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Tiefbau: Marktlage und -entwicklung

Der Tiefbau auf den Philippinen steht ganz im Zeichen des Infrastrukturausbaus. Die neue Regierung setzt weiterhin einen Schwerpunkt auf den Sektor.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Der Tiefbau wird dominiert von der geplanten Modernisierung der Infrastruktur auf dem Archipel. Der Transport gilt als einer der Hemmschuhe für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Die Logistikkosten sind im asiatischen Vergleich enorm hoch. Sich zwischen und innerhalb der Städte zu bewegen ist enorm zeitaufwändig. Im aktuellen Global Competitiveness Report rangiert die Transportinfrastruktur des Archipels auf dem 102. Platz unter 141 untersuchten Ländern. Innerhalb Asiens liegt es am Ende des Rankings.

Um diese Mängel zu beheben, wurde bereits 2016 vom damaligen Präsidenten Rodrigo Duterte das Programm Build, Build, Build (BBB) lanciert. Es sieht umfangreiche Investitionen in den Neubau und die Modernisierung der verbesserungswürdigen Infrastruktur vor. Das übergeordnete Ziel ist, die wichtigsten Inseln und Regionen des Landes besser zu verbinden und damit die Transportkosten zu senken. Das Programm wird auch in den kommenden Jahren einen wichtigen Wachstumsfaktor für die Bauindustrie darstellen.

Neue Regierung forciert Infrastrukturausbau

Pressemeldungen zufolge wurden Mitte vergangenen Jahres 94 der ursprünglich 112 Großprojekte im Wert von rund 80 Milliarden US-Dollar (US$) an die neue Administration von Präsident „Bongbong“ Marcos übergeben. Im 2. Halbjahr 2022 befanden sich zwölf Projekte im Wert von 34 Milliarden US$ in der Implementierungsphase. Unter dem neuen Präsidenten wurde das Programm in Build, Better, More (BBM) umgetauft. Inhaltlich wurden zunächst keine wesentlichen Anpassungen vorgenommen.

Marcos äußerte in den Medien die Intention, keines der Vorhaben auszusetzen, sondern im Gegenteil das Programm auszuweiten. Die Infrastruktur sei ein wesentlicher Faktor, um die Entwicklung anderer Sektoren voranzutreiben. Daher sollen künftig 5 bis 6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für den Ausbau ausgebeben werden – allein 2023 sind im Budget der Regierung 21 Milliarden US$ zu diesem Zweck vorgesehen. Im Vorjahr lag der Anteil Regierungsangaben zufolge bei 4,1 Prozent des BIP.

Nach Einschätzung des Fachverbandes PCA (Philippines Constructors Association Inc) stellt die Kontinuität des Programms einen sehr wichtigen Faktor für künftige Projekte dar. Normalerweise setzen neue Administrationen in den Philippinen auf neue Initiativen und Schwerpunkte. Alte Programme werden im Regelfall ausrangiert, so die Stimmen. Dass der neue Präsident BBB von seinem Vorgänger „adoptiert“ habe, sei vielversprechend für die Erfolgsaussichten des Sektors. Zudem erwägt die neue Regierung die Umsetzung zusätzlicher Projekte.

Die Infrastrukturprojekte des Programms sind teilweise aus Mitteln der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit (ODA) Japans finanziert. Auch die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) ist bei mehreren Vorhaben engagiert. Weitere Mittel stellt die philippinische Regierung selbst bereit. Die Entwicklungsbehörde NEDA (National Economic Development Agency) ist unter anderem zuständig für die Evaluierung der Infrastrukturprojekte. Darüber hinaus legt die Regierung im Rahmen des Programms PIP (Public Investment Program) die prioritären Vorhaben der kommenden fünf Jahre fest, viele davon als Public-Private-Partnership-(PPP)-Projekte.

Nicht nur Transportinfrastruktur mit Potenzial

Der Großteil der BBM-Vorhaben dient dem Ausbau der Transportinfrastruktur wie Straßen, Brücken, Zugverbindungen und Flughäfen. Aber auch andere Bereiche müssen modernisiert werden. So könnte der Krankenhausbau vom gestiegenen Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung durch die Coronapandemie profitieren. Im Bereich Information und Telekommunikation sind die Perspektiven nach Einschätzung des Fachverbandes derzeit schwer einzuschätzen. Vor allem aber für Rechenzentren dürfte sich eine hohe Nachfrage ergeben. 

Der Energiesektor bietet ebenfalls Potenzial. Der Windenergie soll künftig eine größere Rolle zukommen. Deutsche Firmen sind im Markt aktiv vertreten, ebenso im Solarsegment. Aufgrund der natürlichen Gegebenheiten in den Philippinen sehen Unternehmensvertreter im Bereich Geothermie ebenfalls große Möglichkeiten für Baufirmen.

Die Regierung legt zudem Wert auf den Ausbau der Wasserversorgung. Neben der Modernisierung der bestehenden Wasserinfrastruktur sind auch mehrere neue Projekte in diesem Segment geplant. Zudem gibt es Aktivitäten im Bereich Landgewinnung und Uferbefestigungen. In der Manila Bay laufen dazu nach Informationen des Department of Environment and Natural Ressources (DENR) 19 Projekte, landesweit existieren 187 Vorhaben.

Knappe Regierungskassen zwingen zur Nutzung von PPP-Strukturen

Während der Amtszeit von Rodrigo Duterte verfügte die Regierung nach Einschätzung von Industrievertretern über ausreichende Mittel, um die Projekte ohne private Beteiligung umzusetzen. Aus diesem Grund hielt sich das Interesse an PPP-Projekten sehr in Grenzen. Die Coronakrise mit ihren wirtschaftlichen Folgen hat jedoch erhebliche Löcher in die öffentlichen Kassen gerissen.

Das Budgetdefizit erhöhte sich gemessen am BIP von 3,4 Prozent vor der Pandemie 2019 auf geschätzte 7,3 Prozent im Jahr 2022. Die Staatsverschuldung stieg im gleichen Zeitraum von 40 auf 64 Prozent des BIP. Daher will die neue Administration wieder stärker auf PPP-Vorhaben setzen, etwa bei Mautstraßen, Busverbindungen oder Flughäfen. Regierungsvertreter gaben Anfang 2023 in der lokalen Presse an, dass sich derzeit 87 PPP-Projekte im Wert von 54 Milliarden US$ in der Pipeline befänden. Nun werde laut Branchenkennern die Reaktion von privater Seite abgewartet.

Die philippinische Administration verweist über das Public-Private Partnership Center auf Beteiligungsmöglichkeiten. Das Infrastrukturministerium (Department of Public Works and Highways) informiert auf seiner Webseite über die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen im Sektor.

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