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Special | Niederlande | Klimawandel lokal

Niederlande wollen Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft stärken

Die niederländische Regierung stellt 25 Milliarden Euro bereit, um die Agrarproduktion ökologischer zu gestalten. Diese ist intensiv und versursacht einen hohen Schadstoffausstoß.

Von Torsten Pauly | Berlin

Die Niederlande haben ein Nationales Programm ländlicher Raum NPLG (Nationaal Programma landelijk gebied) verabschiedet. Dieses läuft bis 2035. Geplant ist, mit einem Etat von 25 Milliarden Euro unter anderem Landwirte für eine Reduzierung des Tierbestandes zu entschädigen und zu einer extensiveren Viehhaltung zu motivieren. Zudem will die Regierung die Kreislaufwirtschaft im Agrarsektor bei Böden, Futter und Gülle vorantreiben. Weitere Ziele des Programms sind, dass organische Dünger und grüne Pflanzenschutzmittel weitaus häufiger eingesetzt werden und dass die Stickstoffbelastung stark zurückgeht.

Die Regierung will auch die Behörde für Lebensmittel- und Verbrauchersicherheit (Nederlandse Voedsel- en Warenautoriteit) stärken und ausbauen. Die Umsetzung des NLPG-Programms wird in Zusammenarbeit mit den niederländischen Provinzen erfolgen. All dies hat die neu gebildete niederländische Regierung unter Premier Mark Rutte direkt nach Amtseinführung Ende 2021 beschlossen. Bereits 2019 hatte die Vorgängerkoalition unter Rutte einen Aktionsplan zur Kreislaufwirtschaft im Agrarsektor bis 2030 aufgelegt.

Umsatz mit Bioprodukten wächst rasant

Auf Seiten der niederländischen Verbraucher besteht eine hohe und weiter steigende Nachfrage nach ökologisch erzeugten Lebensmitteln. Im Jahr 2020 hat sich der entsprechende Umsatz auf 8,2 Milliarden Euro summiert. Dies entspricht 16 Prozent des gesamten Nahrungsmittel- und Getränkemarktes (2019: 14 Prozent). Die wichtigsten Biosegmente waren 2020 Fleischwaren (26 Prozent), Fisch (15 Prozent), Molkereiprodukte (13 Prozent) Kaffee und Tee (12 Prozent) sowie Obst, Gemüse und Kartoffeln (11 Prozent).

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Gute Chancen für deutsche Lieferanten

Gleichzeitig ist die Erzeugung von biozertifizierten Lebensmitteln in den Niederlanden noch nicht sehr ausgeprägt. Dies eröffnet deutschen Anbietern hervorragende Exportmöglichkeiten, insbesondere bei Fleisch- und Milchwaren sowie bei Obst, Gemüse und Kartoffeln.

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Intensive Agrarproduktion belastet Atmosphäre und Böden stark

Die Umweltbelastung durch die niederländische Landwirtschaft ist hoch, war allerdings in den letzten Jahren bereits leicht zurückgegangen. Dennoch hat der Agrarsektor 2020 insgesamt 519 Millionen Kilogramm Methan (CH4) ausgestoßen. Dies waren 77 Prozent der gesamten niederländischen Emissionen. Es laufen Programme, um die Methanerzeugung zu senken. So erforscht die Agraruniversität Wageningen die Auswirkungen unterschiedlichen Weidegrases auf die Menge der Methanerzeugung. Auch die Belastung der Böden durch Nitrate (N) und Phosphate (P205) ist hoch. Hinzu kommt eine intensive Düngung mit Stickstoff, was Lachgas (N2O) erzeugt.

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Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist mit 9.900 Tonnen (2020) ebenfalls sehr hoch. Davon entfielen zuletzt 4.000 Tonnen auf Fungizide sowie Bakterizide und 2.400 Tonnen auf Insektizide sowie Akarizide zur Zecken- und Milbenbekämpfung.

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Smart Farming soll Ressourceneinsatz verbessern

Auch in der Landwirtschaft schreitet die Digitalisierung in den Niederlanden rasch voran. Dies ermöglicht einen gezielteren Einsatz von Ressourcen, unter anderem mithilfe künstlicher Intelligenz. Gleichzeitig ist das Königreich in der Erforschung und Entwicklung von digitalen Lösungen für den Agrarsektor international führend. Hohes Renommee genießen insbesondere die Universitäten in Wageningen, Eindhoven und Venlo. Die Universität Wageningen untersucht eine präzisere Steuerung von Agrarressourcen in einem Versuchsgarten. Dazu läuft ein Programm zu einer nachhaltigeren Molkereiwirtschaft. Diese akademischen Forschungen bringen auch viele Start-Up-Initiativen hervor.

Der Agrarsektor und die Weiterverarbeitung von Nahrungsmitteln und Getränken haben in den Niederlanden große gesamtwirtschaftliche Bedeutung. Diese Branchen haben 2020 insgesamt 4,2 Prozent zur landesweiten Bruttowertschöpfung beigetragen und 342.000 Arbeitsplätze gestellt. Die niederländische Landwirtschaft ist sehr produktiv, denn ein Erzeuger hat 2020 im Schnitt eine Bruttowertschöpfung von 240.000 Euro realisiert.

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