Special | Niederlande | Start-ups
Vielfältige Fördermöglichkeiten in den Niederlanden
Start-ups können öffentliche und private Darlehen erhalten. Zudem gibt es ein großes Business-Angel-Netzwerk.
06.05.2022
Von Inge Kozel | Berlin
Im Jahr 2021 zogen niederländische Start-ups und Scale-ups Investitionen in Höhe von 5,3 Milliarden Euro an. Das ist gegenüber 2020 (1,7 Milliarden Euro) eine Verdreifachung. Im Jahr 2020 waren die Investitionen außerdem bereits doppelt so hoch wie 2019. Experten erwarten, dass sich das Wachstum auch 2022 fortsetzen wird.
Die Investitionen – auch von ausländischen Financiers – in niederländische Start-ups steigen. Kleinere Deals erhalten dabei weniger Aufmerksamkeit als größere, so der Quarterly Startup Report.
Immer mehr ausländische Investoren finanzieren niederländische Start-ups
Ebenso ist die Anzahl der Geschäftsabschlüsse 2021 gestiegen. Im Jahr 2020 waren es fast 300, im Jahr 2021 über 400. Der Anstieg lässt sich vor allem durch die größeren Finanzierungsrunden erklären: Während es 2020 zwei Runden gab, die über 100 Millionen Euro einbrachten, waren es 2021 schon neun.
Die größten Deals erfolgten 2021 durch den Zahlungsdienstleister Mollie und das Softwareunternehmen Messagebird (je 800 Millionen Euro) sowie den Online-Supermarkt Picnic (600 Millionen Euro).
Auch aufgrund der niedrigen Zinssätze beteiligen sich immer mehr Investoren an Start-ups. Insbesondere bei ausländischen Investoren scheint das Interesse an niederländischen Start-ups und Scale-ups groß zu sein. Viele amerikanische Investoren sind diesbezüglich in den Niederlanden aktiv. Die Zunahme des ausländischen Anteils hat einen sinkenden Anteil der einheimischen Investoren zur Folge. Damit nimmt auch der Einfluss lokaler Financiers auf Wachstum und Innovationen auf dem Heimatmarkt ab.
Viele erfolgreiche Gründer sind zugleich Investoren im Bereich Early-Stage-Start-ups. Diese Angel-Investoren verfügen über die notwendige Gründungserfahrung, die sie mit jungen Unternehmen teilen. Auch Venture Capital oder Bankdarlehen sowie Crowdfunding sind Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung. Venture-Capital-Gesellschaften, aufgelistet danach in welcher Phase sie sich beteiligen, werden in einer Übersicht dargestellt.
Mehrere Programme unterstützen finanziell
Die niederländische Regierung unterstützt junge Firmen mit einem Innovationskredit. Dabei muss es sich um ein innovatives Unternehmen handeln, das in den Niederlanden ansässig ist. Die Projekte müssen aufgrund von Forschungsergebnissen realisierbar sein und sollten innerhalb von fünf Jahren zu einem marktfähigen Produkt führen. Weitere Voraussetzung ist, dass genügend finanzielle Mittel vorhanden sind, um das Vorhaben zu beenden. Der maximale Kredit pro Firma hängt von der Größe des Unternehmens ab und beträgt mindestens 150.000 Euro. Für klinische Forschungsprojekte gilt ein Höchstbetrag von 5 Millionen Euro, für technische Vorhaben von 10 Millionen Euro. Der Kredit kann bei der niederländischen Unternehmensagentur RVO beantragt werden.
Für 2022 stehen 40 Millionen Euro für technische Entwicklungsprojekte und 20 Millionen Euro für klinische Vorhaben zur Verfügung. Mit dem Innovationskredit können kleine Firmen 45 Prozent der Entwicklungskosten eines Projekts finanzieren, mittlere Unternehmen 35 Prozent und Großfirmen 25 Prozent.
Seit 2018 hat die Regierung den Future Food Fund (FFF) aufgelegt. Der Fonds fokussiert sich auf Smart Farming, biobasierte Zutaten, Novel Food und intelligente Lieferketten. Der FFF ist ein Risikokapitalfonds, der sich auf niederländische Unternehmen konzentriert, nicht nur Kapital wird zur Verfügung gestellt. Das Management des Fonds greift auf jahrelange eigene Erfahrungen in den Bereichen Unternehmertum, Risikokapital und Mentoring zurück und teilt sie mit jungen Firmen. Bevorzugt werden Unternehmen in der frühen Wachstumsphase, die eine Gesamtinvestition zwischen 500.000 Euro und 3,5 Millionen Euro benötigen. Der Fonds strebt eine Minderheitsbeteiligung zwischen 20 Prozent und 50 Prozent an. Die Start-up Box führt mit verschiedenen Fragen zu einem Kredit oder sonstigen Unterstützungsmaßnahmen der niederländischen Regierung.
Auch allgemeine Förderprogramme gelten für Start-ups
Neben diesen Förderungen können Start-ups in den Niederlanden auch die allgemeinen Förderprogramme ausschöpfen. Diese können gleichermaßen von ausländischen Start-ups, die in den Niederlanden tätig werden wollen, genutzt werden. Insbesondere kommen folgende Programme in Betracht:
- Unternehmen und Selbstständige erhalten eine steuerliche Förderung. Das Gesetz zur Förderung der Forschungs- und Entwicklungsarbeit (WBSO, Wet Bevordering Speur- en Ontwikkelingswerk) wird vom Rijksdienst voor Ondernemend Nederland (RVO) umgesetzt und stimuliert die technische Innovation innerhalb der niederländischen Wirtschaft. Im Jahr 2022 stehen rund 1,3 Millionen Euro bereit.
- Im Rahmen des Abzugs von Umweltinvestitionen (MIA, Milieu-investeringsaftrek) können Firmen bis zu 45 Prozent der Investitionskosten für eine umweltfreundliche Investition zusätzlich zu den regulären Investitionssteuerabzügen absetzen. Mit der Abschreibung von Umweltinvestitionen (Vamil, Willekeurige afschrijving milieu-investeringen) können Unternehmen 75 Prozent ihrer Investitionskosten abschreiben.
- Ein weiteres Programm ist Seed Capital, das Gründern hilft, einen Investor zu finden.
Gute Bedingungen für Einhörner
Ein erfolgreiches Start-up in den Niederlanden ist Mollie. Der vor der Coronakrise noch unbekannte Zahlungsabwickler hat sich zum drittgrößten Fintech-Anbieter Europas gemausert. Mollie profitierte von den Covid-19-Einschränkungen im Handel, die den digitalen Zahlungsverkehr notwendig machten. Seit September 2020 ist es ein Einhorn und nach eigenen Angaben profitabel.
Das Unternehmen nahm 2019 erstmalig eine Finanzierung auf. Im Jahr 2020 erhielt Mollie rund 91 Millionen Euro in einer Finanzierungsrunde und wurde anschließend mit Angeboten von Investoren überschwemmt. Im Juni 2021 nahm Mollie in einer Megafinanzierungsrunde (Serie C) rund 827 Millionen Euro ein und erreichte damit einen Wert von 5,9 Milliarden Euro. Die Firma will mit den Mitteln in Europa, Lateinamerika und Asien expandieren.
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