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Branchen | Oman | Grüner Wasserstoff

Viel Bewegung in Omans Wasserstoffsektor

Das Sultanat will ein führender grüner Wasserstoffproduzent werden. Vereinbarungen über sechs Großprojekte sind bereits abgeschlossen. Weitere Vorhaben sind ausgeschrieben.

Von Robert Espey | Dubai

Hydrogen Oman (Hydrom) hat Mitte März 2023 mit mehreren Unternehmen beziehungsweise Konsortien verbindliche Vereinbarungen über wesentliche Vertragsbedingungen (Commercial Term Sheets) für sechs grüne Wasserstoffprojekte geschlossen. Hydrom ist eine 2022 zur Entwicklung und Steuerung der grünen Wasserstoffwirtschaft gegründete Behörde, die zu Energy Development Oman gehört.

Die Vereinbarungen sind das Ergebnis von bereits 2021 begonnenen Verhandlungen. Die sechs Projekte laufen außerhalb des erst 2022 von Hydrom entwickelten Ausschreibungsverfahrens. Deshalb werden die Vorhaben als "Legacy Hydrogen Projects" bezeichnet. Gleichwohl sollen die Vereinbarungen im Wesentlichen den Bedingungen des neuen Ausschreibungsverfahrens entsprechen.

Oman will 2030 etwa 1 Million Tonnen grünen Wasserstoff erzeugen

Im Herbst 2022 wurde eine Wasserstoffstrategie verkündet, die vorsieht, bis 2030 eine jährliche Produktionskapazität von 1 Million Tonnen grünem Wasserstoff zu erreichen. Der Planung zufolge sind dazu eine Elektrolyseurleistung von 10 Gigawatt sowie Solar- und Windkraftwerke mit einer Kapazität von 20 Gigawatt erforderlich. Die jährliche Wasserstoffproduktion soll 2040 etwa 3,5 Millionen Tonnen erreichen (Elektrolyseur: 40 Gigawatt; erneuerbare Energien: 75 Gigawatt) und bis 2050 auf 8 Millionen Tonnen steigen (Elektrolyseur: 100 Gigawatt; erneuerbare Energien: 185 Gigawatt).

Hydrom zufolge erfordern die jetzt vereinbarten sechs Projekte Investitionen in Höhe von 20 Milliarden US-Dollar (US$). Die Produktionskapazität wird mit insgesamt 0,7 Millionen Tonnen Wasserstoff angegeben. Mit insgesamt 140 Milliarden US$ kalkuliert Hydrom die bis 2050 erforderlichen Investitionen.

An den sechs Projekte ist BP Alternative Energy Investments Limited mit jeweils einem Projekt in den Regionen Duqm und Salalah beteiligt. Detaillierte Informationen zu den BP-Vorhaben liegen aber noch nicht vor. Die anderen vier Projekte sind "Green Energy Oman", "Green Hydrogen and Chemicals", " Hyport Duqm" und "SalalaH2".

"Green Energy Oman" ist größtes Wasserstoffprojekt

Das größte geplante grüne Wasserstoffprojekt soll nach Abschluss der letzten Ausbaustufe von Solar- und Windkraftwerken mit einer Leistung von 25 Gigawatt versorgt werden. Betreiber ist ein Joint Venture aus Omans staatlicher Energieholding OQ, dem Hongkonger Projektentwickler InterContinental Energy (ICE) und dem staatlichen kuwaitischen Unternehmen EnerTech.

Der Wasserstoff mit einer Jahreskapazität von 1,8 Millionen Tonnen soll der Produktion von jährlich 10 Millionen Tonnen grünem Ammoniak dienen. Das 28-Milliarden-US$-Projekt soll im Jahr 2038 fertiggestellt sein. Aktuell ist eine erste Projektphase mit 8 Gigawatt erneuerbaren Energien geplant.

Die australische Worley Engineering Company hat im April 2022 den Auftrag für eine Konzeptstudie erhalten. Die lokale Ingenieurfirma HMR arbeitet an einer Umwelt- und Sozialverträglichkeitsstudie, die im Sommer 2023 vorliegen soll. DNV aus Norwegen erstellt eine Solar- und Windanalyse für die Provinz Al Wusta, wo das Projekt 70 Kilometer südlich von Duqm angesiedelt werden soll.

