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Oman: Weniger neue Projekte im Jahr 2025 vergeben
In Oman geht die Projektvergabe trotz zahlreicher Ankündigungen zurück. Der Fokus richtet sich auf strategische Schlüsselbranchen.
25.11.2025
Von Heena Nazir | Dubai
Nach einem starken Jahr 2024 haben die omanischen Projektausschreibungen 2025 deutlich an Schwung verloren. Laut der Marktbeobachtungsplattform MEED Projects wurden von Januar bis Oktober neue Investitionsprojekte für rund 5,5 Milliarden US-Dollar (US$) ausgeschrieben – rund 52 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Ölpreis und Ausgabendisziplin der Regierung bremsen Projektvergabe
Hauptursachen sind die gesunkenen Ölpreise und eine vorsichtigere Ausgabenpolitik der Regierung, die Investitionen stärker priorisiert und auf striktere Anforderungen an die finanzielle Tragfähigkeit von Vorhaben achtet. Laut Internationalem Währungsfonds (IWF) sank die Quote der Staatsverschuldung seit 2020 von rund 65 auf 35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das stärkt die finanzielle Stabilität, begrenzt zugleich aber den Spielraum für neue Projekte.
Transport und Energie als Investitionsanker
Die omanische Regierung bündelt ihre Mittel auf ausgewählte Infrastruktur- und Energievorhaben. Von Januar bis Oktober 2025 nahm der Transportsektor dabei eine Schlüsselrolle ein und stand für rund 28,5 Prozent der gesamten Projektneuvergaben in diesem Zeitraum.
Zu den maßgeblichen Vergaben des Jahres 2025 zählt der Auftrag für die Anlagen, Depots und Stationen des omanischen Abschnitts der Hafeet Rail. Das Joint Venture aus Larsen & Toubro (Indien) und PowerChina (China) wurde mit der Umsetzung des 500-Millionen-US-Dollar-Pakets beauftragt, das die künftige Schienenverbindung zwischen Oman und den VAE strukturell vorbereitet. Weiterhin erhielt Sarooj Construction (Oman) den Zuschlag für die Haupt- und Nebenstraßen der geplanten Sultan-Haitham-City in Muscat, ein Projekt im Umfang von 166 Millionen US$.
Neben dem Transportsektor zeigt auch die Energiebranche eine hohe Aktivität. Auf den Gassektor entfielen in den ersten zehn Monaten 2025 knapp 20 Prozent der gesamten Projektneuvergaben. Im September 2025 vergab Petroleum Development Oman den 800 Millionen US$ schweren Auftrag für die Budour-Tayseer-Verarbeitungsanlage an das kuwaitische Unternehmen Spetco. Die Anlage soll saure Gase aus den Feldern Budour und Tayseer weiterverarbeiten und gehört zu den größeren neuen Upstream-Investitionen.
Ergänzend verzeichnete der Wasser- und Entsalzungssektor leichte Zuwächse. Sein Anteil am Projektvolumen lag 2025 bei rund 18 Prozent, die Neuvergaben entsprachen rund 1 Milliarde US$.
Wasserstoff als Zukunftsversprechen
Laut MEED Projects beläuft sich der Gesamtwert aller laufenden und geplanten Vorhaben auf rund 50 Milliarden US$. In den Sektoren Stromerzeugung und Wasserstoff laufen Vorbereitungen für neue Großprojekte. Geplant sind unter anderem das Misfah- und das Duqm-Independent-Power-Projekt mit einer Kapazität von insgesamt rund 2.400 Megawatt. Beide Vorhaben befinden sich in der Planungsphase. Ausschreibungen sind für Anfang 2026 vorgesehen.
Im Mittelpunkt steht der grüne Wasserstoff: Der Markt befindet sich 2025 in einer Übergangsphase. Obwohl die Wasserstoffprojekte bereits ein Volumen von mehr als 35 Milliarden US$ umfassen, befinden sich die meisten noch in der technischen Vorplanungs- oder Studienphase. Federführend ist die staatliche Agentur Hydrom, die im Rahmen der Phase A der nationalen Wasserstoffstrategie Konzessionen vergibt.
Zu den größten Vorhaben zählen das Projekt Green Energy Oman für 7 Mrd. US$, das Salalah Green Hydrogen & Ammonia Projekt im Wert 8,5 Mrd. US$ und der geplante Oman-Europe Liquid Hydrogen Corridor im Umfang von 10 Mrd. US$. Nur wenige Anlagen, darunter das Duqm Green Ammonia Plant, befinden sich bereits im Bau.
