Mexikos Lebensmittelindustrie ist vor allem im Bereich Getränke stark - kein anderes Land exportiert mehr Bier. Brauereien erweitern kontinuierlich ihre Kapazitäten.
Mexiko produzierte 2024 Nahrungsmittel (inklusive Tierfutter) im Wert von 76,7 Milliarden US-Dollar (US$) sowie Getränke (inklusive Tabak) in Höhe von 19,1 Milliarden US$. Damit gehört das Land zu den wichtigsten Herstellern weltweit. In Landeswährung gemessen blieb die Produktion 2024 auf Vorjahresniveau. Die Lebensmittelproduktion entwickelte sich damit weniger dynamisch als die Gesamtwirtschaft, die um 1,5 Prozent zulegte.
Produktion von Nahrungsmitteln und Getränken in Mexiko in Milliarden US-Dollar; Veränderung und Marktanteil in Prozent *)Sparte | 2024 | Veränderung 2024/2023 | Marktanteil |
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Tierfutter | 3,9 | 2,3 | 4,1 |
Getreideprodukte und pflanzliche Öle | 6,3 | 0,7 | 6,6 |
Zuckerzubereitungen, Schokoladen und weitere Süßwaren | 5,0 | -3,1 | 5,2 |
Obst- und Gemüsezubereitungen | 3,8 | 0,4 | 4,0 |
Milch- und Molkereiprodukte | 4,6 | -0,8 | 4,8 |
Fleisch und Geflügel | 22,9 | 0,8 | 23,9 |
Fisch und Meerestiere | 0,4 | 8,0 | 0,4 |
Backwaren und Tortillas | 22,4 | -1,8 | 23,4 |
Sonstige Nahrungsmittel | 7,4 | -0,4 | 7,7 |
Getränke | 17,4 | 1,6 | 18,2 |
Tabakwaren | 1,7 | -3,8 | 1,8 |
Gesamt | 95,8 | 0,0 | 100 |
* reale Werte; Umrechnung mit durchschnittlichen Wechselkursen für 2024 (1 US$ = 18,30 mex$); Veränderung auf mex$-Basis.Quelle: Statistikamt INEGI 2025
Neue US-Zölle betreffen auch Dosenbier
Mexiko ist nach China, den USA und knapp hinter Brasilien der viertgrößte Bierproduzent der Welt. Neben dem lokalen Konsum spielen die Ausfuhren von Bier eine bedeutende Rolle: Hier steht das Land weltweit auf Platz 1, deutlich vor den Niederlanden, Belgien und Deutschland. In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Bierexporte beinahe verdreifacht und erreichten 2024 rund 6,5 Milliarden US$. Rund 96 Prozent der Bierexporte gehen in die USA. Auch mexikanische Agavenschnäpse wie Tequila und Mezcal erfreuen sich im Ausland zunehmender Beliebtheit.
Rund 90 Prozent der mexikanischen Bierlieferungen an die USA entfallen auf das US-Unternehmen Constellation Brands. Dieses erhielt 2013 die Lizenz, die Biere der mexikanischen Grupo Modelo auf dem US-Markt zu vertreiben. Die Marke Modelo Especial zog 2024 sogar an Bud Light vorbei und wurde mit einem Absatz von 4,2 Milliarden US$ das meistverkaufte Bier in den USA. Corona Extra, ebenfalls im Portfolio von Constellation Brands, steht in den USA auf Platz fünf.
Der von den USA seit März 2025 erhobene Zollsatz von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte betrifft auch Mexikos Bierindustrie: Rund 40 Prozent der Lieferungen entfällt auf Bier in Aluminiumdosen. Im vergangenen Jahr hatten diese einen Wert von 2,4 Milliarden US$. Nach anfänglicher Unklarheit stellte die Zoll- und Grenzschutzbehörde CBP klar, dass der Zoll nur auf den Aluminiumanteil der Bierdosen anfällt, nicht aber auf deren Inhalt. Dennoch könnte die neue Regelung dazu führen, dass mexikanische Bierbrauer stärker auf Glasflaschen setzen, obwohl deren Transport- und Logistikkosten höher sind.
Nach aktuellem Stand sind in Mexiko produzierte Nahrungsmittel und Getränke beim Import in die USA nicht von Strafzöllen betroffen, insofern sie die Vorgaben des Handelsabkommens USMCA erfüllen. Über den neuesten Stand der US-Zölle informiert GTAI auf der Sonderseite Handelspolitik unter Trump.
