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Branchenbericht Pakistan Nahrungsmittel, Getränke

Nahrungsmittelverarbeitung gewinnt an Bedeutung

Eine wachsende Mittelschicht, steigende Einkommen und zunehmende Urbanisierung beflügeln den pakistanischen Markt für verpackte und weiterverarbeitete Nahrungsmittel.

Von Heena Nazir | Dubai

Der Grad der Weiterverarbeitung von Lebensmitteln – und damit der erzielbaren Wertschöpfung – ist in Pakistan bisher noch sehr gering. Branchenkennern zufolge werden schätzungsweise lediglich 1 bis 3 Prozent der Nahrungsmittel in der Republik weiterverarbeitet. In westlichen Ländern beträgt dieser Anteil rund 70 Prozent. Viele lokale Erzeugnisse werden nach wie vor in wenig ansprechenden Verpackungen angeboten, Grundnahrungsmittel wie Reis, Mehl und Hülsenfrüchte oft sogar unverpackt.

Trend geht zu verpackten und verarbeiteten Lebensmitteln

Mittel- bis langfristig gesehen geht der Trend jedoch immer stärker in Richtung verpackte und weiterverarbeitete Nahrungsmittel, erklärt Pervaiz Akhtar, Director Corporate Affairs bei der METRO Pakistan (Pvt) Limited im Interview mit Germany Trade and Invest (GTAI). Die Gründe für diese Nachfragesteigerung seien vielfältig und lägen unter anderem in der Expansion der Mittelschicht und ihres Einkommens sowie in der Zunahme der Urbanisierung. „Der Großteil der Stadtbevölkerung (in Karatschi, Islamabad und Lahore) verwendet heute mehr verpackte als unverpackte Lebensmittel. Der urbane Lebensstil befeuert eine wachsende Nachfrage nach verarbeiteten Nahrungsmitteln“, betont Akhtar weiter.

Als mögliche Ursachen machen die Analysten von Euromonitor International weiterhin eine stärkere Exposition gegenüber dem westlichen Lebensstil aus, beispielsweise durch die Nutzung sozialer Medien, anderer Kommunikationsmedien oder durch das Fernsehen. Darüber hinaus tragen eine generelle Modernisierung und eine wachsende Anzahl berufstätiger Frauen dazu bei.

Ein wichtiger Treiber sei außerdem der Zuwachs von modernen Einzelhandelsformaten, Supermärkten und Drogerien wie METRO Pakistan (Pvt), Al Fatah und Hyperstar in dem südasiatischen Land. Die verarbeitende Industrie profitiert zudem von der generellen Entwicklung des Gastronomiesektors: Eine Reihe von Betrieben (von traditionellen Desi-Food-Dhabs bis hin zu Food Streets, Food Courts in Einkaufszentren und High-End-Restaurants) erleben ein Wachstum von durchschnittlich über 10 Prozent jährlich.

Ausländische Unternehmen sind stark vertreten

Die Lebensmittelindustrie der Islamischen Republik wird vor allem von den mehr als 1.000 großen Verarbeitungsbetrieben geprägt. Rund 16 Prozent der Arbeitsstellen im verarbeitenden Gewerbe sind dem Sektor verortet. Die Big Player kommen hauptsächlich aus dem europäischen und chinesischen Markt, der Schweizer Konzern Nestlé ist Marktführer. Es gibt auch zahlreiche lokale Unternehmen, die immer mehr Marktanteile dazugewinnen. Zu ihnen zählen Dalda Foods Ltd. (Ghee und Speiseöle), Ismail Industries Ltd. (Süßwaren) und Shahi Enterprises Ltd. (Backwaren und Gewürze).

„Insgesamt sind die Bedingungen für ausländische Unternehmen in der Nahrungsmittelindustrie gut“, sagte Zubair Gilani, Vorsitzender der Investitionsfördergesellschaft Board of Investment Pakistan in Gesprächen mit der GTAI. „Ein ausländischer Investor, der in den pakistanischen Lebensmittelverarbeitungssektor investieren möchte, kann die Handelsrouten und Sonderwirtschaftszonen nutzen. Dies führt zu einem Wettbewerbsvorteil durch Reduzierung der inländischen Kosten in Verbindung mit reduzierten Transportkosten“, erklärt Gilani weiter.

