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Branchen | Nordamerika | Fußball-WM 2026

USA: WM bietet Nährboden für erstklassige Sicherheitslösungen

Rund ein Dutzend Austragungsorte sowie deutlich mehr Teams und Spiele: Die nächste Fußball-Weltmeisterschaft stellt enorme Herausforderungen an die Sicherheit.

Von Heiko Steinacher | San Francisco

Die Fußballweltmeisterschaft 2026 dürfte die größte der Geschichte werden. Je nach Gruppenformat könnte es bis zu 60 Prozent mehr Spiele als bei früheren Turnieren geben. Das stellt gewaltige Anforderungen an die Sicherheit. Zwar haben die Amerikaner in den letzten Jahren viel Erfahrung bei der Terrorismusbekämpfung gesammelt und hohe Summen in moderne Sicherheitstechnologien investiert. Dennoch stuften bei einer Expertenbefragung im November 2021 fast 85 Prozent der Befragten die Sicherheitsvorkehrungen in US-Stadien nur als „ausreichend“ oder „nicht gut“ ein.

Ein Forscherteam an der Universität von Southern Mississippi erarbeitet mit einigen Austragungsorten Lösungsansätze. Neue Technologien sollen dabei helfen, Stadien sicherer sowie Kontrollprozesse effizienter und bequemer zu machen. Eine wichtige Rolle spielen Anwendungen im Bereich Computer Vision, bei denen Rechner mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) aussagefähige Informationen aus digitalen Bildern und Videos generieren können. Statt herkömmlicher Metalldetektoren sollen künftig KI-basierte Systeme ein proaktives, fortschrittliches Warnsystem ermöglichen.

Kontaktlose Technologien sind gefragt

Gefragt sind auch Touchless-Anwendungen, unter anderem Lesegeräte für Mobiltelefone und neue kontaktlose biometrische Lösungen, wie Handscanner. Auch gehen Stadien immer mehr zu sogenannten Click-&-Collect-Diensten über, um etwa in Kassenhallen sowie an Essens- und Souvenirständen Schlangen zu verkürzen. Oder sie stellen gleich komplett auf kassenlose Verkaufsstände um, bei denen die Kunden am Eingang einfach per Kreditkarte oder Hand-Scan zahlen. Laut dem Magazin Stadion Tech Report hat sich die Anzahl der kassenlosen Stände der beiden Marktführer Zippin und Amazon in US-Stadien von August 2022 bis Januar 2023 fast verdoppelt. Zudem führen Arenen auf ihren Toiletten berührungslose Türsteuerungen, Wasserhähne und Papiertuchspender ein. Viele taten das aber auch schon während der Coronapandemie.

Das SoFi-Stadion in Los Angeles hat bereits Evolv Technology als Sicherheitsdienstleister verpflichtet. Das Unternehmen aus Massachusetts entwickelt Express-Sicherheitsscanner, die gleichzeitig mehrere Fans durchlassen können. Auch das kanadische Technologie-Start-up Xtract One und der US-Anbieter von Metalldetektoren CEIA konnten bereits Verträge mit US-Stadien abschließen.

Auch Zulieferchancen für deutsche Unternehmen

Recherchen der Deutsch-Amerikanischen Handelskammern (AHK USA) mit der AHK Kanada und der AHK Mexiko im Frühjahr 2022 legen Zulieferchancen für deutsche Firmen in den Bereichen Crowd Management, digitale Bilderfassung, Überwachungssysteme, Katastrophen-/Brandschutz, Drohnenabwehr und Cybersicherheit nahe. In allen diesen Bereichen werden moderne KI-Technologien benötigt.

Mit der zunehmenden Digitalisierung und Vernetzung von Stadien müssen sich die Organisationen, Verbände und Veranstalter auch vermehrt auf Cyberangriffe einstellen. Kritische Infrastrukturen wie das Gesundheitswesen sowie Lieferketten und sogar Cybersicherheitsfirmen selbst standen bereits öfter im Fokus der Angreifer. Internationale Arbeitsgruppen kooperieren auf dem Gebiet der Cybersicherheit. Im trans­atlantischen Verhältnis wurde 2021 der Handels- und Technologierat EU-USA (TTC) ge­gründet.

Außerhalb der Stadien müssen Bereiche, in denen Fans essen, trinken und öffentliche Übertragungen der Spiele verfolgen, besonders geschützt werden. Drohnen zählen hierbei zu den vielversprechendsten fototechnischen Anwendungen. Sie werden bereits in vielen zivilen Bereichen eingesetzt und auch bei Katastropheneinsätzen immer wichtiger. Das eröffnet Zulieferern aus dem deutschen Sprachraum Marktchancen. Sie profitieren unter anderem davon, dass die USA den chinesischen Hersteller DJI im Dezember 2021 auf eine schwarze Liste ("Entity List") gesetzt haben, was Geschäftsbeziehungen des Unternehmens zu US-Partnern enorm erschwert.

Investitionen in Smart-City-Projekte geplant

Auch die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel und die Verkehrsflussoptimierung sind zu verbessern. Ersteres bildet angesichts der zu erwartenden Menschenmassen für das Autoland USA eine besondere Herausforderung, denn mehr Mietwagen werden wohl mehr innerstädtische Probleme verursachen als Transportprobleme lösen. So investieren die Austragungsstädte in den Ausbau ihres Nahverkehrsangebots und in Smart-City-Anwendungen.

Chancen bieten sich Anbietern „intelligenter“ Sensorik zur Steuerung des Verkehrsflusses und des verfügbaren Parkraums in städtischen Räumen. Im Smart-City-Innovationszentrum Curiosity Lab bei Atlanta wurde bereits in der Coronazeit auf KI basierende Kameratechnologie getestet, die möglicherweise auch Einsatzmöglichkeiten für eine „intelligente“ Verkehrsüberwachung während der WM bietet. Seattle erweitert sein Stadtbahnsystem und will die Sicherheit vor allem an unterirdischen Stationen verbessern.

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