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Philippinen wollen bei Rechenzentren aufholen

Die Philippinen können vom Data-Center-Boom in Südostasien profitieren. Die Kapazitäten wachsen, aber Strom ist teurer und die Betreiber müssen in Energieeffizienz investieren.

Von Boris Alex | Kuala Lumpur

Der Asien-Pazifik-Raum zählt weltweit zu den dynamischsten Wachstumsregionen beim Bau von Rechenzentren. Neben High-Tech-Nationen wie Japan, Südkorea oder Singapur konnte sich in den vergangenen Jahren vor allem Malaysia als Standort für Data Centers etablieren. Andere Länder in Südostasien dürften nachziehen darunter auch die Philippinen, so die Einschätzung der Data Center Association of the Philippines (DCAP). Dort soll sich das Marktvolumen für Data-Center-Dienstleistungen bis 2030 auf rund 2 Milliarden US-Dollar (US$) verdreifachen, prognostiziert der Marktforscher Mordor Intelligence.

Philippinen noch unterversorgt

Im regionalen Vergleich zählen die Philippinen zu den Ländern mit der bislang geringsten Data-Center-Dichte. Einer Analyse des Immobiliendienstleisters Cushman & Wakefield (C&W) zufolge kamen dort 2024 auf 1 Megawatt (MW) aktiver Rechenzentrumsleistung 1,3 Millionen Menschen. Nur in Vietnam war das Verhältnis mit 1,7 Millionen pro MW noch schlechter. Der Durchschnitt für ganz Asien-Pazifik lag im vergangenen Jahr bei rund 350.000 Einwohnern je MW, so die C&W-Daten. DCAP beziffert die Data-Center-Kapazität für 2025 auf rund 320 MW, allerdings werden bislang nur etwa ein Drittel davon genutzt. Dennoch könnten bis 2030 weitere 700 MW an neuer Rechenzentrumsleistung dazukommen. Die philippinische Telekommunikationsbehörde Department of Information and Communications Technology (DICT) erwartet sogar 1.500 MW bis 2028.

Zurzeit treibt vor allem der steigende Datenhunger der philippinischen Bevölkerung das Data-Center-Wachstum voran, denn die ist noch jung und sehr digitalaffin. Drei Viertel der 115 Millionen Filipinos haben einen in der Regel mobilen Internetanschluss und nutzen soziale Medien. Die Altersgruppe der 16- bis 64-jährigen ist im Schnitt 8,5 Stunden am Tag online. Zudem soll der E-Commerce-Umsatz bis 2030 zwischen 25 und 30 Prozent pro Jahr auf 60 Milliarden US$ zulegen, so eine Prognose von Bain & Company. Fast 80 Prozent der Internet-User nutzen zudem Fintech-Anwendungen wie E-Payment oder Digital Wallets. Deren Anteil am gesamten Zahlungsverkehr lag 2024 bereits bei 60 Prozent Tendenz steigend. Mit mehr als 90 Millionen Usern ist GCash der führende Anbieter.

Öffentliche Dienstleistungen per Mobile-App

Parallel investieren die philippinischen Unternehmen verstärkt in Cloud- und Künstliche-Intelligenz-Lösungen (KI) und treiben den Bedarf an Data-Center-Services voran. Schätzungsweise ein Drittel der Firmen nutzt laut DCAP bereits Cloud-Dienste. Bis Ende 2026 könnte der Anteil auf 85 Prozent steigen, so eine Prognose des E-Commerce-Konzerns Alibaba.

Ein weiterer Wachstumstreiber ist die öffentliche Verwaltung. Die philippinische Regierung hat die Digitalisierung von staatlichen Dienstleistungen auf ihre Wachstumsagenda gesetzt. Rund 70 Behörden bieten inzwischen Dienste über die zentrale E-Government-App eGOV PH an. Diese hatte Mitte 2025 rund 14 Millionen Nutzer, die seit dem Launch der App vor zwei Jahren insgesamt 200 Millionen Transaktionen darüber abgewickelt haben, so die DICT.

Um das wachsende Datenvolumen zu bewältigen, will die Regierung im Rahmen ihres National Broadband Plans die IT-Infrastruktur auf dem Archipel ausbauen. Dazu sollen im ganzen Land darunter in den Städten Cebu, Davao, Clark und Naga Data-Center-Hubs entstehen. Diese werden dann über Data-Center-Interconnect-Leitungen (DCI) zusammengeschaltet. Nach Aussagen des DICT will die Regierung bis 2028 sieben Rechenzentren mit einem Investitionsvolumen von umgerechnet 127 Millionen US$ errichten. Der Aufbau der Data-Center-Infrastruktur bietet in den nächsten Jahren wachsende Geschäftschancen für Ausrüstungs- und Lösungsanbieter, so die Einschätzung der Vereinigung DCAP. Vorhaben wie das Philippine Digital Infrastructure Project werden zum Teil über Geberbanken wie der Asiatischen Entwicklungsbank oder der Weltbank mitfinanziert.

Standort für ausländische Investoren interessant

Bei den Data-Center-Projekten im Privatsektor sind sowohl philippinische Unternehmen als auch ausländische Investoren aktiv. Führender Betreiber ist Vitro mit elf Rechenzentren. Das Tochterunternehmen des größten philippinischen Telekom-Konzerns PLDT hat Mitte 2024 das erste KI-fähige Hyperscale-Data-Center des Landes mit einer Leistung von 50 MW in Betrieb genommen. Laut Pressemeldungen ist ein zweites mit weiteren 100 MW geplant. Einer der größten Mischkonzerne, Ayala, ist über seine Tochter A-Flow aktiv und hat Ende November 2025 das erste Rechenzentrum mit einer Kapazität von 36 MW eröffnet.

Größter ausländischer Investor ist ST Telemedia aus Singapur mit neun Rechenzentren und einer Gesamtkapazität von 146 MW. Equinix aus den USA betreibt zurzeit drei Datenzentren im Großraum Manila.

Die philippinische Regierung bietet im Rahmen ihres "Create More"-Gesetzes Anreize für Investitionen in Datenzentren. Dazu zählen die Befreiung von der Einkommensteuer über einen Zeitraum von maximal sieben Jahren sowie Sonderabschreibungen von bis zu 100 Prozent auf Ausgaben für Energie, Forschung und Entwicklung oder Ausbildung von Fachkräften. Auf den Import von Data-Center-Ausrüstung fallen zudem keine Einfuhrzölle an, so das Board of Investment.

Strompreise im regionalen Vergleich hoch

Die Philippinen sind als Standort für Rechenzentren allerdings nicht ohne Herausforderungen. Viele Regionen sind erdbebengefährdet und jedes Jahr von Wirbelstürmen und Überflutungen betroffen. Zudem hat das Land nach Singapur die zweithöchsten Strompreise in der Region. Der Bedarf an effizienter Klima- und Lüftungstechnik und Stabilisierungs- und Back-up-Systemen für die Stromversorgung dürfte daher weiter wachsen. Auch der Betrieb der Rechenzentren mit erneuerbaren Energien ist eine Option: Digital Edge betreibt sein Data Center im Laguna Technopark mit Strom aus Wasserkraft. Es ist das erste Rechenzentrum in den Philippinen, das nach dem Leadership in Energy and Environmental Design (LEED) mit Gold ausgezeichnet wurde.

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