Neue Unternehmen sollten einige wichtige Regeln beachten: Beispielsweise hat jede Provinz in Pakistan ihre eigenen Vorschriften zur Lebensmittelsicherheit. Die Standards werden von der Pakistan Quality Control Authority (PSQCA) festgelegt und müssen von allen Lebensmittelherstellern befolgt werden. Pakistan ist ein muslimisches Land mit einem Halal-Lebensmittelgesetz, das für alle Importe und Exporte gilt.

Markt für Verpackungs- und Verarbeitungsmaschinen wächst

Gute Chancen ergeben sich für deutsche Unternehmen weiterhin bei der Ausfuhr von Verpackungs- und Lebensmittelweiterverarbeitungsmaschinen. Experten zufolge ist die lokale Produktion unterentwickelt. Multinationale Lebensmittelhersteller und pakistanische Anbieter (vor allem im oberen Preissegment) führen deshalb in der Regel die benötigten Maschinen aus dem Ausland ein. Deutschland gehört zu den Hauptlieferländern.

Der Datenbank UN Comtrade zufolge importierte Pakistan im Jahr 2021 Verpackungsmaschinen (HS 8422.30 und 8422.40) im Wert von 77,4 Millionen US-Dollar (US$) und damit 52 Prozent mehr als 2020. In den letzten acht Jahren konnte China seine Lieferanteile erheblich ausbauen (2021: 23,4 Millionen US$), während die deutschen Lieferungen an Dynamik verloren (2021: 14,5 Millionen US$). Deutschland war im Jahr 2014 noch Hauptlieferland (22,0 Millionen US$).

Der Import von Maschinen zur Lebensmittelverarbeitung (HS 8438) legte ebenfalls stark zu und betrug 2021 rund 70,3 Millionen US$, das entspricht einer Steigerung um fast 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Hauptlieferländer waren Italien (22,6 Millionen US$), China (13,8 Millionen US$) und die Türkei (5 Millionen US$). Deutschland lieferte Maschinen im Wert von 4,7 Millionen US$ und damit 194 Prozent mehr als 2020 (1,6 Millionen US$) und übertrifft damit sein bisheriges Rekordniveau von 2019 (4,5 Millionen US$).

Pakistans Import ausgewählter Lebensmittelverarbeitungs- und Verpackungsmaschinen (in Mio.US$)

HS-Code

Produktgruppe

2020

2021

Veränderung 2021/2020 in Prozent

davon aus Deutschland (2021)

8438

Maschinen zur Lebensmittelverarbeitung

41,6

70,3

69

4,7

8438.10

Maschinen u. Apparate zum Herstellen von Back- oder Teigwaren

16,6

31,2

88

2,1

8438.20

Maschinen u. Apparate zum Herstellen von Süßwaren, Kakao oder Schokolade

4,4

10,9

147,7

1,8

8438.30

Maschinen u. Apparate zum Herstellen von Zucker

1,1

1,9

72,7

0,1

8438.50

Maschinen u. Apparate zum Verarbeiten von Fleisch

2,3

4,2

82,6

0,3

8438.60

Maschinen u. Apparate zum Herstellen, zum Be- oder Verarbeiten von Früchten und Gemüse

5,8

6,9

19

k.A

8438.80

Sonstige Maschinen

6,4

9,6

50

1,0

8422.30

Maschinen u. Apparate zum Füllen, Verschließen, Versiegeln, Etikettieren, Verkapseln etc.

21,4

39,1

82,7

7,9

8422.40

And. Maschinen od. Apparate zum Verpacken oder Umhüllen von Waren

29,5

38,3

29,8

6,5

Quelle: UN Comtrade, Februar 2023

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