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MauretanienWege aus der Coronakrise / Coronavirus
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Special Mauretanien Wege aus der Coronakrise
Eine steigende Nachfrage nach Eisenerz unterstützt die Erholung der Wirtschaft. (Stand: 23. Juni 2021)
Von Friedrich Henle | Berlin
Die Coronapandemie hat Mauretanien weniger schwer getroffen als andere Länder. Mit 300 täglich festgestellten Infektionen erreichte eine zweite Welle Mitte Dezember 2020 ihr Maximum. Aktuell sind es noch durchschnittlich 25 Neuinfektionen pro Tag. Eine dritte Welle zeichnet sich bislang noch nicht ab. Bisher sind rund 500 Personen in dem Land nachgewiesenermaßen an der Krankheit gestorben. Das mauretanische Gesundheitsministerium informiert auf seiner Facebook-Seite mit verschiedenen Grafiken tagesaktuell über das Infektionsgeschehen.
Nur rund 350.000 durchgeführte Covid-19-Tests - bei einer Bevölkerung von 4,7 Millionen - deuten allerdings darauf hin, dass die offiziellen Zahlen das Infektionsgeschehen nur unzureichend wiedergeben. Mit diesem Wert steht das Land im Mittelfeld der afrikanischen Länder. Bei den Tests und anderen medizinischen Ausrüstungen konnte Mauretanien auch auf bilaterale Hilfe setzen. Neben europäischen Ländern und den USA haben insbesondere die Vereinigten Arabischen Emirate, China und Algerien Hilfslieferungen organisiert.
Die Vorhersagen für das Wirtschaftswachstum 2021 bewegen sich in einer Spanne von 3,1 bis 3,5 Prozent. Vor der Coronakrise hatten Experten dem Land allerdings noch ein Wachstumspotenzial von über 6 Prozent bescheinigt. Bei der Rückschau auf 2020 gehen die Schätzungen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch auseinander: Während die Economist Intelligence Unit (EIU) von einem Minus von 3 Prozent ausgeht, glaubt die Weltbank, dass Mauretanien das Krisenjahr mit einer relativ milden Rezession von 1,5 Prozent überstanden hat. In beiden Fällen wäre das Vorkrisenniveau Ende 2021 schon wieder erreicht.
Verantwortlich dafür dürfte auch sein, dass die Nachfrage aus China nach dem wichtigsten Exportgut Eisenerz nur einen Rückgang im zweiten Quartal 2020 erfahren hat. Gegenüber dem Vorjahr haben die Ausfuhren bei Eisenerz 2020 sogar zugenommen. Zudem hat sich der Weltmarktpreis nach einem Tiefstand von 80 US-Dollar (US$) je Tonne im März 2020 innerhalb eines Jahres bis April 2021 auf einen Preis von über 200 US$ je Tonne mehr als verdoppelt. Auch spielt der touristische Dienstleistungssektor, unter dessen Zusammenbruch die anderen nordafrikanischen Länder Marokko, Tunesien und Ägypten immer noch leiden, in Mauretanien nur eine untergeordnete Rolle.
Die Zentralbank des Landes (Banque Centrale de Mauritanie) bescheinigt neben dem Eisenerzbereich auch dem Telekommunikationssektor eine anziehende Dynamik. Andere wichtige Wirtschaftssektoren - vor allem Gold, Kupfer, Fischerei und Bau - befänden sich aufgrund der Auswirkungen der Pandemie immer noch in einer Flaute. Die Coronakrise hat auch den Zeitplan für das neue Offshore-Gasfeld Grand Tortue Ahmeyim durcheinander gebracht. Nun soll dort erst 2023 Gas gefördert und exportiert werden. Mit dem Produktionsstart dieses Vorhabens dürften sich die wirtschaftlichen Aussichten weiter verbessern.
Gleichwohl haben die rund 4,7 Millionen Einwohner des Landes die Auswirkungen der Coronapandemie deutlich zu spüren bekommen. Insbesondere im großen informellen Sektor sind durch die Covid-19-Eindämmungsmaßnahmen zahlreiche Arbeitsplätze verloren gegangen beziehungsweise die Einkommen gesunken. Auf den Geldbeuteln der Familien lasten zudem gestiegene Importpreise für Lebensmittel. Die für die Mehrheit der Familien wichtige Landwirtschaft ist zwar in erster Linie durch Wettereinflüsse gekennzeichnet. Die Coronakrise und die Beschränkungen im Land haben aber auch dazu geführt, dass ausbleibende Lieferungen von Maschinen aus dem Ausland sowie fehlendes Personal für zusätzliche Ernteeinbußen bei Getreide gesorgt haben.
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