im Februar 2021 wurde das Crowdfunding-Gesetz (Gesetz Nr. 15-18) verabschiedet. Mit dem Gesetzeswerk will die Regierung nach Angaben des Wirtschaftsministeriums neue Möglichkeiten für junge Unternehmen schaffen. Das Gesetz schaffe einen Regulierungsrahmen, für kollaborative Finanzsysteme, heißt es in einer Meldung des Wirtschaftsministeriums.

Das typische, beziehungsweise ideale Finanzierungsmodell eines marokkanischen Start-ups könnte folgendermaßen aussehen. Nach dem Startkapital, bei dem auf die Unterstützung von Freunden sowie Familie zurückgegriffen wird, könnte eine Zwischenfinanzierung - beispielsweise über Tamwilcom erfolgen. Danach müsste ein Business Angel mit einer Summe zwischen 30.000 und 50.000 US$ übernehmen. Dies könnte beispielsweise über Angels4Africa abgewickelt werden.

In der ersten Phase sollte die Einreichung von Patenten beim Office Marocain de la Propriété Industrielle et Commerciale (OMPIC) realisiert werden. Vor allem am Sprung in die dritte Phase scheitern viele lokale Start-ups. Sie sind in der Regel zu klein, um von renommierten Venture-Capital-Gesellschaften entdeckt zu werden, und in den Augen von Business Angels nicht ausreichend entwickelt.

Mit Unterstützung der Weltbank hat die Regierung den Fonds Innov Invest in Leben gerufen. Dieser wurde zunächst mit einer Summe von 50 Millionen US$ ausgestattet. Mehr als 300 Start-ups wurden auf diesem Weg bereits finanziert. Das öffentliche Unternehmen Tamwilcom managt den Fonds Innov Invest.

Das Réseau Maroc Incubation et Essaimage (RMIE) ist ein Netzwerk, das vom Nationalen Zentrum für wissenschaftliche und technische Forschung (CNRST) verwaltet wird. Das Centre Marocain de l´Innovation steuert das Programm Intilak. Dies ist für forschungsorientierte Start-ups mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren in der Startphase bestimmt. Dabei muss ein Forschungs- und Entwicklungsmotiv vorliegen. Bis zu 90 Prozent der Projektkosten innerhalb der Grenze von einer 100.000 US$ können übernommen werden. Zusätzlich unterstützt das Innovationszentrum das Forschungsinstrument Tatwir.

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