Trotz des langsamen Fortschritts bleibt Wasserstoff ein strategischer Eckpfeiler der Oman Vision 2040. Internationale Partner wie bp, Engie, POSCO, Samsung und Acwa Power sind beteiligt. Für den Durchbruch sind jedoch schnellere Genehmigungen, stabile Finanzierung und eine moderne Netzinfrastruktur entscheidend.
| Projektname | Branche | Projektstatus | Projektwert (Mrd. US$) | Beschreibung | Betreiber / Konsortium |
|---|---|---|---|---|---|
| SIS – Sur Refinery and Petrochemicals Complex | Öl | Studie | 10 | Geplanter Raffinerie- und Petrochemiekomplex in Sur zur Diversifizierung der nationalen Energieproduktion. | Shumookh Investment & Services Company / Madayn |
| Oman–Europe Liquid Hydrogen Corridor | Gas | Studie | 10 | Konsortialprojekt zum Aufbau eines Export- und Transportkorridors für Flüssigwasserstoff zwischen Oman und Europa. | Hydrom / OQ / Port of Duqm / Port of Amsterdam |
| Acwa Power / OQ / Air Products – Salalah Green Hydrogen & Ammonia Project | Chemie | Studie | 8,5 | Großanlage in Salalah zur Erzeugung von grünem Wasserstoff und Ammoniak für Exportmärkte. | ACWA Power / OQ / Air Products |
| GEO – Green Hydrogen: Phase A, Round I, Z1-04 (Phase 1) | Chemie | Technische Vorplanungsphase | 7 | Teilprojekt des „Green Energy Oman“-Clusters zur großskaligen Produktion von Wasserstoff. | InterContinental Energy / OQ / Shell Oman |
| Engie / POSCO / PTT / Samsung – Green Hydrogen: Phase A, Round I, Z1-02 | Chemie | Technische Vorplanungsphase | 7 | Internationales Konsortium zur Entwicklung einer integrierten Wasserstoffproduktion in Oman. | ENGIE / POSCO / PTT / Samsung Engineering |
| SalalaH2 – Greenfield Ammonia Plant | Chemie | Studie | 5,7 | Neubau einer großtechnischen Anlage zur Herstellung von grünem Ammoniak in Salalah. | Marubeni / OQ Alternative Energy / Dutco / Samsung C&T |
| EDF Group / J-Power / Yamna – Round 2: Green Ammonia Plant | Chemie | Studie | 5 | Zweite Projektphase zur Produktion von grünem Ammoniak unter internationaler Beteiligung. | EDF / J-POWER / YamnaCo |
| Hydrom – Shared Infrastructure Development | Chemie | Technische Vorplanungsphase | 5 | Aufbau gemeinsamer Infrastruktur (Pipelines, Terminals, Netze) für mehrere Wasserstoff-Großprojekte. | Hydrom |
| SAGE – Middle East to India Deepwater Pipeline (MEIDP) | Gas | Technische Vorplanungsphase | 4,5 | Tiefsee-Pipelineprojekt zur Verbindung der Golfregion mit Indien. | SAGE / MEIDP Project Company |
| LUPRO / Muscat Investment House – Green Ammonia Facility Duqm | Chemie | Studie | 4,5 | Geplante Anlage zur Erzeugung von grünem Ammoniak im Industriegebiet Duqm. | LUPRO / Muscat Investment House |
Deutsches Know-how für Energie, Infrastruktur und Umwelttechnik gefragt
Oman bleibt für deutsche Technologieanbieter ein attraktiver Markt. Die nationale Hydrogen Vision 2040 und Großvorhaben wie Green Energy Oman oder Salalah Hydrogen eröffnen langfristige Möglichkeiten in den Branchen Energie, Infrastruktur und Umwelttechnik.
Vor allem in der Planungs- und Konzeptionsphase sind deutsche Unternehmen mit ausgeprägter Ingenieurskompetenz gefragt. Die Vielzahl deutscher Firmen, die bereits in der technischen Vorplanungsphase aktiv sind – von Fichtner über EnBW und Hydrogen Rise bis AS+P und duisport – verdeutlicht, dass omanische Auftraggeber bei Projektstrukturierung und Systemintegration gerne auf deutsches Know-how setzen.