Indiens ACME plant "Green Hydrogen and Chemicals"  Projekt

Zur Durchführung des "Green Hydrogen and Chemicals"-Projekts hatte die staatliche Oman Company for the Development of Special Economic Zone at Duqm (SEZAD/Tatweer) im März 2021 mit der indischen ACME Group eine Absichtserklärung über ein auf 5 Milliarden US$ geschätztes Vorhaben zur Produktion von grünem Wasserstoff/Ammoniak unterschrieben.

Im März 2022 hat ACME mit der norwegischen Scatec ein 50:50-Joint Venture zur Realisierung des Projekts gegründet. Für eine erste, 2,5 Milliarden US$ teure Phase ist eine Jahresproduktion von 0,1 Millionen Tonnen Ammoniak geplant. Eine Elektrolyseurleistung von 300 Megawatt und eine 500 Megawatt Fotovoltaikanlage sollen installiert werden. Langfristig sind jährlich 1,2 Millionen Tonnen Ammoniak angestrebt.

Die Ammoniak-Technologie liefert KBR aus Houston. Als Finanzberater wurde das US-Unternehmen Synergy Consulting engagiert. Weitere beteiligte Berater und Planer sind unter anderem Larsen&Toubro, Black&Veatch, Tata Engineering, Worley, BMT, Sense Hawk und COWI. Der TÜV Rheinland ist mit der Ammoniak-Zertifizierung beauftragt.

Für die Produktion der ersten Phase wurde im Juli 2022 mit Yara International ASA (Yara) eine Abnahmevereinbarung erzielt. Das Osloer Unternehmen soll auch am Ausstoß der zweiten Phase interessiert sein.

"Hyport Duqm" Projekt unter belgischer Führung

Die belgische Firma DEME Concessions und OQ schlossen Ende 2020 eine Kooperationsvereinbarung zur Realisierung eines grünen Wasserstoff-Ammoniak-Projekts in Duqm (Hyport Duqm). Für die erste Hyport-Phase, die 1,5 Milliarden US$ kosten und 2026 in Betrieb gehen soll, ist eine Elektrolyseurleistung von 500 Megawatt vorgesehen. Etwa 1,3 Gigawatt Solar- und Windkraftkapazitäten sollen geschaffen werden. Die geplante Ammoniak-Kapazität wird mit jährlich 0,3 Millionen Tonnen angegeben.

Der deutsche Energieversorger Uniper hat für das Hyport-Projekt den FEED-Auftrag (Front End Engineering Design) erhalten. Uniper steht auch in Verhandlungen über einen Abnahmevertrag für das produzierte Ammoniak.

Linde am "SalalaH2" Projekt beteiligt

Im September 2021 haben OQ, die japanische Marubeni, Linde und die Dutco Group aus Abu Dhabi eine Vereinbarung (Joint Development Agreement) zur Erstellung einer Machbarkeitsstudie für ein grünes Wasserstoff-Ammoniak-Projekt in der Hafenstadt Salalah (SalalaH2; Investition: 1,5 Milliarden US$) unterzeichnet. Die Wind- und Solaranlagen sollen über eine Leistung von 1 Gigawatt verfügen, eine Elektrolyseurkapazität von 400 Megawatt ist vorgesehen.

Im Sommer 2022 wurde in Salalah ein Werk (Luban Ammonia; Investor: OQ) fertiggestellt, in dem grüner Ammoniak erzeugt werden soll. Die Ammoniakanlage wird bis zum Start der grünen Wasserstoffproduktion als Feedstock Methanol verarbeiten, den die Salalah Methanol Company liefert (Kapazität: 3.000 Tonnen/Tag).

Ausschreibungsverfahren für weitere Wasserstoffprojekte

Zukünftig sollen Wasserstoffprojekte über Ausschreibungen vergeben werden. Dabei bietet Hydrom Flächenblöcke für Wasserstoff- und Ammoniakanlagen sowie die notwendigen Solar- und Windkraftwerke an. Derzeit sind zwei Blöcke in der Region Duqm ausgeschrieben (Public Auction Phase A, Round 1). Die Vergabe ist für April 2023 angekündigt. Eine zweite Ausschreibungsrunde für vier Blöcke in der Provinz Dhofar soll im Juni beginnen und im Dezember 2023 abgeschlossen sein. Interessenten müssen als Konsortium anbieten und nach dem Zuschlag das staatliche Unternehmen OQ Alternative Energy als weiteren Partner aufnehmen. Für die Flächennutzung sind Steuern und Abgaben fällig. Die Erträge aus dem Wasserstoffsektor sollen sukzessive die Öl- und Gaseinahmen ersetzen.

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