Branchen | Philippinen | Bauwirtschaft
Tiefbau: Marktlage und -entwicklung
Die Philippinen haben Nachholbedarf beim Infrastrukturausbau. Das Straßennetz hat Priorität, aber auch bei Flughäfen, im Schienenverkehr und der Wasserversorgung gibt es Projekte.
01.12.2025
Von Boris Alex | Kuala Lumpur
Der Ausbau der Infrastruktur steht weit oben auf der Agenda der philippinischen Regierung. Im Rahmen des Public Investment Program sollen zwischen 2022 und 2028 mehr als 3.000 Projekte mit einem Investitionsvolumen von 225 Milliarden US-Dollar (US$) realisiert oder angeschoben werden. Die Regierung will dafür jedes Jahr öffentliche Gelder in Höhe von 5 bis 6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bereitstellen. Seit 2020 sind die Budgetmittel im Schnitt um 20 Prozent pro Jahr gestiegen. Im Bundeshaushalt für 2026 sind 27,4 Milliarden US$ vorgesehen. In den beiden Folgejahren dürften weitere 63 Milliarden US$ in Infrastrukturprojekte fließen, so die Daten des Department of Economy, Planning and Development (DEPDev).
Im Mittelpunkt steht das Build, Better, More (BBM)-Programm, das Präsident Ferdinand Marcos Jr. von seinem Vorgänger übernommen und um eine Reihe neuer Vorhaben erweitert hat. Inzwischen umfasst das BBM-Programm 207 Leuchtturmprojekte (Infrastructure Flagship Projects; IFP) mit einem Investitionsvolumen von umgerechnet 177 Milliarden US$. Davon wurden laut DEPDev bislang erst acht Vorhaben im Wert von 1,3 Milliarden US$ fertiggestellt. Mitte 2025 befanden sich weitere 70 Projekte mit einem Investitionsvolumen von 68 Milliarden US$ in der Implementierungsphase. Die restlichen 129 IFP im Wert von 107 Milliarden US$ stecken noch im Genehmigungs- oder Planungsstadium. Ein Viertel der Projekte mit einem Investitionsbedarf von 55 Milliarden US$ soll dabei als öffentlich-private Partnerschaft realisiert werden.
Transportinfrastruktur ist Herzstück des Investitionsprogramms
Mit 139 Projekten entfallen die meisten BBM-Vorhaben auf die Verkehrsinfrastruktur. Die Regierung will mit dem Ausbau des Straßen- und Schienennetzes sowie der Häfen und Flughäfen die Konnektivität auf dem rund 7.600 Inseln umfassenden Archipel verbessern. Hier haben die Philippinen Nachholbedarf, so die Einschätzung der Weltbank. Das Land erreichte im Logistics Performance Index aus dem Jahr 2023 in der Kategorie Transportinfrastruktur weltweit Rang 47. Damit liegen die Philippinen innerhalb der Association of Southeast Asian Nations mit Vietnam gleichauf, aber hinter Singapur, das weltweit die Spitzenposition einnimmt, Thailand auf Rang 25 und Malaysia auf Platz 30.
Die Regierung will das 35.500 Kilometer lange Straßennetz weiter ausbauen. Ein Fünftel der Strecke ist reparaturbedürftig, so die Angaben des Department of Public Works and Highways. Im März 2025 befanden sich 15 Straßen- und Brückenbauvorhaben im Rahmen des BBM-Programms mit einem Investitionsvolumen von 18,2 Milliarden US$ im Bau beziehungsweise in der Ausschreibung. Weitere sieben Projekte im Wert von 5,3 Milliarden US$ warten auf die Genehmigung durch das Investment Coordination Committee. Die Vorhaben sollen bis 2033 abgeschlossen sein und werden größtenteils über Kredite der Asian Development Bank (ADB) und der Japan International Cooperation Agency (JICA) finanziert.
Schienenverkehrsprojekte verzögern sich
In den Philippinen sind nur 130 Kilometer Schienenstrecke in Betrieb. Die aktuellen Projekte fokussieren sich auf den Ausbau im Nah- und Regionalverkehr. Zwar gibt es auch Überlegungen zum Bau von Fernverkehrsstrecken, aber diese sind noch in einem sehr frühen Stadium. Wichtigstes Vorhaben ist die North-South Commuter Railway (NSCR), die über 147 Kilometer und 35 Stationen New Clark City nördlich von Manila mit Calamba im Süden der Hauptstadt verbinden wird. Der erste Streckenabschnitt des rund 15 Milliarden US$ teuren Projekts soll Ende 2027, der dritte und letzte Anfang 2032 in Betrieb gehen und dann bis zu 750.000 Fahrgäste pro Tag befördern. Zurzeit läuft das Interessenbekundungsverfahren für den Betrieb und die Instandhaltung der NSCR.
Das zweite große Schienenverkehrsprojekt ist die Metro Manila Subway. Die erste U-Bahn-Strecke in den Philippinen soll über 33 Kilometer Valenzuela im Norden der Hauptstadt mit Bicutan im Süden verbinden. Das rund 9 Milliarden US$ teure Vorhaben verzögert sich seit Jahren und soll nun 2028 zumindest teilweise in Betrieb gehen. Vor allem der Landerwerb für den Bau der Strecke und der 17 Stationen gestaltet sich schwierig. Neben diesen beiden Großvorhaben sind die Erweiterung des Schnellbahnnetzes (MRT und LRT) in der Hauptstadtregion und der Bau von Bus Rapid Transit (BRT)-Strecken in Manila, Cebu und weiteren Städten geplant.
Mehrere Flughafenprojekte in der Hauptstadtregion
Seit 2020 befindet sich 35 Kilometer nördlich der Hauptstadt der New Manila International Airport im Bau. Der 13 Milliarden US$ teure Flughafen wird mit einer Kapazität von 35 Millionen Passagieren pro Jahr der größte Flughafen des Landes sein und soll planmäßig Ende 2028 den Betrieb aufnehmen. Der Ninoy Aquino International Airport im Süden der Hauptstadt wird für 3 Milliarden US$ modernisiert und erweitert. Im Süden Manilas ist ein weiterer Großflughafen in Planung. Im August 2025 hatte der indische Infrastrukturkonzern GMR sein Interesse am Bau und Betrieb des Sangley Point International Airport bekundet. Einen Zeitplan für das Projekt gibt es bislang nicht.
Projekte im Wassersektor geplant
Im Wassersektor sollen gut 30 Projekte unter dem BBM-Programm realisiert werden. Neben der Verbesserung der Wasserinfrastruktur steht der Hochwasser- und Küstenschutz im Mittelpunkt. In der Hauptstadt werden im Rahmen des Metro Manila Flood Management Project für 440 Millionen US$ unter anderem 20 neue Pumpstationen gebaut und in bestehenden 36 Stationen die Pumpen erneuert. Weitere 1 Milliarde US$ fließen in verschieden Stau- und Hochwasserdammprojekte.
Ausbau der erneuerbaren Energien kommt voran
Die Philippinen wollen den Anteil der erneuerbaren Energien an den Stromerzeugungskapazitäten bis 2030 auf 35 Prozent verdoppeln. Anfang September 2025 wurden Solar- und Windkraftprojekte mit einer Leistung von insgesamt 10 Gigawatt im Rahmen einer Ausschreibung vergeben. Die Anlagen sollen zwischen 2026 und 2029 ans Netz gehen, so die Vorgaben des Department of Energy.