| Unternehmen | Projekttyp / Aktivität | Geschätztes Projektvolumen (in Mio. US$) | Bemerkungen |
|---|---|---|---|
| Hydrogen Rise AG | Technische Vorplanung und Beratung für Green Energy Oman (GEO) | 1.377 | Führend bei Wasserstoffprojekten, Zusammenarbeit mit Hydrom |
| Albert Speer & Partner (AS+P) | Masterplanung für Duqm Industrial Zone und urbane Entwicklungsprojekte | 1.000 | Nachhaltige Stadt- und Industrieplanung |
| TX Logistik AG | Eisenbahn- und Güterlogistik – Beteiligung an Oman National Railway | 1.000 | Planung und künftige Betriebslogistik |
| Duisburger Hafen AG (duisport) | Logistik- und Hafenplanung im Duqm-Hafen-Korridor | 900 | Know-how-Transfer in Hafen- und Port-Management |
| Energie Baden-Württemberg (EnBW) | Studien zu Offshore-Wind / Wasserstoffintegration in Duqm | 850 | Technische Machbarkeitsanalysen |
| H₂ Industries Inc. | Konzeptplanung Waste-to-Hydrogen Salalah | 600 | Abfall-zu-Energie-Lösungen |
| Fichtner Consulting Engineers | Technische Beratung für Duqm IPP und Entsalzungsprojekte | 250 | Leitende Ingenieurberatung (Energie, Wasser) |
| Siemens AG / Siemens Energy | Early Engineering für Misfah IPP und Duqm Hydrogen Plant | 200 | Turbinen- und Netztechnikplanung |
Langsame Projektumsetzung bleibt ein Markthemmnis
Der Marktzugang ist jedoch auch mit Risiken verbunden. Das größte Hindernis liegt derzeit in der langsamen Projektrealisierung: Viele Vorhaben verharren über Jahre in der technischen Vorplanungsphase. Das bindet Kapital und Personal, während Erträge kurzfristig ausbleiben. Mittelständische deutsche Firmen ohne lokale Präsenz oder Kapitalpartner stoßen oft an organisatorische und regulatorische Grenzen, erklärte Sousann El Faksch, die ehemalige Repräsentantin der Deutsch-Emiratischen Industrie- und Handelskammer (AHK), in Gesprächen mit Germany Trade & Invest.
| Aspekt | Beschreibung |
|---|---|
| RHQ-/Präsenzpflicht für öffentliche Aufträge | Keine gesetzliche Pflicht; lokale Agentur oder Vertretung vorgeschrieben bei Staatsprojekten. Ausländische Anbieter müssen sich beim Tender Board registrieren. |
| Zentrale Vergabestellen | General Secretariat of the Tender Board (GSTB) – zentrale Behörde für öffentliche Ausschreibungen; zunehmend digitale Verfahren über das E-Tendering-Portal. |
| Typische Vergabeverfahren | Nationale und internationale Ausschreibungen über das Tender Board Portal. Verfahren meist zweistufig (technisch + kommerziell). |
| Besonderheiten für ausländische Anbieter | Lokale Partner erforderlich für die Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen; Präqualifikation und Tender-Lizenz notwendig. |
| Lokalisierungsquote / Local Content | In-Country Value (ICV)-Regeln aktiv, v. a. im Energie- und Industriesektor. Zielvorgabe: 30–40 % lokale Wertschöpfung; gilt als strategisches Ziel, nicht als feste Quote. |
Erfolgsfaktoren für deutsche Unternehmen in Oman:
- Schwerpunkt auf grünem Wasserstoff und Industrieclustern:
Oman entwickelt sich zu einem Hotspot für grünen Wasserstoff. Großprojekte wie HYPORT Duqm, Amnah und SalalaH2 bündeln Investitionen von internationalen Partnern, u. a. aus Deutschland. Für deutsche Unternehmen bestehen attraktive Einstiegsmöglichkeiten in Engineering, Anlagenbau, Speichertechnik und Umweltmanagement. - Staatlich gelenkt, aber investorenfreundlich:
Die Projektvergabe erfolgt über staatliche Gesellschaften wie Hydrom, OQ oder Asyad Group, die gezielt internationale Technologiepartner suchen. Transparenz und internationale Standards erleichtern den Marktzugang. - Langfristige Stabilität, aber begrenzte Projektvolumina:
Im Vergleich zu Saudi-Arabien oder den VAE ist das Projektvolumen kleiner, aber stabil. Entscheidend ist Frühpositionierung in nationalen Programmen wie Oman Vision 2040 und Industrial Strategy 2040. Deutsche Firmen profitieren hier mit Technologiekompetenz in Effizienz, Chemie und Wasserwirtschaft.