Wichtige Branchenunternehmen in MexikoUmsatz in Milliarden US-DollarUnternehmen (Herkunftsland) | Sparte | Umsatz 2023*) |
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Grupo Bimbo (Mexiko) | Backwaren | 22,5 |
Coca-Cola FEMSA (Mexiko) | Erfrischungsgetränke | 13,8 |
Arca Continental (Mexiko) | Erfrischungsgetränke | 12,0 |
Heineken México (Niederlande) | Bier | 10,5 |
Sigma Alimentos (Mexiko) | Gekühlte Lebensmittel | 8,5 |
Gruma (Mexiko) | Tortillas und Maismehl | 6,6 |
PepsiCo Alimentos México (USA) | Erfrischungsgetränke, Snacks | 6,6 |
Grupo Modelo AB-InBev (Belgien) | Bier | 6,5 |
Grupo Lala (Mexiko) | Milchprodukte | 5,6 |
Industrias Bachoco (Mexiko) | Hühnerfleisch und Eier | 5,3 |
* Umrechnung mit durchschnittlichem Wechselkurs für 2023 von 1 US$ = 17,76 mex$.Quelle: Wirtschaftsmagazin Expansión 2025
Bierbrauer weiten Produktion in Mexiko aus
Im April 2025 kündigte Mexikos Bierbrauer Grupo Modelo bei einer Pressekonferenz mit Staatspräsidentin Claudia Sheinbaum Investitionen von 3,6 Milliarden US$ für den Zeitraum 2025 bis 2027 an. Damit sollen die Brauereien im Land modernisiert und Recycling gefördert werden. Grupo Modelo gehört zum belgischen AB InBev-Konzern.
Constellation Brands verschob unterdessen den Produktionsstart seiner neuen Brauerei in der südöstlichen Hafenstadt Veracruz auf 2026. Ursprünglich sollte dort schon 2025 Bier gebraut werden. Das Unternehmen gibt rund 1,3 Milliarden US$ für den neuen Standort aus. Ob die Verzögerung mit der US-Zollpolitik in Verbindung steht, gab Constellation Brands nicht bekannt. Geplant ist, zukünftig die Ostküste der USA per Schiff mit Bier aus Veracruz zu versorgen. Nach Brauereien in Nava (Bundesstaat Coahuila) und Ciudad Obregón (Sonora) wird es der dritte Produktionsstandort von Constellation Brands sein, das seine gesamten US-Verkäufe aus Mexiko bezieht.
Auch Heineken investiert im Süden Mexikos: Derzeit errichtet die Firma eine neue Brauerei im Bundesstaat Yucatán für umgerechnet 520 Millionen US$, die 2026 in Betrieb gehen soll. Es ist landesweit die achte Brauerei von Heineken neben den Standorten Orizaba, Monterrey, Tecate, Navojoa, Guadalajara, Toluca und Chihuahua.
Jose Cuervo, der weltweit größte Hersteller von Tequila, plant 2025 Investitionen zwischen 110 Millionen und 130 Millionen US$. Das Unternehmen erwartet ein herausforderndes Jahr, rechnet aber dennoch mit mittleren, einstelligen Wachstumsraten beim Absatz von Tequila.
Arca Continental, der zweitgrößte Coca-Cola-Abfüller im Land, will bis 2030 mindestens 50 Prozent recyclierte Verpackungen nutzen. Aktuell liegt die Quote bei rund 30 Prozent. Das Unternehmen greift dazu unter anderem auf die Recyclinganlage PetStar in Toluca (Bundesstaat México) zurück, die im vergangenen Jahr 101.790 Tonnen PET-Kunststoff wiederverwertete.
Regierung buhlt um ausländische Investitionen
Ähnlich wie Grupo Modelo kündigte auch der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé öffentlichkeitswirksam im Nationalpalast ein Investitionspaket in Höhe von 1 Milliarde US$ für 2025 bis 2027 an. Laut Steve Presley, Leiter von Nestlé Americas, sollen dadurch die Kapazitäten der Produktionsstätten in den Bundestaaten Veracruz, Guanajuato, Querétaro und México erweitert werden. Zudem soll ein neues Distributionszentrum entstehen, um Mexiko als Exporthub von Nestlé zu stärken. Laut Presley ist Mexiko weltweit der viertwichtigste Markt für den Konzern.
Die US-Supermarktkette Walmart kündigte im Zuge der Investitionskampagne der mexikanischen Regierung sogar Ausgaben im Umfang von 6 Milliarden US$ für 2025 an. Diese dienen allerdings vor allem dazu, neue Läden der Formate Bodega Aurrera, Sam's Club, Walmart Supercenter und Walmart Express zu eröffnen. Walmart will jedoch auch den nationalen Anteil seines Warenangebots erhöhen, was wiederum die Lebensmittelproduktion in Mexiko fördert. Laut Unternehmensangaben hat Walmart schon jetzt 30.000 lokale Zulieferer und über 80 Prozent rein mexikanische Produkte.
Von Edwin Schuh
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Mexiko-Stadt